Justizamt war in vielen deutschen Staaten die Bezeichnung für ein Gericht der ersten Instanz nach der Trennung von Justiz und Verwaltung. Sie traten bezüglich der Rechtsprechung an die Stelle der bisherigen Ämter. Justizämter wurden üblicherweise nur auf dem Lande eingerichtet. In Städten war die Bezeichnung Landgericht, dort wo standesherrliche Rechte weitergalten Patrimonialgericht als Bezeichnung üblich.
Die verbliebenen Justizämter wurden mit dem in Kraft treten des Reichsgerichtsverfassungsgesetzes 1877 in Amtsgerichte umgewandelt.
Justizämter in Deutschland
BearbeitenBayern
BearbeitenKurhessen
BearbeitenMit Edikt vom 29. Juni 1821 wurden in Kurhessen Verwaltung und Justiz getrennt. Nun waren Justizämter für die erstinstanzliche Rechtsprechung zuständig, die Verwaltung wurde von Landkreisen übernommen.
Die Gerichte in Kassel, Hersfeld, Marburg, Fulda, Hanau, Schmalkalden und Rinteln wurden als Landgerichte bezeichnet.[1]
Provinz Niederhessen. Als Gericht zweiter Instanz fungierte das Obergericht für die Provinz Niederhessen mit Sitz in Kassel.
Grafschaft Schaumburg. Als Gericht zweiter Instanz fungierte das Obergericht für die Grafschaft Schaumburg mit Sitz in Rinteln.
Justizamt | Sitz | Kreis | Gebiet |
---|---|---|---|
Justizamt Rinteln | Rinteln | Kreis Schaumburg | Grafschaft Schaumburg |
Justizamt Obernkirchen | Obernkirchen | Kreis Schaumburg | Grafschaft Schaumburg |
Justizamt Oldendorf | Oldendorf | Kreis Schaumburg | Grafschaft Schaumburg |
Justizamt Rodenberg | Rodenberg | Kreis Schaumburg | Grafschaft Schaumburg [6] |
Provinz Oberhessen. Als Gericht zweiter Instanz fungierte das Obergericht für die Provinz Oberhessen mit Sitz in Marburg.
Provinz Fulda. Als Gericht zweiter Instanz fungierte das Obergericht für die Provinz Fulda mit Sitz in Fulda.
Justizamt | Sitz | Kreis | Gebiet |
---|---|---|---|
Justizamt Brotterode | Brotterode | ab 1849 zum Obergericht Rotenburg | |
Justizamt Burghaun | Burghaun | ||
Justizamt Eiterfeld | Eiterfeld | ||
Justizamt Friedewald | Friedewald | ab 1849 zum Obergericht Rotenburg | |
Justizamt Fulda | Fulda | (Landgericht?) | |
Justizamt Großenlüder | Großenlüder | ||
Justizamt Herrenbreitungen | Herrenbreitungen | ab 1849 zum Obergericht Rotenburg | |
Justizamt Hersfeld I | Hersfeld | ab 1849 zum Obergericht Rotenburg | |
Justizamt Hersfeld II | Hersfeld | ab 1849 zum Obergericht Rotenburg | |
Justizamt Hünfeld | Hünfeld | ||
Justizamt Neuhof | Neuhof | Landkreis Fulda | |
Justizamt Niederaula | Niederaula | ab 1849 zum Obergericht Rotenburg | |
Justizamt Schenklengsfeld | Schenklengsfeld | ab 1849 zum Obergericht Rotenburg | |
Justizamt Schmalkalden | Schmalkalden | ab 1849 zum Obergericht Rotenburg | |
Justizamt Steinbach-Hallenberg | Steinbach-Hallenberg | ab 1849 zum Obergericht Rotenburg[8] |
Provinz Hanau. Als Gericht zweiter Instanz fungierte das Obergericht für die Provinz Hanau mit Sitz in Hanau.
Verordnung vom 5. Dezember 1836, die Veränderung einiger Untergerichts- und Kreisamtsbezirke betreffend; in: Sammlung von Gesetzen, Verordnungen, Ausschreiben und anderen allgemeinen Verfügungen für Kurhessen, 1836, S. 132, online
1848
1825
Seite 37, Standesherrliche Gerichte
Nassau
BearbeitenNach der Märzrevolution 1848 wurde die Verwaltung im Herzogtum Nassau neu geordnet. Mit Gesetz vom 4. April 1849 wurden in Nassau Verwaltung und Rechtsprechung auf unterer Ebene getrennt. Die Reform trat zum 1. Juli 1849 in Kraft.[11] Für die Verwaltung wurden 10 Kreisämter gebildet, die Ämter als Justizämter (also Gerichte der ersten Instanz) weitergeführt. Die Aufsicht über die Kreisämter lag beim Innenministerium, diejenige über die Justizämter beim Justizministerium. Die Reform wurde jedoch bereits am 1. Oktober 1854 wieder rückgängig gemacht, die Kreise wieder abgeschafft und die Ämter wiederhergestellt.[12]
Herzogtum Sachsen-Coburg und Gotha
BearbeitenIm Herzogtum Sachsen-Coburg und Gotha wurden Verwaltung und Rechtsprechung 1858 voneinander getrennt. Als Gerichte erster Instanz wurden Justitzämter und Stadtgerichte eingerichtet.
Justizamt | Sitz | Kreis | Herzogtum |
---|---|---|---|
Justizamt Gotha | Gotha | Landratsamt Gotha | Herzogtum Gotha |
Stadtgericht Gotha | Gotha | Gotha | Herzogtum Gotha |
Justizamt Ichtershausen | Ichtershausen | Landratsamt Gotha | Herzogtum Gotha |
Justizamt Tonna | Tonna | Landratsamt Gotha | Herzogtum Gotha |
Justizamt Tonna | Tonna | Landratsamt Gotha | Herzogtum Gotha |
Justizamt Tenneberg nach dem Schloss Tenneberg | Waltershausen | Landratsamt Waltershausen | Herzogtum Gotha |
Justizamt Thal | Thal | Landratsamt Waltershausen | Herzogtum Gotha |
Justizamt Friedrichswerth | Friedrichswerth | Landratsamt Waltershausen | Herzogtum Gotha |
Justizamt Ohrdruf | Ohrdruf | Landratsamt Ohrdruf | Herzogtum Gotha |
Justizamt Georgenthal | Georgenthal | Landratsamt Ohrdruf | Herzogtum Gotha |
Justizamt Liebenstein | Liebenstein | Landratsamt Ohrdruf | Herzogtum Gotha |
Justizamt Zella | Mehlis | Landratsamt Ohrdruf | Herzogtum Gotha |
Justizamt Volkenroda | Volkenroda | Landratsamt Volkenroda | Herzogtum Gotha |
Justizamt Nazza | Nazza | Landratsamt Volkenroda | Herzogtum Gotha |
Schwarzburg-Sondershausen
Bearbeiten
Handbuch der Geographie S. 788 ff.
Thüringer Gerichtsstandortgesetz
Herzogtum Coburg e: Coburg, Königsberg, Neustadt bei Coburg, Rodach Landratsamtbezirk: Coburg
Preußen
BearbeitenFürstentum Ansbach
BearbeitenMit Patent vom 3. Juli 1795 wurde im (1791/92) preußisch gewordenen Fürstentum Ansbach Verwaltung und Justiz getrennt. Mit Patent vom 19. November 1795 und der Instruktion für sämtliche Stadtgerichte, Justizämter und Patrimonialgerichte des Fürstenthums Ansbach vom 11. Juni 1797 wurden die Regelungen konkretisiert und die Justizämter eingerichtet.[13]
Justizamt | Sitz | Kreis | Gebiet |
---|---|---|---|
Justizamt Ansbach | Ansbach | Ansbacher Kreis | |
Justizamt Leutershausen | Leutershausen | Ansbacher Kreis | |
Justizamt Insingen | Insingen | Ansbacher Kreis | |
Justizamt Cadolzburg | Cadolzburg | Schwabacher Kreis | |
Justizamt Schwabach | Schwabach | Schwabacher Kreis | |
Justizamt Burgthann | Burgthann | Schwabacher Kreis | |
Justizamt Wöhrd | Wöhrd | Schwabacher Kreis | |
Justizamt Gostenhof | Gostenhof | Schwabacher Kreis | |
Justizamt Gunzenhausen | Gunzenhausen | Gunzenhäuser Kreis | |
Justizamt Roth | Roth | Gunzenhäuser Kreis | |
Justizamt Stauf | Stauf | Gunzenhäuser Kreis | |
Justizamt Heidenheim | Heidenheim | Wassertrüdinger Kreis | |
Justizamt Wassertrüdingen | Wassertrüdingen | Wassertrüdinger Kreis | |
Justizamt Crailsheim | Crailsheim | Crailsheimer Kreis | |
Justizamt Feuchtwang | Feuchtwangen | Crailsheimer Kreis | |
Justizamt Uffenheim | Uffenheim | Uffenheimer Kreis | |
Justizamt Mainbernheim | Mainbernheim | Uffenheimer Kreis | |
Justizamt Prichsenstadt | Prichsenstadt | Uffenheimer Kreis |
Rest
BearbeitenWaldeck
BearbeitenIn Waldeck wurden die Ämter 1816 in fünf Oberjustizämtern zusammengelegt. Allerdings erfolgte die Trennung von Justiz und Verwaltung hier noch nicht.[14]
Außerhalb Deutschlands
BearbeitenRussland
BearbeitenLitauen
BearbeitenLitauen 1816
Verzeichniß sämmtlicher Gerichte im Departement des Königlichen Oberlandesgerichts von Litthauen und der bei selbigen angestellten Justizbedienten: Am 1. Januar 1816 , online
Siehe auch
BearbeitenEinzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Thomas Klein: Band 11: Hessen-Nassau, der Reihe: Walther Hubatsch: Grundriß zur deutschen Verwaltungsgeschichte 1815-1945, 1979, ISBN 3-87969-126-6, S. 30-33
- ↑ Verordnung vom 5. Dezember 1836, die Veränderung einiger Untergerichts- und Kreisamtsbezirke betreffend; in: Sammlung von Gesetzen, Verordnungen, Ausschreiben und anderen allgemeinen Verfügungen für Kurhessen, 1836, S. 132, online
- ↑ Verordnung vom 5. Dezember 1836, die Veränderung einiger Untergerichts- und Kreisamtsbezirke betreffend; in: Sammlung von Gesetzen, Verordnungen, Ausschreiben und anderen allgemeinen Verfügungen für Kurhessen, 1836, S. 132, online
- ↑ Verordnung vom 5. Dezember 1836, die Veränderung einiger Untergerichts- und Kreisamtsbezirke betreffend; in: Sammlung von Gesetzen, Verordnungen, Ausschreiben und anderen allgemeinen Verfügungen für Kurhessen, 1836, S. 132, online
- ↑ Immanuel Buddeus (Hrsg.): Deutsches Anwaltbuch: Ein Handbuch zur auswärtigen Proceßführung in allen deutschen Landen, nebst Verzeichnissen sämmtlicher Sachwalter in Deutschland, Band 1, 1845, S. 143-144, [1] online]
- ↑ Immanuel Buddeus (Hrsg.): Deutsches Anwaltbuch: Ein Handbuch zur auswärtigen Proceßführung in allen deutschen Landen, nebst Verzeichnissen sämmtlicher Sachwalter in Deutschland, Band 1, 1845, S. 144, [2] online]
- ↑ Immanuel Buddeus (Hrsg.): Deutsches Anwaltbuch: Ein Handbuch zur auswärtigen Proceßführung in allen deutschen Landen, nebst Verzeichnissen sämmtlicher Sachwalter in Deutschland, Band 1, 1845, S. 144-145, [3] online]
- ↑ Immanuel Buddeus (Hrsg.): Deutsches Anwaltbuch: Ein Handbuch zur auswärtigen Proceßführung in allen deutschen Landen, nebst Verzeichnissen sämmtlicher Sachwalter in Deutschland, Band 1, 1845, S. 144-146, [4] online]
- ↑ Carl Arnd: Geschichte der Provinz Hanau und der unteren Maingegend, 1858, Seite 610 ff, online
- ↑ Immanuel Buddeus (Hrsg.): Deutsches Anwaltbuch: Ein Handbuch zur auswärtigen Proceßführung in allen deutschen Landen, nebst Verzeichnissen sämmtlicher Sachwalter in Deutschland, Band 1, 1845, S. 146, [5] online]
- ↑ Gesetz vom 4. April 1849 (VBl S. 87); Gesetz, die Vollziehung des Gesetzes über die Trennung der Rechtspflege von der Verwaltung in der unteren Instanz betreffend vom vom 31. Mai 1849, (VBl S. 409)
- ↑ Gesetz vom 24. Juli 1854 (Bvl. S. 160)
- ↑ Instruktion für sämtliche Stadtgerichte, Justizämter und Patrimonialgericht des Fürstenthums Ansbach vom 11. Juni 1797, Titel II (Errichtung der Justizämter), § 15 ff., online
- ↑ Verfassung