Großsteingräber bei Emmerveld
Die Großsteingräber bei Emmerveld sind eine Gruppe von ursprünglich wahrscheinlich vier megalithischen Grabanlagen der jungsteinzeitlichen Westgruppe der Trichterbecherkultur in Emmen in der niederländischen Provinz Drenthe. Von diesen sind noch drei erhalten. 1992 wurden die Überreste eines zerstörten vierten Grabes entdeckt. Die erhaltenen Gräber tragen die Van-Giffen-Nummern D38–D40, das zerstörte Grab trägt die Nummer D39a.
Großsteingräber bei Emmerveld Hunebed D38, Hunebed D39, Hunebed D39a, Hunebed D40
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Das Großsteingrab D38 bei Emmen | ||
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Koordinaten | Emmerveld D38 , Emmerveld D39 , Emmerveld D40 | |
Ort | Emmen, Drenthe, Niederlande | |
Entstehung | 3470 bis 2760 v. Chr.[1] | |
van-Giffen-Nr. | D38, D39, D39a, D40 |
Lage
BearbeitenDie Gräber befinden sich nördlich des Stadtzentrums von Emmen auf einer Lichtung im Valtherbos, einem Waldstück zwischen Valthe, Weerdinge und Emmen. Grab D38 ist das nördlichste. D39 liegt 30 m südlich hiervon und D40 70 m südöstlich von D38 bzw. 55 m ostsüdöstlich von D39. Das zerstörte Grab D39a lag direkt nordöstlich von D39. In der näheren Umgebung gibt es zahlreiche weitere Großsteingräber. 1,3 km südlich befindet sich das Großsteingrab Emmen-Noord (D41), 2 km südlich das Großsteingrab Emmen-Schimmeres (D43), 2,1 km südwestlich das Großsteingrab Westenesch-Noord (D42), 2,6 km südsüdöstlich das Großsteingrab Emmerdennen (D45), 2,8 km südsüdwestlich das Großsteingrab Westenesch (D44) und 2,9 km nordnordwestlich das Großsteingrab Valthe-Zuidwest (D35). 950 nordnordwestlich lag im Valtherbos der zerstörte Großsteingrab Weerdinge (D37a). In diesem Waldstück gibt es auch eine große Zahl von Grabhügeln.
Forschungsgeschichte
Bearbeiten18. und 19. Jahrhundert
BearbeitenDie Existenz der Gräber wurde erstmals auf der zwischen 1788 und 1792 entstandenen Hottinger-Karte erwähnt. Willem Pleyte, Kurator der Sammlung niederländischer Altertümer im Rijksmuseum van Oudheden in Leiden, unternahm 1874 zusammen mit dem Fotografen Jan Goedeljee eine Reise durch Drenthe und ließ dort erstmals alle Großsteingräber systematisch fotografieren. Auf Grundlage dieser Fotos fertigte er Lithografien an.[2] Conrad Leemans, Direktor des Rijksmuseums, unternahm 1877 unabhängig von Pleyte eine Reise nach Drenthe. Jan Ernst Henric Hooft van Iddekinge, der zuvor schon mit Pleyte dort gewesen war, fertigte für Leemans Pläne der Großsteingräber an. Leemans’ Bericht blieb allerdings unpubliziert.[3] 1878 erfolgte eine Untersuchung durch William Collings Lukis und Henry Dryden, die auf Anregung von Augustus Wollaston Franks die Provinz Drenthe bereisten und dabei sehr genaue Grundriss- und Schnittzeichnungen von 40 Großsteingräbern anfertigten.[4]
20. und 21. Jahrhundert
BearbeitenZwischen 1904 und 1906 dokumentierte der Mediziner und Amateurarchäologe Willem Johannes de Wilde alle noch erhaltenen Großsteingräber der Niederlande durch genaue Pläne, Fotografien und ausführliche Baubeschreibungen. Seine Aufzeichnungen zu den Gräbern bei Emmerveld sind allerdings verloren gegangen.[5] 1918 dokumentierte Albert Egges van Giffen die Anlagen für seinen Atlas der niederländischen Großsteingräber und führte bei D40 eine Grabung durch, die 1921 fortgesetzt wurde. 1925 führte van Giffen eine Grabung in Grab D39 durch. 1960 wurden alle Anlagen restauriert. 1984 wurde D39 erneut von Jan N. Lanting ergraben. 1992 untersuchte S. W. Jager die Überreste des zerstörten Grabes D39a. Seit 1983 sind die Anlagen Nationaldenkmale (Rijksmonumenten).[6] 2017 wurden die Gräber D38, D39 und D40 zusammen mit den anderen noch erhaltenen Großsteingräbern der Niederlande in einem Projekt der Provinz Drente und der Reichsuniversität Groningen von der Stiftung Gratama mittels Photogrammetrie in einem 3D-Atlas erfasst.[7]
Beschreibung
BearbeitenGrab D38
BearbeitenBei der Anlage handelt es sich um ein nordost-südwestlich orientiertes Ganggrab. Die Grabkammer hat eine Länge von 8 m und eine Breite von 3 m. Sie bestand ursprünglich aus fünf Wandsteinpaaren an den Langseiten und je einem Abschlussstein an den Schmalseiten. Ein Wandstein fehlt. Von den ursprünglich fünf Decksteinen sind zwei erhalten. Ob dem Zugang zur Kammer ursprünglich ein Gang vorgelagert war, ist unbekannt.
Grab D39
BearbeitenBei der Anlage handelt es sich um ein nordnordost-südsüdwestlich orientiertes Ganggrab. Die Hügelschüttung ist noch gut zu erkennen. Van Giffen und Lanting konnten bei ihren Grabungen feststellen, dass sie in zwei Phasen entstanden war. Die erste Phase entstand während des Baus des Grabes und reichte ursprünglich bis an die Decksteine. Die zweite Phase entstand während des Endneolithikums (2850–2000 v. Chr.) oder der Bronzezeit (2000–800 v. Chr.). Die Grabkammer hat eine Länge von 4,4 m und eine Breite von 2,5 m. Sie besteht aus drei Wandsteinpaaren an den Langseiten und je einem Abschlussstein an den Schmalseiten, die teilweise noch tief im Boden stecken. Ein Wandstein fehlt. Von den ursprünglich drei Decksteinen ist noch einer erhalten. Ob dem Zugang zur Kammer ursprünglich ein Gang vorgelagert war, ist unbekannt.
Grab D40
BearbeitenBei der Anlage handelt es sich um ein südsüdost-nordnordwestlich orientiertes Ganggrab. Die Hügelschüttung ist in drei Phasen entstanden. Die Grabkammer war ursprünglich mit Rollsteinen ummantelt. Sie hat eine Länge von 4,9 m und eine Breite von 3,6 m. Sie besteht aus zwei Wandsteinpaaren an den Langseiten, je einem Abschlussstein an den Schmalseiten und zwei Decksteinen. Der Zugang zur Kammer befindet sich an der östlichen Langseite. Ihm ist ein Gang aus zwei Wandsteinen vorgelagert.
Grab D39a
BearbeitenGrab D39a besteht aus einer flachen Erhebung, die eine mit Steinen verfüllte Grube von 5–5,5 m Länge und 2–2,5 m Breite birgt. Standlöcher von Wandsteinen oder andere Hinweise auf das ursprüngliche Aussehen des Grabes konnten nicht festgestellt werden. Aufgrund der geringen Ausmaße ist nicht sicher, ob es sich um ein Großsteingrab oder eine kleinere Steinkiste gehandelt hat. Funde wurden bei der Ausgrabung der Anlage nicht gemacht.
Funde
BearbeitenAus Grab D40 und dessen Umgebung wurden die Scherben von 60–80 Gefäßen und drei Steinwerkzeuge der Trichterbecherkultur sowie Scherben eines endneolithischen Glockenbechers geborgen.
Literatur
Bearbeiten- Theo ten Anscher: Een inventarisatie van de documentatie betreffende de Nederlandse hunebedden (= R.A.A.P.-Rapport. Band 16). Stichting R.A.A.P., Amsterdam 1988 (Online).
- Jan Albert Bakker: The Dutch Hunebedden. Megalithic Tombs of the Funnel Beaker Culture. (= International Monographs in Prehistory. Archaeological Series. Band 2). International Monographs in Prehistory, Ann Arbor 1992, ISBN 1-87962-102-9.
- Jan Albert Bakker: Megalithic Research in the Netherlands, 1547–1911. From ‘Giant’s Beds’ and ‘Pillars of Hercules’ to accurate investigations. Sidestone Press, Leiden 2010, ISBN 9789088900341, S. 218 (Onlineversion).
- Anna L. Brindley, Jan N. Lanting: A re-assessment of the hunehedden O1, D30 and D40: structures and finds. In: Palaeohistoria. Band 33/34 1991/1992 (1992), S. 97–140 (Online).
- Albert Egges van Giffen: De Hunebedden in Nederland, 3 Bände. Oosthoek, Utrecht 1925.
- Evert van Ginkel: De Hunebedden. Gids En Geschiedenis Van Nederlands Oudste Monumenten. Drents Museum, Assen 1980, ISBN 978-9070884185.
- Evert van Ginkel, Sake Jager, Wijnand van der Sanden: Hunebedden. Monumenten van een steentijdcultuur. Uniepers, Abcoude 1999, ISBN 978-9068252026, S. 183–184, 197.
- Rainer Kossian: Nichtmegalithische Grabanlagen der Trichterbecherkultur in Deutschland und in den Niederlanden (= Veröffentlichungen des Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt – Landesmuseum für Vorgeschichte. Band 58). 2 Bände. Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt – Landesmuseum für Vorgeschichte, Halle (Saale) 2005, ISBN 3-910010-84-9, S. 463–464.
- Jan N. Lanting: De NO-Nederlandse/NW-Duitse Klokbekergroep: culturele achtergrond, typologie van het aardewerk, datering, verspreiding en grafritueel. In: Palaeohistoria. Band 49/50, 2007/2008 (2008), S. 271–273 (Online).
- G. de Leeuw: Onze hunebedden. Gids vor Drentse hunebedden en de Trechterbekerkultuur. Flint ’Nhoes, Borger 1984.
- William Collings Lukis: Report on the hunebedden of Drenthe, Netherlands. In: Proceedings of the Society of Antiquaries of London. 2nd series. Band 8, 1878, S. 47–55 (Online).
- Wijnand van der Sanden, Hans Dekker: Gids voor de hunebedden in Drenthe en Groningen. WBooks, Zwolle 2012, ISBN 978-9040007040.
Weblinks
Bearbeiten- The Megalithic Portal: D38 Emmen, D39 Emmen, D40 Emmen
- hunebedden.nl: Hunebedden D38 en D39, Hunebed D40
- hunebeddeninfo.nl: D38, D39 en D40/Emmerveld-Noord, Emmerveld-Zuidwest en Emmerveld-Zuidoost, Overzicht verdwenen hunebedden in Drenthe en Groningen
- JohnKuipers.ca: D38 Emmen, D39 Emmen, D40 Emmen
- cruptorix.nl: D38, D39, D40
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Anna L. Brindley: The typochronology of TRB West Group pottery. In: Palaeohistoria. Band 28, 1986, S. 93–132 (Online). Jahreszahlen korrigiert nach Moritz Mennenga: Zwischen Elbe und Ems. Die Siedlungen der Trichterbecherkultur in Nordwestdeutschland (= Frühe Monumentalität und soziale Differenzierung. Band 13). Habelt, Bonn 2017, ISBN 978-3-7749-4118-2, S. 93 (Online).
- ↑ Jan Albert Bakker: Megalithic Research in the Netherlands, 1547–1911. 2010, S. 160–162.
- ↑ Jan Albert Bakker: Megalithic Research in the Netherlands, 1547–1911. 2010, S. 163–165.
- ↑ Jan Albert Bakker: Megalithic Research in the Netherlands, 1547–1911. 2010, S. 149–150, 153, 157–158.
- ↑ Jan Albert Bakker: Megalithic Research in the Netherlands, 1547–1911. 2010, S. 173–174.
- ↑ Rijksdienst voor het Cultureel Erfgoed: 45383 te Emmen
- ↑ De Hunebedden in Nederland – A 3D model collection by Groningen Institute of Archealogy. In: sketchfab.com. Abgerufen am 25. März 2021.