Gebersdorf (Thalmässing)

Ortsteil von Thalmässing

Gebersdorf ist ein Gemeindeteil des Marktes Thalmässing im Landkreis Roth (Mittelfranken, Bayern).[2] Gebersdorf liegt in der Gemarkung Hagenich.[3]

Gebersdorf
Koordinaten: 49° 5′ N, 11° 14′ OKoordinaten: 49° 4′ 30″ N, 11° 13′ 48″ O
Höhe: 478 m
Postleitzahl: 91177
Vorwahl: 09173
Gebersdorf
Gebersdorf

Das Kirchdorf liegt südöstlich des Gemeindesitzes Thalmässing am Hagenicher Mühlbach, einem Seitenbach der Thalach, am Abhang der Jurafläche zur Thalach hin. Gemeindeverbindungsstraßen gehen in nordöstlicher Richtung nach Hagenich und weiter zur Staatsstraße 2227, sowie in südwestlicher Richtung nach Waizenhofen und zur Staatsstraße 2225.[4] Die Dorfflur von 68 Hektar[5] ist dreiseitig von einem nur mäßig höheren, bewaldeten Höhenzug umgeben und öffnet sich nur nach Osten bzw. Nordosten hin. Durch den Ort führt der nach Waizenhofen führende Thalmässinger Wanderweg Nr. 3.

In einer Beschreibung von 1787 heißt es: „Der Ort liegt zwischen hohen Bergen in einer romantischen Gegend, welche durch die vielen hier gepflanzten Welsch- oder Wallnußbäume, die im Sommer fast das ganz Dörfgen bedeken, sehr verschönert wird.“[6]

Ortsnamendeutung

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Der Ortsname soll nach dem althochdeutschen Personennamen Gebiheri gebildet worden sein.[7]

Um 1800 lautete der Ortsname auch auf „Gebersburg“.[8]

Geschichte

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Nördlich von Gebersdorf befinden sich an einem bewaldeten Abhang zwei Grabhügel der Hallstattzeit.[9]

Der Ort ist wahrscheinlich im Schenkungsbuch der Propstei Berchtesgaden um 1150 erstmals erwähnt. Dort tritt ein „Werinhere de Giebestorf“ als Urkundenzeuge auf. Etwa aus der gleichen Zeit ist im Schenkungsbuch mit „Gotscalch de Giebestorf“ ein weiterer Ortsadeliger genannt. Gesichert ist die Nennung des Ortsnamens von 1343 mit Heinrich Geberstorfer zu Geyern. Der Ortsadel hatte einen ebenerdigen, von einem Graben umgebenen kleinen Ansitz im Dorf. Die heutige Seniorenpension auf diesem Gelände, eine Nachfolgeeinrichtung eines vormaligen Bauern-, dann Wirtshauses, „bewahrt jedenfalls Mauerbestände vom mittelalterlichen Wohnbau, den man sich klein vorstellen muß.“[10]

1340 verkaufte Chunrat der Swer von Rutlantzholz (= Rudletzholz) sein Gut im Dorf an die Herren von Sandsee. Aus einer Urkunde des Klosters Plankstetten von 1368 erfährt man, dass der Ritter Ulrich von Morsbach, sein Sohn Heinrich und dessen Sohn Hartunch an der St. Johanneskapelle des Klosters eine tägliche Messe stifteten und als Ausstattung dazu unter anderem ein Gut zu Geberstorf gaben.[11] 1480 wird die Kirche St. Nikolaus in Gebersdorf als Filialkirche von St. Gotthard in (Thal-)Mässing erwähnt; die Reformation erfolgte mit der Mutterkirche 1534.[12] Zwei von einem Flügelaltar stammende Flachreliefs aus der mittelalterlichen Kirche von Gebersdorf, die hl. Elisabeth und die hl. Katharina darstellend, kamen ins Germanische Nationalmuseum Nürnberg.[13] Im „Schloß“ wohnten später die Auer von Aue, dann die Eckmannshofer.[14] 1548 waren hier die Ehenheimer begütert.[15]

Für das 18. Jahrhundert wird von zwei warmen Quellen in Gebersdorf berichtet.[16]

Gegen Ende des Alten Reiches unterstand Gebersdorf, ein Weiler von zehn Untertanen-Familien, bis 1796 hochgerichtlich dem brandenburg-ansbachischen Landvogtei-Oberamt Stauf-Landeck. Die Dorf- und Gemeindeherrschaft hatte das Kastenamt Stauf inne, das alleiniger Grundherr über die zehn Anwesen im Dorf und über die drei zum Dorf gehörenden Mühlen war, darunter die Bergmühle. Außerdem gab es bereits das Wirtshaus im ehemaligen „Schlossgelände“ und ein gemeindliches Hirtenhaus.[17] 1796 fiel das Fürstentum Ansbach und damit auch Gebersdorf im Amt Stauf-Landeck an das Königreich Preußen.

Im Königreich Bayern bildete Gebersdorf mit Eckmannshofen, Hagenich und der Bergmühle (auch: Guckerlamühle) 1818 die Ruralgemeinde Hagenich im Steuerdistrikt Thalmässing im Landgericht Raitenbuch, ab 1812 im Landgericht Greding.[18]

1840 bestand das Dorf aus 14 Wohnhäusern mit 58 Einwohnern, 1875 aus insgesamt 47 Gebäuden mit 44 Einwohnern. In den Ställen standen 1875 drei Pferde und 35 Stück Rindvieh. Die Kinder besuchten die protestantische Schule in Thalmässing.[19] Um 1900 standen im Dorf 13 Wohngebäude, in denen 59 Personen lebten.[20] 1952 wurden elf, 1961 zwölf Wohngebäude gezählt.[21] In den 1960/70er Jahren war die Einwohnerzahl auf 28 abgesunken.

Im Zuge der Gebietsreform in Bayern wurde das Kirchdorf zum 1. Januar 1972 in den Markt Thalmässing eingegliedert.[22]

Einwohnerentwicklung

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  • 1818: 54 (13 „Feuerstellen“ = Haushaltungen, 14 Familien)[23]
  • 1823: 54 (12 Anwesen)[24]
  • 1840: 58 (12 Häuser)[25]
  • 1871: 44[26]
  • 1900: 59[27]
  • 1937: 42 (mit Guggen- und Lehmermühle)[28]
  • 1950: 66 (10 Wohngebäude)[29]
  • 1961: 32[30]
  • 1970: 28[31]
  • 1. Januar 2014: 57[32]
 
Die Gebersdorfer Kirche St. Nikolaus

Evangelisch-lutherische Filialkirche St. Nikolaus

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Die heutige Kirche, ein zweigeschossiger Putzbau mit Halbwalmdach, ist laut Unterlagen im Pfarrarchiv ein Neubau von 1765/66.[33] Sie wurde nach Plänen von Johann David Steingruber im sogenannten Markgrafenstil erbaut. Der Kirchturm springt nach Osten aus, ist im Untergeschoss quadratisch und hat ein oktogonales Obergeschoss mit Kuppeldach. Der flachgedeckte Saalbau ist mit einem Kanzelaltar, der in einer Blendnische des Turmes steht, und mit umlaufenden Emporen ausgestattet.[34]

Baudenkmäler

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Neben der Kirche gelten als Baudenkmäler das ehemalige Gasthaus Gebersdorf Nr. 6 im Areal und mit Mauerresten des spätmittelalterlichen Schlösschens, heute eine Senioren- und Pflegepension, und das ehemalige Gütlerhaus Gebersdorf Nr. 12 aus dem 18. Jahrhundert.

Literatur

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Commons: Gebersdorf (Thalmässing) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Thalmässing
  2. Gemeinde Thalmässing, Liste der amtlichen Gemeindeteile/Ortsteile im BayernPortal des Bayerischen Staatsministerium für Digitales, abgerufen am 12. Oktober 2024.
  3. Webkarte. ALKIS®-Verwaltungsgrenzen – Gemarkungen. In: BayernAtlas. LDBV, abgerufen am 12. Oktober 2024.
  4. Ortskarte 1:10.000. Darstellung mit Schummerung. In: BayernAtlas. LDBV, abgerufen am 12. Oktober 2024 (Entfernungsangaben entsprechen Luftlinie).
  5. Wiessner, S. 29
  6. Fischer, S. 338.
  7. Sammelblatt des Histor. Vereins Eichstätt 45 (1930), S. 106
  8. Fischer, S. 331; Bundschuh II, Sp. 300
  9. Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 4. März 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.kreisheimatpfleger-roth.de Archäologischer Weg Thalmässing (Nr. 10)
  10. Mader, S. 64; Wiessner, S. 114, 121
  11. C. H. de Lang: Regesta sive rerum boicarum autographa, München 1841, S. 199; Wiessner, S. 15, 140 (Anm. 778)
  12. Buchner II, S. 857 f.
  13. Anzeiger des Germanischen Nationalmuseums, Nürnberg 1890, S. 39
  14. Bundschuh II, Sp. 300; Mader. S. 64
  15. Sammelblatt des Histor. Vereins Eichstätt 39 (1924), S. 12; Mader, S. 64
  16. Bundschuh II, Sp. 300; Wiessner, S. 200; Johann Bernhard Fischer: Oberamt Stauf. In: Statistische und topographische Beschreibung des Burggraftums Nürnberg, unterhalb des Gebürgs, oder des Fürstentums Brandenburg-Anspach. Zweyter Theil. Enthaltend den ökonomischen, statistischen und sittlichen Zustand dieser Lande nach den funfzehen Oberämtern. Benedict Friedrich Haueisen, Ansbach 1790, OCLC 159872968, S. 331–332 (Digitalisat).
  17. Hirschmann, S. 105; Bundschuh II, Sp. 300
  18. Hirschmann, S. 226
  19. Joseph Anton Eisenmann und Karl Friedrich Hohn: Topo-geographisch-statistisches Lexicon vom Königreiche Bayern. 1. Band, Erlangen 1840, S. 504; Kgl. Statistisches Bureau in München (Bearb.): Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Koenigreichs Bayern, München 1876, Spalte 1162
  20. Ortschaften-Verzeichnis des Königreichs Bayern mit alphabetischem Ortsregister, München 1904, Spalte 1223
  21. Wiessner, S. 29; Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern. Gebietsstand am 1. Oktober 1964 mit statistischen Angaben aus der Volkszählung 1961, München 1964, Spalte 795
  22. [1] Website des Marktes Thalmässing
  23. Alphabetisches Verzeichniß aller im Rezatkreise ... enthaltenen Ortschaften, Ansbach 1818, S. 29
  24. Hirschmann, S. 226
  25. Max Siebert: Das Königreich Bayern topographisch-statistisch in lexicographischer und tabellarischer Form dargestellt, München 1840, S. 334
  26. Kgl. Statistisches Bureau in München (Bearb.): Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Koenigreichs Bayern, München 1876, Spalte 1162
  27. Ortschaften-Verzeichnis des Königreichs Bayern mit alphabetischem Ortsregister, München 1904, Spalte Sp. 1223
  28. Buchner II, S. 415
  29. Hirschmann, S. 226
  30. Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern. Gebietsstand am 1. Oktober 1964 mit statistischen Angaben aus der Volkszählung 1961, München 1964, Spalte 795
  31. Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Bd. 1978 = 380, München 1978, S. 167
  32. [2] Website des Marktes Thalmässing
  33. Gemeinsam unterwegs. Kirchen und Pfarreien im Landkreis Roth und in der Stadt Schwabach, Schwabach/Roth o. J. [2000], S. 190
  34. Mader, S. 64; Georg Dehio: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler. Bayern I: Franken. 2., durchgesehene und ergänzte Auflage, München: Deutscher Kunstverlag 1999, S. 373