Wilhelmsgymnasium München

Staatliche Münchner Schule

Das Staatliche Wilhelmsgymnasium ist ein Gymnasium in München und das älteste Gymnasium Oberbayerns. Das humanistische Gymnasium zählt 535 Schüler (Schuljahr 2023/24).[1]

Staatliches Wilhelmsgymnasium
Logo des Wilhelmsgymnasiums
Schulform Humanistisches Gymnasium
Schulnummer 0178
Gründung 1559
Adresse Thierschstraße 46
80538 München
Land Bayern
Staat Deutschland
Koordinaten 48° 8′ 17″ N, 11° 35′ 19″ OKoordinaten: 48° 8′ 17″ N, 11° 35′ 19″ O
Träger staatlich
Schüler 535 (Schuljahr 2023/24)[1]
Lehrkräfte 44 hauptamtliche (Schuljahr 2023/24)[1]
Leitung Michael Hotz
Website www.wilhelmsgymnasium.de

Das Wilhelmsgymnasium liegt im Münchner Stadtteil Lehel, Thierschstraße 46, Ecke Maximilianstraße, direkt am Maxmonument. Die Regierung von Oberbayern und der Bayerische Landtag (Maximilianeum) befinden sich in unmittelbarer Nähe des Gymnasiums. In Fußnähe befindet sich der Englische Garten mit der Eisbachwelle.

Geschichte

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Das Wilhelminum um 1700 nach Michael Wening
 
Historische Ansicht um 1880
 
Heutige Ansicht
 
Siegelmarke Königliche Rectorat des Wilhelms-Gymnasiums in München

Das Wilhelmsgymnasium, 1559 von Albrecht V. als Paedagogium gegründet, wurde von 1824 an als „Altes Gymnasium“ oder „Alte Akademie“ bezeichnet und schließlich 1849 nach Albrechts Nachfolger Wilhelm V. benannt. Bis zur Einführung des Jesuitenverbots 1773 wurde das Gymnasium vom Jesuitenorden geleitet, der immer noch mit der Schule in Kontakt steht.

Ursprünglich war die Schule im Jesuitenkloster an der Neuhauser Straße untergebracht, musste dann aber 1826 eine Notunterkunft im Alten Hof beziehen, als die Räumlichkeiten für die von Landshut nach München verlegte Universität benötigt wurden. Erst 1830 konnte das Gymnasium in ein umgebautes barockes Wohnhaus in der Herzogspitalstraße 18 umziehen.

Nachdem die Räume in der Herzogspitalstraße 18 zu klein geworden waren, wurde ein Neubau erforderlich. Die Kritik an den unzumutbaren Bedingungen der provisorischen Unterbringung und die Anforderungen eines umfassenderen Bildungsbegriffs beschleunigten Mitte des 19. Jahrhunderts das Projekt. Mit finanzieller Unterstützung König Ludwigs II. wurde nach den Plänen Karl von Leimbachs 1875–1877 der Neubau im Stil der Neorenaissancefassade im Münchner Lehel errichtet.

Im Zweiten Weltkrieg schwer beschädigt, wurde das Wilhelmsgymnasium 1952–1958 stark verändert wiederaufgebaut. Seit Beginn der 1970er Jahre werden Mädchen aufgenommen (Koedukation). Ende der 1980er Jahre wurde das Treppenhaus in Form und Farbgestaltung rekonstruiert. Der Schulhof wurde umgestaltet und im Jahr 2006 ein neuer Aufenthaltsraum für die G8-Schüler geschaffen.

Das Wilhelmsgymnasium war zudem von 1799 bis 1826 und von 1877 bis 1918 Pagenerziehungsanstalt des Hauses Wittelsbach.

Von August 2015 bis in das Jahr 2018 wurde das Gebäude im Rahmen einer umfassenden Sanierung entkernt und mit Ausnahme der denkmalgeschützten Fassade und des Treppenhauses vollständig renoviert. Im Zuge der Umbauarbeiten entstanden unter anderem eine Sporthalle unterhalb des Pausenhofs und ein neues Stockwerk über dem Ostflügel des Gebäudes. Während der Umbauzeit war der Unterricht des Wilhelmsgymnasiums in eine Containerburg in Nachbarschaft des Chinesischen Turmes im Englischen Garten verlegt, wo sich derzeit die Städtische Helen-Keller-Realschule München befindet.

Gebäude

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Für das in den Jahren 1875 bis 1877 errichtete Gebäude versuchte der Architekt Carl von Leimbach Funktion und Form zu einer harmonischen Einheit zu bringen. Wesentlich für eine Erziehungsanstalt erschienen ihm „Ruhe, Raum, Luft, Licht“. Um den humanistischen Bildungsgedanken bayerischer Ausprägung zur Geltung zu bringen, hielt der Architekt gleichzeitig den Rückgriff auf mittelalterliche Stile für unpassend; daher entschied er sich gegen den auf gotischen Elementen aufbauenden so genannten Maximilianstil und für den Stil der Neorenaissance. Dieser Bruch mit der Architekturkonzeption der Maximilianstraße wurde möglich, da König Ludwig II. andere Interessen als sein Vater König Maximilian II. hatte.

Das Gebäude hat die Form eines L, einen Nord-Süd- und daran im Süden angeschlossen einen West-Ost-Flügel. Es besteht aus Keller, Erdgeschoss und drei Stockwerken mit je etwa zehn Klassenzimmern. Im Südflügel befinden sich ein Physiksaal (Erdgeschoss), die Bibliothek (I. Stock), der Musiksaal (II. Stock) und der Kunstsaal (III. Stock). Am Ende des Ostflügels befinden sich der Fahrradkeller, zwei Sporthallen (Erdgeschoss und II. Stock) und das Lehrerzimmer (mit Verwaltungstrakt, Direktorat usw., I. Stock).

Die 21 Statuen in einem Flur im III. Stock auf 30 Meter Länge sind Kopien von Giebelfiguren aus dem Zeustempel im antiken Olympia, die 1972 im Deutschen Museum ausgestellt waren, 1976 in einem Lager verschwanden und sich nun als Dauerleihgabe im Wilhelmsgymnasium befinden. Die vergoldete Inschrift „K. WILHELMS GYMNASIUM“ über dem Hauptportal wurde durch einen Abiturstreich Anfang der 1980er Jahre dauerhaft geändert. Das bis dahin schwarze „K.“ für königliches Wilhelmsgymnasium war ab dann ebenfalls vergoldet.

Bibliothek des Wilhelmsgymnasiums

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Seit der Gründung des Jesuitenkollegs im Jahr 1559 wurde die Bibliothek[2] für den Lehrbetrieb durch Schenkungen und Zuerwerb reich ausgestattet. Sie enthält noch zahlreiche Werke aus der Frühzeit des Buchdrucks, vor allem auch Erstausgaben klassischer Autoren. Bis zur Säkularisation wurden die Bestände auf vielen Wissensgebieten kontinuierlich ergänzt und aktualisiert. Ein Schwerpunkt blieb die antike Literatur, hinzu kamen zahlreiche Werke der neulateinischen Dichtung, zumal zwei von deren Hauptvertretern, Jakob Bidermann (1578–1639) und Jakob Balde (1603–1669), an der Schule als Lehrer tätig waren. Vertreten ist auch die deutsche Literatur vom Barock bis zur Romantik, desgleichen Geographie, Naturwissenschaften, bayerische und europäische Geschichte sowie Reiseliteratur aus drei Jahrhunderten.[3]

Die Bibliothek umfasst etwa 11.000 Bände, von denen allerdings 20 bis 30 Prozent nach Maßnahmen zur Konservierung oder Restaurierung verlangen. Auslagerung in den letzten Kriegsmonaten und unsachgemäße Unterbringung auch nach Kriegsende führten zu vielfältigen Formen mechanischer oder chemischer Schädigung: Feuchtigkeit, Pilz- und Milbenbefall und sonstige ungünstige Einflüsse hatten an wertvollsten Bänden eine teils verheerende Wirkung. Seit März 2000 unternahm das Gymnasium in Eigeninitiative erste Schritte zu einer umfassenden Sanierung. Durch Spenden des Fördervereins und die Hilfe des Elternbeirats werden die Werke laufend restauriert und gepflegt. Beispielsweise über Buchpflegschaften konnte inzwischen auch eine Reihe mechanisch beschädigter Bücher wiederhergestellt oder neu gebunden werden.[4]

 
Eingang zum Gymnasium

Bildungsprogramm

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Das Wilhelmsgymnasium wurde 1559 von Herzog Albrecht V. „nit allein“ als „ain gemaine Kinderschuel“, sondern als „Paedagogium“ gegründet. Nach seinem vermeintlichen Stifter, Herzog Wilhelm V., erhielt es 1849 seinen heutigen Namen. Geprägt von der pädagogischen Sensibilität, dem weltoffenen Humanismus und der tiefen Religiosität der Jesuiten, die bis zur Aufhebung des Ordens 1773 die Schule leiteten, gingen von dieser Bildungsstätte durch die Jahrhunderte starke literarische (zum Beispiel Zentrum der neulateinischen Literatur: J. Bidermann, J. Balde) und bildungsreformerische (F. W. Thiersch: „Praeceptor Bavariae“) Impulse aus. Von dieser Tradition zeugt noch der kostbare Bücherbestand der alten Bibliothek.

Sprachen

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Seit seiner Gründung im Jahre 1559 hält das Wilhelmsgymnasium durch den Wandel der Zeiten hindurch an der humanistischen Bildungstradition fest. In der fünften Klasse wird mit Latein als erster Fremdsprache begonnen, in der sechsten folgt Englisch, in der achten Griechisch als Pflichtfächer. In der elften Jahrgangsstufe werden auf freiwilliger Basis eine romanische Sprache (derzeit Italienisch und Polnisch) angeboten.

Kooperationen

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Seit 2015 unterhält das Wilhelmsgymnasium eine Partnerschaft mit der Klassik Stiftung Weimar. Im Rahmen dieser Partnerschaft besuchen Schülerinnen und Schüler der Oberstufe des Wilhelmsgymnasiums regelmäßig die von der Stiftung betreuten Museen und bearbeiten in Kooperation mit Fachwissenschaftlern literarische Themen im Rahmen von Intensivseminaren.[5]

Partnerschaften

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Seit 2014 besteht eine Schulpartnerschaft mit dem altsprachlichen Gymnasium „Dante Alighieri“ in Arpino (Italien)[6].

Schulleitung und Kollegium

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Bekannte Schüler

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Literatur

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  • Paul Joachimsen: Aus der Vergangenheit des Münchner Wilhelmsgymnasiums zur dreihundertfünfzigsten Wiederkehr des Gründungsjahres. R. Oldenbourg, München (o. J. [1959] Mit einem Beitrag „Das letzte halbe Jahrhundert“ von Eduard von Welz).
  • Andreas Kraus: Das Gymnasium der Jesuiten zu München und die Bayerische Akademie der Wissenschaften. In: Wolf D. Gruner (Hrsg.): Region – Territorium – Nationalstaat – Europa. Beiträge zu einer europäischen Geschichtslandschaft. Festschrift für Ludwig Hammermayer zum 70. Geburtstag am 7. Oktober 1998. Institut für Geschichtswissenschaften «Rostock», Rostock 1998, S. 176–198 (Rostocker Beiträge zur deutschen und europäischen Geschichte; 4).
  • Hansjörg Höhne, Konrad Kruis (Hrsg.): Zeit der Bedrängnis, Lehrer des Wilhelmsgymnasiums 1933–1945. Anton H. Konrad Verlag, Weissenhorn 1909.
  • Andreas Kraus: Das Gymnasium der Jesuiten zu München (1559–1773). Staatspolitische, sozialgeschichtliche, behördengeschichtliche und kulturgeschichtliche Bedeutung. C. H. Beck, München 2001, ISBN 3-406-10714-1 (Schriftenreihe zur bayerischen Landesgeschichte, 133).
  • Andreas Kraus: Das Gymnasium der Jesuiten zu München. In: Zeitschrift für bayerische Landesgeschichte. Band 68, 2005, S. 731–744.
  • Max Leitschuh (Hrsg.): Die Matrikeln der Oberklassen des Wilhelmsgymnasiums in München. Vier Bände. Kommission für bayerische Landesgeschichte, München (Schriften des Wilhelmsgymnasiums in München, 1970–1976).
  • Rolf Selbmann: 430 Jahre Wilhelmsgymnasium. Ein Stück bayerischer Kulturgeschichte. Hrsg. von der Bayerischen Versicherungskammer anlässlich der Ausstellung „430 Jahre Wilhelmsgymnasium“ von 14. April bis 13. Mai 1989. Selbstverlag, München 1989.
  • Rolf Selbmann: Vom Jesuitenkolleg zum humanistischen Gymnasium. Zur Geschichte des Deutschunterrichts in Bayern zwischen Gegenreformation und Gegenwart am Wilhelmsgymnasium München (= Beiträge zur Geschichte des Deutschunterrichts. Nr. 26). Peter Lang, Frankfurt am Main / Berlin / Bern etc. 1996, ISBN 3-631-48379-1.
  • Hansjörg Höhne, Konrad Kruis (Hrsg.): Zeit der Bedrängnis. Lehrer des Wilhelmsgymnasiums in München 1933–1945. Anton H. Konrad Verlag, Weißenhorn 2009, ISBN 978-3-87437-541-2.
  • Wilhelmsgymnasium München (Hrsg.): Programm des Wilhelmsgymnasiums in München. München 1850–1919 (Digitalisat Jg. 1878; 1882; 1884; 1886; 1888–1889; 1893–1894; 1896–1897; 1900; 1902; 1904–1910; 1912; 1915)
  • Wilhelmsgymnasium München (Hrsg.): Programma Gymnasii Guilielmini Monacensis. Kutzner, Monachii 1879–1885 (Digitalisat Jg. 1881; 1883; 1885)
  • Wilhelmsgymnasium München (Hrsg.): Alphabet der Schule. 450 Jahre Wilhelmsgymnasium München. Volk Verlag, München 2010, ISBN 978-3-937200-96-5.
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Commons: Wilhelmsgymnasium München – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

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  1. a b c Wilhelmsgymnasium München in der Schuldatenbank des Bayerischen Staatsministeriums für Unterricht und Kultus, abgerufen am 15. September 2024.
  2. Siehe archiv.twoday.net mit weiteren Links.
  3. Rudolf Hotz: Wilhelmsgymnasium (Muenchen). In: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland, Österreich und Europa (Fabian-Handbuch). Juli 1993, abgerufen am 15. September 2024.
  4. Reiner Abenstein: Alte Bibliothek. (Homepage des Wilhelmsgymnasiums München, abgerufen am 4. November 2018)
  5. Partnerschaft Klassik Stiftung Weimar. Abgerufen am 22. März 2021 (deutsch).
  6. http://www.liceodantealighieri.it/sites/default/files/news/Circolare%20n.42.pdf
  7. Hansjörg Höhne, Konrad Kruis (Hrsg.): Zeit der Bedrängnis: Lehrer des Wilhelmsgymnasiums in München; 1933–1945. S. 259.