Kastell Flămănda

römisches Vexillationskastell in Dakien

Das Kastell Flămănda (auch: Kastell Poiana oder Kastell Ciuperceni) ist ein römisches Auxiliarkastell auf dem Gebiet des Dorfes Poiana in der Gemeinde Ciuperceni im rumänischen Kreis Teleorman. In antiker Zeit war es Bestandteil des Dakischen Limes, konkret des Abschnittes Limes Transalutanus.

Kastell Flămănda
Alternativname Kastell Poiana,
Kastell Ciuperceni
Limes Dakischer Limes
Abschnitt Limes Transalutanus
A / IX / 47[1]
Datierung (Belegung) Mitte 2. bis Mitte 3. Jh.
Typ Vexillationskastell
Einheit Vexillatio der
Legio XIII Gemina (?)
Größe 350 m × 390 m = 13,65 ha
Bauweise Holz-Erde-Lager
Erhaltungszustand Bodendenkmal
Ort Poiana/Ciuperceni
Kreis Teleorman
Geographische Lage 43° 44′ 4,6″ N, 24° 58′ 57″ OKoordinaten: 43° 44′ 4,6″ N, 24° 58′ 57″ O
Höhe 28 m
Vorhergehend Donaulimes
Anschließend Kastell Putineiu
(A / IX / 48; nördlich)
Rückwärtig Kastell Islaz-Verdea
(A / X / 66; westlich)
Kastell Islaz-Racoviță
(A / X /67; westlich)
Kastell Flămănda (unten rechts) im Verlauf des Limes Transalutanus

Das heutige Bodendenkmal liegt in einem Waldstück unmittelbar am Nordufer der Donau, gut zwei Kilometer östlich des Dorfes Poiana und knapp drei Kilometer südsüdwestlich der Gemeinde Traian in der Flur La culă. Durch Hochwasser der Donau wurden seine südlichen Bereiche weggeschwemmt, im nördlichen und westlichen Teil sind aber noch im dicht bewaldeten Gelände die Umrisse eines Vierecks wahrnehmbar. Es ist das südlichste Kastell des Limes Transalutanus (Transalutanischer Limes; Limes jenseits des Olt) genannten Limesabschnittes in Rumänien. Administrativ hätte es zur Provinz Dacia inferior und später, falls es so lange existiert haben sollte, zur Dacia Malvensis gehört.[2][3][4]

Forschungsgeschichte

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Erste archäologische Sondierungen erfolgten 1971, systematische Ausgrabungen in den Jahren von 1977 bis 1979, in beiden Fällen unter der Leitung der rumänischen Archäologin Ioana Bogdan Cataniciu.[5]

Archäologische Befunde

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Kastell Flămănda

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Das Kastell Flămănda war ein Holz-Erde-Lager mit einem rechteckigem, annähernd quadratischem Grundriss von 350 m mal 390 m, was 13,65 Hektar entspricht, von denen bei dem heutigen Bodendenkmal aber nur noch knapp 7,8 Hektar erhalten sind. Umgeben war das Lager von einer acht Meter bis 20 m mächtigen und einer bis anderthalb Meter hohen Holz-Erde-Mauer, vor der als Annäherungshindernis ein einfacher, fünf bis 15 Meter breiter und bis zu einer Tiefe von 1,50 m bis 1,90 m erhaltener Graben verlief. Die Chronologie des Kastells blieb ungeklärt, allerdings konnte festgestellt werden, dass der transalutanische Verteidigungswall wohl die östliche Begrenzung des Lagers gebildet hatte.[6] Unter dem Fundmaterial befand sich ein Ziegelstempel der Legio XIII Gemina, der dafür sprechen könnte, dass eine Vexillatio dieser Legion dort stationiert gewesen sein könnte. Auch der Stempel einer COH I[--] wurde geborgen.[2][3][4][7]

Limesverlauf bis zum Kastell Putineiu

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Vom Kastell Flămănda ausgehend zieht sich der Limes Transalutanus, teilweise im Gelände sichtbar, in strikt nördlicher Richtung verlaufend auf das nächste Kastell zu.

Spuren der Limesbauwerke zwischen dem Kastell Flămănda und dem Kastell Putineiu (von Süd nach Nord)
Nr. Name/Ort Beschreibung/Zustand
A/IX/47 Kastell Flămănda siehe oben
RAN 151718.03[8] Wallabschnitt Poiana Der Wall liegt östlich der Stadt Poiana und erstreckt sich vom Donauufer bis auf das Gebiet der Gemeinde Traian.
RAN 154745.06[9] Wachturm Traian-Cula Nord Rund 90 m westlich des Walls. Es wurden noch Fragmente römischer Ziegel gefunden. Inzwischen ist die Turmstelle zerstört.
RAN 154745.04[10] Wallabschnitt Valull de la Traian Der Wall liegt nordwestlich von Traian, das südliche Ende befindet sich rund 700 m nördlich der Straße Drum național 51A und das nördliche Ende etwa 1,8 km südlich der Drum național 52, westlich des Suroaia-Tals.
RAN 152680.14[11] Wallabschnitt Dracea Der Wall liegt annähernd fünf Kilometer westlich der Gemeinde Dracea.
RAN 153838.13[12] Wachturm Putineiu-Totiţa Bodendenkmal südlich von Putineiu, auf einer Terrasse nördlich des Valea Totiţa (Totiţa-Tals), südöstlich des zweiten Wachturms von Totiţa.
RAN 153838.12[13] Wachturm Putineiu-Totiţa Das Bodendenkmal liegt südlich der Gemeinde Putineiu, auf einer Terrasse nördlich des Valea Totiţa.
A/IX/48 Kastell Putineiu siehe Hauptartikel Kastell Putineiu[14]

Fundverbleib und Denkmalschutz

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Die Aufbewahrung und Präsentation der Funde erfolgt im Institutul de Arheologie "Vasile Pârvan" in Bukarest.[15]

Die archäologischen Stätten sind nach dem 2001 verabschiedeten Gesetz Nr. 422/2001 als historisches Denkmale unter Schutz gestellt. Das Kastellgelände ist mit dem LMI-Code TR-I-s-B-14218 in der nationalen Liste der historischen Monumente (Lista Monumentelor Istorice) eingetragen.[16] Der entsprechenden RAN-Code lautet 154745.08.[17] Zuständig ist das Ministerium für Kultur und nationales Erbe (Ministerul Culturii și Patrimoniului Național), insbesondere das Generaldirektorat für nationales Kulturerbe, die Abteilung für bildende Kunst sowie die Nationale Kommission für historische Denkmäler sowie weitere, dem Ministerium untergeordnete Institutionen. Ungenehmigte Ausgrabungen sowie die Ausfuhr von antiken Gegenständen sind in Rumänien verboten.

Siehe auch

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Literatur

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  • Ioana Bogdan Cataniciu: Săpăturile pe linia de fortificaţii transalutană. In: Materiale şi Cercetări Arheologice, XIV, Tulcea 1980, S. 658f.
  • Ioana Bogdan Cataniciu: Muntenia în sistemul defensiv al Imperiului roman, sec. I–III p. Chr. Institutul De Arheologie Si Istoria Artei, Alexandria 1997, S. 42f., 86f., 90 sowie Abb. 9f.
  • Nicolae Gudea: Der Dakische Limes. Materialien zu seiner Geschichte. In: Jahrbuch des Römisch-Germanischen Zentralmuseums Mainz. 44, 2 (1997), S. 70f., (Digitalisat).
  • Ovidiu Țentea, Florian Matei-Popescu, Vlad Călina, Alexandru Rațiu: Frontiera romană din Dacia Inferior. O trecere în revistă și o actualizare. 2. In: Cercetări Arheologice 29.1 (2022), S. 229f., (Digitalisat).
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Einzelnachweise

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  1. Strecke/Abschnitt/Kastellnummer (nach Nicolae Gudea, 1997).
  2. a b Nicolae Gudea: Der Dakische Limes. Materialien zu seiner Geschichte. In: Jahrbuch des Römisch-Germanischen Zentralmuseums Mainz. 44, 2 (1997), S. 70f., (Digitalisat).
  3. a b Ovidiu Țentea, Florian Matei-Popescu, Vlad Călina, Alexandru Rațiu: Frontiera romană din Dacia Inferior. O trecere în revistă și o actualizare. 2. In: Cercetări Arheologice 29.1 (2022), S. 229f., (Digitalisat).
  4. a b Kastell Flămănda auf ran.cimec.ro (rumänisch), abgerufen am 29. Oktober 2024.
  5. Ioana Bogdan Cataniciu: Săpăturile pe linia de fortificaţii transalutană. In: Materiale şi Cercetări Arheologice, XIV, Tulcea 1980, S. 658–659.
  6. Zum transalutanischen Wall auf ran.cimec.ro (rumänisch), abgerufen am 29. Oktober 2024.
  7. Ioana Bogdan Cataniciu: Muntenia în sistemul defensiv al Imperiului roman, sec. I-III p. Chr. Institutul De Arheologie Si Istoria Artei, Alexandria 1997, S. 42f., 86f., 90 sowie Abb. 9f.
  8. RAN 151718.03
  9. RAN 154745.06
  10. RAN 154745.04
  11. RAN 152680.14
  12. RAN 153838.13
  13. RAN 153838.12
  14. 43° 53′ 51,56″ N, 24° 57′ 55,37″ O
  15. Offizielle Webpräsenz des Institutul de Arheologie "Vasile Pârvan" (rumänisch), abgerufen am 29. Oktober 2024.
  16. Liste der historischen Monumente auf den Internetseiten des Ministeriums für Kultur und nationales Erbe
  17. RAN 154745.08 auf der Webpräsenz des Repertoriul Arheologic Național (rumänisch), abgerufen am 29. Oktober 2024.