Olympische Sommerspiele 1992/Leichtathletik – Marathon (Frauen)

Marathon der Frauen bei den Olympische Sommerspiele 1992 fand am 1. August 1992 in Barcelona, Spanien

Der Marathonlauf der Frauen bei den Olympischen Spielen 1992 in Barcelona wurde am 1. August 1992 ausgetragen. 47 Athletinnen nahmen teil, von denen 38 das Ziel im Olympiastadion Barcelona erreichten.

Olympische Ringe
Sportart Leichtathletik
Disziplin Marathonlauf
Geschlecht Frauen
Teilnehmer 47 Athletinnen aus 30 Ländern
Wettkampfort Start: Stadt Mataró
Ziel: Olympiastadion Barcelona
Wettkampfphase 1. August 1992
Medaillengewinnerinnen
IOCIOC Walentina Jegorowa (EUN)
JapanJapan Yūko Arimori (JPN)
Neuseeland Lorraine Moller (NZL)
1988 1996
Die Promenade La Rambla in Barcelona im Jahr 2004

Olympiasiegerin wurde die Russin Walentina Jegorowa, die für das Vereinte Team der ehemaligen Sowjetrepubliken startete. Sie gewann vor der Japanerin Yūko Arimori und der Neuseeländerin Lorraine Moller.

Für Deutschland gingen Katrin Dörre und Birgit Jerschabek an den Start. Dörre beendete das Rennen auf Platz fünf, Jerschabek auf Rang fünfzehn.
Die Schweizerin Franziska Moser musste das Rennen aufgeben.
Athletinnen aus Österreich und Liechtenstein nahmen nicht teil.

Aktuelle Titelträgerinnen

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Olympiasiegerin 1988 Rosa Mota (Portugal  Portugal) 2:25:40 h Seoul 1988
Weltmeisterin 1991 Wanda Panfil (Polen  Polen) 2:29:53 h Tokio 1991
Europameisterin 1990 Rosa Mota (Portugal  Portugal) 2:31:27 h Split 1990
Panamerikanische Meisterin 1991 Olga Appell (Mexiko  Mexiko) 2:43:36 h Havanna 1991
Zentralamerika und Karibik-Meisterin 1991 Marathonlauf nicht im Meisterschaftsprogramm
Südamerika-Meisterin 1991
Asienmeisterin 1991
Afrikameisterin 1992
Ozeanienmeisterin 1990

Anmerkung:
Bei den Ozeanienmeisterschaften wurde anstelle eines Marathonlaufes ein Straßenrennen über 20 km ausgetragen. Hier gewann die Neuseeländerin Lee-Ann McPhillips die Goldmedaille. Die als Gastläuferin startende Nadia Prasad aus Neukaledonien gewann das Rennen, wurde jedoch für die Meisterschaft nicht gewertet.

Bestehende Rekorde/Bestleistungen

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Offizielle Rekorde wurden damals in dieser Disziplin außer bei Meisterschaften und Olympischen Spielen aufgrund der unterschiedlichen Streckenbeschaffenheiten nicht geführt.

Weltbestzeit 2:21:06 h Ingrid Kristiansen (Norwegen  Norwegen) London, Großbritannien 21. April 1985[1]
Olympischer Rekord 2:24:52 h Joan Benoit (Vereinigte Staaten  USA) OS Los Angeles, USA 5. August 1984

Angesichts der hohen Temperaturen war es kaum möglich, Topzeiten zu laufen. So wurde der bestehende olympische Rekord bei diesen Spielen nicht erreicht. Olympiasiegerin Walentina Jegorowa (Vereintes Team) blieb mit ihren 2:32:41 h um 7:49 min über diesem Rekord. Zur Weltbestzeit fehlten ihr 11:35 min.

Streckenführung

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Der Start lag in der Stadt Mataró, ca. dreißig km nordöstlich von Barcelona. Die Strecke führte über die gesperrte Autobahn N II nach Südwesten und passierte die Städte Vilassar de Mar, Premià de Mar, El Masnou und Montgat. Über die B-500 ging es weiter nach Badalona und Sant Adrià de Besòs, über die C-31 schließlich in die Stadt Barcelona, zunächst in den Stadtbezirk Sant Martí. Die Route führte vorbei an einigen Sehenswürdigkeiten der Stadt, wie z. B. der Basilika Sagrada Família, dem Boulevard Passeig de Gràcia und der Promenade La Rambla. Auf den letzten Kilometern ging es bergauf zum Olympiastadion am Montjuïc. Der Höhenunterschied betrug ca. 150 Meter. Im Stadion lag nach einer letzten Runde auf der Laufbahn das Ziel.[2]

In diesem Wettbewerb gab es einen Dopingfall. Die zunächst viertplatzierte für das Vereinte Team startende Russin Madina Biktagirowa wurde der verbotenen Einnahme von Norephedrin überführt. Sie wurde nachträglich disqualifiziert und für drei Monate gesperrt.[3]

Ergebnis

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Datum: 1. August 1992, 18:30 Uhr[4]

Zwischenzeiten
Zwischenzeit-
Marke
Zwischenzeit Führende 5-km-Zeit
5 km 17:58 min Lisa Ondieki mit 18-köpfiger Spitzengruppe 17:58 min
10 km 36:27 min 18-köpfige Spitzengruppe 18:29 min
15 km 55:28 min 19-köpfige Spitzengruppe 19:01 min
20 km 1:14:09 h00 Lisa Ondieki knapp vor 8-köpfiger Verfolgergruppe 18:41 min
25 km 1:31:38 h00 Walentina Jegorowa 17:29 min
30 km 1:48:49 h00 Walentina Jegorowa 17:11 min
35 km 2:06:36 h00 Walentina Jegorowa 17:47 min
40 km 2:24:54 h00 Walentina Jegorowa eine Sekunde vor Yūko Arimori 18:18 min
 
Silbermedaillengewinnerin Yūko Arimori
 
Bronzemedaillengewinnerin Lorraine Moller (Foto: 2018)
 
Márcia Narloch (links, 2017 bei der
Siegerehrung der Panamerikanischen Spiele)
Platz Athletin Land Zeit (h)
  Walentina Jegorowa Vereintes Team  Vereintes Team 2:32:41
  Yūko Arimori Japan  Japan 2:32:49
  Lorraine Moller Neuseeland  Neuseeland 2:33:59
04 Sachiko Yamashita Japan  Japan 2:36:26
05 Katrin Dörre Deutschland  Deutschland 2:36:48
06 Mun Gyong-ae Korea Nord  Nordkorea 2:37:03
07 Maria Manuela Machado Portugal  Portugal 2:38:22
08 Ramilja Burangulowa Vereintes Team  Vereintes Team 2:38:46
09 Colleen De Reuck   Südafrika 2:39:03
10 Cathy O’Brien Vereinigte Staaten  USA 2:39:42
11 Karolina Szabó Ungarn  Ungarn 2:40:10
12 Francie Larrieu Smith Vereinigte Staaten  USA 2:41:09
13 Sally Eastall Vereinigtes Konigreich  Großbritannien 2:41:20
14 Ritva Lemettinen Finnland  Finnland 2:41:48
15 Birgit Jerschabek Deutschland  Deutschland 2:42:45
16 Veronique Marot Vereinigtes Konigreich  Großbritannien 2:42:55
17 Márcia Narloch Brasilien  Brasilien 2:44:32
18 Emma Scaunich Italien  Italien 2:46:14
19 Odette Lapierre Kanada  Kanada 2:46:18
20 Anna Villani Italien  Italien 2:46:44
21 Janis Klecker Vereinigte Staaten  USA 2:47:17
22 Wanda Panfil Polen  Polen 2:47:27
23 Bettina Sabatini Italien  Italien 2:50:09
24 Alena Peterková Tschechoslowakei  Tschechoslowakei 2:53:30
25 Lee Mi-ok Korea Sud  Südkorea 2:54:21
26 Małgorzata Birbach Polen  Polen 2:54:33
27 Sally Ellis Vereinigtes Konigreich  Großbritannien 2:54:41
28 Pascaline Wangui Kenia  Kenia 2:56:46
29 Yumi Kokamo Japan  Japan 2:58:18
30 Addis Gezahegu Athiopien 1991  Äthiopien 2:58:27
31 Janette Mayal Brasilien  Brasilien 3:00:23
32 Elena Murgoci Rumänien  Rumänien 3:01:46
33 Vilma Peña Costa Rica  Costa Rica 3:03:34
34 Ena Guevara Peru  Peru 3:05:50
35 Ana Gutiérrez Jungferninseln Amerikanische  Amerikanische Jungferninseln 3:14:02
36 Jen Allred Guam  Guam 3:14:45
37 Bakombo Kungu Zaire  Zaire 3:29:10
DNF Aurora Cunha Portugal  Portugal
Olga Alvaros Mexiko  Mexiko
Franziska Moser Schweiz  Schweiz
Đặng Thị Tèo Vietnam  Vietnam
Lizanne Bussières Kanada  Kanada
Maria Rebelo Frankreich  Frankreich
Cornelia Melis Aruba  Aruba
Marguerite Buist Neuseeland  Neuseeland
Lisa Ondieki Australien  Australien
DOP Madina Biktagirowa Vereintes Team  Vereintes Team 2:35:39

Rennverlauf

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Zu den Favoritinnen für dieses Rennen zählten die polnische Weltmeisterin Wanda Panfil, die für das Vereinte Team startende Russin Walentina Jegorowa, Vizeeuropameisterin 1990, die beiden Japanerinnen Sachiko Yamashita, Vizeweltmeisterin 1991, und Yūko Arimori, WM-Vierte, die Deutsche Katrin Dörre-Heinig, Olympiadritte 1988 und WM-Dritte 1991, sowie die australische Olympiadritte von 1988 Lisa Ondieki. Von den Topmarathonläuferinnen nicht am Start waren unter anderem die portugiesische Olympiasiegerin von 1988 und Europameisterin von 1990 Rosa Mota, die Deutsche Uta Pippig, 1990 Siegerin des Berlin-Marathons, sowie die Britin Liz McColgan.

Nach fünf Kilometern hatte sich eine achtzehnköpfige Spitzengruppe gebildet, die einen Vorsprung von knapp fünfzehn Sekunden herauslaufen konnte. Darin befanden sich neben anderen Läuferinnen Panfil, Dörre, Arimori, Ondieki, Yamashita und die Portugiesin Manuela Machado. Dörre, Ondieki und Machado führten abwechselnd und lagen auch bei Kilometer zehn weiter an der Spitze.

Nach zwanzig Kilometern hatte Ondieki die alleinige Führung. Ein achtköpfiges Verfolgerfeld lag jedoch nur wenige Sekunden zurück. Doch Ondieki ließ jetzt deutlich nach und musste die Spitze abgeben. Sie wurde immer langsamer und gab das Rennen später ganz auf. Die Führung übernahm Jegorowa, die jetzt das Tempo verschärfte. Ihre russische Teamkameradin Madina Biktagirowa, hier Mitglied des Vereinten Teams, folgte ihr mit wenigen Sekunden Rückstand. Jegorowa lief unvermindert schnell weiter und lag bei Kilometer dreißig fast eine Minute vor Biktagirowa. Dahinter folgten Arimori, die Neuseeländerin Lorraine Moller, Yamashita und Dörre.

Ab Kilometer 35 wurde Jegorowa langsamer, Arimori kam zunächst bis auf zehn Sekunden heran. Moller zog an Biktagirowa vorbei, die bald eine halbe Minute Rückstand auf Moller hatte. Arimori schloss immer weiter auf zu Jegorowa und kam bei Kilometer vierzig bis auf eine Sekunde heran. Mit einer Minute Rückstand folgte Moller, mehr als eine weitere Minute dahinter lag Biktagirowa. Yamashita hatte sich derweil ein wenig von Dörre absetzen können. Auf dem letzten Teilstück vergrößerte Jegorowa ihren Abstand zur Japanerin wieder. Mit nur acht Sekunden Vorsprung gewann Walentina Jegorowa schließlich die Goldmedaille vor Yūko Arimori. Siebzig Sekunden dahinter folgte Lorraine Moller und erlief sich so die Bronzemedaille. Biktagirowa als zunächst Vierte hatte einen Rückstand von anderthalb Minuten. Diese Platzierung wurde ihr allerdings nach ihrem positiven Dopingtest wieder aberkannt.[3] Sachiko Yamashita belegte den offiziell vierten Rang und lag 22 Sekunden vor Katrin Dörre als Fünfte. Sechste wurde die Nordkoreanerin Mun Gyong-ae.

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Einzelnachweise

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  1. Track and Field Statistics, Records Progression - World Records, Women, Marathon, abgerufen am 24. Dezember 2021
  2. Official Report of the Games of the XXV Olympiad, Barcelona 1992, Volume 2: The Means: Objectives, Resources and Venues, Die Mittel: Ziele, Ressourcen und Veranstaltungsorte: S. 206, katalanisch/spanisch/englisch/französisch (PDF, 90.487 KB), abgerufen am 24. Dezember 2021
  3. a b 27. Berlin-Marathon: Zweites Comeback in Berlin - Nach Babypause läuft Madina Biktagirowa wieder Marathon. In: Der Tagesspiegel 1. September 2000, abgerufen am 25. Dezember 2021
  4. Official Report of the Games of the XXV Olympiad, Barcelona 1992, Volume 5: The Results, Resultate Leichtathletik: S. 82, katalanisch/spanisch/englisch/französisch (PDF, 38.876 KB), abgerufen am 25. Dezember 2021