Dreetz (Brandenburg)

Gemeinde im Landkreis Ostprignitz-Ruppin, Brandenburg

Dreetz ist eine Gemeinde im Landkreis Ostprignitz-Ruppin in Brandenburg. Sie wird vom Amt Neustadt (Dosse) verwaltet.

Wappen Deutschlandkarte
Dreetz (Brandenburg)
Deutschlandkarte, Position der Gemeinde Dreetz hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 52° 48′ N, 12° 28′ OKoordinaten: 52° 48′ N, 12° 28′ O
Bundesland: Brandenburg
Landkreis: Ostprignitz-Ruppin
Amt: Neustadt (Dosse)
Höhe: 29 m ü. NHN
Fläche: 64,75 km2
Einwohner: 1170 (31. Dez. 2023)[1]
Bevölkerungsdichte: 18 Einwohner je km2
Postleitzahl: 16845
Vorwahl: 033970
Kfz-Kennzeichen: OPR, KY, NP, WK
Gemeindeschlüssel: 12 0 68 109
Gemeindegliederung: 5 Ortsteile
Adresse der Amtsverwaltung: Bahnhofstraße 6
16845 Neustadt (Dosse)
Website: www.gemeinde-dreetz.de
Bürgermeisterin (ehrenamtlich): Babette Findeis
Lage der Gemeinde Dreetz im Landkreis Ostprignitz-Ruppin
KarteWittstock/DosseHeiligengrabeRheinsbergNeuruppinLindow (Mark)VielitzseeHerzberg (Mark)RüthnickFehrbellinKyritzBreddinStüdenitz-SchönermarkZernitz-LohmNeustadt (Dosse)Sieversdorf-HohenofenDreetzWalslebenDabergotzStorbeck-FrankendorfTemnitzquellTemnitztalMärkisch LindenWusterhausen/DosseSachsen-AnhaltMecklenburg-VorpommernMecklenburg-VorpommernMecklenburg-VorpommernMecklenburg-Vorpommern
Karte
Dorfkirche in Dreetz

Geografie

Bearbeiten

Dreetz liegt zwischen Neustadt (Dosse) und Friesack im Naturschutzgebiet Dreetzer See.

Gemeindegliederung

Bearbeiten

Das Gemeindegebiet untergliedert sich[2] in die bewohnten Gemeindeteile

Außerdem gehören zur Gemeinde die Wohnplätze

Geschichte

Bearbeiten
  • ca. 600: Die Gründung und Besiedlung des am Dreetzer See gelegenen Lutken Dretze („Klein Dreetz“) durch slawische Stämme vollzieht sich wahrscheinlich nach der Völkerwanderung.
  • ca. 1150: Unter Albrecht dem Bären wird vermutlich neben Lutken Dretze das lang gezogene Straßen-/Angerdorf „Groten Dretze“ („Groß Dreetz“) angelegt. Beide Dreetze gehören zum Land Wusterhausen, das eine zur Prignitz gehörende selbstständige Herrschaft der Herren von Plotho war (Schreibweisen: v. Ploto, v. Plote, v. Plothos, de Plove. v. Plate).
  • ca. 1290: Dreetz fällt unter die Landesherrschaft des Markgrafen von Brandenburg.
  • 6. Juni 1337: Erste urkundliche Erwähnung von Dreetz. Die Gebrüder Heinrich und Jordan von Kröcher erhalten vom Markgrafen Ludwig I., dem Brandenburger, die beiden Dörfer Dreetz und das Dorf Lohm samt der Gerichtsherrschaft und dem Kirchenpatronat, den Diensten und Abgaben der Bauern … und weiterer Privilegien.
  • 1349: Dreetz gerät unter die Landesherrschaft der Grafen von Lindow-Ruppin und wird Teil der Herrschaft Ruppin.
  • ca. 1400 bis 1500: Aufgabe von Lüttgen Dreetz.
  • 1524: Nach dem Aussterben der Grafen von Lindow-Ruppin kommen Dreetz und Neuruppin als erledigtes Lehen unter die Landesherrschaft von Brandenburg bzw. an den Kurfürsten Joachim I.
  • 1601 bis 1705: Ursprünglich gab es im Raum Dreetz fünf Rittergüter. Die Güter werden sukzessiv verkauft.
  • 1601: David von Lüderitz erwirbt von Ernst von Kröcher dessen Dreetzer Gut.
  • 1624: David von Lüderitz kauft einen weiteren Teil von Dreetz. Andere Teile gehen an die Adelsfamilien von Maltitz und von Lochow über.
  • 1679: Der Landgraf Friedrich von Hessen-Homburg erwirbt von der Adelsfamilie von Lüderitz eines der Dreetzer Güter.
  • 1694: Friedrich von Hessen-Homburg tauscht seine Domäne Neustadt an der Dosse gegen das Gut Oebisfelde im Magdeburgischen. Der Tauschpartner ist König Friedrich I. Das Dreetzer Gut des Prinzen von Homburg geht als landesherrliches Schatullengut an den Landesherrn.
  • 1705: König Friedrich I. erwirbt auch noch die Dreetzschen Güter derer von Maltizsche und derer von Lüderitz.
  • 1773: König Friedrich II. ordnet die Entwässerung und Besiedlung des Rhinluchs und des Dossebruchs an. Nach der Eindeichung von Rhin und Dosse werden die Koloniedörfer und Weiler Bartschendorf, Baselitz, Blumenaue, Fischershof, Giesenhorst, Michaelisbruch, Siegrothsbruch, Webersplan, Wilhelminenaue, Wolfsplan und Ziethensau auf Dreetzer Grund besiedelt. Im gleichen Jahr wird die Dreetzer Wassermühle beseitigt.
  • 1774: Das Amtsvorwerk Dreetz entsteht aus den fünf ursprünglichen Rittergütern: Friedrich II. erwirbt den Anteil derer von Lochow und den letzten Anteil derer von Kröchern durch Tausch mit Blankenberg, so dass ab 1774 Dreetz ganz im Besitz des Landesherrn ist. Verlegung des Amtssitzes von Neustadt an der Dosse nach Dreetz.
  • 1777: Clausius wird landesherrlicher Beamter in Dreetz.
  • 1791: Krause wird landesherrlicher Beamter in Dreetz.
  • 1800–1900: Staatsdomäne, Amtsvorwerk, Brennerei, Brauerei. Viele Handwerker lassen sich in Dreetz nieder, um Gut, Landarbeiter und Bauern zu versorgen.
  • 1806: Amtsrath Ferdinand Cochius wird landesherrlicher Beamter in Dreetz.
  • 1806–1813: Die Franzosen besetzen Dreetz und zerstören angeblich mehrere Gebäude durch Brand.
  • 1840: Oberamtmann Wilhelm Cochius (Sohn des Vorgängers) wird landesherrlicher Beamter in Dreetz.
  • 1846: Oberamtmann Friedrich Cochius (Bruder des Vorgängers) wird landesherrlicher Beamter in Dreetz.
  • 1847: Dreetz brennt bis auf wenige Gebäude komplett nieder. Der Wiederaufbau verändert das Gesamtbild des Dorfes. Zeigten früher die Giebel der Gebäude zur Straßenseite, werden nun Gebäude errichtet, die mit der langen Seite zur Hauptstraße zeigen. Dadurch können weniger Gebäude an der Hauptstraße entlang gebaut werden. Viele ehemalige Dreetzer werden daher „ausgeplant“ bzw. errichten Aussiedler-Höfe in Nähe von Dreetz (z. B. Sterns-Plan).
  • ca. 1940–1945: Ein Rüstungswerk der Deutschen Sprengchemie GmbH wird in der Nähe von Dreetz errichtet und zwar nach Plänen und unter Leitung der Berliner Architekten Mohr & Weidner. Dessen Produktion fordert zahlreiche Opfer unter den polnischen, sowjetischen und serbischen Zwangsarbeitern.
  • 1945: Alliierte Kampfflugzeuge beschießen einen bei Dreetz, Blockstelle Segeletz abgestellten Zug, wodurch 186 KZ-Häftlinge getötet werden.
  • 1952: Dreetz (bis dahin dem Kreis Ruppin zugehörig) wird dem Kreis Kyritz im DDR-Bezirk Potsdam zugeordnet.
  • 1953: Gründung einer Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft (daraus: LPG Tier- und LPG Pflanzenproduktion Dreetz).

Dreetz gehörte seit dem 14. Jahrhundert zur Herrschaft Ruppin, seit 1524 zum Kreis Ruppin in der Mark Brandenburg und ab 1952 zum Kreis Kyritz im DDR-Bezirk Potsdam. Seit 1993 liegt Dreetz im brandenburgischen Kreis Ostprignitz-Ruppin.

Eingemeindungen

Bearbeiten

Am 1. April 1973 wurde die bis dahin selbstständige Gemeinde Michaelisbruch eingegliedert. Am 1. Januar 1977 folgte Bartschendorf.[3] Giesenhorst kam am 31. Dezember 1997 hinzu.[4]

Bevölkerungsentwicklung

Bearbeiten
 
Dreetz – Kirche; Dorfeingang; Gasthof Jänicke, zum alten Zieten (Zeno Ansichtskarten)
Jahr Einwohner
1875 1553
1890 1457
1910 1231
1925 1193
1933 1246
1939 1439
Jahr Einwohner
1946 1682
1950 1900
1964 1568
1971 1456
1981 1402
1985 1374
Jahr Einwohner
1990 1282
1995 1178
2000 1278
2005 1261
2010 1206
2015 1157
Jahr Einwohner
2016 1147
2017 1140
2018 1141
2019 1128
2020 1119
2021 1148

Gebietsstand des jeweiligen Jahres, Einwohnerzahl: Stand 31. Dezember (ab 1991)[5][6][7], ab 2011 auf Basis des Zensus 2011

Gemeindevertretung

Bearbeiten

Die Gemeindevertretung von Dreetz besteht aus zehn Gemeindevertretern und dem ehrenamtlichen Bürgermeister. Die Kommunalwahl am 26. Mai 2019 führte zu folgendem Ergebnis:[8]

Partei / Wählergruppe Stimmenanteil Sitze
Förderverein Dreetz 48,7 % 5
Bürgergruppe Dreetz 24,7 % 2
Die Linke 12,7 % 1
Einzelbewerber Ralf Gerloff 07,7 % 1
Einzelbewerber Heiko Fritzsch 06,2 % 1

Bürgermeisterin

Bearbeiten
  • 1998–2003: Gernot Elftmann[9]
  • 2003–2024: Bernd Schindler[10][11]
  • seit 2024: Babette Findeis (Einzelbewerberin)

Findeis wurde in der Bürgermeisterwahl am 9. Juni 2024 ohne Gegenkandidat mit 79,9 % der gültigen Stimmen für eine Amtszeit von fünf Jahren zur ehrenamtlichen Bürgermeisterin gewählt.[12]

 
Wappen von Dreetz
Blasonierung: „In Gold unter blauem Wellenschildhaupt ein laufender, rot-gezungter, blau-geschwänzter schwarzer Biber über grünem Astwerk.“[13]

Das Wappen wurde am 18. Juni 1997 durch das Ministerium des Innern genehmigt.

Die Flagge ist Gelb – Schwarz – Gelb (1:2:1) gestreift und mittig mit dem Gemeindewappen belegt.

Sehenswürdigkeiten und Gedenkstätten

Bearbeiten
 
Denkmal Ermordete KZ Nordhausen Dreetz Brandenburg

Kirche Bartschendorf

Bearbeiten

Gedenkstätten

Bearbeiten

Dreetz liegt an der Landesstraße L 141 zwischen Neustadt (Dosse) und der B 5 südlich des Ortsteils Segeletz (Wusterhausen/Dosse).

Ein Fund gibt Anstoß zu einer Fontane-Veröffentlichung

Bearbeiten

Um 1850 wurde in Dreetz die Leiche eines getöteten französischen Soldaten aus der Zeit der Freiheitskriege entdeckt; dies inspirierte Theodor Fontane zu seiner Kriminal-Novelle Unterm Birnbaum.

Literatur

Bearbeiten
  • Johannes Schultze: Die Herrschaft Ruppin und ihre Bevölkerung nach dem 30jährigen Kriege. Historischer Verein der. Grafschaft Ruppin, Neuruppin 1925
  • Johannes Schultze: Die Hofbesitzer in den Dörfern des Landes Ruppin 1491 bis 1700. Stein, Neuruppin 1937
  • Theodor Fontane: Wanderungen durch die Mark Brandenburg, Band 1: Die Grafschaft Ruppin
Bearbeiten
Commons: Dreetz – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. Bevölkerungsentwicklung und Bevölkerungsstand im Land Brandenburg Dezember 2023 (Fortgeschriebene amtliche Einwohnerzahlen, bezogen auf den aktuellen Gebietsstand) (Hilfe dazu).
  2. Dienstleistungsportal der Landesverwaltung Brandenburg (Memento des Originals vom 31. Oktober 2020 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/service.brandenburg.de
  3. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Gemeinden 1994 und ihre Veränderungen seit 01.01.1948 in den neuen Ländern. Metzler-Poeschel, Stuttgart 1995, ISBN 3-8246-0321-7, S. 52 f. (Digitalisat in: Statistische Bibliothek des Bundes und der Länder).
  4. StBA: Änderungen bei den Gemeinden, siehe 1997
  5. Historisches Gemeindeverzeichnis des Landes Brandenburg 1875 bis 2005. Landkreis Ostprignitz-Ruppin. S. 14–17
  6. Bevölkerung im Land Brandenburg von 1991 bis 2017 nach Kreisfreien Städten, Landkreisen und Gemeinden, Tabelle 7
  7. Amt für Statistik Berlin-Brandenburg (Hrsg.): Statistischer Bericht A I 7, A II 3, A III 3. Bevölkerungsentwicklung und Bevölkerungsstand im Land Brandenburg (jeweilige Ausgaben des Monats Dezember)
  8. Ergebnis der Kommunalwahl am 26. Mai 2019
  9. Ergebnisse der Kommunalwahlen 1998 (Bürgermeisterwahlen) für den Landkreis Ostprignitz-Ruppin (Memento vom 13. April 2018 im Internet Archive)
  10. Kommunalwahlen 26.10.2003. Bürgermeisterwahlen, S. 29
  11. Ergebnis der Bürgermeisterwahl am 26. Mai 2019 (Memento des Originals vom 9. August 2019 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/wahlen.brandenburg.de
  12. Ergebnis der Bürgermeisterwahl am 9.6.24
  13. Wappenangaben auf dem Dienstleistungsportal der Landesverwaltung des Landes Brandenburg