Pierheim
Pierheim (bis 1875 auch „Bierheim“) ist ein Gemeindeteil der Stadt Hilpoltstein im Landkreis Roth (Mittelfranken, Bayern).[1] Die Gemarkung Pierheim hat eine Fläche von 4,673 km². Sie ist in 450 Flurstücke aufgeteilt, die eine durchschnittliche Flurstücksfläche von 10383,89 m² haben.[2] In ihr liegt neben dem namensgebenden Ort der Gemeindeteil Bischofsholz.[3]
Pierheim Stadt Hilpoltstein
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Koordinaten: | 49° 11′ N, 11° 16′ O |
Höhe: | 435 m ü. NHN |
Einwohner: | 95 (2015) |
Eingemeindung: | 1. Juli 1972 |
Eingemeindet nach: | Meckenhausen und Hilpoltstein |
Postleitzahl: | 91161 |
Vorwahl: | 09179 |
Pierheim mit dem Main-Donau-Kanal und dem Wasserscheidendenkmal
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Lage
BearbeitenDas Dorf liegt in einem von der Autobahn A 9 und dem Main-Donau-Kanal gebildeten Winkel etwa fünf Kilometer östlich des Stadtkerns von Hilpoltstein an der Grenze zwischen dem Mittelfränkischen Becken und dem Vorland der Mittleren Frankenalb.[4][5]
Die Ortsflur war im 19. Jahrhundert circa 282 Hektar groß.[6]
Ortsnamensdeutung
BearbeitenKarl Kugler deutet den Ortsnamen als „Heim, wo sich Wild aufhält“ von „biar“ = „Wild“.[7] Eine andere Deutung sieht den Ortsnamen mit dem alten Personennamen „Biro“ zusammengesetzt; da der Ort aber erst verhältnismäßig spät urkundlich erschien, ist diese Deutung nicht haltbar. Auch „bira“ = Birnbaum ist in die Ortsnamensdeutung wenig überzeugend eingebracht worden.[8][9]
Geschichte
Bearbeiten1423 erscheint in einer Urkunde „Pürheim“.[10] Hier, im seit 1385 herzoglich-bayerischen Amt Hilpoltstein, hatte unter anderem laut einem Salbuch von 1491 die Herrschaft Jettenhofen Besitz.[11]
1505, nach dem Landshuter Erbfolgekrieg, kam das Amt Hilpoltstein und damit auch Pierheim zu dem neuen Herzogtum Pfalz-Neuburg. Mit dem pfalz-neuburgischen Amt Hilpoltstein war Pierheim von 1542 bis 1578 an die Reichsstadt Nürnberg verpfändet. Mit diesem Herrschaftswechsel war auch ein sofortiger Religionswechsel verbunden; so war das Amt Hilpoltstein und damit auch Pierheim ab 1542 protestantisch. Die von Nürnberg vorgenommene Güterbeschreibung, ein Salbuch von 1544, weist für „Pürheim“ 20 „Höf und Mannschaften“ aus, fünf öde liegend und 15 „bezimmert“. Davon gehörten grundherrlich
- 5 der Herrschaft (Hilpolt-)Stein,
- 2 dem Kloster Seligenporten,
- 2 dem Spital zu Nürnberg,
- 2 dem Landalmosenamt Nürnberg,
- 1 dem Kasten Heideck,
- 1 dem Gotteshaus Jahrsdorf,
- 1 dem Gotteshaus Ebenried,
- 4 dem Gotteshaus zu (Hilpolt-)Stein,
- 1 einem Bürger zu (Hilpolt-)Stein und
- 1 dem Chorstift zu (Hilpolt-)Stein.
Pierheim war nach Meckenhausen gepfarrt, die Herrschaft (Hilpolt-)Stein hatte die hohe Gerichtsbarkeit inne.[12]
Ab 1578 war das verpfändete Amt Hilpoltstein und damit auch Pierheim von Pfalz-Neuburg wieder eingelöst. Da Pfalz-Neuburg inzwischen protestantisch geworden war, kam die Rückkehr zur katholischen Glaubensausübung erst, als unter Pfalzgraf Wolfgang Wilhelm 1627 die Gegenreformation erfolgte. Hierzu waren in Hilpoltstein Jesuiten aus Eichstätt tätig.
Gegen Ende des Alten Reiches, um 1800, war Pierheim auf 27 Untertanen-Anwesen angewachsen, es hatte also Hofteilungen gegeben. Diese Untertanen-Anwesen gehörten elf Grundherren, nämlich
- je eines dem pfalz-neuburgischen Landrichteramt Heideck, den Sigmund Christoph von Harsdorf auf Enderndorf (weibliche Erben), der Kirche Jahrsdorf, der Spitalstiftung Nürnberg (Deutschordensspital?) und der Heilig-Geist-Spitalstiftung Nürnberg,
- je zwei der Protestantischen Kultusstiftung Nürnberg, dem kurbayerischen Klosteramt Seligenporten und der Chorstift-Stiftung Hilpoltstein.
- vier der Pfarrkirche Hilpoltstein sowie
- acht dem Rentamt Hilpoltstein.
- Vier waren frei eigen.[13]
Im neuen Königreich Bayern (1806) wurde ein Steuerdistrikt Jahrsdorf gebildet; zu ihm gehörte auch Pierheim sowie Bischofsholz, Grauwinkl, Solar und Schafhof, der Krohenhof und Patersholz mit Eibach. 1818 wurde Bischofsholz zum Steuerdistrikt Mörsdorf, 1820 zur Gemeinde Mörlach und 1950 zur Gemeinde Pierheim gegeben.[14]
1867 hatte die Gemeinde Bierheim, also zusammen mit Bischofsholz, 166 Einwohner und 61 Gebäude; in Bierheim selber wohnten 122 Personen.[15] 1871 gab es in der Gemeinde Pierheim (jetzt die neue Namensform) 60 Gebäude, davon 33 Wohngebäude. Die insgesamt 175 Einwohner hatten 1873 zwölf Pferde, 238 Rinder, 26 Schweine und neun Ziegen. Die Kinder von Pierheim gingen am Pfarrort Meckenhausen zur Schule, die Kinder von Bischofsholz besuchten die Schule von Mörlach.[16] Um 1900 hatte die Gemeinde nur noch 146 Einwohner, davon 112 in Pierheim selbst. Nunmehr wurden in der Gemeinde acht Pferde, 244 Rinder und 125 Schweine gehalten.[17]
Bei der Gebietsreform in Bayern wurde die Gemeinde Pierheim am 1. Juli 1972 aufgelöst; Pierheim wurde nach Meckenhausen eingemeindet, Bischofsholz nach Hilpoltstein. Am 1. Juli 1976 wurde auch die Gemeinde Meckenhausen nach Hilpoltstein eingemeindet.[18]
Einwohnerentwicklung
Bearbeiten(nur Pierheim, ohne Bischofsholz)
- 1818: 127 (25 „Feuerstellen“ = Anwesen; 24 Familien)[19]
- 1820: 115 (26 Anwesen)[20]
- 1836: 131 (21 Häuser) („Pirrheim“)[21]
- 1861: 122 (45 Gebäude)[15]
- 1871: 134 (44 Gebäude)[16]
- 1900: 112 (25 Wohngebäude)[17]
- 1938: 114 (nur Katholiken)[22]
- 1950: 123 (22 Anwesen)[20]
- 1961: 109 (22 Wohngebäude)[23]
- 1970: 104[20]
- 1987: [24] 97 (22 Wohngebäude, 23 Wohnungen)
- 2015: [25] 95
Katholische Marienkapelle
BearbeitenDie spätbarocke Kapelle gehört zur Pfarrei Meckenhausen. Sie wurde 1820/21 von der Gemeinde aus Sandsteinquadern vom Kränzleinsberg in der Nähe von Hilpoltstein erbaut; Maurermeister war wahrscheinlich Alois Nißlbeck aus Meckenhausen. Süd-nördlich ausgerichtet, hat sie im Süden einen geschweiften Giebel mit Gurtgesimsen und auf dem Satteldach hinter dem Giebel einen offenen gekuppelten Dachreiter. 1928 erfolgte der Anbau einer Sakristei östlich der Apsis. 1934 wurden zwei Glocken übereinander in den Dachreiter gesetzt, die aber 1944 zu Kriegsmaterial eingeschmolzen wurden. 1950 wurden sie wieder ersetzt.[26] Der viersäulige barocke Marienaltar (mit klassizistischen Elementen und einer Marienfigur unter einer Krone) ist ein Werk von Franz Joseph Bittner.[27] Eine Madonna unter einem Baldachin befindet sich links in der Apsis.
Baudenkmäler
BearbeitenAußer der Ortskapelle gilt das ehemalige Wohnstallhaus Pierheim 16, ein erdgeschossiger Steilsatteldachbau mit Fachwerkgiebel, vermutlich Ende des 18. Jahrhunderts erbaut, als Baudenkmal (Denkmalnummer D-5-76-127-109).[28]
Persönlichkeiten
Bearbeiten- Georg Ascher, Autor (Kriegserinnerungen; Kurzgeschichten), * 1926 in Pierheim[29]
Vereine
Bearbeiten- Freiwillige Feuerwehr Pierheim
Verkehr
BearbeitenPierheim liegt an der Kreisstraße RH 28. Von dieser zweigt im Ort eine Gemeindeverbindungsstraße in Richtung Westen ab, die über Grauwinkl zur Staatsstraße 2238 führt. Den nahen Main-Donau-Kanal erreicht man über eine Straße, die im Ort in Richtung Norden geht. Von dieser zweigt ein Flurweg in Richtung des 1992 errichteten Wasserscheidendenkmals ab, einer Granitskulptur von Hansjörg Voth.
Literatur
Bearbeiten- Franz Xaver Buchner: Das Bistum Eichstätt. I. Band, Eichstätt 1937, II. Band, Eichstätt 1938
- Felix Mader: Bezirksamt Hilpoltstein (= Die Kunstdenkmäler von Bayern. Mittelfranken 3). R. Oldenbourg, München 1929, DNB 831022647, S. 272.
- Wolfgang Wiessner: Hilpoltstein (= Kommission für Bayerische Landesgeschichte [Hrsg.]: Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken. I, 24). Kommission für Bayerische Landesgeschichte, München 1978, ISBN 3-7696-9908-4 (Digitalisat).
Weblinks
Bearbeiten- Pierheim. In: hilpoltstein.de. Abgerufen am 11. Oktober 2024.
- Pierheim in der Ortsdatenbank des bavarikon, abgerufen am 13. September 2021.
- Pierheim in der Topographia Franconiae der Uni Würzburg, abgerufen am 11. Oktober 2024.
- Pierheim im Geschichtlichen Ortsverzeichnis des Vereins für Computergenealogie, abgerufen am 11. Oktober 2024.
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Gemeinde Hilpoltstein, Liste der amtlichen Gemeindeteile/Ortsteile im BayernPortal des Bayerischen Staatsministerium für Digitales, abgerufen am 11. Oktober 2024.
- ↑ Gemarkung Pierheim (093880). In: geoindex.io. Geoindex Aktiengesellschaft, abgerufen am 11. Oktober 2024.
- ↑ Webkarte. ALKIS®-Verwaltungsgrenzen – Gemarkungen. In: BayernAtlas. LDBV, abgerufen am 11. Oktober 2024.
- ↑ Franz Tichy: Geographische Landesaufnahme: Die naturräumlichen Einheiten auf Blatt 163 Nürnberg. Bundesanstalt für Landeskunde, Bad Godesberg 1973. → Online-Karte (PDF; 4 MB)
- ↑ Ortskarte 1:10.000. Darstellung mit Schummerung. In: BayernAtlas. LDBV, abgerufen am 11. Oktober 2024 (Entfernungsangaben entsprechen Luftlinie).
- ↑ Wolfgang Wiessner: Hilpoltstein (= Kommission für Bayerische Landesgeschichte [Hrsg.]: Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken. I, 24). Kommission für Bayerische Landesgeschichte, München 1978, ISBN 3-7696-9908-4, S. 36 (Digitalisat).
- ↑ Karl Kugler: Erklärung von tausend Ortsnamen der Altmühlalp und ihres Umkreises. Ein Versuch. Eichstätt 1873: Verlag der Krüll’schen Buchhandlung, S. 124, 195
- ↑ Wolfgang Wiessner: Hilpoltstein (= Kommission für Bayerische Landesgeschichte [Hrsg.]: Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken. I, 24). Kommission für Bayerische Landesgeschichte, München 1978, ISBN 3-7696-9908-4, S. 12 (Digitalisat).
- ↑ Sammelblatt des Histor. Vereins Eichstätt 45 (1930), S. 105
- ↑ Franz Xaver Buchner: Archivinventar der katholischen Pfarreien der Diözese Eichstätt, Eichstätt 1918, S. 194
- ↑ Sammelblatt des Histor. Vereins Eichstätt 53 (1937), S. 93
- ↑ Carl Siegert: Geschichte der Herrschaft, Burg und Stadt Hilpoltstein, ihrer Herrscher und Bewohner. In: Verhandlungen des historischen Vereines von Oberpfalz und Regensburg 20 (1861), S. 220 f.
- ↑ Wolfgang Wiessner: Hilpoltstein (= Kommission für Bayerische Landesgeschichte [Hrsg.]: Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken. I, 24). Kommission für Bayerische Landesgeschichte, München 1978, ISBN 3-7696-9908-4, S. 229 (Digitalisat).
- ↑ Wolfgang Wiessner: Hilpoltstein (= Kommission für Bayerische Landesgeschichte [Hrsg.]: Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken. I, 24). Kommission für Bayerische Landesgeschichte, München 1978, ISBN 3-7696-9908-4, S. 256–257 (Digitalisat).
- ↑ a b Joseph Heyberger, Chr. Schmitt, v. Wachter: Topographisch-statistisches Handbuch des Königreichs Bayern nebst alphabetischem Ortslexikon. In: K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Bavaria. Landes- und Volkskunde des Königreichs Bayern. Band 5. Literarisch-artistische Anstalt der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, München 1867, OCLC 457951812, Sp. 712, urn:nbn:de:bvb:12-bsb10374496-4 (Digitalisat).
- ↑ a b Kgl. Statistisches Bureau (Hrsg.): Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Kreisen, Verwaltungsdistrikten, Gerichts-Sprengeln und Gemeinden unter Beifügung der Pfarrei-, Schul- und Postzugehörigkeit … mit einem alphabetischen General-Ortsregister enthaltend die Bevölkerung nach dem Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1875. Adolf Ackermann, München 1877, OCLC 183234026, 2. Abschnitt (Einwohnerzahlen vom 1. Dezember 1871, Viehzahlen von 1873), Sp. 890, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00052489-4 (Digitalisat).
- ↑ a b K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis des Königreichs Bayern, mit alphabetischem Ortsregister. LXV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1904, DNB 361988931, OCLC 556534974, Abschnitt II, Sp. 1220 (Digitalisat).
- ↑ hilpoltstein.de ( des vom 21. Januar 2016 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Alphabetisches Verzeichniß aller im Rezatkreise nach seiner durch die neueste Organisation erfolgten Constituirung enthaltenen Ortschaften: mit Angabe a. der Steuer-Distrikte, b. Gerichts-Bezirke, c. Rentämter, in welchen sie liegen, dann mehrerer anderer statistischen Notizen. Ansbach 1818, OCLC 1071656043, S. 72 (Digitalisat).
- ↑ a b c Wolfgang Wiessner: Hilpoltstein (= Kommission für Bayerische Landesgeschichte [Hrsg.]: Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken. I, 24). Kommission für Bayerische Landesgeschichte, München 1978, ISBN 3-7696-9908-4, S. 256 (Digitalisat).
- ↑ Th. D. Popp: Matrikel des Bissthumes Eichstätt. Eichstätt: Ph. Brönner 1836, S. 111
- ↑ Buchner II, S. 118
- ↑ Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand am 1. Oktober 1964 mit statistischen Angaben aus der Volkszählung 1961. Heft 260 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1964, DNB 453660959, OCLC 230947413, Abschnitt II, Sp. 797 (Digitalisat).
- ↑ Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand: 25. Mai 1987. Heft 450 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München November 1991, DNB 94240937X, OCLC 231287364, S. 348 (Digitalisat).
- ↑ Hilpoltsteiner Kurier vom 23. Oktober 2015
- ↑ Informationstafel an der Kapelle
- ↑ Gemeinsam unterwegs. Kirchen und Pfarreien im Landkreis Roth und in der Stadt Schwabach, Schwabach/Roth o. J. [2000], S. 108; Georg Dehio: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler. Bayern I: Franken. 2., durchgesehene und ergänzte Auflage, München: Deutscher Kunstverlag 1999, S. 845; Buchner II, S. 119
- ↑ Hans Wolfram Lübbeke und Otto Braasch: Denkmäler in Bayern. Mittelfranken: Ensembles, Baudenkmäler, archäologische Geländedenkmäler, München 1986, S. 467
- ↑ Private Website pierheim.bischofsholz.de