Giro d’Italia Donne 2023 war ein Etappenrennen für Frauen. Das Rennen fand vom 30. Juni bis zum 9. Juli in Italien statt und war Teil der UCI Women’s WorldTour 2023. Es begann in der Toskana und endete auf Sardinien.
Die Organisation des Rennens war mit erheblichen Schwierigkeiten verbunden. Erste Einzelheiten der Streckenführung wurden erst am 25. Mai, fünf Wochen vor Rennbeginn, bekannt gegeben.[1] Die Finanzierung der Fernsehübertragung konnte erst eine Woche vor dem Start durch eine Übereinkunft des italienischen Radsportverbands mit der RAI gesichert werden. Die erhebliche finanzielle Belastung für den Verband hatte zu offenem Streit im Vorstand geführt. Ohne Übertragung hätte das Rennen seinen World-Tour-Status verloren und vermutlich nicht stattfinden können.[2][3] Der Organisator Starlight, der zum letzten Mal für den Giro zuständig war, strich zudem die Preisgelder erheblich zusammen, so betrug die Siegprämie für das Gesamtklassement statt 50.000 € im Vorjahr nur noch 2.000 €.[4]
Die erste Etappe war ein sehr kurzes Einzelzeitfahren von 4 Kilometer Länge in Chianciano Terme. Die zweite Etappe fand ebenfalls in der Toskana statt. Auf der dritten Etappe nach Modena passierten die Fahrerinnen das Geburtshaus Alfonsina Stradas, wo ein Zwischensprint ausgefahren wurde. Es folgten eine weitere Etappe in der Emilia-Romagna sowie die fünfte Etappe nach Ceres in den Alpen, wo der Passo del Lupo die Cima Coppi darstellte. Zwei hüglige Etappe in der Langhe sowie im Hinterland der Küste Liguriens beendeten den kontinentalen Abschnitt des Giro und endeten jeweils mit einer kleinen Bergwertung.
Nach einem Pausentag für den Transfer wurden die beiden letzten Etappen auf Sardinien in Angriff genommen, wo der Giro Donne bereits im Vorjahr gastiert hatte. Die erste der beiden führte leicht hüglig nach Sassari, die zweite im Norden der Insel endete in Olbia.
Das kurze Einzelzeitfahren wurde wegen Starkregen abgebrochen, nachdem mehrere Fahrerinnen gestürzt waren.[5]
Die einzige Schwierigkeit des Tages war der Passo della Colla di Casaglia auf 900 m Meereshöhe in den Apenninen. Dessen Anstieg zog sich über 15 Kilometer hin, worauf eine ebenso lange Abfahrt zum Ziel folgte. Während der Auffahrt setzte Regen ein, der die Fernsehübertragung längere Zeit außer Gefecht setzte. Weltmeisterin und Titelverteidigerin Annemiek van Vleuten setzte sich vom Rest des Felds ab und konnte ihren 100. Profi-Sieg mit 45 Sekunden Vorsprung vor einer 10-köpfigen Gruppe heimfahren.[6][7]
Die flache Etappe lief wie erwartet auf einen Sprint in Modena hinaus, den Europameisterin Lorena Wiebes überlegen vor Marianne Vos und Chloé Dygert gewann.[8]
Die Etappe führte von Fidenza in die Apenninen mit mehreren kleineren und mittleren Anstiegen. Auf dem höchsten davon, dem Passo Montevacà 30 Kilometer vor dem Ziel, attackierte zunächst Veronica Ewers und überholte bald die letzte der Ausreißerinnen, Ilse Pluimers. Auf dem letzten Anstieg 15 Kilometer vor dem Ziel setzten sich mit Annemiek van Vleuten und Elisa Longo Borghini zwei der Favoritinnen fürs Gesamtklassement vom Peloton ab und schlossen zu Ewers auf. Van Vleuten machte den Großteil der Führungsarbeit, um die übrigen Favoritinnen weiter zu distanzieren, den Sprint gewann folgerichtig Longo Borghini vor Ewers.[9]
Der erste Anstieg, Passo del Lupo, war der mit Abstand größte, danach folgten bis zum Ziel drei kleinere. Annemiek van Vleuten ging gleich am ersten Pass in die Offensive, und nur Gaia Realini konnte sich an ihrem Hinterrad halten. In der Abfahrt und danach wuchs die Spitzengruppe wieder auf elf Fahrerinnen an. Aus dieser Gruppe griff Antonia Niedermaier gegen Ende der vorletzten Steigung 25 km vor dem Ziel an und gewann gut eine Minute Vorsprung. Am letzten Anstieg machten sich die beiden Ersten des Gesamtklassements, Annemiek van Vleuten und Elisa Longo Borghini, auf die Jagd nach Niedermaier; am Ende der Steigung, zehn Kilometer vor dem Ziel, waren sie nur noch 15 Sekunden hinter ihr. In der Abfahrt kamen beide Verfolgerinnen unabhängig voneinander von der Straße ab; während Van Vleuten nur kurz aufgehalten wurde, stürzte Longo Borghini deutlich härter. Auf den letzten vier, leicht ansteigenden Kilometern, machte Van Vleuten Meter um Meter auf Niedermaier gut, konnte sie aber nicht mehr einholen. Für Niedermaier war es mit 20 Jahren der erste Sieg auf der WorldTour. Longo Borghini konnte die Etappe beenden, musste das Rennen aber anschließend aufgeben.[10][11]
Die Etappe begann in Canelli, vollzog eine Runde durch das Hügelland der Langhe und endete auf einer Anhöhe oberhalb von Canelli. Das Feld hatte sich schon ausgedünnt, als wieder einmal Annemiek van Vleuten auf dem letzten Anstieg nach Calosso das Tempo forcierte und das Feld hinter sich ließ. Sie kam mit 20 Sekunden auf Sprinterin Lorena Wiebes und ihre Mannschaftskameradin Liane Lippert ins Ziel. Antonia Niedermaier, an zweiter Stelle im Gesamtklassement gelegen, wurde ohne eigenes Zutun in einen Sturz verwickelt und schied aus.[12]
Die Etappe fand im bergigen Hinterland der ligurischen Küste statt. 15 Kilometer vor dem Ziel ging es von Garlenda zum Monte Carchera hinauf, von dort auf der Kammstraße bis zum Schlussanstieg zum Santuario della Guardia oberhalb von Alassio. Auf dem Anstieg zum Monte Carchera ging zunächst Mavi García in die Offensive, wurde aber von einem Gegenangriff durch Annemiek van Vleuten, Juliette Labous und Gaia Realini überholt. Am Schlussanstieg schüttelte Van Vleuten ihre Konkurrentinnen ab und erzielte ihren dritten Tagessieg.[13]
Während der ersten Etappe auf Sardinien gab es zahlreiche Attacken, die zwar erfolglos blieben, das Feld aber zusehends ausdünnten. Am Ziel kam es zum Sprint einer 20-köpfigen Gruppe, den Kata Blanka Vas vor Chloé Dygert und Liane Lippert gewann.[14]
Auch am letzten Tag waren zahlreiche Ausreißversuche vergeblich. Den Massensprint gewann Chiara Consonni vor Marianne Vos und Ally Wollaston.[15]
Am Gesamtklassement gab es keine Änderungen mehr, Annemiek van Vleuten gewann souverän und nahm zugleich die Punkte- und die Bergwertung mit. Ihre Mannschaft Movistar gewann zudem die Teamwertung. Das Nachwuchs-Klassement gewann die Dritte des Gesamt-Klassements, Gaia Realini.
- ↑ Organisers reveal limited route details for 2023 Giro d'Italia Donne. CyclingNews, 26. Mai 2023; abgerufen im 1. Januar 1 (englisch).
- ↑ Giro Donne: 730 mila euro fanno tremare il palazzo della FCI. CiclismoWeb, 22. Juni 2023; abgerufen im 1. Januar 1 (italienisch).
- ↑ Un accordo da quasi 700mila euro salva il Giro Donne a 7 giorni dalla partenza ufficiale. Eurosport, 23. Juni 2023; abgerufen im 1. Januar 1 (italienisch).
- ↑ Abby Mickey: Is the Giro Donne even happening? Well, it looks like it is! Escape Collective, 23. Juni 2023; abgerufen im 1. Januar 1 (englisch).
- ↑ Giro Donne: Auftaktzeitfahren wegen Starkregen abgebrochen. Bund Deutscher Radfahrer, 30. Juni 2023; abgerufen im 1. Januar 1.
- ↑ Giro: Van Vleuten fährt mit Solosieg ins Rosa Trikot. Bund Deutscher Radfahrer, 1. Juli 2023; abgerufen im 1. Januar 1.
- ↑ Giro Donne: Annemiek van Vleuten solos into pink with emphatic stage 2 win. CyclingNews, 1. Juli 2023; abgerufen im 1. Januar 1 (englisch).
- ↑ Wiebes sprintet in Modena Vos und Dygert davon. Radsport-News.com, 2. Juli 2023; abgerufen im 1. Januar 1.
- ↑ Giro: Van Vleuten weiter in Rosa - Longo Borghini Tagessiegerin. Bund Deutscher Radfahrer, 3. Juli 2023; abgerufen im 1. Januar 1.
- ↑ Niedermaier gewinnt Giro-Etappe. Bund Deutscher Radfahrer, 4. Juli 2023; abgerufen im 1. Januar 1.
- ↑ Elisa Longo Borghini abandons Giro Donne d'Italia after heavy stage 5 crash. CyclingNews, 5. Juli 2023; abgerufen im 1. Januar 1 (englisch).
- ↑ Van Vleuten baut Führung beim Giro aus - Niedermaier nach Sturz raus. Bund Deutscher Radfahrer, 5. Juli 2023; abgerufen im 1. Januar 1.
- ↑ Van Vleuten baut mit neuerlichem Tagessieg ihre Führung aus. Bund Deutscher Radfahrer, 6. Juli 2023; abgerufen im 1. Januar 1.
- ↑ Giro Donne: Lippert Tagesdritte - Vas gewinnt. Bund Deutscher Radfahrer, 8. Juli 2023; abgerufen im 1. Januar 1.
- ↑ Van Vleuten souveräne Gesamtsiegerin des Giro Donne. Bund Deutscher Radfahrer, 9. Juli 2023; abgerufen im 1. Januar 1.