Walsleben (Brandenburg)
Walsleben ist eine Gemeinde im Landkreis Ostprignitz-Ruppin in Brandenburg. Sie ist Mitglied und Verwaltungssitz des Amtes Temnitz.
Wappen | Deutschlandkarte | |
---|---|---|
? |
| |
Basisdaten | ||
Koordinaten: | 52° 56′ N, 12° 40′ O | |
Bundesland: | Brandenburg | |
Landkreis: | Ostprignitz-Ruppin | |
Amt: | Temnitz | |
Höhe: | 44 m ü. NHN | |
Fläche: | 31,91 km2 | |
Einwohner: | 792 (31. Dez. 2023)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 25 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 16818 | |
Vorwahl: | 033920 | |
Kfz-Kennzeichen: | OPR, KY, NP, WK | |
Gemeindeschlüssel: | 12 0 68 452 | |
Adresse der Amtsverwaltung: | Bergstraße 2 16818 Walsleben | |
Website: | www.amt-temnitz.de | |
Bürgermeister: | Burghard Gammelin | |
Lage der Gemeinde Walsleben im Landkreis Ostprignitz-Ruppin | ||
Geografie
BearbeitenWalsleben liegt auf der Ruppiner Platte, zentral im Landkreis Ostprignitz-Ruppin, etwa zehn Kilometer nordwestlich der Kreisstadt Neuruppin.
Gemeindegliederung
BearbeitenZur Gemeinde Walsleben gehören die Wohnplätze Dannenfeld, Paalzow und Walslebener Mühle.[2]
Orts- und Gutsgeschichte
BearbeitenUm 1490 war Walsleben ein Teil der im Kern reichsunmittelbaren Herrschaft Ruppin unter der Landesherrschaft der Grafen von Lindow-Ruppin. Nachfolgend bildete sich ein Herrensitz heraus, welcher u. a. der bekannten Familie von Klitzing gehörte. Mit dem Kaufvertrag vom 25. November 1711 überließ der Sohn des Landeshauptmann zu Cottbus und Peitz, der spätere Kanzler[3] der Neumärkischen Regierung zu Küstrin, Christoph Wambolt von Umstadt das örtliche Rittergut dem Grafen Friedrich Wilhelm von Schwerin aus dem Haus Alt-Landsberg. Die Schwerin trugen den Grafentitel nach dem Recht der Erstgeburt. An Walsleben über ging auch der Titel der Erbkammerwürde und später der des Erbküchenmeisters der Kurmark Brandenburg. Die Grafen Schwerin-Walsleben trugen ein gesondertes Wappen,[4] alle den Erstvornamen Otto und vererbten das gestiftete Familienfideikommiss. Dazu gehörte, teils als Hauptwohnsitz genutzt, das Schloss Wildenhoff in Ostpreußen.[5] Die jüngere Genealogie der Gutsbesitzer beginnt mit Otto Friedrich Wilhelm Graf Schwerin (1796–1860), liiert mit der Tochter eines königlich großbritannischen Konsuls, Jeanette Hay. Deren Sohn Otto Gottfried Ludwig von Schwerin (1823–1873) folgte im Besitztum. Dieser Graf Otto Schwerin war ebenso Rechtsritter des Johanniterordens. Nachfolger war dann Otto Heinrich Graf von Schwerin (1855–1909), verheiratet mit Agnes Gräfin-Lehndorff-Steinort. Die Schwerin betreuten das Gut Walsleben nicht immer selbst. Um 1880 war es in Pacht bei Oberamtmann Troll. Die Größe mit dem Nebenbesitz in Bütow und Charlottental ist mit 1883 ha beziffert, davon 649 ha Forsten. Zum Besitz gehörte damals eine Brennerei.[6] Letzter Erbküchenmeister und Grundbesitzer auf Walsleben und Schloss Wildenhoff wurde Otto Karl Max Botho Graf von Schwerin-Wildenhoff (1894–1945). Er starb als Major in den letzten Kriegstagen. Seine erste Frau, Gabriele Gräfin Maltzahn, lebte später in Heidelberg, die zweite Frau Ester Gräfin Eckbrecht von Dürckheim-Montmartin in Bonn. Otto Graf Schwerin-Wildenhoff-Walsleben hinterließ neun Kinder. 1945 wurde die Familie enteignet. Die Gutsgröße war noch 1928 konkret 1932 ha, in Verwaltung von Graf Vitzthum. Die Walslebener Mühle mit 169 ha Flächenbesitz gehörte Fritz Ebell.[7]
Verwaltungszugehörigkeit
Bearbeiten- 1815–1947 Kreis Ruppin (Provinz Brandenburg, Preußen)
- 1947–1952 Kreis Ruppin (Land Brandenburg)
- 1952–1990 Kreis Neuruppin (Bezirk Potsdam)
- 1990–1993 Kreis Neuruppin (Land Brandenburg)
- seit 1993 Landkreis Ostprignitz-Ruppin
Eingemeindungen
BearbeitenAm 1. Juli 1950 wurde die bis dahin eigenständige Gemeinde Paalzow eingegliedert.
Bevölkerungsentwicklung
Bearbeiten
|
|
|
|
Gebietsstand des jeweiligen Jahres, Einwohnerzahl: Stand 31. Dezember (ab 1991)[8][9][10], ab 2011 auf Basis des Zensus 2011
Politik
BearbeitenGemeindevertretung
BearbeitenDie Gemeindevertretung von Walsleben besteht aus zehn Gemeindevertretern und dem ehrenamtlichen Bürgermeister. Die Kommunalwahl am 26. Mai 2019 führte zu folgendem Ergebnis:[11]
Partei / Wählergruppe | Stimmenanteil | Sitze |
---|---|---|
Unabhängige Wählergruppe Walsleben | 42,2 % | 4 |
Pro Walsleben | 18,8 % | 2 |
Einzelbewerber Carsten Rode | 9,1 % | 1 |
Einzelbewerberin Christine Volkenandt | 7,1 % | 1 |
Einzelbewerber Marco Petrich | 7,0 % | 1 |
Einzelbewerber Andreas Röder | 7,0 % | 1 |
SPD | 4,6 % | – |
Einzelbewerber Wolfgang Becker | 4,1 % | – |
Bürgermeister
Bearbeiten- seit 2008: Burghard Gammelin
Gammelin wurde in der Bürgermeisterwahl am 26. Mai 2019 mit 65,8 % der gültigen Stimmen für eine weitere Amtszeit von fünf Jahren[12] in seinem Amt bestätigt.[13]
Sehenswürdigkeiten
BearbeitenWirtschaft und Infrastruktur
BearbeitenVerkehr
BearbeitenWalsleben ist über die Kreisstraße K 6607 mit Neuruppin verbunden. Durch den Ort verläuft die A 24 (Hamburg–Berlin) mit den Raststätten Walsleben-Ost und -West. Etwa sieben Kilometer südöstlich der Gemeinde befindet sich die Anschlussstelle Neuruppin.
Der Bedarfshalt Walsleben liegt an der Bahnstrecke Wittstock/Dosse–Neuruppin. Er wird von der Regional-Express-Linie RE 6 Wittenberge über Wittstock (Dosse) und Neuruppin nach Berlin-Charlottenburg, dem Prignitz-Express, im Zwei-Stunden-Takt bedient.
Das Bahnhofsgebäude diente im Jahre 1995 als Drehort für zentrale Szenen des Fernsehfilmes Der Trinker nach Hans Fallada. Dazu wurde der Wartesaal des Bahnhofs binnen einer Woche in eine Kneipe ("Gartenlokal Knese") umgebaut und die Familie, die die Räumlichkeiten damals bewohnte, für die Dauer der Dreharbeiten ausquartiert.[14]
Bildung
BearbeitenThomas-Müntzer-Grundschule
Öffentliche Einrichtungen
Bearbeiten- In Walsleben befindet sich eine Freiwillige Feuerwehr mit etwa 40 Mitgliedern.
- Die Dorfkirche besitzt eine Orgel von Albert Hollenbach, Neuruppin, E. 19. Jh.
- Mechanische Schleiflade
- Manual (C-f3): Principal 8', Gedact 8', Salicional 8', Octave 4', Rohrflöte 4', Prog. harm. 1-3f.
- Pedal (C-d1): Subbass 16', Principalbass 8', Pedal=Coppel
- Mechanische Schleiflade
Literatur
Bearbeiten- Walsleben, in: Heinrich Karl Wilhelm Berghaus: Landbuch der Mark Brandenburg und des Markgrafthums Nieder-Lausitz, Zweiter Band, Druck und Verlag Adolph Müller, Brandenburg 1855, S. 359 ff.
- Geschichte des Geschlechts von Schwerin. Band 1, Hrsg. Ludwig Gollmert, Wilhelm Graf von Schwerin, Leonhard Graf von Schwerin, Wilhelm Gronau, Berlin 1878. Digitalisat: König Friedrich von Preussen erteilt seine Genehmigung zu dem Kaufcontrakt vom 25. November 1711.
- Hans Friedrich von Ehrenkrook, Jürgen von Flotow: Genealogisches Handbuch der Gräflichen Häuser. A (Uradel). 1952, Band I, Band 2 der Gesamtreihe GHdA, C. A. Starke, Glücksburg/Ostsee 1952. S. 410–412. ISSN 0435-2408
- Hagen Graf von Schwerin: Walsleben und Wildenhoff, in: Fünfter Nachtrag zur Geschichte des Geschlechts von Schwerin, Hrsg. Curd-Christoph von Schwerin, in: Bibliothek familiengeschichtlicher Arbeiten, Band 27, Degener & Co, Neustadt an der Aisch 2003, S. 315–316. KVK
Weblinks
BearbeitenEinzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Bevölkerungsentwicklung und Bevölkerungsstand im Land Brandenburg Dezember 2023 (Fortgeschriebene amtliche Einwohnerzahlen, bezogen auf den aktuellen Gebietsstand) (Hilfe dazu).
- ↑ Gemeinde Walsleben, in: Dienstleistungsportal der Landesverwaltung Brandenburg.
- ↑ Johann Friedrich Gauhe (Hrsg.): Des Heil. Röm. Reichs Genealogisch-Historisches Adels-Lexicon. Darinnen Die heut zu Tage florirende älteste und ansehnlichste Adeliche, Freyherrliche und Gräfliche Familien nach ihrem Alterthum und Ursprunge etc. W. Johann Friedrich Gleditsch seel. Sohn, Leipzig 1719. S. 1831–1832.
- ↑ J. Siebmacher`s großes und allgemeines Wappenbuch, Dritten Bandes Erste bis Dritte Abtheilung: Der Adel des Königreichs Preußen, Hrsg. Otto Titan von Hefner, Bauer & Raspe Julius Merz, Nürnberg 1857, Tafel
- ↑ Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Gräflichen Häuser 1908, 81. Jahrgang, Justus Perthes, Gotha 1907, S. 820 f.
- ↑ P. Ellerholz, H. Lodemann, H. von Wedell: General-Adressbuch der Ritterguts- und Gutsbesitzer im Deutschen Reiche. 1. Band: Das Königreich Preussen, Lfg. 1: Die Provinz Brandenburg. Nicolaische Verlags-Buchhandlung R. Stricker, Berlin 1879, S. 158–159, doi:10.18452/377 (hu-berlin.de).
- ↑ Ernst Seyfert, Hans Wehner, Alexander Haußknecht, GF Hogrefe: Niekammer’s Landwirtschaftliche Güter-Adreßbuch der Provinz Brandenburg. Verzeichnis sämtlicher Rittergüter, Güter und Höfe von ca. 20 ha aufwärts. In: Mit Unterstützung von Staats- und Kommunalbehörden, sowie des Brandenburgischen Landbundes zu Berlin, sowie der Kreislandbünde. 4 VII Auflage. Regierungsbezirk Potsdam. Kreis Ruppin., Letzte Ausgabe-Niekammer-Reihe für Brandenburg. Verlag von Niekammer’s Adreßbüchern GmbH, Leipzig 1929.S. 108.
- ↑ Historisches Gemeindeverzeichnis des Landes Brandenburg 1875 bis 2005. Landkreis Ostprignitz-Ruppin, (19.1), in: Beitrag zur Statistik, Hrsg. Landesbetrieb für Datenverarbeitung und Statistik Land Brandenburg, Potsdam Dezember 2006, S. 22–25. (PDF)
- ↑ Bevölkerung im Land Brandenburg von 1991 bis 2017 nach Kreisfreien Städten, Landkreisen und Gemeinden, Tabelle 7
- ↑ Amt für Statistik Berlin-Brandenburg (Hrsg.): Statistischer Bericht A I 7, A II 3, A III 3. Bevölkerungsentwicklung und Bevölkerungsstand im Land Brandenburg (jeweilige Ausgaben des Monats Dezember)
- ↑ Ergebnis der Kommunalwahl am 26. Mai 2019, Hrsg. Landeswahlleiter/Landesabstimmungsleiter des Landes Brandenburg, Potsdam 2019.
- ↑ Brandenburgisches Kommunalwahlgesetz, § 73 (1)
- ↑ Ergebnis der Bürgermeisterwahl am 26. Mai 2019
- ↑ Strauven, Michael: Wie Harald Juhnke den Trinker spielt. Hrsg.: SFB. 1995.