Olympische Sommerspiele 1936/Leichtathletik – Weitsprung (Männer)
Der Weitsprung der Männer bei den Olympischen Spielen 1936 in Berlin wurde am 4. August 1936 im Olympiastadion Berlin ausgetragen. 43 Athleten nahmen teil.
Sportart | Leichtathletik | ||||||||
Disziplin | Weitsprung | ||||||||
Geschlecht | Männer | ||||||||
Teilnehmer | 43 Athleten aus 27 Ländern | ||||||||
Wettkampfort | Olympiastadion Berlin | ||||||||
Wettkampfphase | 4. August 1936 | ||||||||
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Olympiasieger wurde der US-Amerikaner Jesse Owens vor dem Deutschen Luz Long. Die Bronzemedaille gewann der Japaner Tajima Naoto.
Bestehende Rekorde
BearbeitenWeltrekord | 8,13 m | Jesse Owens ( USA) | Ann Arbor, Japan | 25. Mai 1935[1] |
Olympischer Rekord | 7,765 m | Robert LeGendre ( USA) | Fünfkampf OS Paris, Frankreich | 7. Juli 1924[2] |
Es gab hier in Berlin zwar mehrere Sprünge, die deutlich über dem bestehenden olympischen Rekord lagen – unter anderem übertraf Olympiasieger Jesse Owens mit seinem letzten Sprung auf 8,06 m sogar die acht-Meter-Marke. Alle diese Sprünge wurden jedoch von zu starkem Wind unterstützt und konnten deshalb nicht in Rekord- oder Bestenlisten aufgenommen werden. Somit hatte der bestehende olympische Rekord von 1924 weiter Bestand bis zu den Olympischen Spielen 1948. Erst 1960 in Rom übertraf der Olympiasieger Ralph Boston mit 8,12 m dann erstmals bei einem olympischen Wettkampf die Siegerweite von 1936.
Allerdings ist in vielen bekannten Veröffentlichungen zu den nachfolgenden Spielen Jesse Owens Weite von 8,06 m trotz des zu starken Rückenwinds als vorgebliche olympische Rekordweite aufgeführt.[3][4] In den offiziellen Ergebnis- und Rekordlisten des IOC für die Spiele 1948 bis 1960 sind die Weiten von 1936 nicht aufgeführt.[2][5][6][7]
Durchführung des Wettbewerbs
BearbeitenDie Athleten begannen mit einer Qualifikationsrunde. Um sich für Halbfinale zu qualifizieren, mussten die Springer mindestens 7,15 m schaffen, was sechzehn Teilnehmern – hellblau unterlegt – gelang. Im Halbfinale hatte jeder Wettbewerber drei Versuche. Die besten sechs Athleten – wiederum hellblau unterlegt – kamen ins Finale. Dabei ging das Resultat der Vorentscheidung mit in das Endresultat ein. Alle drei Teilwettkämpfe fanden am 4. August statt.
Anmerkung:
Die Reihenfolgen und Weiten der Versuchsserien in der Qualifikationsrunde sind nicht bekannt.
Qualifikation
Bearbeiten4. August 1936, 10:30 Uhr
Wetterbedingungen: leicht bedeckt, 18 °C, Windgeschwindigkeit ca. 3,3 m/s, Rückenwind.[8]
Legende
BearbeitenKurze Übersicht zur Bedeutung der Symbolik – so üblicherweise auch in sonstigen Veröffentlichungen verwendet:
x | ungültig |
Halbfinale
Bearbeiten4. August 1936, 16.30 Uhr
Wetterbedingungen: leicht bedeckt, 18,5 °C, Windgeschwindigkeit 3,5–3,7 m/s, Rückenwind[9]
Platz | Name | Nation | 1. Versuch | 2. Versuch | 3. Versuch | Resultat | Anmerkung |
---|---|---|---|---|---|---|---|
1 | Jesse Owens | USA | 7,74 m | 7,87 m | 7,75 m | 7,87 m | wegen zu starken Rückenwinds keine Anerkennung als OR |
2 | Luz Long | Deutsches Reich | 7,54 m | 7,74 m | 7,84 m | 7,84 m | |
3 | Tajima Naoto | Japan | 7,65 m | x | 7,74 m | 7,74 m | |
4 | Arturo Maffei | Königreich Italien | 7,50 m | 7,47 m | 7,73 m | 7,73 m | |
5 | Bob Clark | USA | x | 7,60 m | 7,54 m | 7,60 m | |
6 | Wilhelm Leichum | Deutsches Reich | x | x | 7,52 m | 7,52 m | |
7 | John Brooks | USA | 7,34 m | 7,41 m | 7,19 m | 7,41 m | |
8 | Robert Paul | Frankreich | 7,34 m | 6,93 m | 7,08 m | 7,34 m | |
9 | Artur Bäumle | Deutsches Reich | 7,32 m | 7,21 m | 7,13 m | 7,32 m | |
10 | Otto Berg | Norwegen | 7,30 m | x | 6,95 m | 7,30 m | |
Åke Stenqvist | Schweden | 7,30 m | 7,13 m | 6,68 m | |||
12 | Gianni Caldana | Königreich Italien | 7,26 m | 7,16 m | 7,26 m | 7,26 m | |
13 | Josef Vosolsobě | Tschechoslowakei | x | 7,03 m | 7,18 m | 7,18 m | |
14 | Sam Richardson | Kanada | 7,13 m | x | x | 7,13 m | |
15 | Márcio de Oliveira | Brasilien | x | 6,81 m | 7,05 m | 7,05 m | |
16 | Togami Kenshi | Japan | 6,18 m | x | x | 6,18 m |
Finale
Bearbeiten4. August 1936, 17:45 Uhr
Wetterbedingungen: leicht bedeckt, 18,5 °C, Rückenwind bei ca. 3,5–3,7 m/s.[9]
Finale | ||||||||
Platz | Name | Nation | Halbfinalweite | 1. Versuch | 2. Versuch | 3. Versuch | Endresultat | Anmerkung |
1 | Jesse Owens | USA | 7,87 m | x | 7,94 m | 8,06 m | 8,06 m | wegen zu starken Rückenwinds keine Anerkennung als OR |
2 | Luz Long | Deutsches Reich | 7,84 m | 7,73 m | 7,87 m | x | 7,87 m | |
3 | Tajima Naoto | Japan | 7,74 m | 7,52 m | 7,60 m | x | 7,74 m | |
4 | Wilhelm Leichum | Deutsches Reich | 7,52 m | 7,38 m | 7,25 m | 7,73 m | 7,73 m | |
Arturo Maffei | Königreich Italien | 7,73 m | 7,22 m | 7,42 m | 7,39 m | |||
6 | Bob Clark | USA | 7,60 m | 7,60 m | 7,67 m | 7,57 m | 7,67 m | |
7 | John Brooks | USA | 7,41 m | nicht im Finale | 7,41 m | |||
8 | Robert Paul | Frankreich | 7,34 m | 7,34 m |
Der Weitsprung gehörte zu den herausragenden Wettbewerben dieser Spiele. Weltrekordhalter Jesse Owens war der Topfavorit auf den Olympiasieg. Der EM-Dritte von 1934 Luz Long trat zum ersten Mal gegen den 8-Meter-Springer Owens an. Die beiden Deutschen Luz Long und Europameister Wilhelm Leichum hatten sich mit ihrem jeweils ersten Sprung für das Halbfinale qualifiziert, während der haushohe Favorit Jesse Owens angeblich nur noch einen Versuch übrig hatte. Long soll ihm Mut zugesprochen haben und Owens soll es mühelos geschafft haben. Hier begann angeblich eine Sportfreundschaft, die allerdings unter den Vorzeichen des Nationalsozialismus in Deutschland Hindernisse bekommen haben soll. Diese Geschichte wurde später aber widerlegt und als von Owens selbst begründete Legende enttarnt. Tatsächlich schaffte auch dieser nämlich die Qualifikation mit dem ersten Sprung.[10] Das Halbfinale und Finale am Nachmittag entwickelten sich absolut hochklassig. Weltrekordler Owens ging gleich mit 7,74 m in Führung, Tajima Naoto war knapp dahinter Zweiter, dann folgte Long, der im nächsten Versuch mit Owens gleichzog. Aber der US-Amerikaner verbesserte sich auf 7,87 m. Auch Naoto schaffte im dritten Versuch 7,74 m und lag damit gleichauf mit Long. Die Durchgänge fünf und sechs brachten die Entscheidung. Long kam wie Owens auf 7,87 m, aber diesem gelang in Durchgang sechs mit 8,06 m der einzige acht-Meter-Sprung dieser Konkurrenz. All diese Weiten waren äußerst hochklassig, konnten jedoch wegen zu starker Rückenwinde nicht offiziell in den Bestenlisten gewertet werden. Zwischen Long und Owens soll während des Wettkampfs immer wieder ein Austausch stattgefunden haben, was dem Deutschen anschließend herbe Kritik des nationalsozialistischen Regimes in Deutschland eingebracht haben soll.[11][12] Allerdings wurde dies später ebenfalls widerlegt, und zwar durch Owens selbst.[10]
Jesse Owens gewann seine vierte Goldmedaille und war damit der erfolgreichste Teilnehmer der Spiele von 1936.
Owens’ Sieg war der neunte US-Sieg im zehnten olympischen Finale.
Von den bislang vergebenen dreißig Weitsprungmedaillen gewannen US-Athleten alleine neunzehn.
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Olympiasieger Jesse Owens bei einem seiner Sprünge
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Silbermedaillengewinner Luz Long
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Der Bronzemedaillengewinner Tajima Naoto errang zwei Tage später mit dem ersten 16-Meter-Sprung der Leichtathletikgeschichte Gold im Dreisprung
Videolinks
Bearbeiten- 1936, Long Jump, Men, Olympic Games, Berlin, youtube.com, abgerufen am 16. Juli 2021
- Berlin 1936 - Olympics - Olympia - broad-, high- & triple jump - Weitsprung, Hochsprung, Dreisprung, Bereich 0:04 min bis 0:30 min, youtube.com, abgerufen am 16. Juli 2021
- Weitsprung Owens gegen Long, youtube.com, abgerufen am 21. September 2017
Literatur
Bearbeiten- Ekkehard zur Megede, Die Geschichte der olympischen Leichtathletik, Band 1: 1896–1936, Verlag Bartels & Wernitz KG, Berlin, 2. Auflage 1970, S. 290 bis 292
Weblinks
Bearbeiten- Athletics at the 1936 Berlin Summer Games: Men's long jump, web.archive.org, sports-reference.com, abgerufen am 19. September 2017
- Berlin 1936 Athletics, long jump men, Seite des IOC, olympics.com, abgerufen am 16. Juli 2021
- Olympedia, 1936 Summer Olympics, Athletics Long Jump, Men, olympedia.org (englisch), abgerufen am 16. Juli 2021
- The XIth Olympic Games Berlin 1936, S. 668 bis 670, digital.la84.org, englisch (PDF; 60.845 KB), abgerufen am 16. Juli 2021
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Weltrekorde. Weitsprung Männer, abgerufen am 16. Juli 2021
- ↑ a b London 1948 long jump men Results - Olympic athletics. Abgerufen am 3. August 2024.
- ↑ Official Report of the Organising Committee for the XIV Olympiad, S. 267, digital.la84.org, englisch (PDF; 31.668 KB), abgerufen am 25. Juli 2021
- ↑ Ekkehard zur Megede, Die Geschichte der olympischen Leichtathletik, Band 2: 1948–1968, Verlag Bartels & Wernitz KG, Berlin, 1. Auflage 1969. S. 35
- ↑ Helsinki 1952 long jump men Results - Olympic athletics. Abgerufen am 3. August 2024.
- ↑ Melbourne 1956 long jump men Results - Olympic athletics. Abgerufen am 3. August 2024.
- ↑ Rome 1960 long jump men Results - Olympic athletics. Abgerufen am 3. August 2024.
- ↑ The XIth Olympic Games Berlin 1936, S. 668, digital.la84.org, englisch (PDF; 60.845 KB), abgerufen am 16. Juli 2021
- ↑ a b Offizieller Bericht S. 669, engl. (PDF)
- ↑ a b Egg: Zeitgeschichte: Jesses Märchen. In: Spiegel Online. Band 1, 29. Dezember 2014 (spiegel.de [abgerufen am 18. August 2019]).
- ↑ Luz Long und Jesse Owens. Wie eine Freundschaft Hitler zur Weißglut trieb, Focus, 29. Juli 2016, abgerufen am 10. August 2017
- ↑ „Umarmen Sie nie wieder einen Neger!“, Die Welt / N24, 1. Mai 2013, abgerufen am 10. August 2017