Olympische Sommerspiele 1960/Leichtathletik – 400 m (Männer)

Der 400-Meter-Lauf der Männer bei den Olympischen Spielen 1960 in Rom wurde vom 3. bis zum 6. September 1960 im Stadio Olimpico ausgetragen. 59 Athleten nahmen teil.

Olympische Ringe
Sportart Leichtathletik
Disziplin 400-Meter-Lauf
Geschlecht Männer
Teilnehmer 59 Athleten aus 44 Ländern
Wettkampfort Stadio Olimpico
Wettkampfphase 3. September 1960 (Vorläufe/Viertelfinale)
5. September 1960 (Halbfinale)
6. September 1960 (Finale)
Medaillengewinner
Otis Davis (Vereinigte Staaten USA)
Carl Kaufmann (Deutschland Mannschaft Gesamtdeutsch GER)
Malcolm Spence (Sudafrika 1928 RSA)
Das Olympiastadion während der Eröffnungsfeier

Olympiasieger in neuer Weltrekordzeit wurde der US-Amerikaner Otis Davis. Er gewann vor dem Deutschen Carl Kaufmann und dem Südafrikaner Malcolm Spence.

Mit Manfred Kinder erreichte ein weiterer deutscher Läufer das Finale. Bei einem Rückstand von 97 Hundertstelsekunden auf den Sieger wurde Kinder Fünfter. Hans-Joachim Reske erreichte das Viertelfinale und schied dort als Vierter seines Laufes aus. Für die Schweiz startete René Weber, der im Vorlauf ausschied. Österreichische Läufer nahmen nicht teil.

Bestehende Rekorde

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Weltrekord 45,2 s Lou Jones (Vereinigte Staaten 48  USA) Los Angeles, USA 30. Juni 1956[1]
Olympischer Rekord 45,9 s George Rhoden (Jamaika 1906  Jamaika) Finale OS Helsinki, Finnland 25. Juli 1952
Herb McKenley (Jamaika 1906  Jamaika)

Rekordverbesserungen

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Zunächst wurde der bestehende olympische Rekord einmal egalisiert und einmal verbessert. Anschließend gab es die Steigerung des bestehenden Weltrekords durch zwei Läufer.

  • Olympische Rekorde:
    • 45,9 s (egalisiert) – Otis Davis (USA), viertes Viertelfinale am 3. September
    • 45,5 s (egalisiert) – Otis Davis (USA), erstes Halbfinale am 5. September
  • Weltrekorde:

Durchführung des Wettbewerbs

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59 Athleten traten am 3. September zu neun Vorläufen an. Pro Vorlauf qualifizierten sich die jeweils drei Laufbesten – hellblau unterlegt – für das Viertelfinale am selben Tag en. Auch aus den Viertelfinals kamen die jeweils drei besten Läufer – wiederum hellblau unterlegt – in die nächste Runde, das Halbfinale. Die Vorentscheidungen wurden am 5. September ausgetragen und auch hieraus erreichten die jeweils drei besten Läufer – hellblau unterlegt – die nächste Runde, das Finale am 6. September.

Zeitplan

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3. September, 9:50 Uhr: Vorläufe
3. September, 16:10 Uhr: Viertelfinale
5. September, 16:15 Uhr: Halbfinale
6. September, 15:45 Uhr: Finale[2]

Vorläufe

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Datum: 3. September 1960, ab 9:50 Uhr[3]

Vorlauf 1

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Platz Name Nation Offizielle Zeit
handgestoppt
Inoffizielle Zeit
elektronisch
1 Manfred Kinder Deutschland Mannschaft Gesamtdeutsch  Deutschland 46,7 s 46,87 s
2 Edgar Davis Sudafrika 1928  Südafrikanische Union 47,2 s 47,31 s
3 Malcolm Yardley Vereinigtes Konigreich  Großbritannien 47,3 s 47,38 s
4 Josef Trousil Tschechoslowakei  Tschechoslowakei 47,4 s 47,53 s
5 John Asare-Antwi Ghana 1958  Ghana 47,7 s 47,81 s
6 Kimitada Hayase Japan 1870  Japan 49,1 s 49,13 s
7 Habib Sayed Afghanistan Königreich 1931  Afghanistan 53,8 s 53,91 s

Vorlauf 2

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Platz Name Nation Offizielle Zeit
handgestoppt
Inoffizielle Zeit
elektronisch
1 Alf Petersson Schweden  Schweden 48,3 s 48,44 s
2 Robbie Brightwell Vereinigtes Konigreich  Großbritannien 48,4 s 48,58 s
3 Konstantin Gratschow Sowjetunion 1955  Sowjetunion 49,3 s 49,44 s
4 Felix Heuertz Luxemburg  Luxemburg 50,2 s 50,34 s
DNS George Kerr Westindische Foderation  Westindische Föderation
Rafael Romero Venezuela 1954  Venezuela

Vorlauf 3

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Platz Name Nation Offizielle Zeit
handgestoppt
Inoffizielle Zeit
elektronisch
1 Carl Kaufmann Deutschland Mannschaft Gesamtdeutsch  Deutschland 47,3 s 47,42 s
2 Barry Robinson Neuseeland  Neuseeland 47,6 s 47,70 s
3 Lodewijk De Clerck Belgien  Belgien 47,9 s 48,00 s
4 Anubes da Silva Brasilien 1960  Brasilien 48,0 s 48,10 s
5 Csaba Csutorás Ungarn 1957  Ungarn 48,2 s 48,31 s
6 Hugh Bullard Bahamas 1953  Bahamas 51,1 s 51,20 s

Vorlauf 4

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Platz Name Nation Offizielle Zeit
handgestoppt
Inoffizielle Zeit
elektronisch
1 Malcolm Spence Sudafrika 1928  Südafrikanische Union 46,7 s 46,79 s
2 Kevan Gosper Australien  Australien 47,1 s 47,20 s
3 Terry Tobacco Kanada 1957  Kanada 47,4 s 48,52 s
4 Gadi Ado Uganda 1914  Uganda 49,0 s 49,12 s
5 Marcel Lambrechts Belgien  Belgien 49,5 s 49,66 s
6 Jorge Terán Mexiko 1934  Mexiko 49,6 s 49,75 s
7 Brahim Karabi Tunesien  Tunesien 52,0 s 52,12 s

Vorlauf 5

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Platz Name Nation Offizielle Zeit
handgestoppt
Inoffizielle Zeit
elektronisch
1 German Guenard Puerto Rico  Puerto Rico 47,3 s 47,39 s
2 Jerzy Kowalski Polen 1944  Polen 48,3 s 48,49 s
3 Giuseppe Bommarito Italien  Italien 48,6 s 48,79 s
4 Li Po-Ting Taiwan  Taiwan 49,5 s 49,69 s
5 Clayton Glasgow Britisch-Guayana 1919  Britisch-Guayana 50,7 s 50,84 s
6 George Johnson Liberia  Liberia 51,4 s 51,54 s

Vorlauf 6

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Platz Name Nation Offizielle Zeit
handgestoppt
Inoffizielle Zeit
elektronisch
1 Jack Yerman Vereinigte Staaten  USA 47,2 s 47,37 s
2 Milkha Singh Indien  Indien 47,6 s 47,72 s
3 Stanisław Swatowski Polen 1944  Polen 48,1 s 48,23 s
4 Manikavasagam Jegathesan Malaya Foderation  Malaya 48,4 s 48,56 s
5 Iván Rodríguez Puerto Rico  Puerto Rico 49,6 s 49,74 s
6 Claro Pellosis Philippinen 1944  Philippinen 51,4 s 51,51 s

Vorlauf 7

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Platz Name Nation Offizielle Zeit
handgestoppt
Inoffizielle Zeit
elektronisch
1 Malcolm Spence Westindische Foderation  Westindische Föderation 47,6 s 47,77 s
2 Earl Young Vereinigte Staaten  USA 47,6 s 47,79 s
3 Bartonjo Rotich Britisch-Ostafrika  Kenia 47,7 s 47,89 s
4 Zdeněk Váňa Tschechoslowakei  Tschechoslowakei 48,3 s 48,48 s
5 Vasilios Sillis Königreich Griechenland  Griechenland 48,4 s 48,56 s
6 Manut Bumrungphuk Thailand  Thailand 49,6 s 49,85 s

Vorlauf 8

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Platz Name Nation Offizielle Zeit
handgestoppt
Inoffizielle Zeit
elektronisch
1 Abdul Amu Nigeria 1914  Nigeria 46,8 s 46,93 s
2 Gordon Day Sudafrika 1928  Südafrikanische Union 47,1 s 47,22 s
3 Hans-Joachim Reske Deutschland Mannschaft Gesamtdeutsch  Deutschland 47,2 s 47,38 s
4 Voitto Hellsten Finnland  Finnland 48,4 s 48,52 s
5 Jassim Karim Kuraishi Irak 1959–1963  Irak 49,2 s 49,35 s
6 Fahir Özgüden Turkei  Türkei 50,7 s 50,87 s

Vorlauf 9

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Platz Name Nation Offizielle Zeit
handgestoppt
Inoffizielle Zeit
elektronisch
1 Otis Davis Vereinigte Staaten  USA 46,8 s 46,91 s
2 James Wedderburn Westindische Foderation  Westindische Föderation 47,4 s 47,56 s
3 John Wrighton Vereinigtes Konigreich  Großbritannien 47,4 s 47,60 s
4 René Weber Schweiz  Schweiz 47,6 s 47,73 s
5 Moussa Said Athiopien 1941  Äthiopien 48,2 s 48,30 s
6 Amos Grodzinowsky Israel  Israel 48,9 s 49,03 s

Viertelfinale

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Datum: 3. September 1960, ab 16:10 Uhr[4]

Platz Name Nation Offizielle Zeit
handgestoppt
Inoffizielle Zeit
elektronisch
1 Carl Kaufmann Deutschland Mannschaft Gesamtdeutsch  Deutschland 46,5 s 46,67 s
2 Milkha Singh Indien  Indien 46,5 s 46,71 s
3 Malcolm Spence Westindische Foderation  Westindische Föderation 46,9 s 47,00 s
4 Terry Tobacco Kanada 1957  Kanada 47,5 s 47,61 s
5 Edgar Davis Sudafrika 1928  Südafrikanische Union 48,0 s 48,18 s
6 Malcolm Yardley Vereinigtes Konigreich  Großbritannien 48,8 s 48,93 s
DNS Alf Petersson Schweden  Schweden
Platz Name Nation Offizielle Zeit
handgestoppt
Inoffizielle Zeit
elektronisch
1 Jack Yerman Vereinigte Staaten  USA 46,4 s 46,54 s
2 Kevan Gosper Australien  Australien 46,5 s 46,64 s
3 Manfred Kinder Deutschland Mannschaft Gesamtdeutsch  Deutschland 46,7 s 46,82 s
4 James Wedderburn Westindische Foderation  Westindische Föderation 47,0 s 47,22 s
5 German Guenard Puerto Rico  Puerto Rico 47,2 s 47,39 s
6 John Wrighton Vereinigtes Konigreich  Großbritannien 48,0 s 48,09 s
 
Hans-Joachim Reske – ausgeschieden als Vierter des vierten Viertelfinals
Platz Name Nation Offizielle Zeit
handgestoppt
Inoffizielle Zeit
elektronisch
1 Earl Young Vereinigte Staaten  USA 46,1 s 46,25 s
2 Robbie Brightwell Vereinigtes Konigreich  Großbritannien 46,2 s 46,31 s
3 Gordon Day Sudafrika 1928  Südafrikanische Union 46,3 s 46,47 s
4 Hans-Joachim Reske Deutschland Mannschaft Gesamtdeutsch  Deutschland 47,3 s 47,43 s
5 Stanisław Swatowski Polen 1944  Polen 47,4 s 47,56 s
6 Konstantin Gratschow Sowjetunion 1955  Sowjetunion 47,6 s 47,78 s
7 Bartonjo Rotich Britisch-Ostafrika  Kenia 47,8 s 47,97 s
Platz Name Nation Offizielle Zeit
handgestoppt
Inoffizielle Zeit
elektronisch
1 Otis Davis Vereinigte Staaten  USA 45,9 s ORe 46,02 s
2 Malcolm Spence Sudafrika 1928  Südafrikanische Union 46,1 s0000 46,21 s
3 Abdul Amu Nigeria 1914  Nigeria 46,6 s0000 46,76 s
4 Jerzy Kowalski Polen 1944  Polen 46,7 s0000 46,82 s
5 Giuseppe Bommarito Italien  Italien 47,5 s0000 47,71 s
6 Barry Robinson Neuseeland  Neuseeland 48,3 s0000 48,44 s
7 Lodewijk De Clerck Belgien  Belgien 48,4 s0000 48,51 s

Halbfinale

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Datum: 5. September 1960, ab 16:15 Uhr[5]

Platz Name Nation Offizielle Zeit
handgestoppt
Inoffizielle Zeit
elektronisch
1 Otis Davis Vereinigte Staaten  USA 45,5 s OR 45,62 s
2 Milkha Singh Indien  Indien 45,9 s000 46,08 s
3 Manfred Kinder Deutschland Mannschaft Gesamtdeutsch  Deutschland 46,0 s000 46,13 s
4 Robbie Brightwell Vereinigtes Konigreich  Großbritannien 46,1 s000 46,25 s
5 Gordon Day Sudafrika 1928  Südafrikanische Union 46,7 s000 46,84 s
6 Kevan Gosper Australien  Australien 47,1 s000 47,28 s
Platz Name Nation Offizielle Zeit
handgestoppt
Inoffizielle Zeit
elektronisch
1 Carl Kaufmann Deutschland Mannschaft Gesamtdeutsch  Deutschland 45,7 s 45,88 s
2 Malcolm Spence Sudafrika 1928  Südafrikanische Union 45,8 s 46,01 s
3 Earl Young Vereinigte Staaten  USA 46,1 s 46,29 s
4 Abdul Amu Nigeria 1914  Nigeria 46,6 s 46,74 s
5 Malcolm Spence Westindische Foderation  Westindische Föderation 46,8 s 46,99 s
6 Jack Yerman Vereinigte Staaten  USA 48,9 s 48,96 s
 
Otis Davis – Olympiasieger mit einem Vorsprung von einer Hundertstelsekunde

Datum: 6. September 1960, 15:45 Uhr[6]

Platz Name Nation Offizielle Zeit
handgestoppt
Inoffizielle Zeit
elektronisch
1 Otis Davis Vereinigte Staaten  USA 44,9 s WR 45,07 s
2 Carl Kaufmann Deutschland Mannschaft Gesamtdeutsch  Deutschland 44,9 s WR 45,08 s
3 Malcolm Spence Sudafrika 1928  Südafrikanische Union 45,5 s0000 45,60 s
4 Milkha Singh Indien  Indien 45,6 s0000 45,73 s
5 Manfred Kinder Deutschland Mannschaft Gesamtdeutsch  Deutschland 45,9 s0000 46,04 s
6 Earl Young Vereinigte Staaten  USA 45,9 s0000 46,07 s

Über 400 Meter gab es keinen eindeutigen Favoriten. Aber die jeweiligen Sieger in den beiden Vorentscheidungen Carl Kaufmann und Otis Davis hatten dort sehr gut ausgesehen, sodass mit beiden im Finale stark zu rechnen war. Davis hatte dabei den olympischen Rekord auf 45,5 s verbessert.

Den Endlauf bestritten zwei US-Läufer (Davis, Earl Young), zwei Deutsche (Kaufmann, Manfred Kinder), ein Südafrikaner (Malcolm Spence) und ein Inder (Milkha Singh). Spence ging das Rennen schnell an und übernahm die Führung. In der zweiten Kurve wurde er von Davis überholt, der davonzog. Doch als es auf die Zielgerade ging, holte Kaufmann Meter um Meter auf. Der Deutsche versuchte, mit einem Hechtsprung den Sieg zu sichern, doch Davis war laut inoffizieller elektronischer Zeitmessung um eine Hundertstelsekunde vor ihm mit dem Oberkörper über die Ziellinie gekommen. Für beide wurde eine Zeit von 44,9 s gestoppt, zum ersten Mal wurde die 45-Sekunden-Grenze unterboten. Mit bloßem Auge war die Reihenfolge nicht zu erkennen, erst die Auswertung des Zielfotos und die elektronische Zeitnahme ergaben den knappen Sieg des US-Athleten. Mal Spence verteidigte seinen dritten Platz bis ins Ziel.

Sogar der sechstplatzierte Young war noch unter 46 Sekunden gelaufen, so war dies das schnellste 400-Meter-Rennen bis dahin überhaupt. Ein Grund dafür war sicher auch, dass es eine neue Zeiteinteilung gab: Halbfinale und Finale wurden nicht mehr wie bisher am selben Tag ausgetragen.[7]

Spence lief zur ersten südafrikanischen Medaille über 400 Meter.

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Literatur

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  • Ekkehard zur Megede, Die Geschichte der olympischen Leichtathletik, Band 2: 1948–1968, Verlag Bartels & Wernitz KG, Berlin, 1. Auflage 1969, S. 182 bis 185
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Einzelnachweise

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  1. Athletics - Progression of outdoor world records (Men), 400 m - Men, abgerufen am 22. August 2021
  2. Official Report, The XVII Olympiad Rome 1960, Volume two (englisch), S. 63, digital.la84.org (PDF; 31.903 KB), abgerufen am 22. August 2021
  3. Official Report, The XVII Olympiad Rome 1960, Volume two (englisch), S. 75 bis 77, digital.la84.org (PDF; 31.903 KB), abgerufen am 22. August 2021
  4. Official Report, The XVII Olympiad Rome 1960, Volume two (englisch), S. 77f, digital.la84.org (PDF; 31.903 KB), abgerufen am 22. August 2021
  5. Official Report, The XVII Olympiad Rome 1960, Volume two (englisch), S. 78, digital.la84.org (PDF; 31.903 KB), abgerufen am 22. August 2021
  6. Official Report, The XVII Olympiad Rome 1960, Volume two (englisch), S. 79, digital.la84.org (PDF; 31.903 KB), abgerufen am 22. August 2021
  7. Athletics at the 1960 Roma Summer Games: Men's 400 metres, web.archive.org, sports-reference.com, abgerufen am 22. August 2021