Olympische Sommerspiele 1984/Leichtathletik – 400 m (Frauen)

Der 400-Meter-Lauf der Frauen bei den Olympischen Spielen 1984 in Los Angeles wurde am 4., 5. und 6. August 1984 im Los Angeles Memorial Coliseum ausgetragen. 28 Athletinnen nahmen teil.

Olympische Ringe
Sportart Leichtathletik
Disziplin 400-Meter-Lauf
Geschlecht Frauen
Teilnehmer 28 Athletinnen aus 18 Ländern
Wettkampfort Los Angeles Memorial Coliseum
Wettkampfphase 4. August 1984 (Vorrunde)
5. August 1984 (Halbfinale)
6. August 1984 (Finale)
Medaillengewinnerinnen
Valerie Brisco-Hooks (Vereinigte Staaten USA)
Chandra Cheeseborough (Vereinigte Staaten USA)
Kathy Cook (Vereinigtes Konigreich GBR)
Blick auf das Eingangstor des Los Angeles Memorial Coliseum

Olympiasiegerin wurde die US-Athletin Valerie Brisco-Hooks. Sie gewann vor ihrer Landsfrau Chandra Cheeseborough und der Britin Kathy Cook.

Die Bundesrepublik Deutschland wurde durch Gaby Bußmann, Heike Schulte-Mattler und Ute Thimm vertreten. Schulte-Mattler schied in der Vorrunde aus. Bußmann qualifizierte sich für das Halbfinale, trat dort aber nicht an. Thimm kam ins Finale und belegte Rang sechs.
Läuferinnen aus der Schweiz, Österreich und Liechtenstein nahmen nicht teil. Athletinnen aus der DDR waren wegen des Olympiaboykotts ebenfalls nicht dabei.

Aktuelle Titelträgerinnen

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Olympiasiegerin 1980 Marita Koch (Deutschland Demokratische Republik 1949  DDR) 48,88 s Moskau 1980
Weltmeisterin 1983 Jarmila Kratochvilová (Tschechoslowakei  Tschechoslowakei) 47,99 s Helsinki 1983
Europameisterin 1982 Marita Koch (Deutschland Demokratische Republik 1949  DDR) 48,16 s Athen 1982
Panamerikanische Meisterin 1983 Charmaine Crooks (Kanada  Kanada) 51,49 s Caracas 1983
Zentralamerika- und Karibik-Meisterin 1983 Ana Fidelia Quirot (Kuba  Kuba) 52,89 s Havanna 1983
Südamerika-Meisterin Elba Barbosa (Brasilien 1968  Brasilien) 54,0 s Santa Fe 1983
Asienmeisterin 1983 Pilavullakandi Usha (Indien  Indien) 54,20 s Kuwait 1983
Afrikameisterin 1982 Ruth Atuti (Kenia  Kenia) 54,48 s Kairo 1982

Bestehende Rekorde

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Weltrekord 47,99 s Jarmila Kratochvilová (Tschechoslowakei  Tschechoslowakei) Helsinki, Finnland 10. August 1983[1]
Olympischer Rekord 48,88 s Marita Koch (Deutschland Demokratische Republik 1949  DDR) Finale OS Moskau, Sowjetunion (heute Russland) 28. Juli 1980

Rekordverbesserung

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Die US-amerikanische Olympiasiegerin Valerie Brisco-Hooks verbesserte den bestehenden olympischen Rekord im Finale am 6. August um fünf Hundertstelsekunden auf 48,83 s. Den Weltrekord verfehlte sie damit um 84 Hundertstelsekunden.

Vorrunde

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Datum: 4. August 1984[2]

28 Teilnehmerinnen wurden in vier Vorläufe gelost. Für das Viertelfinale qualifizierten sich pro Lauf die ersten vier Athletinnen (hellblau unterlegt).

Mit fünfzehn Jahren war Reawadee Srithoa aus Thailand die jüngste Wettbewerberin. Die älteste Starterin war mit dreißig Jahren Zonia Meigham-Juarez aus Guatemala.

Die US-Amerikanerin Chandra Cheeseborough erzielte mit 50,94 s in Lauf eins die schnellste Vorlaufzeit. Die langsamste qualifizierte Athletin war Marie Mathieu aus Puerto Rico in Lauf drei mit 53,27 s. Die schnellste Athletin, die sich nicht qualifizieren konnte, war Heike Schulte-Mattler aus der Bundesrepublik Deutschland, die im ersten Rennen mit 52,77 s ausschied.

Vorlauf 1

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Platz Name Nation Zeit
1 Chandra Cheeseborough Vereinigte Staaten  USA 50,94 s
2 Charmaine Crooks Kanada  Kanada 52,04 s
3 Ilrey Oliver Jamaika  Jamaika 52,19 s
4 June Griffith Guyana  Guyana 52,27 s
5 Heike Schulte-Mattler Deutschland BR  BR Deutschland 52,77 s
6 Erica Rossi Italien  Italien 53,04 s
7 Jocelyn Joseph Antigua und Barbuda  Antigua und Barbuda 53,63 s
8 Zonia Meigham-Juarez Guatemala  Guatemala 55,64 s

Vorlauf 2

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Platz Name Nation Zeit
1 Gaby Bußmann Deutschland BR  BR Deutschland 52,42 s
2 Kathy Cook Vereinigtes Konigreich  Großbritannien 52,64 s
3 Molly Killingbeck Kanada  Kanada 52,77 s
4 Cathy Rattray Jamaika  Jamaika 52,78 s
5 Gail Emmanuel Trinidad und Tobago  Trinidad und Tobago 54,07 s
6 Elanga Buala Papua-Neuguinea  Papua-Neuguinea 56,82 s
7 Mercy Addy Ghana  Ghana 58,91 s

Vorlauf 3

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Platz Name Nation Zeit
1 Lillie Leatherwood Vereinigte Staaten  USA 52,05 s
2 Marita Payne Kanada  Kanada 52,89 s
3 Helen Barnett Vereinigtes Konigreich  Großbritannien 52,94 s
4 Marie Mathieu Puerto Rico  Puerto Rico 53,27 s
5 Emma Tahapari Indonesien  Indonesien 55,82 s
6 Reawadee Srithoa Thailand  Thailand 58,11 s

Vorlauf 4

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Platz Name Nation Zeit
1 Valerie Brisco-Hooks Vereinigte Staaten  USA 51,42 s
2 Ruth Waithera Kenia  Kenia 52,53 s
3 Ute Thimm Deutschland BR  BR Deutschland 52,53 s
4 Michelle Scutt Vereinigtes Konigreich  Großbritannien 52,89 s
5 Cynthia Green Jamaika  Jamaika 53,61 s
6 Carlon Blackman Barbados  Barbados 54,26 s
7 Zeina Mina Libanon  Libanon 59,56 s

Halbfinale

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Datum: 5. August 1984[2]

In den beiden Halbfinalläufen qualifizierten sich jeweils die ersten Vier (hellblau unterlegt) für das Finale.

Die Bestzeit des Halbfinales erzielte Chandra Cheeseborough mit 50,32 s im Lauf zwei.

Platz Name Nation Zeit
1 Valerie Brisco-Hooks Vereinigte Staaten  USA 51,14 s
2 Kathy Cook Vereinigtes Konigreich  Großbritannien 51,49 s
3 Charmaine Crooks Kanada  Kanada 51,53 s
4 Ruth Waithera Kenia  Kenia 52,21 s
5 June Griffith Guyana  Guyana 52,39 s
6 Cathy Rattray Jamaika  Jamaika 53,23 s
7 Marie Mathieu Puerto Rico  Puerto Rico 53,69 s
DNS Gaby Bußmann Deutschland BR  BR Deutschland
Platz Name Nation Zeit
1 Chandra Cheeseborough Vereinigte Staaten  USA 50,32 s
2 Lillie Leatherwood Vereinigte Staaten  USA 50,83 s
3 Marita Payne Kanada  Kanada 50,94 s
4 Ute Thimm Deutschland BR  BR Deutschland 51,03 s
5 Molly Killingbeck Kanada  Kanada 51,72 s
6 Michelle Scutt Vereinigtes Konigreich  Großbritannien 52,07 s
7 Ilrey Oliver Jamaika  Jamaika 52,14 s
8 Helen Barnett Vereinigtes Konigreich  Großbritannien 52,26 s

Datum: 6. August 1984[2]

Platz Name Nation Zeit Anmerkung
1 Valerie Brisco-Hooks Vereinigte Staaten  USA 48,83 s OR
2 Chandra Cheeseborough Vereinigte Staaten  USA 49,05 s
3 Kathy Cook Vereinigtes Konigreich  Großbritannien 49,43 s
4 Marita Payne Kanada  Kanada 49,91 s
5 Lillie Leatherwood Vereinigte Staaten  USA 50,25 s
6 Ute Thimm Deutschland BR  BR Deutschland 50,37 s
7 Charmaine Crooks Kanada  Kanada 50,45 s
8 Ruth Waithera Kenia  Kenia 51,56 s

Für das Finale hatten sich alle drei US-Amerikanerinnen qualifiziert. Hinzu kamen zwei Kanadierinnen, eine Britin, eine Kenianerin und eine Läuferin aus der Bundesrepublik Deutschland. Durch den Olympiaboykott waren sowohl die Olympiasiegerin von 1980 Marita Koch aus der DDR als auch die tschechoslowakische Weltmeisterin und Weltrekordlerin Jarmila Kratochvilová nicht dabei. Darüber hinaus fehlten auch Vizeweltmeisterin Taťána Kocembová aus der Tschechoslowakei und die WM-Dritte Marija Pinigina, UdSSR. Zahlreiche weitere Läuferinnen aus den Boykottstaaten lagen ebenfalls weit vorne in der aktuellen Weltrangliste und wären hier zumindest im Kampf um vordere Platzierungen aussichtsreich an den Start gegangen. Als Favoritin galt nun die US-Läuferin Chandra Cheeseborough. Allgemeinhin gingen auch die Fachleute davon aus, dass Toppzeiten wohl ausbleiben würden.

Den besten Start hatte die Britin Kathy Cook, frühere Kathy Smallwood. Bis in die letzte Kurve hinein lag sie vor der US-Amerikanerin Valerie Brisco-Hooks, die sich bei den US-Trials überraschend für diese Spiele hatte qualifizieren können. Dahinter liefen Cheeseborough und die dritte US-Amerikanerin Lillie Leatherwood. In der Kurve zogen Brisco-Hooks und Cheeseborough an der Britin vorbei. Lillie Leatherwood dagegen verlor an Boden und wurde am Ende Fünfte. Valerie Brisco-Hooks lief völlig überraschend als Erste ins Ziel und verbesserte den Olympiarekord um sechs Hundertstelsekunden. Cheeseborough gewann Silber. Cook gewann die Bronzemedaille vor der aufkommenden Kanadierin Marita Payne. Die Bundesdeutsche Ute Thimm, frühere Ute Finger, belegte hinter Leatherwood Rang sechs, die Kanadierin Charmaine Crooks Platz sieben. Die Kenianerin Ruth Waithera wurde Achte.[3]

Die erzielten Zeiten waren aufgrund der Ausgangssituation so von niemandem erwartet worden. Valerie Brisco-Hooks hatte sich erheblich gesteigert und sogar Kochs 1980 in Moskau aufgestellten olympischen Rekord unterboten. Mit ihrer Finalzeit von 48,83 s war sie die erste Frau unter 49 Sekunden, die nicht aus Osteuropa oder der DDR kam.

Valerie Brisco-Hooks gelang der erste US-Sieg in dieser Disziplin.

Drei Tage später gewann Valerie Brisco-Hooks die Goldmedaille über 200 Meter. Sie war damit die erste Frau bei Olympischen Spielen, die auf diesen beiden Strecken bei einer Austragung Olympiasiegerin wurde.

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Literatur

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Einzelnachweise

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  1. Athletics - Progression of outdoor world records, 400 m - Women, sport-record.de, abgerufen am 14. November 2021
  2. a b c Official Report of the Games of the XXIIIrd Olympiad Los Angeles, 1984, Volume 2, Competition Summary and Results, S. 260, englisch/französisch (PDF, 41.082 KB), abgerufen am 14. November 2021
  3. Athletics at the 1984 Los Angeles Summer Games: Women's 400 metres, archiviert bei wayback (Internet Archive), sports-reference.com (englisch), abgerufen am 14. November 2021