Leichtathletik-Europameisterschaften 1966/4 × 100 m der Frauen

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Die 4-mal-100-Meter-Staffel der Frauen bei den Leichtathletik-Europameisterschaften 1966 wurde am 3. und 4. September 1966 im Budapester Népstadion ausgetragen.

6. Leichtathletik-Europameisterschaften
Disziplin 4 × 100-m-Staffel der Frauen
Stadt Ungarn 1957 Budapest
Stadion Népstadion
Teilnehmerinnen 10 Staffeln mit 40 Athletinnen
Wettkampfphase 3. September: Vorläufe
4. September: Finale
Medaillengewinnerinnen
Gold Gold Polen 1944 Polen
Silbermedaillen Silber Deutschland BR BR Deutschland
Bronzemedaillen Bronze Sowjetunion 1955 Sowjetunion
Das Népstadion bei einer Veranstaltung im Jahr 1953

Europameisterinnen wurden die Titelverteidigerinnen aus Polen mit Elżbieta Bednarek, Danuta Straszyńska, Irena Kirszenstein und Ewa Kłobukowska.
Die Staffel der Bundesrepublik Deutschland gewann die Silbermedaille in der Besetzung Renate Meyer, Hannelore Trabert, Karin Frisch und Jutta Stöck.
Bronze ging an die Sowjetunion mit Wera Popkowa, Walentyna Bolschowa, Ljudmila Samotjossowa und Renāte Lāce.

Bestehende Rekorde

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Weltrekord[1] 43,9 s Vereinigte Staaten  USA
(Willye White, Wyomia Tyus,
Marilyn White, Edith McGuire)
OS Tokio, Japan 21. Oktober 1964
Europarekord[2] 44,0 s Vereinigtes Konigreich  Großbritannien
(Janet Simpson, Mary Rand,
Daphne Arden, Dorothy Hyman)
EM-Rekord 44,5 s Polen 1944  Polen
(Teresa Ciepły, Barbara Sobotta,
Elżbieta Szyroka, Maria Piątkowska)
EM Belgrad,
Jugoslawien
16. September 1962

Anmerkung zum Welt- und Europarekord:
Das Finale über 4 × 100 Meter bei den Olympischen Spielen 1964 gewann die Staffel aus Polen mit Schlussläuferin Ewa Kłobukowska in 43,6 s. Diese Zeit wurde zunächst als Welt- und Europarekord anerkannt. 1969 strich der Weltleichtathletikverband (früher IAAF) allerdings alle Weltrekorde, an denen Ewa Kłobukowska beteiligt war, weil sie nach einem Geschlechtstest 1967 als Hermaphrodit eingestuft wurde. Ihre Titel dagegen durfte die Sportlerin behalten – siehe auch Abschnitt "Problemfeld Geschlechtsstatus" unten. So waren die Silbermedaillengewinnerinnen aus den USA die Inhaberinnen des Weltrekords. Die drittplatzierten Britinnen waren die Europarekordlerinnen.

Rekordverbesserung

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Die Staffel der Europameisterinnen aus Polen (Elżbieta Bednarek, Danuta Straszyńska, Irena Kirszenstein, Ewa Kłobukowska) verbesserte den bestehenden Meisterschaftsrekord im Finale am 4. September um eine Zehntelsekunde auf 44,4 s. Zum Europarekord fehlten vier, zum Weltrekord fünf Zehntelsekunden.

Problemfeld Geschlechtsstatus

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Diskussionen gab es um die Frage des Geschlechtsstatus: Sind alle Sportlerinnen, die bei den Frauenwettkämpfen antreten, tatsächlich, Frauen? Es hatte in der Vergangenheit vor allem bei den beiden überaus erfolgreichen sowjetischen Geschwistern Tamara und Irina Press, Zweifel gegeben. Die beiden stellten sich den neu eingeführten sogenannten Sextests nicht, nahmen somit an diesen Europameisterschaften nicht teil und tauchten von da an nie mehr bei Wettkämpfen auf.[3]

Mit der hier ebenfalls stark auftretenden Polin Ewa Kłobukowska war eine weitere Athletin von diesen Geschlechtstests betroffen. Sie passierte den Test bei diesen Europameisterschaften ohne Beanstandung, wurde allerdings im Jahr 1967 im Rahmen des Europacups aufgrund ihrer Geschlechtschromosome als Hermaphrodit eingestuft. Dies hatte zur Folge, dass sie von da nicht mehr an Wettbewerben teilnehmen konnte. 1969 strich der Weltleichtathletikverband (damals IAAF) nachträglich alle Weltrekorde, an denen Ewa Kłobukowska beteiligt war. Ihre errungenen Titel und Medaillen durfte sie dagegen behalten. Zur Einordnung dieser Fakten gehört allerdings auch die Tatsache, dass die betroffene Sportlerin später heiratete und einen Sohn gebar.[4][5]

Vorrunde

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3. September 1966

Die Vorrunde wurde in zwei Läufen durchgeführt. Die ersten drei Staffeln pro Lauf – hellblau unterlegt – qualifizierten sich für das Finale.

Vorlauf 1

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Platz Nation Besetzung Zeit (s)
1 Polen 1944  Polen Elżbieta Bednarek
Danuta Straszyńska
Irena Kirszenstein
Ewa Kłobukowska
44,7
2 Deutschland Demokratische Republik 1949  DDR Ingrid Tiedtke
Ursula Böhm
Christina Heinich
Renate Heldt
45,3
3 Ungarn 1957  Ungarn Margit Nemesházi
Erzsébet Bartos
Annamária Tóth
Ida Such
45,3
4 Vereinigtes Konigreich  Großbritannien Maureen Tranter
Janet Simpson
Daphne Slater
Jill Hall
45,3
5 Norwegen  Norwegen Maj Lena Lundström
Tove Bakkejord
Berit Berthelsen
Kirsten Rothe
45,6

Vorlauf 2

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Platz Nation Besetzung Zeit (s)
1 Deutschland BR  BR Deutschland Renate Meyer
Hannelore Trabert
Karin Frisch
Jutta Stöck
44,9
2 Sowjetunion 1955  Sowjetunion Renāte Lāce
Walentyna Bolschowa
Ljudmila Samotjossowa
Wera Popkowa
45,0
3 Frankreich  Frankreich Danielle Guéneau
Sylviane Telliez
Gabrielle Meyer
Nicole Montandon
45,8
4 Niederlande  Niederlande Truus Hennipman
Martha Klaasen
Wilma van Gool
Lidy Vonk
45,9
5 Tschechoslowakei  Tschechoslowakei Eva Lehocká
Eva Šuranová
Vlasta Přikrylová
Alena Hiltscherová
46,0
4. September 1966
Platz Nation Besetzung offizielle Zeit (s)
handgestoppt
inoffizielle Zeit (s)
elektronisch
1 Polen 1944  Polen Elżbieta Bednarek
Danuta Straszyńska
Irena Kirszenstein
Ewa Kłobukowska
44,4 CR 44,49
2 Deutschland BR  BR Deutschland Renate Meyer
Hannelore Trabert
Karin Frisch
Jutta Stöck
44,5000 44,60
3 Sowjetunion 1955  Sowjetunion Wera Popkowa
Walentyna Bolschowa
Ljudmila Samotjossowa
Renāte Lāce
44,6000 44,70
4 Ungarn 1957  Ungarn Margit Nemesházi
Erzsébet Bartos
Annamária Tóth
Ida Such
45,1000 k. A.
5 Deutschland Demokratische Republik 1949  DDR Ingrid Tiedtke
Ursula Böhm
Christina Heinich
Renate Heldt
45,3000 k. A.
6 Frankreich  Frankreich Danielle Guéneau
Sylviane Telliez
Gabrielle Meyer
Nicole Montandon
45,7000 k. A.
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Einzelnachweise und Anmerkungen

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  1. Athletics - Progression of outdoor world records (Women), 4x100 m - Women, sport-record.de (englisch), abgerufen am 19. Juli 2022
  2. Athletics - Progression of outdoor European records, 4x100 m - Women, sport-record.de (englisch), abgerufen am 13. November 2022
  3. Zwischen Mann und Frau: Die legendäre Diskuswerferin Tamara Press wird 70. Nie ohne ihren Rasierapparat. In: Die Welt 6. September 1966, welt.de, abgerufen am 19. Juli 2022
  4. Ewa Kłobukowska, worldqueerstory.org (englisch), abgerufen am 19. Juli 2022
  5. We Shall Never Know the Exact Number of Men who Have Competed in the Olympics Posing as Women’: Sport, Gender Verification and the Cold War, tandfonline.com (englisch), abgerufen am 19. Juli 2022