Auf den zweiten Blick: Noelloskopie für Fortgeschrittene. Oder: Warum gescheiterte PR-Versuche in WP so verschwinden lassen?

Vorletztes Jahr erschien ein Buch von Jörg Becker über die Demoskopin Elisabeth Noelle-Neumann. Das Buch wurde zunächst kontrovers aufgenommen. So weit nichts Besonderes. Besonders war, dass es letztlich vom Markt geklagt wurde. Ein Schweizer Erbe und Nachlassverwalter hatte gegen das Buch geklagt. Im Nachgang hierzu nahm ein 2008 angelegter Schweizer Benutzer 2014 (Beitragsliste) seine Arbeit wieder auf. Die Arbeit erstreckte sich auf Noelle-Neumann, ihre Familie, ihre Schule und ihre Kritiker. Der Artikel von Noelle-Neumann, über deren Verstrickung in den NS ebenso wie um ihre Methodik bzw. die Orientierung dieser an Interessen der Auftraggeber, es kontroverse Debatten gibt, wurde dabei langsam und kontinuierlich bereinigt und aufgehübscht. Eine Reihe berühmter Vorfahren wurde eingefügt, dafür Antisemitismusbelege und die positive Haltung zum NS verschönert. Sogar an Marginalien wie Hinweisen auf etwas häufige Schulwechsel (die die Lemmaperson freimütig berichtet) geschraubt. Die Artikel von zwei bekannten Kritikern wurden mit Infos versorgt, die negativ verstanden werden sollten. Otto Köhler bekam seine NS-Vergangenheit vorgehalten (Köhler war 1945 gerade 10, er nutzte seine HJ-Mitgliedschaft zur Selbstreflektion im Kontext mit seiner Beschäftigung mit NS-Journalisten), bei Becker wurden Veröffentlichungen im Neuen Deutschland ebenso ergänzt wie die Funktion seines Vaters im WK II. Flankierend wurden Artikel zur Familienmitgliedern von Noelle-Neumann aufgepeppt. Die Fakten sind dabei nicht unbedingt falsch, aber einseitig zusammengestellt – interessengeleitet, hübsch.

Alles in allem eine glasklare PR-Aktion eines Nutzers mit einem deutlich durchschimmernden IK und übergroßer Detailkenntnis. Die Admins bekamen erst im zweiten Anlauf die Kurve und setzten den Artikel auf den Stand vor den Bearbeitungen zurück. Auch bei VMs war erst ein zweiter Anlauf nötig, diese im Sinne von WP zu klären. Letztlich wurde auch die Artikeldiskussion administrativ überarbeitet. Verschwunden ist nun die polemische und aggressive Art, mit der auch juristisch gedroht wurde: angeblich Verlinkung illegaler Inhalte. Da die Artikeldiskussion erst verschoben (später gelöscht) wurde, dann folgte die Neuanlage der Diskussion mit gesäuberten Teilen, fehlen nun der Klarname des PR betreibenden Nutzers ebenso wie seine Drohungen, Links seien illegal, und die wirklich dreisten Reste seiner Beiträge dort. Selbst das Durchackern durch ältere Versionen ist unmöglich. Nachfragen nach dem Grund des Vorgehens an den bearbeitenden Admin blieben unbeantwortet. Damit ist nun nicht nur dem unbedarften Betrachter, sondern auch den eingefleischten Wikipedianern unklar, was genau in dem Artikel und der Disk geschehen ist. Ist es wirklich sinnvoll, auch im Sinne von Prävention, PR-Versuche so zu schützen? Ist dieses vor allem auch deshalb sinnvoll, wo wir es nicht mit einer Hinterzimmerklitsche (der man Dummheit und Unbedarftheit zu Gute halten muss), sondern mit einer bedeutenden Institution zu tun haben, deren Gegenstand eben die veröffentlichte Meinung ist? Ef 29.3.

Wikipedia Zero: ein unüberschaubares Manipulationspotenzial

Wie Newsweek am Dienstag berichtete, wurde letzten Monat im Zuge eines Schiedsgerichtsverfahrens in der englischen Wikipedia ein(e) populäre(r) Administrator(in) permanent gesperrt. Der Grund: langjährige Manipulation der Wikipedia-Artikel über eine nicht akkreditierte indische Wirtschaftsschule und deren Dekan, Arindam Chaudhuri.

Die Schule, das „Indian Institute of Planning and Management“, war bekannt für ihre reißerische und unseriöse Werbung. Sie nutzte laut Aussage eines indischen Journalisten, der den Fall eingehend und unter großem persönlichen Risiko recherchiert hat, den manikürten Wikipedia-Artikel als Teil ihrer PR-Strategie.

Wie im Newsweek-Artikel dargelegt, illustriert dieser Fall das Manipulationspotenzial, das mit Wikipedia Zero einhergeht. Wikipedia Zero bietet Mobiltelefonnutzern – vor allem in Asien und Afrika – kostenlosen Zugriff auf Wikipedia. Zum Teil werden die Wikipedia-Artikel dem Nutzer dabei per SMS geliefert.

Dies bedeutet jedoch, dass diese Nutzer weder Zugriff auf die in Wikipedia zitierten Quellen haben, noch alternative Quellen aufrufen können. Wikipedia Zero schafft somit Hunderte von Millionen von rein passiven Wikipedia-Konsumenten, während die einzigen, die Lese- und Schreibzugang zu Wikipedia haben, die wirtschaftlichen und politischen Eliten dieser Länder sind.

Das Manipulationspotenzial ist unüberschaubar. Je verbreiteter Wikipedia Zero ist, desto wichtiger wird es für die betreffenden Eliten, kritische Informationen aus Wikipedia fernzuhalten. Dass dies bei Themen, die westlichen Nutzern trotz ihrer großen lokalen Bedeutung obskur erscheinen mögen, selbst über Jahre hinweg gelingen kann, belegt der von Newsweek geschilderte Fall. Für das betreffende indische Institut hat sich jahrelang niemand interessiert – auch nicht Jimmy Wales, der schon im Dezember 2013 auf das Problem hingewiesen wurde und nichts unternahm (außer den Kritiker zu attackieren).

Ein ähnliches Manipulationsproblem lässt sich in Wikipedien wie der aserbaidschanischen oder usbekischen beobachten: die Artikel über die Präsidenten dieser Länder, İlham Əliyev, den „korruptesten Mann des Jahres 2012“, und Islom Karimov, unter dessen Herrschaft Dissidenten auch schon mal im Kochtopf landen, sind reine Lobhymnen, wie jeder anhand der hier verlinkten Google-Übersetzungen der betreffenden Artikel in der aserbaidschanischen und usbekischen Wikipedia nachvollziehen kann.

Anzumerken ist hier, dass Usbekistan und Aserbaidschan 2012 Teilnehmer an einer von der Wikimedia Foundation finanziell unterstützten und von der kasachischen WikiBilim-Stiftung koordinierten Regionalkonferenz, der Turkic Wikimedia Conference 2012, waren. Selbst die englische Wikipedia ist zum Teil von PR-Agenten der Despoten unterwandert.

Wikipedia als wiederauferstandene Pravda?

Die Gefahr ist, dass Wikipedia – und speziell Wikipedia Zero – eine „Gatekeeper“-Funktion einnehmen wird: solange es den örtlichen Eliten gelingt, „ihre eigene“ Wikipedia-Darstellung, sei es in der lokalen Wikipedia-Sprachversion oder der der wichtigsten Zweitsprachen, in ihrem eigenen Interesse zu gestalten, wird Wikipedia Zero ein willkommenes Instrument sein, Informationsflüsse zu kontrollieren, anstatt sie freizusetzen. Gleichzeitig verlängert sich mit Initiativen wie Wikipedia Zero und Facebook Zero die Wartezeit, bis Menschen in diesen Ländern erschwinglichen Zugriff auf das Internet als Ganzes bekommen können – oder zumindest eine repräsentative Auswahl an journalistischen und akademischen Webseiten.

Die von AccessNow (Wikipedia Zero and net neutrality: Wikimedia turns its back on the open internet) und der Electronic Frontier Foundation (Net Neutrality and the Global Digital Divide) hinsichtlich Wikipedia Zero geäußerten Bedenken scheinen mehr als berechtigt. (A.K., 27. 3.)

Wiki loves poets … oder wird noch lernen, die Poeten zu lieben!

David Krause, dem Gewinner des Leonce-und-Lena-Preises, wurde von der Jury eine große literarische Karriere vorhergesagt.

Xopolino und ich waren dieses Wochenende mit Unterstützung der Wikimedia und einer Kamera von der Geschäftsstelle in Darmstadt, um den Literarischen März 2015 mitzuerleben und zu dokumentieren. Der dabei verliehene Leonce-und-Lena-Preis gilt ebenso wie die beiden Förderpreise als Sprungbrett für eine erfolgreiche literarische Karriere – wir hatten also die Chance, Poeten und Poetinnen am Beginn ihrer Relevanz vor die Linse zu bekommen. Im Vorfeld hatte ich mit Erschrecken festgestellt, dass selbst eines der Jurymitglieder (Norbert Hummelt) noch kein Bild in seinem Artikel hatte – und ein Jurymitglied (Sibylle Cramer) nicht einmal einen Artikel. Von den 11 Lesenden hatten vor dem Wettbewerb zwei einen Artikel: Konstantin Ames und Anja Kampmann, letztere ohne Bild. Auch die Überblicksartikel über die Veranstaltung und die Preise waren bislang ohne Bilder.

Monika Rinck im Gespräch mit Heinrich Detering

Nachdem die Kamera nach mehreren Mailwechseln am Donnerstag gut bei uns angekommen war, machten wir uns am Freitagmittag mit dem Zug auf den Weg nach Darmstadt – und erlebten mal wieder alle Segnungen der Deutschen Bahn. Gibt es eigentlicht einen guten Artikel zum Thema Verspätungen bei der Deutschen Bahn? Und falls nein, warum nicht? Auf jeden Fall kamen wir nach einer sehr verwirrenden Stunde in Würzburg mit drei oder mehr Zugwechseln (die Kameratasche ist schwerer, als man denkt) gerade noch rechtzeitig zur Abendveranstaltung in Darmstadt an und konnten die erste Bilderserie aufnehmen. Im beruhigenden Wissen, dass es von den Stars des Abends, Monika Rinck und Heinrich Detering, bereits gelungene Fotos gibt und dass ich alle anderen am Samstag nochmal vor die Linse bekommen würde, konnte ich die Kamera in der Saalsituation gut erproben. Beim anschließenden informellen Geplauder konnte ich mit einigen Mitarbeiterinnen der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung über die Wikipedia reden und erfuhr, dass eine Studie der Akademie über die deutsche Sprache im Internet weitgehend auf unsere Metadiskussionen als Datenbasis zurückgreift. Ich habe beschlossen, nicht näher darüber nachzudenken …

Am nächsten Tag wurde es dann für die Lesenden und für uns ernst und anstrengend. Die Preislesungen begannen um 9:00 Uhr morgens und wir waren pünktlich mit wachem Objektiv dabei. Erst gegen 17:00 Uhr war der Lesemarathon beendet und mir schwirrte der Kopf vor Metaphern, Bildern und Worten. Vor der abendlichen Preisverleihung war eine kurze Pause angesagt, in der ich schonmal das Übertragen der Fotos auf den Laptop erfolgreich erprobte. Aufgrund der öffentlichen Jurydiskussion hatte ich schon eine recht klare Vorstellung davon, wer die Preise gewinnen würde – die sich exakt so dann auch bewahrheitete. Die Vergabe des Hauptpreises war eine sehr bewegende Angelegenheit, der junge Preisträger war offensichtlich ziemlich überwältigt und wirkte kurz so, als könnte er auf der Bühne umkippen, letztendlich überwog dann aber die Freude.

Im Nachklapp gab es noch einige leidenschaftliche Diskussionen und ein großzügiges Buffet, das die Stadt Darmstadt spendierte – hier habe ich diskreterweise die Kamera weggepackt. Die Heimreise am nächsten Tag verlief fast fahrplangemäß und seither bin ich am Durchforsten und Hochladen der Bilder. Wer neugierig geworden ist, findet die ersten Ergebnisse unter der Commons-Kategorie Literarischer März.

Achja, wenn sich jemand wundert, dass die Bilder nicht bearbeitet sind: Ich habe das Fotografieren mit einer Kodak Retina mit externem Belichtungsmesser gelernt. Ich habe einiges dazu gelernt seither, aber keine digitale Bildbearbeitung. Wenn jemand Verbesserungsbedarf und -möglichkeiten bei den Bildern sieht, ist er oder sie herzlich willkommen! (Kritz, 23.3.)

Wales bereut „Wikipedianer des Jahres“-Preis für Kasachstan

In einer Diskussion auf Reddit hat Jimmy Wales sich gestern erstmals von dem ehemaligen kasachischen Diplomaten Rauan Kenzhekhanuly, den er 2011 zum Wikipedianer des Jahres erklärt hatte, distanziert.

Kenzhekhanuly wurde im Dezember 2014 zum Vize-Gouverneur der Provinz Qysylorda in Kasachstan ernannt. Der Gouverneur der Provinz ist Krymbek Kusherbayev, der 2011 nach dem Massaker von Schangaösen als Gouverneur von Mangghystau zurücktreten musste. Kenzhekhanuly hatte Kusherbayev schon während dessen damaliger Amtszeit in Mangghystau (allerdings nicht zum Zeitpunkt des Massakers) als Berater gedient.

Kenzhekhanuly ist heute ferner Gründungsdirektor des Eurasian Council on Foreign Affairs in Brüssel, der als PR-Instrument der kasachischen Regierung betrachtet wird.

Auf Reddit mit diesen Informationen konfrontiert, sagte Wales gestern, „If I had known in 2011 that someone would get a job that I disapprove of in 2014, would I refuse to give them an award in 2011? Yes, I would have refused to give that award. But, I don't actually have the ability to see the future.“ („Wenn ich 2011 gewusst hätte, dass jemand 2014 einen Job bekommen würde, den ich nicht billige, hätte ich mich dann 2011 geweigert, ihm den Preis zu verleihen? Ja, ich hätte mich geweigert, diesen Preis zu verleihen. Aber ich habe nun mal nicht die Fähigkeit, in die Zukunft zu blicken.“)

Wales hatte seinerzeit behauptet, die kasachische Wikipedia sei seines Wissens nicht politisiert, und die Preisverleihung 2013 noch verteidigt. Auf der Webseite des kasachischen Premierministers wird die kasachische Wikipedia seit 2011 als ein Projekt der kasachischen Regierung beschrieben. Die kasachische Regierung wird umfangreicher Menschenrechtsverletzungen beschuldigt.

Wales’ Kommentare kamen im Rahmen einer Reddit-Fragestunde über die von der Wikimedia Foundation und anderen Organisationen erhobene Klage gegen die amerikanische National Security Agency. (A.K., 21. 3.)

Autorenanwerbekampagne

Veraltetes, Unfertiges, Falsches – man braucht nicht lange zu suchen, um Artikel zu finden, bei denen Wikipedia ihrem Anspruch, stets aktuell, detailliert und korrekt zu sein, noch längst nicht gerecht wird. Was wir brauchen, sind mehr helfende Hände, mehr Leser, die selbst mit anpacken.

Im Werben um neue Spender sind wir außerordentlich gut, aber schlecht im Gewinnen neuer Autoren, Fotografen und anderer Aktiver für Wikipedia und ihre Schwesterprojekte. Warum ist das so? Vermutlich, weil wir Letzteres noch nie im großen Stil versucht haben.

Im Dezember 2012 schlug ich eine groß angelegte Kampagne zum Anwerben neuer Autoren vor. Anlass sollte die Einführung des VisualEditors sein. Leider stellte sich heraus, dass der VE zu diesem Zeitpunkt noch vor Bugs strotzte und äußerst behäbig war. Mittlerweile hat sich die Situation deutlich verbessert, der VisualEditor ist Newbie-tauglich und eine Kampagne zum Anwerben neuer Aktiver notwendiger denn je.

Auch der Zugang zu unseren Lesern ist da: Das Spendenbanner muss nur zum „Autorenanwerbebanner“ werden und Interessierte zu gut konzipierten Tutorials leiten. Wir können testen, welche Arten von Bannern funktionieren, um genau die Leute zu erreichen, die wir in unseren Projekten haben wollen: verständliche Schreiber, umgängliche Experten, penible Lektoren und Korrektoren, Programmierer, Fotografen und Filmer.

Näheres zur Idee auf meiner Benutzerseite. Ich freue mich über hilfreiche Hinweise und Menschen, die Lust haben bei einer solchen Kampagne mitzumachen. KJ, 20.3.

Am 24. Mai 2015 findet im Museumsquartier ein Edit-a-thon anlässlich der zahlreichen Jubiläen, die heuer in Wien gefeiert werden, statt. Konkret sind dies die Themen:

Ziel dieses Edit-a-thons ist es, die Artikel zu diesen vier Themen auszubauen und fehlende Artikel zu schreiben. Das Spektrum reicht von Wissenschaftlern, Professoren und Absolventen an den beiden Unis, denkmalgeschützten Straßenbahnhaltestellen, Straßenbahntypen bis hin zu Bauten und Denkmälern entlang der Wiener Ringstraße! Es gibt auf alle Fälle genug zu tun! Wer ist dabei? Ich freue mich über rege Teilnahme. AT (16. März 2015)

Moderation in der Wikipedia?

„Das kann doch so gar nicht funktionieren, das ist doch Dummzeug!“

Und schon sind wir mittendrin in dem, was wir kennen und nicht gut finden: in einer unschönen Diskussion.

Wir diskutieren, ob das so funktionieren kann, beweisen, dass der andere selber der Dummkopf ist, fragen nach der historischen Definition, einer verweist auf seine Kompetenz, deswegen hat er die einzige Wahrheit, und ein ganz neuer Aspekt ist doch, dass das Zeug sprachlich keine Eloquenz hat und äh, was war eigentlich das usprüngliche Thema?

„Stimmt, also doch, so kann das nicht funktionieren, habe ich doch gleich gesagt!“

Solche und andere Diskussionen sind in der Wikipedia ebenso wie im realen Leben zu finden. Das ursprüngliche Thema wird zerredet; es werden neue Themenpfade aufgemacht; es wird beschimpft und reagiert; es wird geschrieben, dass man zwar eigentlich gar keine Meinung zum Thema habe, aber durchaus kompetent sei; es werden Unmengen an Text dazu verwendet zu zeigen, wer Recht hat und wer Unrecht. Vergessen sind Wikiquette, Vernunft, Mediationsmöglichkeiten und manchmal leider auch die gute Kinderstube. Und was war das eigentliche Thema?

Okay, wir müssen keine Seiten sparen, aber es ist schade um die Energie, die für Rechtfertigung, Beschimpfung und Selbstdarstellung verbraucht wird. Wieviel Energie könnte statt dessen in das Thema und damit in die Qualität der Wikpedia gesteckt werden!

Wieviel Zeit und Kraft investieren Autoren, Admins, Ombudsleute und Schiedsrichter in solche Endlosdiskussionen, Appelle an die Vernunft und Sanktionen. Schade um deren Kraft und Engagement für, mit Verlaub, „Dummzeug“!

„Also doch, das kann so nicht funktionieren!“

Aufbauend auf dem ersten Guide-Camp in Kassel und einem Workshop auf der Wikicon in Köln haben wir auf dem zweiten Guide-Camp in Berlin mit der Kraft von 18 Wikipedianern das Thema weiter bearbeitet: „Welche Möglichkeiten zur Konfliktbewältigung bietet eine Moderation von Wikipedia-Diskussionen?“

Dabei haben wir festgestellt, dass eine gute Moderation nicht nur ein Mittel zur Konfliktbewältigung ist, sondern eine Möglichkeit, Konflikte gar nicht erst entstehen zu lassen.

Also die Frage: „Kann das funktionieren?“

Kann eine gute Moderation auch in der Wikipedia Konflikte verhindern? Kann dadurch das Potenzial der Diskutanten genutzt werden, zu guten Artikeln zu kommen, zu Entscheidungen zu kommen, die von allen Beteiligten getragen werden?

„Was verstehen wir unter einer Moderation, was ist ein Moderator?“

(Siehe auch Wikipedia:Projekt Moderation.)

Ein Moderator ist ein Mensch, der eine Diskussion ohne eigenes inhaltliches Interesse begleitet, so dass jeder zu Wort kommt und die Diskussion zu einem Ergebnis.

Seine Methoden sind:

  • Er achtet auf ein konstruktives Miteinander.
  • Alle Beteiligten erfahren die gleiche Wertschätzung.
  • Er nimmt die sachlichen Beiträge der Diskutanten auf.
  • Er klärt Missverständnisse.
  • Er hält die Diskussion beim Thema.
  • Er nimmt neue Themen auf, um sie bei Bedarf später zu bearbeiten.
  • Er hört aktiv zu: Er wiederholt und fasst zusammen und überprüft, ob er dabei die Zustimmung aller Diskutanten hat.

So dass wir die Wikipedia-Definition von Diskussion auch tatsächlich leben:

„Eine Diskussion ist ein Gespräch (auch Dialog) zwischen zwei oder mehreren Personen (Diskutanten), in dem ein bestimmtes Thema untersucht (diskutiert) wird, wobei jede Seite ihre Argumente vorträgt. Als solche ist sie Teil zwischenmenschlicher Kommunikation.“.

„Und das soll funktionieren?!“

Ja das funktioniert, aber nur unter bestimmten Bedingungen. Die Teilnehmer des Guide-Camp 2 waren sich einig, dass gute Moderation bedeutet:

  • Es gibt einen verbindlichen Verhaltenskodex.
  • Es gibt Methoden für eine Moderation, welche der Moderator beherrscht und anwendet.
  • Der Moderator enthält sich jeglicher Wertung und inhaltlichen Steuerung.
  • Der Moderator sanktioniert nicht.
  • Die Instrumente des Moderators sind seine Sprache, seine Authentizität, seine Empathie und seine Wertschätzung.
  • Der Moderator nutzt seine Instrumente ausschließlich positiv.
  • Der Moderator verfügt über ein hohes Maß an Ehrlichkeit und Selbstreflektion.

Und alle Teilnehmer waren sich einig: Das könnte funktionieren!

Das bedeutet noch sehr viel Projektarbeit, wir brauchen die Unterstützung der Community, unserer Admins und ja, wir müssen erst noch gut werden. Und wir waren uns einig:

„Was gut funktionieren soll, braucht seine Zeit – die nehmen wir uns!“

Wir planen im Juni das Guide-Camp 3, um Moderation als eine Methode nichtadministrativer Konfliktbewältigung weiter zu bearbeiten und freuen uns über jeden Teilnehmer, damit wir vielleicht am Ende sagen können:

„Das funktioniert, das ist kein Dummzeug!“

sk, fcm, 15.3.

SUL-Finalisierung am 15. April

Die Vereinheitlichung aller Benutzerkonten für einen eindeutigen globalen Zugang, gemeinhin Single-User-Login-Finalisierung genannt, wird am 15. April (oder wenig später) stattfinden. Die im vorherigen Beitrag angekündigten Vorbereitungen sind laut der zuständigen WMF-Kontaktperson Keegan abgeschlossen.

Die Wikimedia Foundation hat dafür im Metawiki eine Ankündigung veröffentlicht, gemäß welchem Schema globale Konten erstellt werden, und über die Hintergründe für diese technische Entscheidung informiert. Zunächst einmal werden alle Personen, die ein globales Konto besitzen (überprüfbar auf Special:CentralAuth), dieses auch behalten. Sollte es lokale Benutzerkonten desselben Namens, aber einer anderen Person geben, erhalten diese einen jeweils anderen, eindeutigen Namen gemäß dem Beispiel Benutzername~Projekt, bspw. DerHexer~dewiki oder sie beantragen eine Umbenennung auf Special:GlobalRenameRequest. Im Anschluss erhalten Benutzerkonten mit den folgenden Benutzerrechten den Anspruch auf das globale Konto: CheckUser, Oversighter, Bürokraten, Administratoren. Die Reihenfolge ist entscheidend, sie wird mit der Schwierigkeit, dieses Recht zu erhalten, und dem persönlichen Nutzen für die Person bei globalen Aktivitäten begründet. Sollten zwei Personen mit demselben Namen in verschiedenen Wikimedia-Projekten dieselben derartigen Benutzerrechte oder keine dieser haben, entscheidet die höhere Bearbeitungszahl bei Veröffentlichung des Schemas. Wer also bspw. Sichterrechte in der deutschsprachigen Wikipedia hat, aber weniger Bearbeitungen als ein Nicht-Sichter eines anderen Projektes, wird trotzdem nicht aus diesem Grund das globale Konto erhalten. Sollte die Bearbeitungsanzahl der im Konflikt stehenden lokalen Benutzerkonten identisch sein, entscheidet das frühere Anmeldedatum. Sollte dieses technisch nicht bestimmbar sein (weil dies bspw. vor Einführung der Logbücher angelegt wurde), entscheidet der Zufall. Das Schema gilt in Gänze auch für gesperrte Benutzer.

Damit dieses Schema nicht so abstrakt bleibt, hat die Wikimedia Foundation auf Special:UsersWhoWillBeRenamed nun eine Liste veröffentlicht, die je Wikimedia-Projekt anzeigt, welche Benutzerkonten von einer Umbenennung betroffen sind. Weltweit sind dies mehr als 2,8 Millionen (siehe dazu mehr im Metawiki), die hier verlinkte Seite zeigt nur die auf der deutschsprachigen Wikipedia betroffenen Benutzerkonten, über 140.000. Alle dort genannten Personen erhalten in den nächsten Stunden eine persönliche Benachrichtigung auf ihrer jeweiligen Benutzerdiskussionseite, der finale Text dazu befindet sich hier. Die Liste ist leider nicht allzu übersichtlich und so gestaltet sich das Durchblättern der Liste ob der Größe als recht kompliziert, mit dem URL-Parameter offset kann jedoch nach dem eigenen Benutzernamen gesucht werden (Beispiel). Leider ist auch eine Sortierung nach Bearbeitungszahl nicht möglich, womit die durch die Veröffentlichung intendierte Unterstützung durch die Community bei der Begleitung dieses Prozesses deutlich erschwert ist. Für die deutschsprachige Wikipedia wird eine sortierbare Liste jedoch datenbankseitig erstellt und von den deutschsprachigen Stewards DerHexer und Hoo man überwacht. Aus datenschutzrechtlichen Gründen und weil dort versteckte Benutzernamen zu finden sein werden, kann sie jedoch nicht unbearbeitet veröffentlicht werden. Die betroffenen Benutzer mit den meisten Bearbeitungen wurden jedoch während der Vorbereitungen schon angeschrieben und um Lösung des Namenskonfliktes gebeten.

Statistik
Jahr der letzten Bearbeitung Anzahl betroffener Benutzerkonten
keine oder nur gelöschte Bearbeitungen 94.477
2001 111
2002 136
2003 393
2004 2.151
2005 4.611
2006 7.277
2007 7.284
2008 6.178
2009 4.494
2010 4.293
2011 3.879
2012 2.727
2013 2.166
2014 2.059
2015 558
Gesamt 142.794
Anzahl an Bearbeitungen (ohne Importe) Anzahl aller betroffenen Benutzerkonten
≥10.000 2
1.000–9.999 85
100–999 822
10–99 7.220
2–9 23.482
1 18.927
0 92.256
Gesamt 142.794
Anzahl an Bearbeitungen (ohne Importe) Anzahl betroffener Benutzerkonten mit letzter Bearbeitung 2014/2015
≥10.000 1
1.000–9.999 29
100–999 228
10–99 783
2–9 917
1 586
0 73
Gesamt 2.618

DH, 14.3.

Mach’s gut, und danke für den Fisch …

Seit meiner Jugend interessiere ich mich für Biathlon. Seit 2005 mache ich in der Wikipedia mit. Zunächst zum Teil in Bereichen, die mir heute recht fremd geworden sind, wie dem Filmbereich, aber auch von Beginn an bei den Altertumswissenschaften und in der – na nennen wir es Heimatkunde. Auch der Sport gehörte früh dazu, doch zum Biathlon kam ich erst nach gut 1 1/2 Jahren. Der erste Artikel war der zu Sabrina Buchholz. Seitdem wurde der Winter- und vor allem der Biathlonsport eines meiner dicksten Wikipedia-Standbeine. Allein im Biathlon habe ich mehr als 2000 Biografien angelegt. Dabei versuchte ich immer, nicht nur Rosinen heraus zu picken, sondern die Bereiche so großflächig zu bearbeiten, wie es geht. Und mir war dabei immer klar, daß ich mich immer an die Regeln halten werde. Ich war Mitbegründer des Portals Wintersport, wo wir uns die Regeln für unseren Bereich nach längeren, zielgerichteten, aber nicht von Beginn an einigen Diskussionen gaben. Eine Regel dabei war, daß die Sommervarianten dieser Wintersportarten, so sie denn als Leistungssport betrieben wurden, gleichrangig behandelt werden. Das tat ich. Im Projekt Vollständigkeit ist verzeichnet, wie großflächig das angelegt war. Olympische Spiele, Weltmeisterschaften, kontinentale Meisterschaften, Weltcup, kontinentale Cups etc. – zum Teil in verschiedenen Gewichtungen. Und über Jahre versuchte ich das zum einen aktuell zu bearbeiten und daneben auch zurück zu arbeiten. So haben mittlerweile alle Medaillengewinner bei Olympia, Europameisterschaften, Sommerbiathlon-Welt- und -Europameisterschaften Artikel, ebenso alle Starterinnen bei Olympischen Spielen und die Starter seit den Spielen 1994. An Medaillengewinnern bei Weltmeisterschaften fehlten noch 15, die wären nach einer mittlerweile verbesserten Beleglage in diesem Jahr dazu gekommen.

Wären. Denn dazu wird es nicht mehr kommen. Nachdem der schon oft mit seinen unsäglichen Löschanträgen auffällig gewordene Benutzer:Giraldillo‎ mit fadenscheinigen Begründungen Löschanträge gegen zunächst zwei Artikel gestellt hatte, wurde heute einer dieser Anträge durch Admin Hyperdieter ausgeführt. Entgegen der Konventionen, die in diesem Bereich gelten. Und Giraldillo‎ fing an, Massenlöschanträge gegen von mir erstellte Biografien von nordamerikanischen Sommerbiathleten zu stellen. Da ich davon ausgehen muß, daß diese Anträge durchkommen (bislang wurden solche leider immer wieder vorkommenden Anträge zurecht abgelehnt), bleibt mir nur ein Weg. Ich steige aus dem Bereich aus. Ich hatte viel Freude, Artikel in Bereichen zu schreiben, die ich wirklich sehr liebe. Und sicher waren sie nicht übermäßig inspirierend, aber im Schnitt besser als das, was man sonst in dem Bereich innerhalb und außerhalb der Wikipedia findet. Nun wird sich wohl niemand der wenigen noch fehlenden Medaillengewinner bei Weltmeisterschaften annehmen. Auch die noch etwa 20 fehlenden Teilnehmer der aktuell laufenden Biathlon-Weltmeisterschaften 2015 werden wohl eher nicht geschrieben. Ein Bereich, der bislang für das letzte Jahrzehnt und sogar darüber hinaus fast keine relevanten Rotlinks mehr kannte, wird in Zukunft wohl wieder weitaus weniger Artikelzufluss bekommen. Aber ich kann das so einfach nicht. Mit Leuten wie Giraldillo‎ und Hyperdieter geht ein Arbeiten in diesem Projekt in diesen Bereichen einfach nicht. Regeln hin oder her – alles wäre immer unsicher. So bleibt nur: Macht euren Mist in Zukunft allein! MC, 12.3.

70.000 tons in der Karibik und Eurovision Song Contest – Erste Highlights aus dem Festivalsommer 2015

Ann Sophie mit ihrer Performance des Siegertitels bei Unser Song für Österreich

Während ganz Deutschland vor der Mattscheibe sitzt und mitfiebert, wer in diesem Jahr zum Eurovision Song Contest nach Wien fahren darf, ist der Fotograf MarkusFelix vom Wikipedia:Festivalsommer bereits seit drei Tagen vor Ort in Hannover und hat die Bilder der Proben bereits hochgeladen – und ermöglicht es uns so, bereits Sekunden nach dem Sieg von Ann Sophie nicht nur den Text zu aktualisieren, sondern auch ein Foto von der Siegerperformance gleich hinzuzufügen. Und damit nicht genug – auch vom Clubkonzert in Hamburg, bei dem die Sängerin ihre Wildcard für die Livesendung Unser Song für Österreich gewann, liegen dank dem Fotografen Huhu Uet Bilder vor. Zwei Highlights des noch jungen Festivalsommers, der in diesem Jahr bereits sehr früh im Januar ordentlich Fahrt aufnahm.

Soulfly bei ihrem Auftritt beim 70000 Tons of Metal

Das erste große Festivalhighlight des Jahres spielt allerdings in einer ganz anderen Gewichtsklasse: 70000 Tons of Metal hieß die Devise der Kreuzfahrt durch die Karibik (!!), auf der unser Fotograf Grywnn teilnahm. An Bord des Kreuzfahrtschiffes genoss er nicht nur ordentlich Power auf die Ohren, Pool und Bier, sondern durfte dank einer Akkreditierung durch das Festivalsommer-Team auch für die Wikipedia fotografieren und brachte uns so einen ganzen Sack sonnige Metalgrüße vom Kreuzfahrtschiff mit.

Die Kaliskalyptischen Fighter auf dem Schüler-Rockfestival in Wuppertal

Das Schüler-Rockfestival in Wuppertal mag dagegen blass wirken – für die Teilnehmer war es jedoch das Highlight ihres Jahres und vielleicht der Beginn einer Karriere auf größeren Bühnen. Die Schülerbands wurden abgelichtet von Fotandi und standen so zum ersten Mal unserem leibhaftigen Wikipedia-Paparazzo gegenüber, legten sich jedoch nicht nur für ihn recht ordentlich ins Zeug. Doch damit nicht genug: Vor allem Huhu Uet hat das beginnende Jahr bereits sehr intensiv genutzt und Bilder vom Hamburger Skiffle Festival, den Hamburger Motorrad Tagen 2015 und dem Heathen Rock Festival incl. Warm-up-Party gemacht. In Österreich war derweil Tsui aktiv und beim Österreichischen Filmpreis anwesend und dank Sebaso haben wir auch einige Bilder vom Fest der Vielfalt vom Brandenburger Tor und von der Berlinale.

Nicht nur vor den Bühnen gab es allerdings bereits Aktivitäten – beim Festivalsommer-Workshop im Kölner Lokal K trafen sich Organisatoren und Fotografen des Festivalsommers und diskutierten über die weitere Entwicklung des Projekts, etwa die Öffnung gegenüber Einzelkonzerten und deren Aufwand, die technische Ausstattung und potenzielle Unterstützung durch Wikimedia Deutschland sowie Fragen der Akkreditierung, des Verhaltens im Fotograben und der Bildbearbeitung und des Uploads. Keine Frage war allerdings, ob wir weitermachen – die Teilnehmer sind weiterhin hochmotiviert und freuen sich auf die Festivalsaison. AR, 6.3.

Konzept technische Wünsche und Tech on Tour

Tech on Tour

2015 soll im Bereich Software-Entwicklung bei Wikimedia Deutschland ein eigenes Team für Community-Projekte aufgebaut werden, wenn dies so von der Mitgliederversammlung am 18.4. verabschiedet wird (siehe Jahresplan 2015). Bisher war es zwar möglich, einzelne Wünsche umzusetzen – so wird z.B. derzeit an der Umsetzung einer „Catscan-Funktionalität“ für die Kategoriensuche gearbeitet. Ein eigenständiges Team bedeutet jedoch, mehr Ressourcen und damit die Möglichkeit für eine kontinuierliche technische Unterstützung zur Verfügung zu haben.

In den nächsten 3–4 Monaten wird es darum gehen, für den Umgang mit technischen Wünschen und Unterstützungsanfragen aus den Communitys ein gutes Konzept auf die Beine zu stellen. Hier sind die Erfahrungen und Ideen aller Aktiver aus allen Projekten gefragt.

Wie Raymond hier im Kurier bereits angekündigt hat, sind Veranstaltungen unter dem Motto „Tech on Tour“ geplant. Idee ist es, zum einen den Stand der Dinge bei der Technische-Wünsche-Liste vorzustellen und zum anderen zu diskutieren, was wie besser gemacht werden könnte und welche Bedarfe und Ideen es rund um technische Unterstützung bei Community-Projekten und technische Wünsche gibt. Startpunkt der Tour ist das Lokal K am 10. März. Geplant sind ca. 5 Orte in West (Köln), Nord (Hamburg), Süd und Ost (Dresden). Für die Online-Diskussion zum selben Thema wird nach den Osterferien (12./13.4.) ein Wiki-Dialog gestartet. Interessierte sind herzlich willkommen, an Veranstaltungen teilzunehmen, beim Wiki-Dialog mitzumachen oder das lokale Treffen zur Station von Tech on Tour werden zu lassen (z. B. gerne in Ost und Süd :). Alle Informationen zum Projekt finden sich hier. Rückfragen gerne auf der dortigen Diskussionsseite. bm (wmde), 2.3.

Wenn der Kopf unbedingt durch die Wand muss

Bezahltes Schreiben in der Wikipedia ist ein immer wiederkehrendes Thema. Ordentlich durchgekaut wurde es im Rahmen des Projektes Grenzen der Bezahlung von Dirk Franke. Wer sich damit beschäftigt, findet im Metabereich eine Anzahl an widersprüchlichen Eindrücken. Auf der einen Seite findet sich ein (gescheitertes) Meinungsbild und eine Umfrage, in dem man recht eindrucksvoll nachvollziehen kann, dass der Großteil der Wikipedia-Gemeinde den bezahlten Schreibern eigentlich wohlwollend gegenübersteht, auf der anderen Seite eine Offenlegungspflicht, die ironischerweise mit enormen Nachteilen für die Betroffenen einhergeht. Diese Nachteile ergeben sich durch die unterschiedliche Wahrnehmung von Bearbeitungen, je nachdem, ob sie von einem paid-editor zugeordnet werden können, oder nicht. In der Broschüre des Portals Umgang mit bezahltem Schreiben findet sich der Hinweis, dass Bearbeitungen durch Institutionen „(…) zwar nicht explizit verboten sind, jedoch gemäß der Regel zu Interessenkonflikten ausdrücklich davon abgeraten wird.“ (Von wem?) Werden die Regeln allerdings eingehalten, Interessenkonflikte (so gut wie möglich) vermieden und die Qualitätsstandards eingehalten, sollte offengelegte Auftragsarbeit eigentlich unproblematisch sein. Dass dem nicht so ist, zeigen zahlreiche Beispiele, die von Löschanträgen von klar relevanten und gut geschriebenen Wikipediaartikeln aufgrund der Unterstellung werblicher Absichten, bis zu Forderungen an Qualität (Norm- & Personendaten, Einbindung von Vorlagen, etc.), die von einem durchschnittlichen Benutzer in den seltensten Fällen umgesetzt wird.

Das Problem, das mit diesem feindselig anmutenden Verhalten einhergeht, ist die Tendenz bezahlter Benutzer, die Änderungen nicht mehr offenzulegen. Das entspricht seit der Änderung der Nutzungsbedingungen der Wikimedia nicht mehr den Regeln und kann demzufolge bis zur Sperrung des Benutzerkontos führen (wobei ein Verstoß gegen diesen speziellen Punkt der Nutzungsbedingungen meistens schwer nachweisbar sein dürfte). Die Position der bezahlten Schreiber, dieses kalkulierte Risiko einzugehen, erscheint jedenfalls nachvollziehbar. Es mag sein, dass es eine Minderheit an Benutzern gibt, die sich im Sinne einer Wikipediapolizei koordiniert gegen das paid-editing engagieren und dieses Milieu der Feindseligkeit im Alleingang produzieren, aber sie machen das sehr effektiv. 173.245.217.201, 2.3.

Paywalls: Jetzt aber wirklich

Das Verhältnis zwischen Wikipedia und der Presse steht vor einer grundlegenden Wende

Schon im Mai 2014 hatte der Kurier auf die Umbauarbeiten und die damit verbundenen Veränderungen bei den Online-Ausgaben der Tages- und Wochenzeitungen hingewiesen. Damals hieß es, das Online-Archiv des Magazins Der Spiegel solle bald hinter einer Bezahlschranke verschwinden. Dememtsprechend besorgt zeigte sich denn auch die damalige Diskussion zu dem Thema, dessen Bedeutung angesichts der Belegpflicht für Wikipedia-Artikel auf der Hand liegt. Ein sehr großer Teil dieser Belege wird weiterhin nicht mit Fachliteratur, sondern durch Links auf journalistische Quellen bedient, was weniger auf deren Qualität als auf die freie Verfügbarkeit zurückgeht. So führte denn auch das Depublizieren der Inhalte auf den Websites der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten dazu, dass Tagesschau.de & Co. seitdem seltener als Belege in Wikipedia verwendet werden.

Inzwischen zeigt sich das Spiegel-Print-Archiv zwar hinter einer immer weiter zurückreichenden Moving Wall versteckt, den größten Teil kann man aber noch immer frei abrufen. Doch ebenjener Spiegel berichtete am vergangenen Wochenende über die bevorstehende Bezahlschranke bei der Online-Ausgabe der Süddeutschen Zeitung (SZ), Süddeutsche.de. Ab Ende März 2015 soll es den Benutzern dort nach dem Vorbild der New York Times nur noch möglich sein, zehn Texte pro Monat abzurufen. Wer mehr lesen will, muss sich den Zugang erkaufen für 1,99 Euro/Tag bzw. 30 Euro/Monat (das reguläre Monatsabo der Printausgabe der SZ ist derzeit fast doppelt so teuer). Wie das technisch bewerkstelligt werden soll, bleibt offen – bei der Times reichte es schon, die Cookies im Webbrowser abzuschalten und JavaScript zu deaktivieren, um die Schranke auszutricksen. Aber dieser Versuch, die eigene Ware künstlich zu verknappen, habe die Münchener SZ-Kollegen, so der Spiegel, eine siebenstellige Summe gekostet – dies, wohlgemerkt, mit der Erwartung, bis zu 90 Prozent ihrer Online-Leser zu verlieren, weil man damit rechnet, dass der Gewinn aus den daraufhin zusätzlich verkauften Online-Abos höher ausfallen werde als der Verlust durch weggefallene Werbebanner und sonstige Tricks, die derzeit Geld bringen.

Wie auch immer: Die Einschläge kommen näher. Das immer noch herrschende Paradigma, wonach ein Artikel schon allein durch eine Online-Recherche zu belegen sei, wird demnächst endgültig ins Wanken kommen. Die Bedeutung von Bibliotheken für die Artikelarbeit nimmt wieder zu, und die Bedeutung des Weblinks als Beleg sinkt weiter, denn bisher sorgte vor allem der Online-Journalismus für den ständigen Nachschub an sogenannten reputablen Quellen. Dadurch wird es auch schwieriger werden, Belege zu überprüfen – wer hat schon einfach mal so das (angebliche) Standardwerk zu einem bestimmten Thema in einer bestimmten Auflage zur Hand? Der Einstieg für Neulinge als Autoren könnte sich dadurch ebenfalls erschweren. Und auch das Ausweichen auf Pressedatenbanken und sonstige Zweitverwerter kann nur dazu dienen, die regelmäßigen Vielschreiber mit Zugängen zu versorgen – die dann zudem Einäugige unter Blinden wären, denen wir Außenstehenden blind glauben müssten, was sie uns aus ihren Datenbanken dann noch so nacherzählen werden. Die Diskussion um die Wikipedia Library hat zudem gezeigt, dass längst nicht alle Autoren damit einverstanden sind, sich an die Vorgaben zu halten, die mit solchen Kooperationen einhergehen.

So führt die Digitalisierung durch zunehmende Errichtung und Erhöhung von Zugangsschranken auf jeden Fall zu einer neuen Form der Zweiklassengesellschaft. Die Digitale Spaltung verschärft sich auch in dieser Hinsicht und hinterlässt eine Gruppe in der Zugangsgesellschaft, die besser mit Informationen versorgt ist als der Rest. Eine neue Herausforderung also für das Ziel, das Wissen der Menschheit zu befreien und gleichmäßig an dieselbe auszuteilen. Wikipedia wird sich entscheiden müssen, wie hierauf zu reagieren ist.

Ende März fällt erstmal die große Zeitung aus München als Weblink weitgehend weg. Und wer ist der nächste? Belegen wir unsere aktuellen Artikel schon bald mit dpa-Meldungen aus dem heimischen Käseblättchen – das dadurch eine bis dahin ungeahnte Verbreitung erlangt? Warum eigentlich nicht? Dpa ist schließlich dpa. Bis auch dort dann die Paywall greift. Und der Letzte macht das Licht aus. (A, 2.3.)

Erster Kulturdaten-Hackathon in der Schweiz

Es wurde fleißig „gehackt“.
Es ist sehr selten, dass so viele Leute gleichzeitig in der Nationalbibliothek zusammenkommen.
Screenshot von „Schweizer Kleinmeister: An Unexpected Journey“

Beim ersten Swiss Open Cultural Data Hackathon in der Schweiz trafen sich letzten Freitag und Samstag über hundert Teilnehmer in der Schweizerischen Nationalbibliothek, um mit offenen Daten (Metaddatensätze, digitalisierte Bildbestände, Rohdaten, freie Textmaterialien) zu experimentieren, die von diversen Schweizer Gedächtnisinstitutionen zur Verfügung gestellt wurden. Zum Organisationskomitee gehörten Vertreter von OpenGLAM CH, Wikimedia CH, der Schweizerischen Nationalbibliothek, der ETH-Bibliothek, des Schweizerischen Bundesarchivs, der Zentralbibliothek Solothurn, infoclio und Dock18. Aus unserer Community mit dabei waren Micha L. Rieser als Projektleiter bzw. -koordinator, Gestumblindi als Community-Verantwortlicher und Beat Estermann als Daten-Verantwortlicher.

Die Bildersammlungen der Nationalbibliothek und des Bundesarchivs, die im Vorfeld des Hackathons auf Commons hochgeladen wurden, stießen auf großes Interesse. Die Gugelmann Sammlung und Durheims Fahndungsfotos wurden mehrfach in Projekten verwendet. Zur Gugelmann-Sammlung wurde eine Visualisierung erarbeitet, die diese Bildersammlung dreidimensional durchstöberbar macht. Die Bilder lassen sich aufgrund von Kategorien im Raum gruppieren. So lassen sich „Cluster“ erzeugen, die virtuell besucht werden können (Bild). Eine weitere Visualisierung verortete die geografischen Metadaten dieser Bilder auf einer Schweizer Karte. So sieht der Betrachter, zu welchen Regionen und zu welchen Orten kleinmeisterliche Kunstwerke vorhanden sind. (Bild). Die Metadaten der Fahndungsfotos lassen ebenfalls durch eine Visualisierung Verwandtschaftsverhältnisse oder sonstige auffällige Beziehungen zwischen den Personen erahnen (Bild). Daneben wurde auch Wikidata genutzt. So wurde beispielsweise ein Tool geschrieben, das auf der Basis von Wikidata-Einträgen Familienbäume erzeugen lässt, wie z.B. den Familienbaum von Prince Charles.

Auch aus der reinen Wikipedia-Perspektive war der Anlass ein voller Erfolg, auch wenn sich die beteiligten Wikipedianer/-innen fast an einer Hand abzählen ließen. So wurde nun der Upload von einer Bildersammlung des Baugeschichtlichen Archivs auf Commons vorbereitet. In einem kleinen Team wurden Metadaten zu diesen Bildern recherchiert, denn sie kamen fast ohne daher. Auf Wikisource wurde das Solothurner Kościuszko-Inventar über den polnischen Helden Tadeusz Kościuszko erstellt. Durch die für diesen Anlass erstmalig freigegebenen Bilder und Texte aus einer Publikation des Amts für Städtebau über Zürich im Ersten Koalitionskrieg werden nun gezielt Wikipedia-Artikel erweitert. Durch die Visualisierung der Gugelmann-Sammlung wurde die bisher fehlende Kategorisierung der Bilder in Commons sichtbar und hat das Interesse für Commons bei Wikipedia-Neulingen entfacht. Am zweiten Tag der Veranstaltung fanden Crashkurse in Wikipedia-Editieren und über das Kategorisieren in Commons statt. Auch zu der Frage, wie man angereicherte und korrigierte Metadaten aus Commons wieder systematisch zurückgewinnt, wurden erste Ansätze programmiert. Daneben ließen sich zahlreiche Vertreter von Gedächtnisinstitutionen für künftige Beiträge zu Wikipedia und ihren Schwesterprojekten motivieren.

Solche Anlässe sind für Gedächtnisinstitutionen wichtig, um eine Legitimation für den finanziellen und personellen Aufwand zu haben, um ihre gemeinfreien Schätze zu digitalisieren und auch direkt auf Commons zur Verfügung zu stellen. Die Wikipedia-Community ist einer der Weiterverwender dieser Daten und beweist damit, dass diese freigegebenen Daten sofort für die Allgemeinheit nutzbringend verwendet werden. Durch positive Erfahrungen werden in Zukunft mehr Gedächtnisinstitutionen bereit sein, aktiv ihre Bildbestände und Daten zu digitalisieren und freizugeben, wobei Wikipedia eine der wichtigsten und ersten Adressen ist, wo sie diese Daten hinbringen. – Einen guten Einblick in den Hackathon gibt der Digital-Brainstorming-Podcast des Migros-Kulturprozents. MLR, 1.3.15

Es muss nicht alles perfekt sein …

Ran an die Tasten …

Seit mittlerweile 11 Jahren ist der halbjährlich stattfindende Schreibwettbewerb eine regelmäßige und feste Größe im Autorenjahr der Wikipedia. Der nunmehr zum 22. Mal stattfindende Schreibwettbewerb hat sich so zu einer der erfolgreichsten Autoreninitiativen der Wikipedia entwickelt. Auch wenn die Beitragszahlen in einigen Wettbewerben doch eher überschaubar waren, lässt sich kaum leugnen, dass die Arbeiten, die im und rund um den Schreibwettbewerb in den letzten Jahren entstanden sind, zu den wichtigsten Fortschritten in der Artikelentwicklung und -qualität geführt haben. Im Schreibwettbewerb produzieren die Teilnehmer Leuchtturmartikel und etablieren zudem Maßstäbe für den High-End-Bereich, aber auch für die Belegarbeit, Artikelgestaltung und andere Qualitätsfragen.

Von Beginn an sollte der Schreibwettbewerb allerdings eine spielerische Wettbewerbssituation schaffen. Der Spaß und die Freude an der Teilnahme am Schreibwettbewerb stehen im Vordergrund, im klassischen Sinne: „Dabei sein ist alles.“ So geht es in der Regel nur sekundär um den Sieg, vielen Autoren geht es um den halbjährlichen Motivationsschub für die Artikelarbeit – sich einfach mal wieder in einen Artikel intensiver einknien zu können. Aber auch Experimentierfreude an der Arbeit zu exotischeren Themen, der fehlende Schuss Motivation für eine länger geplante Baustelle oder auch das spielerische Miteinander in der Wettbewerbssituation sind die Gründe für die Teilnahme. Die Artikel, die entstehen, sind häufig toll – aber auch sie müssen nicht perfekt sein. Eine gute Miniatur, wie sie auch beim gerade erst stattgefundenen Miniaturenwettbewerb entstanden sind, hat gute Chancen auf eine Platzierung in den Sieger- und Sektionslisten – und bereichert zugleich das Teilnehmerfeld.

Also ran an die Tasten: Der Schreibwettbewerb hat gerade erst begonnen und alle Teilnehmer freuen sich, wenn sich an der Startlinie möglichst viele „Kontrahenten“ und Mitstreiter tummeln. In diesem Sinne, AR, 1.3.

Public Domain und CC-0 auf Flickr

Das Medienportal Flickr hat gestern bekanntgegeben, dass Inhalte von nun an auch als Public Domain sowie unter der Creative-Commons-Lizenz CC-0 veröffentlicht werden können. Der Dienst begründet die Erweiterung der verfügbaren freien Lizenzen mit entsprechenden Wünschen der Benutzer. Die Auslegung solcher Klauseln ist problematisch, weil das Urheberrecht nach deutschem Recht grundsätzlich nicht übertragbar ist, weshalb auch ein Verzicht ausscheidet. Auch der Verzicht auf die aus dem Urheberrecht fließende Vergütungsansprüche ist vorab nicht möglich. Die bisherigen CC-Lizenzen stehen weiterhin zur Verfügung. (A, 31.3)

Artikelzahl gesunken

Durch eine Neuberechnung der Artikelzahl in allen Wikimedia-Projekten hat sich die offizielle Artikelzahl in vielen Sprachversionen der Wikipedia und ihrer Schwesterprojekte geändert, so auch in der deutschsprachigen Wikipedia. Während die Zahl der Artikel laut Statistik vorgestern noch bei 1.828.517 lag, ist sie nun auf 1.799.849 gefallen und somit unter 1,8 Millionen. Damit ist die dewiki übrigens auch wieder hinter die niederländischsprachige Wp zurückgefallen. H. 30.03.2015

Zehnter Wikipedianischer Salon und die Sprache der Männer

Der Abend am 19. März 2015 begann absurd, denn wenn eine typische Wikipedia-Löschdiskussion von völlig normalen Menschen in verteilten Rollen gelesen wird, glaubt niemand, dass es so etwas überhaupt geben kann. Doch so etwas gibt es. Es war die Löschdiskussion zum Artikel ProQuote Regie, die für Erheiterung und ungläubiges Staunen im Publikum sorgte. Diese kleine Performance sollte aber nur den Einstieg in ein Thema liefern, das von Vielen als sehr wichtig und von Vielen aber auch als sehr unwichtig betrachtet wird. Nein, es war nicht der angeblich zu geringe Frauenanteil in der Autorenschaft, diesmal ging es um Die Sprache der Männer in der Wikipedia. Die derzeit am Kölner Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften forschende Informatikerin Claudia Wagner (laut Relevanzcheck für die Wikipedia irrelevant), hat zusammen mit Kollegen eine Studie veröffentlicht, die nach wissenschaftlich-mathematischen Gesichtspunkten Biografieartikel in Hinblick auf die typisch männlichsprachlichen Besonderheiten analysiert hat. Welche Wörter und Redewendungen verwenden die nicht nur männlichen Autoren bei Frauen bevorzugt? Wie häufig kommen in Wikipedia-Frauenbiografien Informationen über familiäre Verhältnisse, wie Kinder kriegen, Ex-Partner, Vorlieben für Outfit und solche Sachen vor? Die von Claudia Wagner präsentierte Liste der von männlichen Autoren verwendeten Redewendungen und Begriffe war eindrucksvoll. Das blieb nicht ohne Folgen, denn in der lebhaften Publikumsdiskussion nach dem Vortrag war einigen männlichen Wikipedianern im Publikum erst klargeworden, was sie sprachlich in ihren Artikeln so verzapfen. Dies zumindest war ein Erfolg, doch ob dadurch die Artikel über Frauen besser werden, darf bezweifelt werden, solange das Bewusstsein nur bei wenigen vorhanden ist. Der Artikel ProQuote Regie wurde übrigens nicht gelöscht.Sc 30.03.2015

Wikimedia Foundation stellt neuen Vize-Präsidenten für strategische Partnerschaften ein

Wie am Freitag auf der Wikimedia-l-Mailingliste bekanntgegeben wurde, hat die Wikimedia Foundation eine neue Management-Position geschaffen: den „Vice President of Strategic Partnerships“. Kourosh Karimkhany wird diese Position ab 30. März 2015 bekleiden. Der gebürtige Perser ist in den USA aufgewachsen und hat eine lange journalistische Karriere hinter sich (Bloomberg, Reuters, Wired, Yahoo News, Condé Nast). Er wird in Zukunft für Wikipedia Zero verantwortlich sein.

„Fundraising“ und „Partnerships“ werden in Zukunft zusammen im von Lisa Seitz-Gruwell geführten „Advancement Department“ angesiedelt sein. Hierzu gibt's ein (englischsprachiges) FAQ auf Meta. (A.K., 29. 3.)

China blockiert weniger

Während jüngst die Frage der Zugänglichkeit der Wikimedia-Projekte und der Netzneutralität im Zusammenhang mit Wikipedia Zero im Kurier aufgeworfen worden ist, fällt dank einem Hinweis in der Mailingliste Wikisouce-l der Blick auf einen ganz anderen Schauplatz im fernen Osten. Die Internetzensur in der Volksrepublik China und die dortigen Sperrungen von Wikipedia sind ein Kapitel für sich. Bei der Wikimania in Hongkong gab es einen Vortrag zum Thema. Es gibt Neuigkeiten zum aktuellen Stand. Einer Anmerkung in einem Ticket auf Phabricator zufolge, würden derzeit „nur“ die chinesische Wikisource (sic!), die chinesische Wikinews (sic! sic!) und die uigurische Wikipedia blockiert, heißt es auf der Liste. Und auf Phabricator freut man sich, dass die englische mobile Wikipedia in China genutzt werden könne. (A, 29.3.)

Bewerbungsfrist für Hackathon-Stipendien endet am 31.3.2015

Noch bis Dienstag, den 31.3.2015 sind Stipendien-Bewerbungen für den Wikimedia Hackathon in Lyon möglich. Anfragen für die Stipendien können über das normale Registrierungsformular gestellt werden. bm (wmde), 26.3.

In memoriam Kronf

Am gestrigen Tag erreichte mich die traurige Nachricht, dass unser geschätzte Kollege und Freund Kronf vollkommen überraschend vor einem Monat im Alter von nur 21 Jahren eines bisher ungeklärten natürlichen Todes gestorben ist. Mit dem Studenten der Computerlinguistik der Universität Potsdam verliert das Wiktionary einen der engagiertesten Mitarbeiter und Administratoren sowie Programmierer. Bei der Nominierung des Wiktionarys für den Zedler-Preis 2014 in der Kategorie „Community-Projekt des Jahres“ konnte man ihn wie bei den ersten beiden großen Treffen der Wiktionary-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter als genauso sachlich und freundlich auch im wirklichen Leben kennenlernen. Die Teilnahme am dritten Treffen vor wenigen Tagen war ihm nicht mehr vergönnt, bis zum letzten Tag hat er das Schwesterprojekt jedoch noch vorangebracht. Dank seinen Beiträgen für das Gemeinwohl wird er niemals vergessen sein, als Mensch wird er dennoch umso mehr vermisst. Ein Kondolenzbuch für die Kolleginnen und Kollegen wurde nach dem Wunsch der Familie eingerichtet.(DH, 22.3.)

Die komplexe Ligenpyramide

Eine interessante Diskussion findet derzeit im Portal:Fußball zu den Relevanzkriterien deutscher Fußballvereine, hauptsächlich den Bereich der unteren Ligen betreffend, statt. Zugegeben, die gibt es schon Jahre… Doch erstmals ist es eingangs der Diskussion gelungen, die aus den Fugen geratene Ligenpyramide halbwegs nachvollziehbar zu beschreiben. Die Relevanzkriterien fußen in Wikipedia mehr oder minder auf Hardy Grünes Standardwerk, dem Großen Buch der deutschen Fußballvereine vom Jahre 2009, die über 3500 Vereine sind ständig aktualisiert auf der Positivliste einsehbar. Mit Einführung der 3. Liga sowie der Regionalligareform haben sich in Wikipedia komplexe Relevanzkriterien für die fünfte Ligaebene gebildet, welche die berühmt berüchtigte Steuererklärung noch einfach erscheinen lassen. Vorgeschlagen wurde eine durchaus nachvollziehbare Begradigung der Relevanzkriterien, welche den Einschluss der höchsten Verbandsligen vorsieht. Eventuell hat ja der ein oder andere Benutzer, welcher nicht täglich im Fußballbereich unterwegs ist, Zeit und Lust sich in das komplexe Thema einzuarbeiten. Vielleicht wird ja dann alles ganz einfach… (IP, 22.3.)

Was ist das denn für ein Bild?

Bild des Jahres 2014, von Flickr nach Commons kopiert durch den mit dem Superban belegten User Russavia.

Von vielen vermutlich unbemerkt, wurde der wichtigste Fotowettbewerb des Jahres 2014 auf commons beendet: Die Wahl zum Bild des Jahres. Weitere Informationen auf der verlinkten Website. Bemerkenswert ist, dass es sehr viele Naturfotos in die Endausscheidung geschafft haben.

Damit schlage ich den Bogen zu den aktuell vorbereiteten Fotowettbewerben Wiki Loves Earth 2015 und Wiki Loves Monuments 2015. Hoffentlich werden auch hier so tolle Fotos eingereicht. Fotografen (als Teilnehmer) und Jurymitglieder (als Mitarbeiter) werden gesucht. (nf, 22.3.)

The Open Well-Tempered Clavier

Kimiko Ishizaka

Gute Musik zu einem kühlen und verregneten Wochenende in der Fastenzeit: Amir Elisha Aharoni weist auf der Mailingliste Wikimedia-l auf ein bemerkenswertes Engagement für freie Inhalte hin, das auch der Westdeutsche Rundfunk schon einmal aufgegriffen hatte. Die Bonner Pianistin Kimiko Ishizaka spielt Klaviermusik ein und veröffentlicht die Aufnahmen (dank Unterstützung durch das MuseScore-Team samt den Noten) unter einer CC-0-Lizenz, unter anderem auf Wikimedia Commons. Finanziert werden die hochwertigen Produktionen im Wege des Crowdfunding über die Plattform Kickstarter.com.

Nach den Open Goldberg Variations (2012, com, arch) ist nun am 19. März 2015 ein weiteres Hauptwerk von Johann Sebastian Bach veröffentlicht worden: Heft 1 des Wohltemperierten Klaviers liegt seitdem im verlustfreien Format FLAC auf Wikimedia Commons bereit. Das Open Well-Tempered Clavier wurde auch auf Libre Graphics World vorgestellt. Andere Formate (MP3, AAC, Ogg Vorbis, Apple Lossless) können von der Website der Künstlerin heruntergeladen werden. Wem es möglich ist, möge sich dort mit einem Betrag seiner Wahl erkenntlich zeigen; Libre Graphics World zufolge ist der Download der Dateien (samt Noten und Booklet) aber auch bei der Eingabe von null Euro möglich. Der Download-Link wird per E-Mail versandt.

Als nächstes möchte Kimiko Ishizaka die Préludes von Frédéric Chopin einspielen. (A, 21.3.)

Zum Spendenbanner

Das Wikipedia-Spendenbanner war im Dezember 2014 Gegenstand langer Diskussionen auf der Wikimedia-Mailingliste. Viele empfanden die grafische Gestaltung des Banners als zu aufdringlich; der Wortlaut der Banner wurde als unehrlich und manipulativ kritisiert. Die Wikimedia Foundation versprach, diesen Monat eine Feedback-Analyse zu liefern, und veröffentlichte letzte Woche die Ergebnisse einer Umfrage zum Spendenbanner. Die Umfrage, durchgeführt von Lake Research Partners, kam zu dem Ergebnis, dass der durchschnittliche Wikipedia-Leser das Spendenbanner als sachlich überzeugend und nicht zu aufdringlich empfindet, allerdings auch wenig über Wikipedia-Interna weiß. Der Signpost berichtete letzte Woche; in der aktuellen Signpost-Ausgabe untersucht ein Op-Ed, ob die Umfrageergebnisse die hinsichtlich des Banner-Wortlauts erhobenen Vorwürfe der Manipulation entkräften. (A.K., 21. 3.)

Ergänzung: Die Umfrage wurde ausschließlich im englischen Sprachraum (USA, Kanada, Vereinigtes Königreich, Australien und Neuseeland) durchgeführt und bezieht sich demgemäß ausschließlich auf den durchschnittlichen Wikipedia-Leser in jenem Sprachraum. (Turpit, 21. 3.)

Commons: 25 Millionen freie Dateien

Der Kurier gratuliert unserem Schwesterprojekt Wikimedia Commons zur 25-millionsten Datei! Die Datei, die den Meilenstein gerissen hat, ist ein Bild aus einer türkischen Moschee. Wir hoffen, dass Commons auch in den nächsten Jahren weiter so schnell wächst. Wo werden die Wetten für das Datum der 50-millionsten Datei angenommen? ;) (Michi, 11.3.)

Wikidata auf der lokalen Beobachtungsliste

Die Wikidata-Entwickler wollen nun die Integration von Wikidata in die lokale Beobachtungsliste verbessern. Gefragt sind eure Wünsche, Ideen und Vorschläge auf d:Wikidata:Watchlist integration improvement input. Ich bin sicher, auch deutschsprachige Einträge finden Gehör :-) (ray, 11.3.)

Bilder aus Wales um 1950

Mädchen beim Wasserholen im Winter 1962

Auf der Mailingliste von Wikimedia UK hat Jason J. Evans bekanntgegeben, dass die Walisische Nationalbibliothek 450 Bilder des Fotografen Geoff Charles (en) gespendet hat. Die zeitgeschichtlich bedeutsamen Bilder zeigen den Alltag in dem ländlich geprägten britischen Landesteil Wales in der Zeit zwischen 1940 und 1960. Sie waren zuvor bereits auf Flickr veröffentlicht und mit dem Tool Flickr2Commons auf Wikimedia Commons übertragen worden; sie sind auf Commons umfangreich kategorisiert, während die Lizenzierung kritisch diskutiert wird. Weitere Fotos sollen im Rahmen der GLAM-Aktivitäten von Wikimedia UK folgen. (A, 11.3.)

Freier Zugang bei Palgrave Macmillan

Noch bis Ende März kann auf Artikel der Journals von Palgrave Macmillan kostenfrei zugegriffen werden. Für den ein oder anderen Wikipedianer dürfte es ein interessantes Angebot sein.J90 10.3.

Wikisource-Texte als E-Buch

Ein schon länger existierendes Tool namens WSexport zur Konvertierung von Texten ins EPUB-Format wurde nun im Schwesterprojekt Wikisource integriert. Ihr findet es in der linken Leiste unter Drucken/exportieren. Damit lassen sich nun E-Books direkt, ohne lästigen Umweg über die Buch- oder Druckfunktion, erzeugen. Eine ähnliche Funktion für Wikipedia-Artikel wäre bestimmt mehr als wünschenswert. S 9.3.

Der 10. Salon ohne Aufzeichnung

Der zehnte Wikipedianische Salon (am 19.3.) steht diesmal unter dem Motto „Wikipedia und die Sprache der Männer“. Auf Wunsch unseres Hauptgastes wird es diesmal keine Aufzeichnung geben. Unabhängig davon: es ist ein wichtiges Thema – und wir freuen uns auf euren Besuch (in der Geschäftsstelle in Berlin). AP 7.3.

Wikimedia-Verein lässt Wikimedia:Woche „pausieren“.

Wie durch eine nur über die Vereinsmailingliste verbreitete Nachricht bekannt wurde, war die in dieser Woche erscheinende Wikimedia:Woche die vorerst letzte. Diese Digest über die aktuellen Entwicklungen, Diskussionen etc in der Wikimedia-Welt würde „pausieren“, erklärte die Referentin Internationale Beziehungen Nicole Ebber.
Damit ist die deutschsprachige Autorengemeinschaft wieder auf einem Stand von vor Herbst 2011 zurückgeworfen. Die Autoren sind jetzt wieder gezwungen, selbst die Wikimedia-Welt nach Informationen und Diskussionen zu durchforsten, die ihre Mitarbeit an dieser Enzyklopädie oder den anderen Projekten nachhaltig beeinflussen könnten. Nicht nur, dass dadurch kostbare Autoren-Zeit für Meta-Kram verloren geht, auch wird dadurch wiedermal deutlich, dass den Organisationen WMF und WMDE die Autoren und somit Produzenten ihrer Einkommen nicht wichtig sind. Ll, 6.3.
Update: Wie geht's weiter: Team Ideenförderung übernimmt Koordination, Anregungen und weitere Fragen bitte auf die Wochen-Disk. Merci! (NE_WMDE)

Registrierung für Wikimedia Hackathon in Lyon eröffnet

Wikimedia Frankreich hat gestern die Registrierung für den Hackathon in Lyon vom 23-25. Mai 2015 eröffnet. Die Anmeldung ist über dieses Formular möglich. Neu ist das sogenannte „Buddy-System“, bei dem sich Interessierte, die z.B. an ähnlichen Dingen arbeiten wollen, im Vorfeld als „Buddys“ zusammenfinden können. Vorschläge und Ideen für Projekte, Treffen und Aufgaben werden in phab:tag/Wikimedia-Hackathon-2015 gesammelt. Auch dieses Jahr werden wieder Stipendien vergeben. Die Bewerbung dafür ist über das normale Anmeldeformular möglich, Wikimedia Deutschland beteiligt sich ebenfalls an dem Stipendien-Fonds. bm (wmde), 6.3.

Das Klexikon im Lokal K

Am 12. März 2015 kommt Michael Schulte vom Klexikon, dem freien Kinderlexikon, um 19.00 Uhr ins Kölner Lokal K. Er möchte das Projekt vorstellen und mit Wikipedianern (und anderen Interessierten) darüber ins Gespräch kommen. Kommt zahlreich, eine Anmeldung ist nicht erforderlich. SB, 5.3.

Wiki-Immunity – Bleibt die Wikipedia in Deutschland rechtlich geschützt?

Morgen, am 5. März, 18:00 Uhr, spricht Jan Mönikes, Rechtsanwalt und Experte für Urheberrecht, bei Wikimedia Deutschland im Rahmen der Reihe Monsters of Law über die heutige rechtliche Situation und mögliche Veränderungen der Haftung für die deutschsprachige Wikipedia. Monsters of Law widmet sich juristischen Fragen rund um Freies Wissen. Alle sind herzlich eingeladen, vor Ort dabei zu sein und mitzudiskutieren oder die Veranstaltung ab 18 Uhr im Livestream auf der Website zu verfolgen, danach wird das Video dort abrufbar sein. (li, 4.3.)

Geschichtsmarkt Dresden 2015

Auch in diesem Jahr nahmen Wikipedianer mit einem Stand und Vorträgen beim 11. Markt für Dresdner Geschichte und Geschichten teil. Neben vielen Gesprächen und einigen kleinen Änderungen an verbesserungswürdigen Artikeln kam es zu viel Aufklärung zum Maschinenraum und zu einer kleinen Bildspende. Dank Wikimedia Deutschland gab es Infomaterialien, Druckerzeugnisse für die Wandzeitung und Unterstützung für anreisende aktive Wikipedianer.(con, 3.3.)

Wikidata beobachten

Zur Weihnachtszeit gab es einen Vandalismus einer Bildbeschreibung für die mobile App von Wikipedia (Diskussion bei Fragen zur Wikipedia). Benutzer welche sich für die Änderungen ihrer in Wikipedia beobachteten Artikel interessieren, können in ihren Einstellungen unter dem Reiter Beobachtungsliste einen Haken bei „Wikidata-Bearbeitungen in der Beobachtungsliste anzeigen“ setzen und bekommen zusätzlich die Wikidata-Änderungen angezeigt, wenn die Seiten-Gruppierung deaktivert ist. (con, 2.3.)

Mobiles Edititeren von IPs demnächst möglich?

Auf Meta wird seit zwei Wochen diskutiert, ob die (ursprünglich technisch bedingte) Sperre für unregistrierte Nutzer auf mobilen Seiten (z. B. de.m.wikipedia.org) aufgehoben werden sollte. Dies ist bereits in der italienischen Wikipedia möglich. Bislang überwiegen die Stimmen der Unterstützer. Die Abstimmung soll noch bis zum 15. März gehen. MB, 2.3.

WMDE: Vorstand gefunden

Wikimedia Deutschland hat die Suche nach einer neuen Geschäftsführung erfolgreich abgeschlossen. Das Präsidium folgt der Empfehlung der Übergangskommission und beruft Christian Rickerts zum Vorstand. Christian übernimmt die Aufgabe ab dem 1. Mai. Mehr Informationen hat Tim Moritz Hector im Vereinsblog veröffentlicht. Gnom, 2.3.

Königin von Wikimedia Deutschland

Was würdest du machen, wenn Du König von Wikimedia Deutschland wärst und 70 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und fünf Millionen Euro zur Verfügung hättest? Im Zuge der Vorbereitung auf die nächste Wikimedia-Deutschland-Mitgliederversammlung und die im Vorfeld stattfindende Antragsgarage suchen wir noch Ideen, Vorschläge, Wünsche, die dann per Antrag an WMDE weitergereicht werden können. Und wenn nicht jetzt, dann später. Wer sich schon immer mal austoben wollte, Wünsche loswerden, und sagen wollte, was WMDE schon immer machen sollte: hier ist die Gelegenheit: Das würd' ich machen, wenn ich Königin von Wikimedia wäre.sp, 1. märz