Sewskoje (russisch Севское, deutsch Böttchersdorf) ist ein Ort in der russischen Oblast Kaliningrad. Er gehört zur kommunalen Selbstverwaltungseinheit Stadtkreis Prawdinsk im Rajon Prawdinsk.

Siedlung
Sewskoje
Böttchersdorf

Севское
Föderationskreis Nordwestrussland
Oblast Kaliningrad
Rajon Prawdinsk
Frühere Namen Böttchersdorf (bis 1947)
Bevölkerung 479 Einwohner
(Stand: 1. Okt. 2021)[1]
Zeitzone UTC+2
Kfz-Kennzeichen 39, 91
OKATO 27 233 000 091
Geographische Lage
Koordinaten 54° 24′ N, 21° 7′ OKoordinaten: 54° 24′ 10″ N, 21° 7′ 10″ O
Sewskoje (Europäisches Russland)
Sewskoje (Europäisches Russland)
Lage im Westteil Russlands
Sewskoje (Oblast Kaliningrad)
Sewskoje (Oblast Kaliningrad)
Lage in der Oblast Kaliningrad

Geografische Lage

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Sewskoje liegt acht Kilometer südöstlich der Rajonshauptstadt Prawdinsk an der Regionalstraße 27A-083 (ex A 196), die von Kaliningrad bis nach Krylowo an der russisch-polnischen Grenze führt. Bis 1945 war das Dorf Bahnstation an der Bahnstrecke Königsberg–Angerburg.

Geschichte

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Der ehedem Böttchersdorf genannte Ort wurde am 11. Juni 1874 Amtssitz und damit namensgebender Ort für den neu errichteten Amtsbezirk Böttchersdorf mit damals sechs kommunalen Einheiten.[2] Er gehörte zunächst zum Landkreis Friedland, ab 1927 bis 1945 zum Landkreis Bartenstein (Ostpr.) im Regierungsbezirk Königsberg der preußischen Provinz Ostpreußen. Im Jahre 1910 lebten in Böttchersdorf 452 Einwohner[3].

Am 30. September 1928 schloss sich die Landgemeinde Böttchersdorf mit der Landgemeinde Klein Pothlack sowie den Gutsbezirken Grünthal und Krügerwalde zur neuen Landgemeinde Böttchersdorf zusammen. Im Jahre 1933 betrug die Zahl der Einwohner 620, und 1939 waren es 629[4].

Bis 1945 war Böttchersdorf Bahnstation an der Bahnstrecke von Königsberg nach Angerburg, die nach dem Zweiten Weltkrieg demontiert wurde.

Infolge des Zweiten Weltkrieges kam Böttchersdorf zur Sowjetunion und wurde 1947 in Sewskoje umbenannt.[5] Gleichzeitig wurde Sewskoje zentraler Ort eines Dorfsowjets im Rajon Prawdinsk. Von 2004 bis 2015 gehörte der Ort zur städtischen Gemeinde Prawdinskoje gorodskoje posselenije und seither zum Stadtkreis Prawdinsk.

Amtsbezirk Böttchersdorf 1874–1945

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Der Amtsbezirk Böttchersdorf bestand von 1874 bis 1945. Er wurde aus folgenden Gemeinden gebildet[2]:

Name Bemerkungen
Landgemeinden:
Böttchersdorf
Groß Pothlack 1893 in den Gutsbezirk Groß Wohnsdorf eingegliedert
Gutsbezirke:
Grünthal 1928 in die Landgemeinde Böttchersdorf eingegliedert
Heyde ab 1928 zur Landgemeinde umgebildet
Hohenstein
Lawdt 1928 in die Landgemeinde Heyde eingegliedert

Am 12. Juni 1913 wurde der Gutsbezirk Krügerwalde aus dem Amtsbezirk Groß Wohnsdorf in den Amtsbezirk Böttchersdorf umgegliedert und 1928 in die neue Landgemeinde Böttchersdorf eingegliedert. Am 1. Januar 1945 gehörten noch zwei Gemeinden zum Böttchersdorfer Amtsbezirk: Böttchersdorf selbst und Hohenstein.

Sewski selski Sowet/okrug 1947–2004

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Der Dorfsowjet Sewski selski Sowet (ru. Севский сельский Совет) wurde im Juni 1947 eingerichtet.[5] Nach dem Zerfall der Sowjetunion bestand die Verwaltungseinheit als Dorfbezirk Sewski selski okrug (ru. Севский сельский округ). Die sich Ende 2004 noch im Dorfbezirk befindlichen neun Siedlungen wurden dann in die städtische Gemeinde Prawdinskoje gorodskoje posselenije eingegliedert.

Ortsname Name bis 1947/50 Bemerkungen
Bytschkowo (Бычково) Kaydann Der Ort wurde 1947 umbenannt.
Djatlowo (Дятлово) Sophienberg Der Ort wurde 1950 umbenannt und vor 1975 verlassen.
Dworkino (Дворкино) Friedenberg Der Ort wurde 1947 umbenannt.
Frunsenskoje (Фрунзенское) bei Böttchersdorf Der Ort wurde 1950 umbenannt und vor 1975 verlassen.
Golubewo (Голубево) Keulenburg Der Ort wurde 1950 umbenannt und verlor vor 1975 seine Eigenständigkeit.
Karelskoje (Карельское) Klein Rädtkeim Der Ort wurde 1950 umbenannt und vor 1975 verlassen.
Klenowoje (Кленовое) Grüneberg Der Ort wurde 1947 umbenannt.
Kostjukowka (Костюковка) Heyde Der Ort wurde 1947 umbenannt.
Krasnopolje (Краснополье) Hohenstein Der Ort wurde 1947 umbenannt.
Olschanka (Ольшанка) Bohlen Der Ort wurde 1947 umbenannt und vor 1988 verlassen.
Peskowo (Песково) Groß Schönau Der Ort wurde 1950 umbenannt und vor 1975 verlassen.
Petrowka (Петровка) Marienberg Der Ort wurde 1950 umbenannt und vor 1988 verlassen.
Plodowoje (Плодовое) Heinrichshof Der Ort wurde 1950 umbenannt und vor 1975 verlassen.
Rasswet (Рассвет) Schönwalde Der Ort wurde 1947 umbenannt und vor 1988 verlassen.
Selenzowo (Зеленцово) Grünthal Der Ort wurde 1947 umbenannt.
Sewskoje (Севское) Böttchersdorf Verwaltungssitz
Snegirewo (Снегирево) bei Schönwalde Der Ort wurde 1950 umbenannt und vor 1975 verlassen.
Sopkino (Сопкино) Rosenberg Der Ort wurde 1947 umbenannt.
Trostniki (Тростники) Schakenhof Der Ort wurde 1947 umbenannt.

Der 1947 umbenannte Ort Berjosowo (Schönbaum) und die beiden 1950 umbenannten Orte Kurortnoje (Groß Wohnsdorf und Agnesenhof) und Selzy (Königstann und Klein Neumühl), die laut Erlass ebenfalls dem Sewski selski Sowet zugeordnet worden waren, kamen dann (vor 1975) in den Druschbinski selski Sowet.

 
Ruine der Böttchersdorfer Kirche

Kirchengebäude

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Die Böttchersdorfer Kirche wurde vermutlich zu Beginn des 15. Jahrhunderts vom Hochmeister des Deutschen Ordens Ulrich von Jungingen gegründet. Sie war die Mutterkirche der Kirche in Allenau. Äußerlich war sie recht schlicht, aus Feldsteinen und Ziegeln in gotischem Mauerwerk erbaut. Das Mittelschiff hatte keinen Chor und wurde von einer Holzdecke in Form von Stichbögen abgeschlossen. Die Oberseite des Altars wurde 1645 vom Bildhauer Valentin Hoffman angefertigt. Im Jahr 1650 schenkten der örtliche Kirchenpfarrer Johann Friedrich Weisermehl und seine Frau der Kirche zwei Altarleuchter aus Zinn. Im Jahr 1857 befand sich in der Kirche eine einfache Orgel von Meister Ostermeyer. Die Kirche hatte drei Glocken. Im Jahr 1946 befand sich die Kirche in einem sehr guten Zustand und wurde als Lager genutzt. 1989 begann die örtliche Verwaltung mit der Zerstörung der Kirche.

Kirchengemeinde

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Böttchersdorf war ein altes Kirchdorf. Die Reformation fand sehr früh Eingang. Lange Zeit gehörte Böttchersdorf zur Inspektion Wehlau (russisch: Snamensk). Dem Kirchspiel Böttchersdorf angegliedert war die Kirchengemeinde Allenau (russisch: Poretschje). Das Kirchspiel Böttchersdorf-Allenau kam zum Kirchenkreis Friedland (Ostpr.) (Prawdinsk), danach bis 1945 zum Kirchenkreis Bartenstein (heute polnisch: Bartoszyce) innerhalb der Kirchenprovinz Ostpreußen der Kirche der Altpreußischen Union.

Während der Zeit der Sowjetunion wurde kirchliches Leben unmöglich gemacht. Erst in den 1990er Jahren entstanden in der Oblast Kaliningrad wieder evangelische Gemeinden. Die Sewskoje am nächsten liegende Gemeinde ist die in Prawdinsk (Friedland (Ostpr.)), die zur Kirchenregion der Auferstehungskirche in Kaliningrad (Königsberg) innerhalb der Propstei Kaliningrad der Evangelisch-Lutherischen Kirche Europäisches Russland (ELKER) gehört.

Kirchspielorte (bis 1945)

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Sieben Ortschaften[6] bildeten vor 1945 das Kirchspiel Böttchersdorf-Allenau:

Name (bis 1946) Russischer Name
Allenau Poretschje
Böttchersdorf Sewskoje
Groß Pothlack --
Grünthal Selenzowo
Hohenstein Krasnopolje
Klein Pothlack Rasdolje
Stadienberg --

Pfarrer (bis 1945)

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Von der Reformation bis 1945 amtierten in Böttchersdorf und Allenau 22 evangelische Geistliche[7]

  • Alexander Magnus, 1546–1574
  • Martin N., 1550–1574
  • Johann Marckstein, 1574–1580
  • Daniel Sperber, 1580–1592
  • Friedrich Eichmann, 1592–1614
  • Georg Witte, 1614–1615
  • Josias Schnepfmüller, 1615–1629
  • Johann Friedrich Weißermel, 1629–1655
  • Erich Paisen, 1655–1680
  • Hermann Lange, 1679–1709
  • Johann Müller, 1709–1742
  • Martin Heinrich Feege, 1742–1767
  • Christoph Richter, 1768–1792
  • Johann Daniel Besthorn, 1793–1814
  • Gottfried Wilhelm Steffen, 1804–1807
  • Friedrich Puttlich, 1814–1836
  • Otto Heinrich Adolf Graemer, 1832–1867
  • Hermann Künstler, 1867–1883
  • Hermann Emil Krause, 1883–1894[8]
  • Friedrich Wilhelm K. Kuntze, 1895–1917
  • Friedrich Otto Bierfreund, 1915–1925
  • Kurt Steinwender, 1925–1933

In der Zeit des Nationalsozialismus wurde der Sprengel Böttchersdorf-Allenau von Friedenberg (russisch: Dworkino) aus versehen.

Kirchenbücher

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Zahlreiche Kirchenbüchern aus dem Kirchspiel Böttchersdorf-Allenau haben den Krieg überdauert und sind im Evangelischen Zentralarchiv in Berlin-Kreuzberg[9] einsehbar:

  • Taufen: 1629 bis 1895
  • Trauungen: 1687 bis 1767 und 1769 bis 1895
  • Bestattungen: 1709 bis 1852.

Einzelnachweise

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  1. Таблица 1.10 «Численность населения городских округов, муниципальных районов, муниципальных округов, городских и сельских поселений, городских населенных пунктов, сельских населенных пунктов» Программы итогов Всероссийской переписи населения 2020 года, утвержденной приказом Росстата от 28 декабря 2021г. № 963, с данными о численности постоянного населения каждого населенного пункта Калининградской области. (Tabelle 1.10 „Bevölkerungsanzahl der Stadtkreise, munizipalen Rajons, Munizipalkreise, städtischen und ländlichen Siedlungen [insgesamt], städtischen Orte, ländlichen Orte“ der Ergebnisse der Allrussischen Volkszählung von 2020 [vollzogen am 1. Oktober 2021], genehmigt durch die Verordnung von Rosstat vom 28. Dezember 2021, Nr. 963, mit Angaben zur Zahl der Wohnbevölkerung jedes Ortes der Oblast Kaliningrad.)
  2. a b Rolf Jehke: Amtsbezirk Böttchersdorf. In: Territoriale Veränderungen in Deutschland und deutsch verwalteten Gebieten 1874–1945. Gesehen am 5. Oktober 2011.
  3. Uli Schubert, Gemeindeverzeichnis, Landkreis Friedland
  4. Michael Rademacher: Landkreis Bartenstein (poln. Bartoszyce). Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  5. a b Durch den Указ Президиума Верховного Совета РСФСР от 17 июня 1947 г.«Об образовании сельских советов, городов и рабочих поселков в Калининградской области» (Erlass des Präsidiums des Obersten Sowjets der RSFSR vom 17. Juni 1947: Über die Bildung von Dorfsowjets, Städten und Arbeitersiedlungen in der Oblast Kaliningrad)
  6. Ortsverzeichnis/Kirchspiele Bartenstein (Memento des Originals vom 27. November 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.hkg-bartenstein.de
  7. Friedwald Moeller, Altpreußisches evangelisches Pfarrerbuch von der Reformation bis zur Vertreibung im Jahre 1945, Hamburg, 1968, S. 24
  8. Krause (1835–1898) war Angehöriger des Corps Masovia.
  9. Christa Stache, Verzeichnis der Kirchenbücher im Evangelischen Zentralarchiv in Berlin, Teil 1: Die östlichen Kirchenprovinzen der Evangelischen Kirche der altpreußischen Union, Berlin, 1992³, S. 29