Gerlachsheim

Stadtteil von Lauda-Königshofen, Baden-Württemberg, Deutschland

Gerlachsheim ist ein Stadtteil von Lauda-Königshofen im Main-Tauber-Kreis in Baden-Württemberg.

Gerlachsheim
Wappen von Gerlachsheim
Koordinaten: 49° 35′ N, 9° 43′ OKoordinaten: 49° 34′ 46″ N, 9° 43′ 3″ O
Fläche: 8,75 km²
Einwohner: 1666 (9. Jan. 2024)[1]
Bevölkerungsdichte: 190 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. Januar 1974
Eingemeindet nach: Lauda
Postleitzahl: 97922
Vorwahl: 09343
Grünbachbrücke in Gerlachsheim, 2021
Grünbachbrücke in Gerlachsheim, 2021

Geographie

Bearbeiten
 
Gemarkung von Gerlachsheim, 1908, daneben die Gemarkung von Kützbrunn

Gerlachsheim liegt in dessen unterstem Tal am linken Ufer des Grünbachs kurz vor seiner Mündung in die Tauber. Jenseits des Grünbachs ragt der Herrenberg auf, an dessen süd- und südwestexponierten Steillagen Weinberge liegen.[2]

Geschichte

Bearbeiten

Erstmals tauchte Gerlachsheim im vierten Jahrhundert auf. 1952–54 fand man dort vier Gräber mit reichen Grabbeigaben, die darauf schließen lassen, dass eine alemannische Adelsfamilie hier ihren Sitz hatte. 1197 wurde ein Nonnenkloster errichtet. Der damalige Name des Ortes war Lützelluden (Kleinlauda), später nannte man es Kleingerlachsheim. Nachdem das Kloster 1525 verwüstet und geplündert wurde und sich viele Nonnen einer neuen Lehre anschlossen, lebten nur noch zwei Nonnen im Kloster Gerlachsheim. Dieses wurde daraufhin im Jahre 1552 von Bischof Friedrich von Würzburg aufgelöst und das Gebiet fiel an die Hofkammer. Diese musste es jedoch nach einem langwierigen Prozess an den Abt des Klosters Oberzell zurückgeben. Im 18. Jahrhundert wurde das Gerlachsheimer Kloster mit dem Kloster Oberzell als Priorat vereint. Zwischen 1723 und 1730 wurde eine neue Kirche errichtet. Nach der Besetzung 1802 diente Gerlachsheim als Residenz für den Fürsten von Salm-Reifferscheid-Bedburg, ehe er 1838 das Kloster an Baden verkaufte. Bis 1864 diente das Gerlachsheimer Kloster als Bezirksamtsgebäude. Ab 1874 wurde es als Taubstummenanstalt verwendet, die ab 1935 sukzessive aufgelöst wurde. Während des Zweiten Weltkriegs beherbergte die Klosteranlage zwangsumgesiedelte Slowenen, nach Kriegsende diente sie als zentrales Durchgangslager für Vertriebene.[3] Seit 1952 nutzt der Main-Tauber-Kreis die ehemaligen Konventgebäude als Alters- und Pflegeheim.

1774 wurde Gerlachsheim mit Heckfeld und Beckstein zur Stadt Lauda hinzugefügt. Durch das Bezirksamt Gerlachsheim war Gerlachsheim von 1813 bis 1864 ein Verwaltungsbezirk in Baden, vergleichbar mit einem heutigen Landkreis.[4][5]

Am 1. Januar 1974 wurde Gerlachsheim in die Stadt Lauda eingegliedert und kam mit dieser am 1. Januar 1975 zu Lauda-Königshofen.[6]

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Bearbeiten

Heilig Kreuz

Bearbeiten

In Gerlachsheim befindet sich mit der Barockkirche Heilig Kreuz ein regional bekanntes Bauwerk.[2]

Rokoko-Freigruppe der Schmerzensmutter

Bearbeiten

Vor dem ehemaligen Klostergebäude befindet sich die Rokoko-Freigruppe der Schmerzensmutter. Sie wurde 1751 errichtet.[2]

Barockbrücke

Bearbeiten

Auf einer im Ort befindlichen Barockbrücke, die den Grünbach überspannt, sind vier Brückenheilige dargestellt: Der heilige Kilian, der heilige Burkard, der heilige Michael und der heilige Nepomuk.[2]

Winzerhaus Buchler

Bearbeiten

In der Ortsmitte befindet sich das Winzerhaus Buchler. Dabei handelt es sich um ein stattliches Fachwerkhaus der einstigen Weinhändlerdynastie Buchler.[2] Das Buchler-Palais wurde von der Denkmalstiftung Baden-Württemberg im Juni 2017 zum Denkmal des Monats gewählt.

Wirtschaft und Infrastruktur

Bearbeiten

Gerlachsheim liegt mit einem Haltepunkt an der Frankenbahn. Die Bundesstraße 290 führt am Ort vorbei.

Weinanbau

Bearbeiten

Die Weinberge am Herrenberg, die von Winzern in Gerlachsheim bewirtschaftet werden, gehören zur Reblage Herrenberg des badischen Frankenlandes.[2]

Tourismus

Bearbeiten

Wegen des ehemaligen Prämonstratenserklosters Gerlachsheim mit seiner Barockkirche Heilig Kreuz und seiner Lage an der Romantischen Straße sowie am Taubertalradweg ist Gerlachsheim ein beliebtes Reiseziel.[7][8][9] Der Grünbachtalradweg führt von Gerlachsheim in das Grünbachtal flussaufwärts in Richtung Grünsfeld.

Der etwa 180 km lange Jakobsweg Main-Taubertal führt ebenfalls durch Gerlachsheim.[10]

Ansässige Unternehmen

Bearbeiten

In Gerlachsheim wurde im Jahre 1734 eine Brauerei gegründet, die im Ort bis 1930 als Brauerei Zipf geführt wurde. Ab 1930 verlegte der aus dem Ort stammende Heinrich Zipf, der die Brauerei seit 1902 betrieb, den Firmensitz nach Tauberbischofsheim, wo das Unternehmen als Zipf-Bräu noch bis zur Mitte der 1980er Jahre bestand.[11]

Persönlichkeiten

Bearbeiten

In Gerlachsheim sind auch einige Vereine beheimatet.:[12]

  • Anglergemeinschaft Gerlachsheim
  • Förderverein Lindenschule Gerlachsheim e.V.
  • Heimat- und Kulturverein Gerlachsheim 1995 e.V.
  • Kath. Frauengemeinschaft Gerlachsheim
  • Kath. Kirchenchor Gerlachsheim
  • KJG Gerlachsheim
  • Musikkapelle Gerlachsheim
  • Männergesangverein Liederkranz 1862 Gerlachsheim e.V.
  • Sozial-Karitativer Förderverein Hl. Kreuz e.V.
  • Tennisclub Gerlachsheim e.V.
  • Verein für Obst- und Gartenbau, Garten und Landschaft e.V. Gerlachsheim
  • VfR Gerlachsheim

Literatur

Bearbeiten
  • Einweihung des neuen Altars in der katholischen Pfarrkirche Heilig-Kreuz in Gerlachsheim, am 9. September 1990, Kirchenführer, Hrsg.: Katholisches Pfarramt Hl. Kreuz Gerlachsheim, Gerlachsheim 1990, 63 Seiten.
Bearbeiten
Commons: Gerlachsheim – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. Lauda-Königshofen in Zahlen. Abgerufen am 16. Juni 2024.
  2. a b c d e f Gerlachsheim. In: lauda-koenigshofen.de. Abgerufen am 20. November 2022.
  3. Thomas Fricke: Klöster in Baden-Württemberg: Kloster. Abgerufen am 19. Februar 2018.
  4. Taubertal.de: Geschichte von Gerlachsheim (Memento des Originals vom 5. März 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.taubertal.de. Online auf www.taubertal.de. Abgerufen am 22. Januar 2016.
  5. Wolfram Angerbauer (Red.): Die Amtsvorsteher der Oberämter, Bezirksämter und Landratsämter in Baden-Württemberg 1810 bis 1972. Herausgegeben von der Arbeitsgemeinschaft der Kreisarchive beim Landkreistag Baden-Württemberg. Theiss, Stuttgart 1996, ISBN 3-8062-1213-9, S. 85–88.
  6. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 469 f. (Digitalisat in: Statistische Bibliothek des Bundes und der Länder [PDF]).
  7. Stadt Lauda-Königshofen: Die Gemeinden des lieblichen Taubertals. online auf http://www.liebliches-taubertal.de/. Abgerufen am 22. Januar 2016.
  8. „Der Klassiker“ - Tourismusverband Liebliches Taubertal. In: liebliches-taubertal.de. Abgerufen am 3. August 2020.
  9. 2. Tagesetappe - Weikersheim über Bad Mergentheim bis Tauberbischofsheim - Tourismusverband Liebliches Taubertal. In: liebliches-taubertal.de. Abgerufen am 3. August 2020.
  10. Jakobsweg Main-Taubertal (Pilgerweg) - wanderkompass.de. In: wanderkompass.de. Abgerufen am 3. August 2020.
  11. Zipf, Tauberbischofsheim. Brauhaus Faust oHG, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 8. November 2017; abgerufen am 7. November 2017.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.faust.de
  12. Vereine Gerlachsheim: Die Vereine in Gerlachsheim (Memento des Originals vom 4. März 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.lauda-koenigshofen.de. online auf http://www.lauda-koenigshofen.de/. Abgerufen am 22. Januar 2016.