Im mathematischen Gebiet der arithmetischen Geometrie ist die Faltings-Höhe ein Maß für die (arithmetische) Komplexität von abelschen Varietäten. Benannt ist sie nach dem Mathematiker Gerd Faltings. Sie spielte eine wesentliche Rolle in Faltings' Beweis der Mordell-Vermutung, welche besagt, dass eine Kurve vom Geschlecht nur endlich viele rationale Punkte hat.

Für eine elliptische Kurve mit einem fest gewählten Isomorphismus ist die Faltings-Höhe gerade das Reziproke des Flächeninhalts eines Fundamentalbereiches des Gitters .

Motivation

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Klassisch verwendet man „Höhenfunktionen“, um mittels der Methode des unendlichen Abstiegs die Unlösbarkeit diophantischer Gleichungen zu beweisen. So betrachtete Pierre de Fermat für die ganzzahligen Lösungen der Gleichung   die Höhenfunktion   und zeigte, dass man aus einer Lösung   mit   eine andere Lösung   mit   konstruieren könnte. Daraus folgt, dass es außer   keine ganzzahligen Punkte auf der Kurve geben kann.

Faltings Verallgemeinerung besteht darin, jeder abelschen Varietät eine Höhe zuzuordnen und dies dann auf die Jacobi-Varietät der Kurve anzuwenden. Er setzt diese Höhe in Beziehung zur klassischen Höhenfunktion und erhält daraus, dass es nur endlich viele  -dimensionale prinzipal-polarisierte semistabile abelsche Varietäten beschränkter Höhe   geben kann („Prinzip beschränkter Höhe“). Er untersucht weiter die Veränderung dieser Höhe unter Isogenien und verwendet diese Abschätzung und das Prinzip beschränkter Höhe sowohl für den Beweis der Tate-Vermutung als auch für den Beweis der Schafarewitsch-Vermutung. Die Schafarewitsch-Vermutung besagt, dass es für eine endliche Menge von Primidealen   in einem Zahlkörper nur endlich viele Isomorphismenklassen von Kurven von gegebenem Geschlecht   mit guter Reduktion außerhalb   gibt. Wegen des Prinzips beschränkter Höhe genügt es dafür, die Beschränktheit der Höhen der assoziierten Jacobi-Varietäten zu zeigen. Mit der Tate-Vermutung kann man das auf den Fall zurückführen, dass die Jacobi-Varietäten alle isogen sind. Faltings nutzte seine Formel für die Änderung der Höhe unter Isogenien, zusammen mit dem Satz von Raynaud und den Weil-Vermutungen, um die Beschränktheit der Höhe und damit die Schafarewitsch-Vermutung zu zeigen.[1]

Mit Arbeiten von Alexei Nikolajewitsch Parschin folgt aus der Schafarewitsch-Vermutung die Mordell-Vermutung.

Konstruktion

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Die Faltings-Höhe misst die „Größe“ einer abelschen Varietät   über einem Zahlkörper  . Man betrachtet die Néron-Modelle   von   über allen Vervollständigungen   von  . Der Vektorraum der globalen Schnitte der höchsten äußeren Potenz des kanonischen Bündels im Sinne der Arakelov-Theorie ist ein metrisierter  -Modul und trägt somit eine kanonische Norm. Das Produkt der Haarschen Maße der Grundmaschen der kanonischen Gitter in diesem Vektorraum (fast alle sind 1) ist die Faltings-Höhe von  .

Beispiel

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Eine prinzipal polarisierte elliptische Kurve   sei gegeben durch die Gleichung  . Man hat dann ein holomorphes Differential   und einen Isomorphismus   für ein Gitter  . Die Faltings-Höhe wird in diesem Fall definiert durch

 

oder äquivalent durch  , wobei   ein Fundamentalbereich des Gitters   und   sein Flächeninhalt ist.

Wenn eine elliptische Kurve   über   definiert ist, dann ist die definierende Gleichung und damit   und dann auch   bis auf Multiplikation mit Elementen aus   definiert. Man kann aber ein minimales Modell   (mit minimaler Diskriminante) wählen und hat dann ein bis auf Vorzeichen eindeutiges Differential   und damit eine wohldefinierte Faltings-Höhe.

Bedeutung

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Die Faltings-Höhe ist eine Höhenfunktion auf der Menge der abelschen Varietäten über Zahlkörpern, die von Gerd Faltings in seinem berühmten Artikel Endlichkeitssätze für abelsche Varietäten über Zahlkörpern eingeführt wurde.

Es gibt nur endlich viele polarisierte abelsche Varietäten mit beschränkter Faltings-Höhe. Dies ist ein wesentlicher Beweisschritt im Beweis der Shafarevich-Vermutung und damit der Mordell-Vermutung.

Literatur

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Einzelnachweise

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  1. S. Bloch: The proof of the Mordell conjecture. Math. Intell. 6, No. 2, 41–47 (1984).