Jermakowo (Kaliningrad)

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Jermakowo (russisch Ермаково, deutsch Deutsch Wilten) ist ein Ort in der russischen Oblast Kaliningrad (Gebiet Königsberg (Preußen)) und gehört zur Domnowskoje selskoje posselenije (Landgemeinde Domnowo (Domnau)) im Rajon Prawdinsk (Kreis Friedland (Ostpr.)).

Siedlung
Jermakowo/Deutsch Wilten
Ермаково
Föderationskreis Nordwestrussland
Oblast Kaliningrad
Rajon Prawdinsk
Frühere Namen Deutsch Wilten (bis 1947)
Bevölkerung 308 Einwohner
(Stand: 1. Okt. 2021)[1]
Zeitzone UTC+2
Postleitzahl 238403
Kfz-Kennzeichen 39, 91
OKATO 27 233 000 023
Geographische Lage
Koordinaten 54° 24′ N, 20° 56′ OKoordinaten: 54° 24′ 0″ N, 20° 56′ 0″ O
Jermakowo (Kaliningrad) (Europäisches Russland)
Jermakowo (Kaliningrad) (Europäisches Russland)
Lage im Westteil Russlands
Jermakowo (Kaliningrad) (Oblast Kaliningrad)
Jermakowo (Kaliningrad) (Oblast Kaliningrad)
Lage in der Oblast Kaliningrad

Geographische Lage

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Jermakowo liegt sechs Kilometer nördlich der russisch-polnischen Staatsgrenze und acht Kilometer südwestlich von Prawdinsk (Friedland) an einer Nebenstraße (ehemalige deutsche Reichsstraße 142), die von der Rajonshauptstadt bis ins Grenzgebiet zum früheren Ort Schirokoje (Schönbruch) führt und vor 1945 weiter bis nach Bartenstein (heute polnisch: Bartoszyce) verlief. Bis 1945 bestand Bahnanschluss über die zwei Kilometer entfernte Station Preußisch Wilten (russisch: Snamenskoje) an der Bahnstrecke von Königsberg (heute russisch: Kaliningrad) nach Heilsberg (heute polnisch: Lidzbark Warmiński), die heute nicht mehr betrieben wird.

Geschichte

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Am 11. Juni 1874 bildete die damals Deutsch Wilten genannte Landgemeinde mit den Gutsbezirken Abbarten (russisch: Prudy) und Georgenau (Roschtschino) den neu errichteten Amtsbezirk Abbarten[2], der zum Kreis Friedland, ab 1927 Landkreis Bartenstein (Ostpr.) im Regierungsbezirk Königsberg der preußischen Provinz Ostpreußen gehörte.

Im Jahre 1910 zählte Deutsch Wilten 281 Einwohner[3]. Am 30. September 1928 vergrößerte sich der Gemeindebezirk von Deutsch Wilten, als nämlich die Gutsbezirke Sophiental und Bothkeim (russisch: Tschistopolje) eingegliedert wurden. Die Einwohnerzahl vergrößerte sich bis 1933 auf 748 und betrug 1939 noch 734[4].

Am 4. Mai 1930 bereits wurde der Amtsbezirk Abbarten in „Amtsbezirk Deutsch Wilten“ umbenannt. Gehörten ihm 1931 noch die Landgemeinden Deutsch Wilten, Georgenau (russisch: Roschtschino), Groß Sporwitten (Poddubnoje) und Wolmen (Malinowka) an, so waren es am 1. Januar 1945 nur noch die Gemeinden Deutsch Wilten, Georgenau und Wolmen.

Infolge des Zweiten Weltkrieges kam Deutsch Wilten mit dem nördlichen Ostpreußen zur Sowjetunion und erhielt 1947 die russische Bezeichnung „Jermakowo“.[5] Bis zum Jahre 2009 war der Ort in den Domnowski sowjet (Dorfsowjet Domnowo (Domnau)) eingegliedert und ist seither – aufgrund einer Struktur- und Verwaltungsreform[6] – eine als „Siedlung“ (russisch: possjolok) eingestufte Ortschaft innerhalb der Domnowskoje selskoje posselenije (Landgemeinde Domnowo) im Rajon Prawdinsk der Oblast Kaliningrad.

Kirchengebäude

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Die Kirche von Deutsch Wilten[7] wurde 1846 auf ordenszeitlichen Grundmauern errichtet. Im Zweiten Weltkrieg blieb sie weitgehend erhalten. Dann aber wurde sie zweckentfremdet und zunächst als Lagerhalle, danach als Turnhalle für die Schule und ab 1994 erneut als Lagerhalle genutzt. Dabei wurde der westliche Eingang verbreitert. 1988 erhielt das Gebäude ein neues Dach aus Asbestzementplatten, und die Rundbogenfenster wurden verglast. Der obere Teil des Turms existiert nicht mehr, und der untere Teil wurde zur Vorhalle. Besonders an der Ostwand sind noch Reste des mittelalterlichen Mauerwerks zu sehen.

Kirchengemeinde

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Deutsch Wilten war bis 1945 der Pfarrsitz[8] der unter einem Pfarramt verbundenen drei selbständigen evangelischen Kirchengemeinden Deutsch Wilten, Georgenau (heute russisch: Roschtschino) und Klingenberg (heute polnisch: Ostre Bardo). Dabei war in Georgenau – anders als in Klingenberg – zunächst ein eigener Pfarrer tätig. Erst 1779, als der damalige Georgenauer Pfarrer Christian Ludwig Dörfer die Pfarrstelle in Deutsch Wilten übernahm (die hatte zuvor sein Vater Daniel Ludwig Dörfer inne), wurde Georgenau pfarramtlich mit Deutsch Wilten verbunden.

War Klingenberg ursprünglich der Inspektion Rastenburg (heute polnisch: Kętrzyn) zugeordnet, gehörten Georgenau und Deutsch Wilten zum Aufsichtbezirk des Königsberger Oberhofpredigers. Bis 1945 waren dann alle drei Gemeinden zum Kirchenkreis Friedland (russisch: Prawdinsk), danach zum Kirchenkreis Bartenstein (polnisch: Bartoszyce) innerhalb der Kirchenprovinz Ostpreußen der Kirche der Altpreußischen Union zugehörig.

Heute liegt Jermakowo im Einzugsgebiet der Kirchengemeinde in Domnowo (Domnau), die eine Filialgemeinde der Auferstehungskirche in Kaliningrad (Königsberg) ist. Sie gehört zur Propstei Kaliningrad[9] in der Evangelisch-Lutherischen Kirche Europäisches Russland (ELKER).

Kirchspielorte (bis 1945)

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Zum Kirchspiel Deutsch Wilten (ohne Georgenau und Klingenberg) gehörten bis 1945 neben dem Pfarrort noch zwölf Ortschaften[10]:

Deutscher Name Russischer Name Deutscher Name Russischer Name
Alsnienen (Wolmen West) Swobodnoje Meludwiesen
Ditthausen Krasny Bor Pelklack bei Friedland
Grasmark Sophienthal Demjanowo
Groß Sporwitten Poddubnoje Sortlack bei Friedland
Klein Sporwitten (Wolmen Ost) Wostotschnoje Talskeim Ptscholino
Ludwigshof Wolmen (Wolmen Mitte) Malinowka

Pfarrer (bis 1945)

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Von der Reformation bis 1945 amtierten in Deutsch Wilten 16 evangelische Geistliche[11]:

  • Paulus Fischer, bis 1570
  • Christoph Petzel, 1577/1583
  • Adam Röseler, 1601
  • Christoph Langhans
  • Christian Masius, 1668
  • Andreas Mylius, 1669–1707
  • Carl Friedrich Natius, 1707–1722
  • Johann Friedrich Schneider, 1722–1732
  • David Friese, 1734–1743
  • Daniel Ludwig Dörfer, 1743–1779
  • Christian Ludwig Dörfer, 1779–1821
  • Gottfried Ewald Rhode, 1821–1838
  • Friedrich Heinrich L. Kaulbars, 1838–1872
  • Friedrich Heinrich Kaulbars, 1872–1909
  • Max Will, 1909–1927
  • Egon Sprang, 1927–1945

Kirchenbücher

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Die Kirchenbücher der Kirchengemeinde Deutsch Wilten sind bis auf wenige Lücken erhalten und werden im Evangelischen Zentralarchiv in Berlin-Kreuzberg aufbewahrt[12]:

  • Taufen: 1668 bis 1944
  • Trauungen: 1718 bis 1944
  • Beerdigungen: 1716 bis 1944
  • Konfirmationen: 1838 bis 1944
  • Abendmahlsteilnehmer: 1767 bis 1944

Einzelnachweise

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  1. Таблица 1.10 «Численность населения городских округов, муниципальных районов, муниципальных округов, городских и сельских поселений, городских населенных пунктов, сельских населенных пунктов» Программы итогов Всероссийской переписи населения 2020 года, утвержденной приказом Росстата от 28 декабря 2021г. № 963, с данными о численности постоянного населения каждого населенного пункта Калининградской области. (Tabelle 1.10 „Bevölkerungsanzahl der Stadtkreise, munizipalen Rajons, Munizipalkreise, städtischen und ländlichen Siedlungen [insgesamt], städtischen Orte, ländlichen Orte“ der Ergebnisse der Allrussischen Volkszählung von 2020 [vollzogen am 1. Oktober 2021], genehmigt durch die Verordnung von Rosstat vom 28. Dezember 2021, Nr. 963, mit Angaben zur Zahl der Wohnbevölkerung jedes Ortes der Oblast Kaliningrad.)
  2. Rolf Jehke, Amtsbezirk Abbarten/Deutsch Wilten
  3. Uli Schubert, Gemeindeverzeichnis, Landkreis Friedland
  4. Michael Rademacher: Landkreis Bartenstein (poln. Bartoszyce). Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  5. Durch den Указ Президиума Верховного Совета РСФСР от 17 ноября 1947 г. «О переименовании населённых пунктов Калининградской области» (Verordnung des Präsidiums des Obersten Rats der RSFSR "Über die Umbenennung der Orte des Gebiets Kaliningrad" vom 17. November 1947)
  6. Nach dem Gesetz über die Zusammensetzung und Territorien der munizipalen Gebilde der Oblast Kaliningrad vom 25. Juni/1. Juli 2009, nebst Gesetz Nr. 476 vom 21. Dezember 2004, präzisiert durch Gesetz Nr. 370 vom 1. Juli 2009
  7. Jermakowo - Deutsch Wilten
  8. Friedwald Moeller, Altpreußisches Evangelisches Pfarrerbuch von der Reformation bis zur Vertreibung im Jahre 1945, Hamburg, 1968, Seiten 31, 41 und 65
  9. Ev.-luth. Propstei Kaliningrad (Memento des Originals vom 29. August 2011 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.propstei-kaliningrad.info
  10. Ortsverzeichnis/Kirchspiele Kreis Bartenstein (Memento des Originals vom 27. November 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.hkg-bartenstein.de
  11. Friedwald Moeller (wie oben), Seite 31
  12. Christa Stache, Verzeichnis der Kirchenbücher im Evangelischen Zentralarchiv in Berlin, Teil I: Die östlichen Kirchenprovinzen der Evangelischen Kirche der altpreußischen Union, Berlin, 1992³, Seite 32