Singuläre Kohomologie

Topologische Theorie
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Die singuläre Kohomologie ist eine Methode aus dem mathematischen Teilgebiet der algebraischen Topologie, die einem beliebigen topologischen Raum eine Folge abelscher Gruppen zuordnet. Anschaulich gesprochen zählt sie die verschieden-dimensionalen Löcher eines Raumes. Definiert ist die singuläre Kohomologie als Kohomologie zum singulären Kokettenkomplex. Genauso wie die singuläre Homologie ist sie eine Invariante des zugrunde gelegten topologischen Raums. Sie hat jedoch im Gegensatz zur singulären Homologie den Vorteil, dass die Folge ihrer Kohomologiegruppen zusammen mit dem Cup-Produkt einen Ring bilden.

Singulärer Kokettenkomplex

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Sei   ein topologischer Raum und   eine abelsche Gruppe. Mit   wird der singuläre Kettenkomplex von   bezeichnet. Für jede natürliche Zahl   definiere

 

wobei   die Gruppe der Gruppenhomomorphismen von   nach   ist. Die Elemente von   heißen singuläre Koketten mit Koeffizienten in   oder kurz  -Koketten.

Der Randoperator   des singulären Kettenkomplexes induziert einen Randoperator

 ,

der Korandoperator genannt wird. Er lässt sich durch   charakterisieren, woraus   folgt. Dies ergibt den Kokettenkomplex

 ,

der singulärer Kokettenkomplex genannt wird.[1]

Singuläre Kohomologie

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Die singuläre Kohomologie ist nun die Kohomologie bezüglich des singulären Kokettenkomplexes. Eine  -Kokette   heißt Kozykel, falls   gilt, und Korand, falls ein   mit   existiert. Im Folgenden wird mit   die Gruppe der Kozykel und mit   die Gruppe der Koränder bezeichnet. Beide Gruppen sind Untergruppen von  . Die singuläre Kohomologie   mit Koeffizienten in   ist dann definiert als die Quotientengruppe[1]

 .

Direkt aus den Definitionen ergibt sich die folgende Interpretation der Begriffe "Kozykel" und "Korand". Eine Kokette   ist ein Kozykel genau dann, wenn   auf Rändern verschwindet, also   für alle   gilt. Eine Kokette ist ein Korand, wenn sie auf Zykeln verschwindet, also   für alle   mit  . Insbesondere repräsentieren zwei Kozykel   genau dann dieselbe Kohomologieklasse, wenn sie auf allen Zykeln dieselben Werte annehmen, also   für alle   mit  .

Die Elemente von   werden als Kohomologieklassen (mit Koeffizienten in  ) bezeichnet.

Eigenschaften

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Kontravarianter Funktor

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Die singuläre Kohomologie ist ein kontravarianter Funktor von der Kategorie der topologischen Räume in die Kategorie der abelschen Gruppen. Der Funktor hat also die folgenden zwei Eigenschaften. Seien   und   zwei stetige Abbildungen zwischen topologischen Räumen. Mit   und   werden die induzierten Kohomologiehomomorphismen bezeichnet. Dann gilt

 .

Außerdem ist der durch die identische Abbildung induzierte Kohomologiehomomorphismus wieder die identische Abbildung.[2]

Lange exakte Sequenz

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Für einen topologischen Unterraum   ist der singuläre Komplex   ein Unterkomplex von  , und mit   erhält man eine kurze exakte Sequenz von Kettenkomplexen, die durch Anwendung von   eine kurze exakte Sequenz von Kokettenkomplexen ergibt:

 .

Daraus ergibt sich mit Methoden der homologischen Algebra die lange exakte Kohomologiesequenz

 .

Die Gruppen   heißen relative singuläre Kohomologiegruppen.

Topologische Invariante

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Die singulären Kohomologiegruppen sind topologische Invarianten des zugrunde liegenden Raums. Seien also   und   zwei topologische Räume und   ein Homöomorphismus, dann sind für alle   und für jede abelsche Gruppe   die Kohomologiegruppen   und   isomorph.[2]

Homotopie-Invarianz

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Homotope Abbildungen   induzieren dieselben Abbildungen  . Homotopieäquivalenzen   induzieren Isomorphismen  .

Mayer-Vietoris-Sequenz

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Sei   eine (nicht disjunkte) Zerlegung mit

 .

Dann gibt es eine exakte Sequenz

 .

De-Rham-Kohomologie und Simpliziale Kohomologie

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Wenn   eine differenzierbare Mannigfaltigkeit ist, dann ist   isomorph zur De-Rham-Kohomologie  . Wenn   homöomorph zur Geometrischen Realisierung   eines Simplizialkomplexes   ist, dann ist   isomorph zur simplizialen Kohomologie  .

Cup-Produkt

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Im Gegensatz zur singulären Homologie ist es bei singulären Kohomologieklassen möglich, auf ihnen ein assoziatives, graduiert kommutatives und distributives Produkt zu definieren. Dieses wird Cup-Produkt genannt und induziert auf den Kohomologiegruppen eine Ringstruktur.

Siehe auch

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Einzelnachweise

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  1. a b John M. Lee: Introduction to Topological Manifolds (= Graduate Texts in Mathematics 202). Springer-Verlag, New York NY u. a. 2000, ISBN 0-387-98759-2, S. 329.
  2. a b John M. Lee: Introduction to Topological Manifolds (= Graduate Texts in Mathematics 202). Springer-Verlag, New York NY u. a. 2000, ISBN 0-387-98759-2, S. 330.