Sissach

Gemeinde im Kanton Basel-Landschaft in der Schweiz

Sissach ist eine politische Gemeinde und zugleich Hauptort des gleichnamigen Bezirks des Kantons Basel-Landschaft in der Schweiz.

Sissach
Wappen von Sissach
Staat: Schweiz Schweiz
Kanton: Kanton Basel-Landschaft Basel-Landschaft (BL)
Bezirk: Sissach
BFS-Nr.: 2861i1f3f4
Postleitzahl: 4450
UN/LOCODE: CH SSH
Koordinaten: 628048 / 257131Koordinaten: 47° 27′ 52″ N, 7° 48′ 38″ O; CH1903: 628048 / 257131
Höhe: 372 m ü. M.
Höhenbereich: 348–745 m ü. M.[1]
Fläche: 8,90 km²[2]
Einwohner: 6851 (31. Dezember 2023)[3]
Einwohnerdichte: 770 Einw. pro km²
Ausländeranteil:
(Einwohner ohne
Schweizer Bürgerrecht)
18,0 %
(31. Dezember 2023)[4]
Website: www.sissach.ch
Lage der Gemeinde
Karte von SissachDeutschlandDeutschlandKanton AargauKanton SolothurnKanton SolothurnBezirk LiestalBezirk WaldenburgAnwilBöcktenBucktenBuusDiepflingenGelterkindenHäfelfingenHemmikenItingenKänerkindenKilchberg BLLäufelfingenMaisprachNusshofOltingenOrmalingenRickenbach BLRothenfluhRümlingenRünenbergSissachTecknauTennikenThürnenWenslingenWintersingenWittinsburgZeglingenZunzgen
Karte von Sissach
{ww

Geographie

Bearbeiten
 
Historisches Luftbild aus 400 m von Walter Mittelholzer von 1919

Sissach liegt eingebettet von stark bewaldeten Hügeln im Ergolztal. Von der Gemeindefläche sind 22,7 % besiedelt, 29,6 % dienen der Landwirtschaft, 47,3 % sind bewaldet, und 0,3 % sind unproduktiv.

Geschichte

Bearbeiten

Im Jahr 1226 wurde Sissach als Sissaho erstmals urkundlich erwähnt.

Erste Spuren von Wohnstätten auf dem Burgenrain konnten in die Jungsteinzeit datiert werden. Für die Bronzezeit sind nördlich der Sissacher Flue Siedlungsreste zutage getreten. 600–100 v. Chr. siedelten die Kelten im Burgenrain. Bei der Bützenen konnte ein römischer Gutshof festgestellt werden.

Der Sisgau wurde 835 erstmals urkundlich erwähnt. Im Jahre 1041 übertrug der nachmaliger Kaiser Heinrich III. (HRR) den Sisgau dem Bischof von Basel. Die Herren von Eptingen – als Lehensnehmer des Bischofs von Basel – bauten die Burg Bischofstein (unmittelbar neben der Burg Itkon), welche durch das Basler Erdbeben 1356 zerstört wurde. Die Stadt Basel kaufte in den Jahren 1461 und 1465 die Rechte und das Dorf Sissach.

Seit 1601 ist in Sissach eine Dorfschule dokumentiert, der Peter Zweibrucker als erster Lehrer vorstand. Durch den Bau der Eisenbahnlinie 1855 erlebte Sissach einen wirtschaftlichen Aufschwung.

Blasonierung

Senkrecht in eine rote und eine silberne Hälfte geteilt, darin je ein erhobener Arm in der umgekehrten Farbe

Das Wappen wurde 1944 vom Familienwappen derer von Sissach übernommen. Die Flaggenfarben der Gemeinde sind rot und weiss. Erhobene Arme und offene Handflächen können als religiöse Zeichen und friedliche Symbole verstanden werden. Die konkrete Bedeutung liegt jedoch im Dunkeln.[5]

Bevölkerung

Bearbeiten

Die ständige Wohnbevölkerung hat durch Zuwanderung und Geburtenüberschuss seit 1992 um 7,1 % zugenommen.

Die SVP gewann bei den letzten Landratswahlen (Februar 2023) 22,5 %, die FDP 21,2 %, die SP 20,6 %, die Grünen 17,7 %, die GLP 8,8 %, die Mitte 4,9 % und die EVP 4,3 % der Wählerstimmen.

Nach dem 1. Juli 2022 setzt sich der siebenköpfige Gemeinderat (Exekutive) aus folgenden Parteien zusammen: 3 Stechpalme (Grüne), 1 SP, 1 FDP, 1 Pro Sissach, 1 Parteilose.

Wirtschaft

Bearbeiten

Das Wirtschaftsleben von Sissach ist geprägt durch einzelne grössere Firmen sowie durch die zahlreichen kleinen und mittleren Gewerbetreibenden und Unternehmen, die entweder die lokale Nachfrage bedienen oder aber als spezialisierte Zulieferer für grosse Unternehmen produzieren. Bei der mit Abstand grössten Unternehmung handelt es sich um die Georg Fischer JRG AG, ein Tochterunternehmen der Georg Fischer AG. Sie ist ein Produzent von weltweit vertriebenen Trinkwasser-Installationssystemen und beschäftigt zirka 400 Mitarbeiter.

Von Bedeutung für die Landwirtschaft ist das Landwirtschaftliche Zentrum Ebenrain.

 
Der Bahnhof Sissach (2005)
 
Bahnhof im Jahr 2018

Sissach liegt an der Hauensteinstrecke BaselOlten der SBB (Fahrplanfeld 500). Der Bahnhof Sissach wird per Fahrplan 2015/16 zweimal stündlich von der Linie S3 der S-Bahn Basel bedient. Stündlich verbindet ein InterRegio Sissach mit Basel und Luzern über Olten, ein weiterer stündlich mit Basel und St. Gallen über Zürich. Nicht vergessen werden darf die S9 mit stündlicher Verbindung via Läufelfingen über die alte Hauensteinstrecke nach Olten.

Die alte Hauensteinstrecke der Centralbahn über Läufelfingen nach Olten zweigt im Bahnhof Sissach von der Stammlinie ab. Südlich des Bahnhofes kann man noch das alte Lokdepot mit Drehscheibe und Wasserturm entdecken.

Von 1891 bis 1916, vor der Inbetriebnahme des Hauensteinbasistunnels, verband die Trambahn Sissach-Gelterkinden-Bahn Sissach mit der Gemeinde Gelterkinden.

Sissach ist ein wichtiger Ausgangspunkt verschiedener Oberbaselbieter Buslinien, welche die umliegenden Dörfer an den öffentlichen Verkehr anschliessen.

Sissach liegt an der Hauptstrasse 2, die vom Kantonshauptort Liestal über den Unteren Hauenstein nach Olten führt. Im Westen hat die Gemeinde einen eigenen Anschluss an die Autobahn A2 und ist daher mit dem Auto gut zu erreichen.

Ein wichtiges Datum für Sissach ist der Banntag, der am Samstag vor Auffahrt stattfindet. An diesem nehmen traditionell nur Männer teil. Der lautstarke Brauch (mit Banntagsschiessen) wird in Sissach durch die Bürgergemeinde organisiert.[6] Viele Besucher aus den umliegenden Gemeinden ziehen auch die drei Warenmärkte (jeweils im Frühling, Sommer und Herbst,[7]) an, vor allem der Herbschtmäärt (Herbstmarkt) im November gilt als heimlicher Sissacher Feiertag, an dem auch die Schulen geschlossen bleiben.

In Sissach waren anfangs 2015 rund 112 Vereine registriert[8], nebst Turnverein, Eishockeyclub (Zunzgen-Sissach) und Fussballclub (Sportverein Sissach) sind auch exotische Vereinsnamen mit Namen wie Bierstürzer Sissach oder die Nuggi-Clique (Nuggi ist das schweizerdeutsche Wort für «Schnuller») zu finden. Letztere beiden gehören zu den vielen Fasnachtsgruppierungen in und um Sissach.

Eine örtliche Ländlerkapelle ist die Sissecher Holzmusig.

Das Dorf beheimatet eines der wenigen Kinos der Region ausserhalb von Basel (Cinema Palace). Es wurde von der Bürgergemeinde Sissach gekauft und wird durch diese betrieben.

«Fasnecht»

Bearbeiten

Zur Sissacher Kultur zählt vor allem die Sissecher Fasnecht. Diese nahm ihren Ursprung im Jahre 1928, wo die noch heute aktive Nuggi-Clique Sissech das Dorf erstmals mit traditionellen Basler-Märschen unterhielt. Seitdem ist die Fasnachtsgemeinschaft stetig gewachsen.[9]

Die Sissecher Fasnecht hat dabei einige Verbindungen zur Basler Fasnacht: In Sissach wird am Montag um 4:00 Uhr ebenfalls der Morgestraich vollzogen, anders als in Basel gestaltet sich dieser aber mehr als ein «gässlä» als ein Umzug. Zudem hat in Sissach die Fasnecht da bereits begonnen (Start am Sonntag 14:00 Uhr). Ebenfalls wie in Basel werden am Montagabend die Restaurants und Beizen mit Schnitzelbänken unterhalten.

Eine weitere Verbindung wurde zu Liestal vermutet, da in Sissach am Montagabend ebenfalls Chienbäsen verbrannt werden. Jedoch wird ein Unterschied bei den Lampionwägen sichtbar. Während in Liestal das Feuer im Mittelpunkt steht, wird in Sissach die Farbenpracht fokussiert.

Den Abschluss der Sissecher Fasnecht bildet die «Chluri»-Verbrennung. Dies ist eine reine Sissacher Tradition.

Sehenswürdigkeiten

Bearbeiten
  • Das Schloss Ebenrain wurde in den Jahren 1774/75 für den Basler Fabrikanten Martin Bachofen-Heitz erbaut. Es ist heutzutage im Besitz des Kantons Basel-Landschaft und wird für Kunstausstellungen, Konzerte und Vorträge benutzt.
  • Das Warenhaus Cheesmeyer ist ein gut erhaltenes Beispiel für die Kaufhausarchitektur des frühen 20. Jahrhunderts. Der Bau aus dem Jahr 1901 wurde in das kantonale Inventar der geschützten Kulturdenkmäler aufgenommen.[10]
  • Das Henkermuseum ist eine reichhaltige Sammlung von Originalgeräten aus der dunklen Seite der Justiz.
  • Die Ruine Sissacherfluh ist eine weitere Sehenswürdigkeit.

Persönlichkeiten

Bearbeiten

Impressionen

Bearbeiten

Literatur

Bearbeiten
  • Hans-Rudolf Heyer: Die Kunstdenkmäler des Kantons Basel-Landschaft, Band III: Der Bezirk Sissach. Hrsg. von der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte GSK. Bern 1986 (Kunstdenkmäler der Schweiz Band 77). ISBN 3-7643-1796-5. S. 280–349.
  • Hans-Rudolf Heyer: Schloss Ebenrain in Sissach. Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte, Bern 1992, ISBN 3-85782-513-8, (Schweizerische Kunstführer Bd. 513, Serie 52).
Bearbeiten
Commons: Sissach – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. Generalisierte Grenzen 2024. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2024 zusammengefasst. Abruf am 22. August 2024.
  2. Generalisierte Grenzen 2024. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 22. August 2024.
  3. Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2023. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2024 zusammengefasst. Abruf am 22. August 2024
  4. Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2023. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2024 zusammengefasst. Abruf am 22. August 2024
  5. Paul Suter: Die Gemeindewappen des Kantons Baselland. Liestal 1984, S. 152–155.
  6. http://www.sissach.ch/de/freizeitkulturkirchen/brauchtum/
  7. http://www.sissach.ch/de/portrait/fotoalbum/?action=showpict&picid=229229&galid=10719
  8. http://www.sissach.ch/de/freizeitkulturkirchen/vereine/vereinsliste/
  9. Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 21. Januar 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.fgs-sissach.ch
  10. Brigitte Frei-Heitz: Das Warenhaus «Cheesmeier» in Sissach. (Schweizerische Kunstführer, Nr. 743, Serie 75). Hrsg. Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte GSK. Bern 2004, ISBN 3-85782-743-2.