Landkreis Königsberg i. Pr.

(Weitergeleitet von Kreis Schaaken)
Landkreis Königsberg i. Pr.
Preußische Provinz Ostpreußen (1818–1829)
Preußen (1829–1878)
Ostpreußen (1878–1939)
Regierungsbezirk Königsberg
Kreisstadt Königsberg i. Pr.
Fläche 1.022 km² (1910)
Einwohner 45.054 (1910)
Bevölkerungsdichte 44 Einwohner/km² (1910)

Der Landkreis Königsberg i. Pr. war in den Jahren 1818 bis 1939 ein Landkreis im Regierungsbezirk Königsberg in Ostpreußen. Das Landratsamt war in der Stadt Königsberg i. Pr. 1910 hatte der Kreis auf einer Fläche von 1.022 km² 45.054 Einwohner.[1][2]

Geschichte

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Der Kreis Schaaken (damalige Schreibweise Schaken) von 1752 bis 1818

Der größte Teil des Gebiets des späteren Landkreises Königsberg gehörte seit der ostpreußischen Kreisreform von 1752 zum damaligen Kreis Schaaken. Dieser umfasste die alten ostpreußischen Hauptämter Schaaken, Fischhausen und Neuhausen. Im Jahre 1800 hatte der Kreis Schaaken eine Fläche von ca. 1920 km² sowie einschließlich der Stadt Königsberg 106.587 Einwohner.[3][4][5]

Im Rahmen der preußischen Verwaltungsreformen ergab sich mit der „Verordnung wegen verbesserter Einrichtung der Provinzialbehörden“ vom 30. April 1815 die Notwendigkeit einer umfassenden Kreisreform in ganz Ostpreußen, da sich die 1752 eingerichteten Kreise als unzweckmäßig und zu groß erwiesen hatten. Zum 1. Februar 1818 wurde im Regierungsbezirk Königsberg der preußischen Provinz Ostpreußen aus dem östlichen Teil des Kreises Schaaken und dem nördlichen Teil des alten Kreises Brandenburg der neue Kreis Königsberg eingerichtet.

Zum Landkreis gehörte anfänglich das Gebiet der Kirchspiele Arnau, Borchersdorf, Haffstrom, Heiligenwalde, Juditten, Löwenhagen, Ludwigswalde, (Adlig) Neuendorf und Steinbeck, Neuhausen, Postnicken, Powunden, Ottenhagen, Quednau, Schaaken, Schönwalde und Seligenfeld.

Zum 1. April 1819 wurde das Gebiet der Kirchspiele Lichtenhagen und Mahnsfeld aus dem Kreis Kreuzburg in den Landkreis eingegliedert. Die Stadt Königsberg gehörte nicht zum Landkreis, sondern bildete zusammen mit ihrer nächsten Umgebung einen eigenen Stadtkreis.

Im Mai 1828 wurden die ländlichen Gebiete des Stadtkreises Königsberg in den Landkreis umgegliedert.[6][7]

Seit dem 3. Dezember 1829 gehörte der Kreis zur neuen Provinz Preußen mit dem Sitz in Königsberg i. Pr. Seit dem 1. Juli 1867 gehörte der Kreis zum Norddeutschen Bund und ab dem 1. Januar 1871 zum Deutschen Reich. Nach der Teilung der Provinz Preußen in die neuen Provinzen Ostpreußen und Westpreußen wurde der Landkreis Königsberg i. Pr. am 1. April 1878 Bestandteil Ostpreußens.

Am 23. Oktober 1886 wurde die Besitzung Dichtenwalde aus dem Landkreis Königsberg i. Pr. in den Kreis Preußisch Eylau umgegliedert. Zum 1. Juli 1891 traten die Gutsbezirke Julienhöhe und Willmanns vom Landkreis Königsberg i. Pr. zum Kreis Labiau.

 
Der Landkreis Königsberg i. Pr. (1890)

Zum 1. April 1905 wurden die Landgemeinden Ponarth und Tragheimsdorf sowie die Gutsbezirke Karolinenhof, Mühlenhof und Rosenau in die Stadt Königsberg eingemeindet. Am 16. Juni 1927 traten die Landgemeinden Cummerau, Devau, Juditten und Neuhufen sowie die Gutsbezirke Contienen, Friedrichswalde, Großer Exerzierplatz, Maraunenhof, Rathshof und Speichersdorf ebenfalls zur Stadt Königsberg. Am 15. November 1928 wurden die Gutsbezirke Ballieth und Jerusalem sowie am 1. Januar 1929 die Gutsbezirke Groß Holstein und Spandienen in die Stadt Königsberg eingemeindet.

Am 30. September 1929 fand im Landkreis Königsberg i. Pr. entsprechend der Entwicklung im übrigen Freistaat Preußen eine Gebietsreform statt, bei der alle bisher selbstständigen Gutsbezirke aufgelöst und benachbarten Landgemeinden zugeteilt wurden. Entsprechend der Umbenennung der Stadt Königsberg führte auch der Landkreis ab 9. Januar 1936 den amtlichen Namen Königsberg (Pr).

Zum 1. April 1939 wurde der Landkreis aufgelöst. Die Gemeinden Adlig Neuendorf, Beydritten, Charlottenburg, Haffstrom, Lauth, Metgethen, Moditten, Prappeln, Quednau, Schönfließ, Seligenfeld und Stiegehnen in die Stadt Königsberg eingemeindet. Die Gemeinde Gunthenen wurde nach Korreynen und die Gemeinde Twergaiten nach Powunden eingemeindet. Alle restlichen Gemeinden kamen zum neuen Kreis Samland.[8]

Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs wurde das Kreisgebiet im Frühjahr 1945 von der Roten Armee besetzt und kam danach unter sowjetische Verwaltung. Heute gehört das ehemalige Kreisgebiet zum russischen Oblast Kaliningrad.

Einwohnerentwicklung

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Jahr Einwohner Quelle
1818 25.090 [9]
1846 40.454 [10]
1871 48.218 [11]
1890 55.067 [12]
1900 62.112 [12]
1910 45.054 [12]
1925 50.991 [12]
1933 49.239 [12]

Landräte

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Kreis Schaaken

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Landkreis Königsberg

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Landeshaus mit Landratsamt in Königsberg

Landratsamt

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Amtssitz war bis 1880 Schaaken, als in Königsberg das Gebäude in der Königstraße 56 erworben wurde. Eine Adelsfamilie hatte es um 1700 als Stadtwohnung gebaut. Es war etwa 30 m breit und stand wie die benachbarte Kreissparkasse unter Denkmalschutz. Die zum oberen Stockwerk führende Eichenholztreppe war mit Jagdmotiven, Ranken und Blättern reich verziert. Der Ankauf von Gelände schaffte ausreichend Platz für die bauliche Erweiterung. Nach dem Ersten Weltkrieg nahmen die Aufgaben der Kreisverwaltung ständig zu. 1939 umfassten die staatlichen und kommunalen Abteilungen fast 200 Bedienstete.[15]

Im Deutschen Kaiserreich bildete der Landkreis Königsberg zusammen mit dem Kreis Fischhausen den Reichstagswahlkreis Königsberg 4.[16]

Kommunalverfassung

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Der Landkreis gliederte sich zunächst in Landgemeinden und – bis zu deren nahezu vollständigem Wegfall – in Gutsbezirke. Mit Einführung des preußischen Gemeindeverfassungsgesetzes vom 15. Dezember 1933 gab es ab dem 1. Januar 1934 eine einheitliche Kommunalverfassung für alle Gemeinden. Mit Einführung der Deutschen Gemeindeordnung vom 30. Januar 1935 trat zum 1. April 1935 die im Deutschen Reich gültige Kommunalverfassung in Kraft, wonach die bisherigen Landgemeinden nun als Gemeinden bezeichnet wurden. Diese waren in Amtsbezirken zusammengefasst. Eine neue Kreisverfassung wurde nicht mehr geschaffen; es galt weiterhin die Kreisordnung für die Provinzen Ost- und Westpreußen, Brandenburg, Pommern, Schlesien und Sachsen vom 19. März 1881.

Gemeinden

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Der Landkreis Königsberg umfasste am Ende seines Bestehens am 31. März 1939 109 Gemeinden und zwei unbewohnte Gutsbezirke:.[8][12]

Vor 1939 aufgelöste Gemeinden
  • Altsitt, am 1. Oktober 1929 zu Norgehnen
  • Bollgehnen, 1897 in einen Gutsbezirk umgewandelt
  • Darienen, 1909 zum Gutsbezirk Bledau
  • Devau, am 16. Juni 1927 zur Stadt Königsberg
  • Dogehnen, am 1. Oktober 1935 zu Gallgarben
  • Friedrichswalde, am 1. Oktober 1929 zu Norgehnen
  • Fünflinden, am 1. April 1937 zu Mantau
  • Germehnen, 1895 zum Gutsbezirk Sudnicken
  • Ginthieden, am 1. Oktober 1935 zu Sudnicken
  • Groß Possindern, am 30. September 1928 zu Willkühnen
  • Heyde-Wundlacken, am 29. März 1906 zum Gutsbezirk Wundlacken
  • Juditten, am 16. Juni 1927 zur Stadt Königsberg
  • Kalthof, am 1. April 1905 zur Stadt Königsberg
  • Kirschappen, 1895 zum Gutsbezirk Sudnicken
  • Klein Barthen, am 1. April 1935 zu Birkenwalde
  • Kleinheide, am 1. April 1938 zu Neuhausen
  • Klein Hohenhagen, am 28. November 1906 zum Gutsbezirk Groß Barthen
  • Königlich Perwissau, am 4. September 1905 in einen Gutsbezirk umgewandelt
  • Köllmisch Wargienen, 1901 in einen Gutsbezirk umgewandelt
  • Königlich Gallgarben, am 30. September 1928 zu Gallgarben
  • Königlich Sudau, am 30. September 1928 zu Molsehnen
  • Konradsvitte, am 30. September 1928 zu Steinort
  • Kummerau, am 16. Juni 1927 zur Stadt Königsberg
  • Lawsken, am 1. April 1910 zu Juditten
  • Mittel Hufen, am 1. April 1905 zur Stadt Königsberg
  • Neidtkeim, am 30. September 1928 zu Dossitten
  • Neu Legden, am 30. September 1928 zu Legden
  • Neufitte, am 30. September 1928 zu Dorben
  • Neuhufen, am 16. Juni 1927 zur Stadt Königsberg
  • Oblitten, am 30. September 1928 zu Heiligenwalde
  • Plöstwehnen, am 1. Oktober 1934 zu Willkeim
  • Ponarth, am 1. April 1905 zur Stadt Königsberg
  • Pregelswalde, am 30. September 1928 zu Spohr
  • Rachsitten, am 1. Januar 1935 zu Prawten
  • Reichenhagen, am 1. Januar 1935 zu Friedrichstein
  • Rogahnen, am 15. November 1928 zu Pogauen
  • Rosengarten, am 1. April 1935 zu Worienen
  • Sand bei Löwenhagen, am 30. September 1928 zu Groß Barthen
  • Sand bei Schaaken, am 30. September 1928 zu Schaaksvitet
  • Schäferei, am 22. April 1925 zu Seewalde
  • Seewiesen, am 1. April 1935 zu Birkenwalde
  • Sensen, am 1. Oktober 1934 zu Knöppelsdorf
  • Spohr, am 1. April 1936 zu Friedrichstein
  • Stangau, am 30. September 1928 zu Fuchshöfen
  • Steinbeckellen, am 1. Juli 1935 zu Horst
  • Stombeck, am 1. Oktober 1934 zu Willkeim
  • Tarpienen, am 30. September 1928 zu Molsehnen
  • Tragheimsdorf, am 1. April 1905 zur Stadt Königsberg
  • Trausitten, am 1. April 1938 zu Neuhausen
  • Tromitten, am 30. September 1928 zu Fünflinden
  • Tropitten, am 10. April 1911 in einen Gutsbezirk umgewandelt
  • Vorderhufen, am 1. April 1905 zur Stadt Königsberg
  • Wangitt, am 1. April 1938 zu Heyde-Waldburg
  • Wangnicken, am 4. März 1913 aufgelöst
  • Warthen, am 30. September 1928 zu Wundlacken
Namensänderungen
  • 1931 Königlich Neuendorf → Neuendorf (Kurisches Haff)
  • 1938 Heyde-Maulen → Heidemaulen
  • 1938 Heyde-Waldburg → Heidewaldburg

Literatur

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  • Leopold Krug: Die Preussische Monarchie; topographisch, statistisch und wirthschaftlich dargestellt. Nach amtlichen Quellen. Teil I: Provinz Preussen. Berlin 1833, S. 42–105.
  • Adolf Schlott: Topographisch-statistische Uebersicht des Regierungs-Bezirks Königsberg, nach amtlichen Quellen. Hartung, Königsberg 1861, S. 128–140.
  • Preußisches Finanzministerium: Die Ergebnisse der Grund- und Gebäudesteuerveranlagung im Regierungsbezirk Königsberg: Berlin 1966, Kreis Königsberg (Landkreis), S. 1–51.
  • Gustav Neumann: Geographie des Preußischen Staats. 2. Auflage. Band 2, Berlin 1874, S. 10–11, Ziffer 4.
  • Königliches Statistisches Bureau: Die Gemeinden und Gutsbezirke der Provinz Preussen und ihre Bevölkerung. Nach den Urmaterialien der allgemeinen Volkszählung vom 1. December 1871 bearbeitet und zusammengestellt. Berlin 1874, S. 28–41.
  • Michael Rademacher: Ostpreußen – Stadt- und Landkreis Königsberg. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  • Paul Gusovius (Hrsg.): Der Landkreis Samland. Ein Heimatbuch für die ehemaligen Landkreise Königsberg und Fischhausen. Holzner, Würzburg 1966 (Ostdeutsche Beiträge aus dem Göttinger Arbeitskreis 38, ISSN 0474-8204; Der Göttinger Arbeitskreis Veröffentlichung 343).

Einzelnachweise

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  1. Regierungsbezirk Königsberg, Deutsches Gemeindeverzeichnis 1910
  2. Michael Rademacher: Stadt- und Landkreis Königsberg. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  3. Max Toeppen: Historisch-comparative Geographie von Preussen. Gotha: Perthes 1858, Seite 320.
  4. Ludwig von Baczko: Handbuch der Geschichte, Erdbeschreibung und Statistik Preussens, Band 2. Friedrich Nicolovius, Königsberg und Leipzig 1803, S. 24 (google.de).
  5. Friedrich Justin Bertuch (Hrsg.): Allgemeine geographische Ephemeriden, Band 31. Landes-Industrie-Comptoir, Weimar 1810 (google.de).
  6. Topographische Übersicht des Verwaltungsbezirks der Königlichen Preussischen Regierung zu Königsberg in Preussen. Heinrich Degen, Königsberg 1820, Ortschaftsverzeichnis des Stadtkreises Königsberg, S. 75 (Digitalisat).
  7. Amtsblatt der Preußischen Regierung zu Königsberg vom 7. Mai 1828, S. 91.
  8. a b territorial.de: Landkreis Königsberg
  9. Christian Gottfried Daniel Stein: Handbuch der Geographie und Statistik des preußischen Staats. Vossische Buchhandlung, Berlin 1819, Der Regierungsbezirk Königsberg (Digitalisat [abgerufen am 9. September 2020]).
  10. Königliches Statistisches Bureau (Hrsg.): Mittheilungen des Statistischen Bureau's in Berlin, Band 2. Einwohnerzahlen der Kreise. S. 304 (Digitalisat).
  11. Die Gemeinden und Gutsbezirke der Provinz Preußen und ihre Bevölkerung 1871
  12. a b c d e f Michael Rademacher: Ostpreußen – Kreis Heiligenbeil. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  13. a b c d e Rolf Straubel: Biographisches Handbuch der preußischen Verwaltungs- und Justizbeamten 1740–1806/15. In: Historische Kommission zu Berlin (Hrsg.): Einzelveröffentlichungen. 85. K. G. Saur Verlag, München 2009, ISBN 978-3-598-23229-9.
  14. Patrick Wagner: Bauern, Junker und Beamte. S. 214. (eingeschränkte Vorschau bei Google Book Search).
  15. Robert Albinus: Königsberg Lexikon. Würzburg 2002, ISBN 3-88189-441-1.
  16. Datenbank der Reichstagsabgeordneten

Koordinaten: 54° 49′ 0″ N, 20° 39′ 0″ O