Olympische Sommerspiele 1996/Leichtathletik – Weitsprung (Frauen)

Der Weitsprung der Frauen bei den Olympischen Spielen 1996 in Atlanta wurde am 1. und 2. August 1996 im Centennial Olympic Stadium ausgetragen. 48 Athletinnen nahmen teil.

Olympische Ringe
Sportart Leichtathletik
Disziplin Weitsprung
Geschlecht Frauen
Teilnehmer 48 Athletinnen aus 35 Ländern
Wettkampfort Centennial Olympic Stadium
Wettkampfphase 1. August 1996 (Qualifikation)
2. August 1996 (Finale)
Medaillengewinnerinnen
Chioma Ajunwa (Nigeria NGR)
Fiona May (Italien ITA)
Jackie Joyner-Kersee (Vereinigte Staaten USA)

Olympiasiegerin wurde die Nigerianerin Chioma Ajunwa. Sie gewann vor der Italienerin Fiona May und der US-Amerikanerin Jackie Joyner-Kersee.

Die Österreicherin Ljudmila Ninova schied in der Vorrunde ohne gültigen Versuch aus.
Athletinnen aus Deutschland, der Schweiz und Liechtenstein nahmen nicht teil.

Aktuelle Titelträgerinnen

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Olympiasiegerin Heike Drechsler (Deutschland  Deutschland) 7,14 m Barcelona 1992
Weltmeisterin 1995 Fiona May (Italien  Italien) 6,98 m Göteborg 1995
Europameisterin 1994 Heike Drechsler (Deutschland  Deutschland) 7,14 m Helsinki 1994
Panamerikanische Meisterin 1995 Niurka Montalvo (Kuba  Kuba) 6,89 m Mar del Plata 1995
Zentralamerika und Karibik-Meisterin 1995 Flora Hyacinth (Jungferninseln Amerikanische  Amerikanische Jungferninseln) 6,59 m Guatemala-Stadt 1995
Südamerika-Meisterin Andrea Ávila (Argentinien  Argentinien) 6,58 m Manaus 1995
Asienmeisterin 1995 Jelena Perschina (Kasachstan  Kasachstan) 6,50 m Jakarta 1995
Afrikameisterin 1996 Grace Umelo (Nigeria  Nigeria) 6,13 m Yaoundé 1996
Ozeanienmeisterin 1994 Frith Maunder (Neuseeland  Neuseeland) 6,10 m Auckland 1994

Bestehende Rekorde

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Weltrekord 7,52 m Galina Tschistjakowa (Sowjetunion  Sowjetunion) Leningrad (heute Sankt Petersburg), Sowjetunion (heute Russland) 11. Juni 1988[1]
Olympischer Rekord 7,40 m Jackie Joyner-Kersee (Vereinigte Staaten  USA) Finale OS Seoul, Südkorea 29. September 1988
 
Das Centennial Olympic Stadium von Atlanta im Jahr 1996

Der bestehende olympische Rekord wurde bei diesen Spielen nicht erreicht. Am weitesten sprang die nigerianische Olympiasiegerin Chioma Ajunwa, die im Finale bei einem Rückenwind von 0,9 m/s 7,12 m erzielte und damit den olympischen Rekord um 28 Zentimeter verfehlte. Zum Weltrekord fehlten ihr vierzig Zentimeter.

Die Bulgarin Iwa Prandschewa, mit 6,82 m zunächst auf Platz sieben, wurde des Dopings mit Metandienon überführt und disqualifiziert. Noch vor den folgenden Spielen von Sydney wurde sie nach einer weiteren positiven Dopingprobe als Wiederholungstäterin lebenslang gesperrt.[2]

Benachteiligt wurden zwei Athletinnen:

Leistungsniveau auf dem Hintergrund des Einsatzes unerlaubter Mittel

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Das Leistungsniveau war nicht mehr vergleichbar mit dem Level, das von den Athletinnen ausgangs der 1980er Jahre angeboten wurde, als 7-Meter-Weiten in Serie produziert wurden und die Spitzen-Resultate um dreißig Zentimeter besser waren als hier in Atlanta. Dieser Entwicklungsrückgang muss gesehen werden vor allem im Zusammenhang mit einem besonderen Höhepunkt des Einsatzes verbotener Mittel zur Leistungssteigerung. In zahlreichen Veröffentlichungen gibt es Hinweise auf Dopingpraktiken der 1980er Jahre, die Kontrollen hatten einen noch löchrigeren Standard als später. So gibt es im Sinne eines sauberen Sports aus Fachkreisen unter anderem Forderungen nach Rücknahme aller bestehenden Leichtathletik-Rekorde.[3] Es finden sich zwar keine offiziellen Nachweise oder positiven Dopingbefunde für die Athletinnen, die damals mit ihren Leistungen geglänzt hatten. Aber die kritischen Rückblicke dazu kommen nicht aus dem Nichts.[4][5]

Kurze Übersicht zur Bedeutung der Symbolik – so üblicherweise auch in sonstigen Veröffentlichungen verwendet:

verzichtet
x ungültig
w Windunterstützung über dem zulässigen Wert

Anmerkung:
Alle Zeiten sind in Ortszeit Atlanta (UTC−5) angegeben.

Qualifikation

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1. August 1996, ab 10:05 Uhr[6]

Für die Qualifikation wurden die Athletinnen in zwei Gruppen gelost. Sieben von ihnen (hellblau unterlegt) übertrafen die direkte Finalqualifikationsweite von 6,70 m. Damit war die Mindestanzahl von zwölf Finalteilnehmerinnen nicht erfüllt. So wurde das Finalfeld mit den fünf nächstbesten Springinnen (hellgrün unterlegt) beider Gruppen auf zwölf Wettbewerberinnen aufgefüllt. Für die Finalteilnahme mussten schließlich 6,58 m gesprungen werden.

Gruppe A

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Platz Name Nation 1. Versuch (m)
Wind (m/s)
2. Versuch (m)
Wind (m/s)
3. Versuch (m)
Wind (m/s)
Resultat (m)
1 Fiona May Italien  Italien 6,58 / +1,2 6,85 / +0,5 6,85
2 Chioma Ajunwa Nigeria  Nigeria 6,64 / −0,4 6,81 / +0,3 6,81
3 Sharon Jaklofsky Niederlande  Niederlande x 6,69 / −0,3 6,75 / +0,8 6,75
4 Tünde Vaszi Ungarn  Ungarn 6,41 / −0,2 6,73 / +1,0 6,73
5 Olena Schechowzowa Ukraine  Ukraine 6,44 / +1,0 6,70 / ±0,0 6,70
6 Jackie Joyner-Kersee Vereinigte Staaten  USA 6,70 / +1,3 6,70
Agata Karczmarek Polen  Polen 6,70 / +0,4
8 Nicole Boegman Australien  Australien x x 6,67 / +0,8 6,67
9 Niki Xanthou Griechenland  Griechenland x x 6,60 / +1,0 6,60
10 Lissette Cuza Kuba  Kuba 6,45 / ±0,0 6,56 / −0,8 6,39 / +0,8 6,56
11 Jelena Perschina Kasachstan  Kasachstan 6,50 / +0,2 x x 6,50
12 Marieke Veltman Vereinigte Staaten  USA 6,43 / ±0,0 6,49 / −0,3 x 6,49
13 Olga Rubljowa Russland  Russland 6,47 / +0,7 x 6,47
14 Regla María Cárdenas Kuba  Kuba 6,36 / +1,8 6,21 / ±0,0 6,42 / +0,3 6,42
15 Ksenija Predikaka Slowenien  Slowenien x 6,37 / +1,4 x 6,37
16 Virge Naeris Estland  Estland x 6,26 / +1,6 6,17 / +1,0 6,26
17 Valentīna Gotowska Lettland  Lettland x x 6,08 / −0,2 6,08
18 Andrea Ávila Argentinien  Argentinien x 5,92 / −0,1 6,00 / −0,2 6,00
19 Anzhela Atroshchenko Belarus 1995  Belarus x x 5,94 / ±0,0 5,94
20 Nilufar Yasmin Bangladesch  Bangladesch 5,19 / −0,3 4,65 / ±0,0 5,24 / ±0,0 5,24
21 Béryl Laramé Seychellen  Seychellen x 3,88 / +0,2 x 3,88
NM Mihaela Gheorghiu Rumänien  Rumänien x ogV
Renata Nielsen Danemark  Dänemark x x x
DNS Michelle Baptiste Saint Lucia  St. Lucia
Dione Rose Jamaika  Jamaika

Gruppe B

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Platz Name Nation 1. Versuch (m)
Wind (m/s)
2. Versuch (m)
Wind (m/s)
3. Versuch (m)
Wind (m/s)
Resultat (m) Anmerkung
1 Chantal Brunner Neuseeland  Neuseeland x 6,47 / +0,5 6,62 / +0,3 6,62
2 Paraskevi Patoulidou Griechenland  Griechenland 6,58 / +1,0 6,09 / +0,2 6,13 / −0,4 6,58
3 Flora Hyacinth Jungferninseln Amerikanische  Amerikanische Jungferninseln x x 6,58 / +1,7 6,58 eigentlich für das Finale qualifiziert
4 Jacqueline Edwards Bahamas  Bahamas 6,44 / +0,6 6,55 / +0,6 6,27 / +1,8 6,55
5 Niurka Montalvo Kuba  Kuba 6,48 / +0,8 x x 6,48
6 Eunice Barber Sierra Leone  Sierra Leone 6,20 / +0,4 6,20 / +1,5 6,45 / +0,6 6,45
7 Galina Tschistjakowa Slowakei  Slowakei 6,33 / +0,2 x 6,26 / +1,4 6,33
8 Denise Lewis Vereinigtes Konigreich  Großbritannien x x 6,33 / +0,7 6,33
9 Jelena Sintschukowa Russland  Russland x 6,31 / +0,7 x 6,31
10 Diane Guthrie-Gresham Jamaika  Jamaika 6,27 / +0,3 x x 6,27
11 Ana Liku Tonga  Tonga x x 6,06 / +1,4 6,06
12 Elma Muros Philippinen 1986  Philippinen 5,98 / −0,1 6,04 / +0,2 5,99 / +0,5 6,04
13 Rita Ináncsi Ungarn  Ungarn 6,02 / +0,1 x x 6,02
14 Shabana Akhtar Pakistan  Pakistan 5,72 / +1,3 5,70 / +1,3 5,80 / +2,0 5,80
15 Nicole Devonish Kanada  Kanada 5,74 / +1,0 5,59 / +0,4 x 5,74
16 Jelena Koschtschejewa Kasachstan  Kasachstan x 5,49 / −0,1 5,55 / +1,5 5,55
NM Ljudmila Galkina Russland  Russland x x x ogV
Lacena Golding Jamaika  Jamaika x x x
Heli Koivula Finnland  Finnland x x x
Inessa Krawez Ukraine  Ukraine x x x
Ljudmila Ninova Osterreich  Österreich x x x
Natallja Sasanowitsch Belarus 1995  Belarus x x x
Wiktorija Werschynina Ukraine  Ukraine x x x
Shana Williams Vereinigte Staaten  USA x x x
DOP Iwa Prandschewa Bulgarien  Bulgarien 6,58 / +0,8 6,62 / +0,9 x 6,62 für das Finale zugelassen

In Qualifikationsgruppe B ausgeschiedene Weitspringerinnen:

2. August 1996, 19:15 Uhr[6]

Platz Name Nation 1. Versuch (m)
Wind (m/s)
2. Versuch (m)
Wind (m/s)
3. Versuch (m)
Wind (m/s)
4. Versuch (m)
Wind (m/s)
5. Versuch (m)
Wind (m/s)
6. Versuch (m)
Wind (m/s)
Resultat
(m)
1 Chioma Ajunwa Nigeria  Nigeria 7,12 / +0,9 6,99 / +1,8 6,85 / +0,6 6,84 / +0,4 x 7,1200
2 Fiona May Italien  Italien 6,68 / +1,7 7,02 / +1,4 6,78 / +0,4 6,73 / +1,7 6,76 / +1,4 6,88 / +0,2 7,0200
3 Jackie Joyner-Kersee Vereinigte Staaten  USA 6,55 / +0,1 6,75 / +1,2 6,86 / +0,4 x 6,52 / +0,4 7,00 / +0,5 7,0000
4 Niki Xanthou Griechenland  Griechenland x 6,97 / +1.4 x 6,67 / +0,6 6,95 / +1,3 6,85 / ±0,0 6,9700
5 Olena Schechowzowa Ukraine  Ukraine 6,84 / +1,3 6,88 / +1,7 x 6,97 / +0,9 x x 6,9700
6 Agata Karczmarek Polen  Polen 6,90 / +0,8 x x x x 6,65 / +0,6 6,9000
7 Nicole Boegman Niederlande  Niederlande 6,73 / +1,3 x x x 6,55 / +1,2 6,23 / +0,9 6,7300
8 Tünde Vaszi Ungarn  Ungarn 6,60 / +1,3 x x eigentlich zu drei weiteren Sprüngen berechtigt 6,6000
9 Chantal Brunner Russland  Russland 6,45 / +0,5 6,49 / +2,1 6,45 / +0,7 nicht im Finale der
besten acht Springerinnen
6,49 w
10 Paraskevi Patoulidou Griechenland  Griechenland x 6,26 / +1,6 6,37 / +0,3 6,3700
NM Sharon Jaklofsky Niederlande  Niederlande x x x ogV00
DOP Iwa Prandschewa Bulgarien  Bulgarien x x 6,81 / +1,4 x 6,82 / +0,9 x 6,8200

Zwölf Athletinnen hatten sich für das Finale qualifiziert, sieben über die geforderte Qualifikationsweite, fünf weitere über ihre Platzierungen. Zwei Griechinnen trafen auf je eine Teilnehmerin aus Australien, Bulgarien, Italien, Neuseeland, den Niederlanden, Nigeria, Polen, der Ukraine, Ungarn und den USA.

Nach der verletzungsbedingten Absage der deutschen Olympiasiegerin von 1992 Heike Drechsler war eigentlich die US-Amerikanerin Jackie Joyner-Kersee die Favoritin. Allerdings laborierte auch sie an einer Oberschenkelverletzung. Weitere Medaillenkandidatinnen waren die amtierende Weltmeisterin Fiona May aus Italien, früher für Großbritannien am Start und bei den Europameisterschaften 1994 auf Platz drei, sowie die russische EM-Dritte Inessa Krawez, die hier bereits den Dreisprung gewonnen hatte.

Gleich im ersten Versuch sprang die Nigerianerin Chioma Ajunwa 7,12 m. Mit 6,90 m lag die Polin Agata Karczmarek auf Platz zwei. Im zweiten Durchgang gelangen May 7,02 m, was sie auf Rang zwei brachte. Die Griechin Niki Xanthou verdrängte mit 6,97 m Karczmarek vom dritten Platz. In der nächsten Runde änderte sich nichts.

Im vierten Durchgang sprang die Ukrainerin Olena Schechowzowa wie Xanthou 6,97 m. Wegen ihrer besseren nächstbesten Weite lag Schechowzowa jetzt auf dem Bronzerang, Xanthou war Vierte. Die Griechin drehte das mit ihrem fünften Versuch auf 6,95 m und eroberte damit zunächst einmal Platz drei zurück. In ihrem letzten Sprung erreichte Jackie Joyner-Kersee 7,00 m und hatte damit die Bronzemedaille gewonnen. Olympiasiegerin aber wurde die Außenseiterin Chioma Ajunwa vor Fiona May. Niki Xanthou kam auf Platz vier vor Olena Schechowzowa und Agata Karczmarek.

Chioma Ajunwa war nicht nur die erste nigerianische Medaillengewinnerin im Weitsprung der Frauen. Sie war gleichzeitig die erste Olympiasiegern Nigerias überhaupt.
Fiona May war die erste italienische Medaillengewinnerin in dieser Disziplin.

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Literatur

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  • Gerd Rubenbauer (Hrsg.), Olympische Sommerspiele Atlanta 1996 mit Berichten von Britta Kruse, Johannes Ebert, Andreas Schmidt und Ernst Christian Schütt, Kommentare: Gerd Rubenbauer und Hans Schwarz, Chronik Verlag im Bertelsmann Verlag, Gütersloh / München 1996, S. 50f
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Einzelnachweise

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  1. Athletics - Progression of outdoor world records (Women), Long jump - Women, sport-record.de (englisch), abgerufen am 18. Januar 2022
  2. Tom Knight, Life ban for Bulgarian im The Telegraph 14. September 2000 (englisch), abgerufen am 17. Januar 2022
  3. Michael Reinsch, Tabula rasa bei Leichtathletik-Rekorden. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, aktualisiert am 3. Mai 2017, abgerufen am 18. Januar 2022
  4. „Da wird alles geschluckt“. In: Der Spiegel H. 18/1990, 30. April 1990, spiegel.de, abgerufen am 18. Januar 2022
  5. Das Drama der dubiosen Diva. In: Der Standard 24. September 2013, derstandard.at, abgerufen am 18. Januar 2022
  6. a b Official Report of the Centennial Olympic Games, v.3 The Competition Results, Resultate Leichtathletik: S. 91, englisch/französisch (PDF, 27.555 KB), abgerufen am 18. Januar 2022