Piasty Wielkie (deutsch Groß Peisten, 1928 bis 1945 auch Peisten) ist ein Dorf in der polnischen Woiwodschaft Ermland-Masuren. Es gehört zur Landgemeinde Górowo Iławeckie (Landsberg) im Powiat Bartoszycki (Kreis Bartenstein), bis 1945 zum Kreis Preußisch Eylau in Ostpreußen.

Piasty Wielkie
?
Piasty Wielkie (Polen)
Piasty Wielkie (Polen)
Piasty Wielkie
Basisdaten
Staat: Polen

Woiwodschaft: Ermland-Masuren
Powiat: Bartoszyce
Gmina: Górowo Iławeckie
Geographische Lage: 54° 15′ N, 20° 32′ OKoordinaten: 54° 15′ 15″ N, 20° 31′ 42″ O

Höhe: 98 m n.p.m.
Einwohner: 271 (2021[1])
Postleitzahl: 11-220
Telefonvorwahl: (+48) 89
Kfz-Kennzeichen: NBA
Wirtschaft und Verkehr
Straße: DW 512: PieniężnoGórowo IławeckieWiewiórkiBartoszyceSzczurkowo/Grenze PL/RUS (–Prawdinsk)
Gruszyny/DW 511 → Piasty Wielkie
Eisenbahn: kein Bahnanschluss
Nächster int. Flughafen: Danzig

Geographische Lage

Bearbeiten

Piasty Wielkie liegt im Nordwesten der Woiwodschaft Ermland-Masuren, 15 Kilometer südwestlich der heute auf russischem Hoheitsgebiet gelegenen früheren Kreisstadt Preußisch Eylau (russisch Bagrationowsk) bzw. 19 Kilometer westlich der jetzigen Kreismetropole Bartoszyce (deutsch Bartenstein).

Geschichte

Bearbeiten

Groß Peisten

Bearbeiten

Ortsgeschichte

Bearbeiten

Das seinerzeitige Große Paistio genannte Gutsdorf wurde 1414 gegründet und hieß nach 1414 Groß Pehesten, um 1785 Groß Pehsten und um 1804 Groß Peisten.[2] Am 7. Mai 1874 wurde Groß Peisten Amtsdorf und damit namensgebend für einen Amtsbezirk im ostpreußischen Kreis Preußisch Eylau, Regierungsbezirk Königsberg.[3] Am 2. Juni 1909 wurde aus dem benachbarten Vorwerk Klein Peisten (polnisch Piasty Małe) des Gutsbezirks Groß Peisten der selbständige Gutsbezirk Klein Peisten gebildet und in den Amtsbezirk Groß Peisten eingegliedert. 187 Einwohner zählte Groß Peisten im Jahre 1910.[4]

Am 30. September 1928 schlossen sich die Gutsbezirke Groß Peisten (ohne die Exklaven Gemarkung Grauschienen, Gemarkung Hoofe und Papperten) und Klein Peisten zur neuen Landgemeinde Peisten zusammen. Gleichzeitig wurden die Gemarkung Grauschienen in die Landgemeinde Grauschienen, die Gemarkung Hoofe in die Landgemeinde Hoofe und die Exklave Papperten in die Landgemeinde Papperten (Amtsbezirk Glandau) eingegliedert.[3]

Im Jahre 1945 kam der Ortsteil Groß Peisten der Landgemeinde Peisten mit dem gesamten südliche Ostpreußen in Kriegsfolge zu Polen und erhielt die polnische Namensform „Piasty Wielkie“. Das Dorf wurde wieder verselbständigt und zählte im Jahre 2021 271 Einwohner.[1]

Amtsbezirk Groß Peisten (1874–1945)

Bearbeiten

In den Amtsbezirk Groß Peisten waren bei seiner Errichtung im Jahre 1874 drei Orte eingegliedert. Der Amtsbezirk bestand bis 1945. Zuletzt wurde er wieder aus drei Orten gebildet:[3]

Deutscher Name Polnischer Name Anmerkungen
Grauschienen Gruszyny
Groß Peisten
ab 1928: Peisten
Piasty Wielkie 1928 in die Landgemeinde Peisten eingegliedert
Grünwalde Zielenica
ab 1909:
Klein Peisten
Piasty Małe 1928 in die Landgemeinde Peisten eingegliedert

Die Landgemeinde – ab 1938: Gemeinde – Peisten wurde am 30. September 1928 gebildet und bestand bis 1945. Zu ihr schlossen sich die beiden Gutsbezirke Groß~ und Klein Peisten zusammen. Gemeindesitz war die Ortschaft Groß Peisten. Peisten gehörte zum Amtsbezirk Groß Peisten[3] im ostpreußischen Kreis Preußisch Eylau. Die Einwohnerzahl Peistens belief sich 1933 auf 291 uns 1939 auf 247.[5]

Mit der Abtretung Südostpreußens an Polen im Jahre 1945 wurden die beiden Ortsteile wieder getrennt und als Piasty Wielkie bzw. Piasty Małe Ortschaften der Gmina Górowo Iławeckie (Landgemeinde Landsberg) im Powiat Bartoszycki (Kreis Bartenstein), von 1975 bis 1998 der Woiwodschaft Olsztyn, seither der Woiwodschaft Ermland-Masuren zugehörig.

Religion

Bearbeiten

Kirchengebäude

Bearbeiten

Die evangelische Kirche in Groß Peisten war ein 1615 bis 1618 errichteter Bau und die einzige Gutskirche im Kreis Preußisch Eylau.[6] Sie war aus einer Gutskapelle der Familie von Kreytzen hervorgegangen – einer der bedeutendsten Adelsfamilien in Ostpreußen.

Bei dem Gotteshaus in Groß Peisten handelte s sich um einen achteckigen, langgestreckten Bau aus Mischmauerwerk mit einem hölzernen Dachreiter.[7]

Das Innere der Kirche war – für Ostpreußen eine Besonderheit – im Stil des Spätbarocks gehalten.[6] Den Raum überspannte eine bemalte flache Stuckdecke.[7] Die Ausstattung mit Altar, Kanzel, Beichtstuhl, Gutsgestühl und Taufengel entstand in einheitlichem Stil zwischen 1720 und 1730. Künstlerisch wertvoll war auch ein Epitaph des Adalbert von Kreytzen († 1612) und ein Grabstein des Wolf von Kreytzen († 1672). Ein bemerkenswerter architektonischer Zusammenhang bestand zwischen den Doppelemporen und der Doppelorgel.

Es wird berichtet, dass die Kirche nach 1945 nur noch ein Ruine war und später abgebrochen wurde und heute nicht mehr existiert.[6]

Kirchengemeinde

Bearbeiten

Bis 1615 war Groß Peisten ein Kirchspielort zu Hanshagen (polnisch Janikowo), bis die Kirche erbaut und Groß Peisten als Kirchengemeinde verselbständigt wurde.[8] Der Ort wurde Pfarrsitz, und die Kirchengemeinden von Hanshagen und Groß Peisten wurden vereinigt. Sie gehörten vor 1945 zum Superintendenturbezirk Landsberg (polnisch Górowo Iławeckie) des Kirchenkreises Preußisch Eylau (heute russisch Bagrationowsk) in der Kirchenprovinz Ostpreußen der Kirche der Altpreußischen Union. 1925 zählte der Sprengel Groß Peisten der vereinigten Kirchengemeinden 881 Gemeindeglieder (von insgesamt 1220). Das Kirchenpatronat oblag dem Rittergutsbesitzer Groß Peistens, zuletzt: Wilhelm Strüvy. Zum Kirchspiel des Pfarrorts Groß Peisten gehörten neben Groß Peisten die Ortschaften Grauschienen, Hoofe und Ludwigshof. Flucht und Vertreibung der einheimischen Bevölkerung beendeten die Existenz einer evangelischen Gemeinde in dem dann Piasty Wielkie genannten Ort.

Bis 1945 amtierten an der Kirche zu Groß Peisten als evangelische Pfarrer:[9]

  • Valentin Damerau, 1610–1616
  • Georg Treptau, 1616–1656(?)
  • Joh. Christ. Greutsch
  • Johann Georg Stempelius, 1656–1682
  • Bernhard Reymann, 1682–1704
  • Vladisl. Heinr. Gensichen, 1704–1711
  • David Duderstadt, 1711–1735
  • Johann Friedrich Brandt, 1726–1746
  • Christian Reinh. Petrecius, 1747–1757
  • Johann Friedrich Brandt, 1757–1763
  • Conrad Gottfr. Friederici, 1763–1780
  • Carl Friedrich Kriese, 1780–1803
  • Johann Carl Christian Kriese, 1804–1812
  • Christian Alb. Fr. Böhmer, 1812–1827
  • Friedrich Gustav Schultz, 1827–1842
  • Louis Alexander Meyer, 1842–1880
  • Gustav Adolf Paul Strehl, 1880–1912
  • Hans Boretius, 1913–1916
  • Bruno Hasford, 1917–1930
  • Bernhard Kreutzberger, 1931–1937
  • Christoph Beermann, 1937–1939
  • Bruno Podlasly, 1939–1945

Kirchenbücher

Bearbeiten

Von den Kirchenbüchern der Pfarrei Groß Peisten/Hanshagen sind erhalten und werden im Evangelischen Zentralarchiv (EZA) in Berlin-Kreuzberg aufbewahrt:[10]

Taufen: 1775 bis 1944, Trauungen 1775 bis 1934, Begräbnisse 1775 bis 1945.

Piasty Wielkie liegt an der Woiwodschaftsstraße 512, die von Pieniężno (Mehlsack) über Górowo Iławeckie (Landsberg) und Bartoszyce (Bartenstein) bis nach Szczurkowo (Schönbuch) an der jetzigen polnisch-russischen Staatsgrenze führt und vor 1945 weiter bis nach Friedland (Ostpreußen) (russische Prawdinsk) verlief.

Ein Bahnanschluss besteht heute nicht mehr. Bis 1945 war die Stadt Landsberg die nächste Bahnstation.

Persönlichkeiten

Bearbeiten

Aus dem Ort gebürtig

Bearbeiten

Mit dem Ort verbunden

Bearbeiten
  • Wilhelm Strüvy (1886–1962), deutscher Offizier, Landwirt und Agrarpolitiker, 1909 bis 1945: letzter Rittergutsbesitzer auf Groß Peisten
Bearbeiten

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. a b Polska w Liczbach: Piasty Wielkie w liczbach
  2. Dietrich Lange: Groß Peisten, in: Geographisches Ortsregister Ostpreußen (2005)
  3. a b c d Rolf Jehke: Amtsbezirk Groß Peisten
  4. Uli Schubert: Gemeindeverzeichnis Landkreis Preußisch Eylau
  5. Michael Rademacher: Ortsbuch Landkreis Preußisch Eylau
  6. a b c Wilhelm Strüvy/Christian Maultzsch: Geschichte der Gutskirche Groß Peisten
  7. a b Walther Hubatsch: Geschichte der evangelischen Kirche Ostpreußens, Band 2 Bilder ostpreußischer Kirchen, Göttingen 1968, S. 68, Abb. 238
  8. Walther Hubatsch: Geschichte der evangelischen Kirche Ostpreußens, Band 3 Dokumente, Göttingen 1968, S. 468
  9. Friedwald Moeller: Altpreußisches evangelisches Pfarrerbuch von der Reformation bis zur Vertreibung im Jahre 1945, Hamburg 1968, S. 108–109
  10. EZA: Kirchenbücher Groß Peisten