Simmertal
Simmertal ist eine Ortsgemeinde im Landkreis Bad Kreuznach in Rheinland-Pfalz. Sie gehört der Verbandsgemeinde Kirner Land an. Simmertal ist ein staatlich anerkannter Erholungsort.[2] Bis 1971 trug die Gemeinde den Namen Simmern unter Dhaun.
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Koordinaten: | 49° 49′ N, 7° 31′ O | |
Bundesland: | Rheinland-Pfalz | |
Landkreis: | Bad Kreuznach | |
Verbandsgemeinde: | Kirner Land | |
Höhe: | 190 m ü. NHN | |
Fläche: | 8,08 km2 | |
Einwohner: | 1882 (31. Dez. 2023)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 233 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 55618 | |
Vorwahl: | 06754 | |
Kfz-Kennzeichen: | KH | |
Gemeindeschlüssel: | 07 1 33 096 | |
Adresse der Verbandsverwaltung: | Bahnhofstraße 31 55606 Kirn | |
Website: | gemeinde-simmertal.de | |
Ortsbürgermeister: | vakant (geschäftsführend: Helmut Hein, 1. Beigeordneter) | |
Lage der Ortsgemeinde Simmertal im Landkreis Bad Kreuznach | ||
Geographie
BearbeitenSimmertal liegt nahe der Einmündung des Simmerbachs (hiesig auch Kellenbach genannt) in die Nahe (190 m ü. NHN), südlich des Soonwalds zwischen Hochstetten-Dhaun im Westen und Martinstein im Osten. Südlich der Gemeinde erhebt sich – auf der anderen Seite der Nahe – das Saar-Nahe-Bergland.
Zu Simmertal gehören auch die Wohnplätze Bergmühle, Campingplatz, Franzhof und Simmerhammer.[3]
Geschichte
BearbeitenDer Ort wird – ebenso wie Kirn und Rhaunen – schon 841 in einer Urkunde über Einzelbesitzungen des alten Reichsklosters Fulda als „Simera“ erwähnt. Der keltische Ursprung dieses Namens in der Bedeutung von „Wasser“ sowie Funde aus der Römerzeit sind Hinweise auf eine sehr alte Siedlungsgeschichte der „Simera“-Gemarkung.
Über Land und Leute dieser Großgemarkung verfügte seit dem Jahr 912 die Reichsabtei St. Maximin vor Trier, das diesen Fernbesitz von König Karl III. von Westfranken im gleichen Jahr bestätigt bekam. Von dieser Zeit an kommt „Simera“ (Symera) in den Königs- und Papsturkunden als grundherrschaftlicher Besitz der Reichsabtei St. Maximin regelmäßig vor. Mit der Darstellung des Reichsadlers in der vorderen Schildhälfte des Simmertaler Ortswappens ist die mittelalterliche Zugehörigkeit des Dorfes zu diesem Reichskloster symbolisiert.
Innerhalb der Grundherrschaft von St. Maximin lagen noch einige später untergegangene Siedlungen (z. B. Rechelnhusen, Niederau) und die im Spätmittelalter mit eigenen Gemarkungen ausgestatteten Dörfer Brauweiler, Horbach, Martinstein, Weitersborn sowie Gonratherhof. Zusammen bildeten diese Gemeinden ein Kirchspiel und eine Markgenossenschaft mit gemeinsamer Nutzung von Wald, Wasser und Wiesen. „Simere“ war der Hauptort dieses Siedlungsverbandes, von dem aus auch die Nachbargemeinden kirchlich betreut wurden.
Keimzelle der sich allmählich zum Dorf entwickelnden Siedlung war der befestigte Fron- oder Herrenhof, das den Einheimischen als der „Kuhn’sche Hof“ bekannte Terrain hinter der 1730 neu erbauten evangelischen Kirche. Eine dem heiligen Maximin geweihte Vorgänger-Kirche wurde bereits 1140 urkundlich erwähnt.
Um 1200 umfasste Simmern zwölf, im Jahr 1484 25 Bauernhöfe. Um 1600 gab es dann schon 69 abgabenpflichtige Haushaltungen, die infolge einer Pestwelle und des Dreißigjährigen Krieges jedoch auf elf „Hausgesäß“ im Jahr 1644 reduziert wurden.
Mit der Gerichts- und Verwaltungshoheit innerhalb des Banns Simmern waren von der Reichsabtei St. Maximin ursprünglich die Wildgrafen von Dhaun belehnt. Dieses zeitliche Ämterlehen ging in der Folgezeit in ein Erblehen über, das die späteren Wild- und Rheingrafen durch Ministeriale (Amtmänner) ausüben ließen. Der alte Siedlungsname „Simere“ wurde zu „Dhaunisch Simere“ und schließlich zu „Simmern unter Dhaun“, womit die landesherrschaftliche Zuordnung des Ortes gekennzeichnet war. Die Darstellung des Dhauner Löwen in der hinteren Schildhälfte des Simmertaler Ortswappens erinnert an diese Zugehörigkeit des Dorfes zum wild- und rheingräflichen Amt Dhaun bis zum Ende des 18. Jahrhunderts.
1794 wurde das Linke Rheinufer während des Ersten Koalitionskrieges besetzt, 1798 wurde das Gebiet von der französischen Direktorialregierung nach französischem Vorbild reorganisiert. Das Dorf Simmern unter Dhaun wurde 1798 der neu gebildeten Mairie Monzingen im Kanton Sobernheim und dem Arrondissement Simmern im Rhein-Mosel-Département zugeordnet. Nach dem Ende der französischen Herrschaft im linksrheinischen Gebiet (1814) kam Simmern unter Dhaun 1816 zur Bürgermeisterei Monzingen (seit 1927 Amt Monzingen) im preußischen Kreis Kreuznach. Nach Auflösung des Amtes Monzingen kam Simmern unter Dhaun im Jahr 1970 zur Verbandsgemeinde Kirn-Land.
Die Gemeinde wurde am 1. Januar 1971 in „Simmertal“ umbenannt.[4] Die alte Namensgebung blieb in der Bezeichnung der evangelischen Kirchengemeinde Simmern unter Dhaun erhalten. Die Kirchengemeinde schließt noch heute die Gemeinden der mittelalterlichen Banngrundherrschaft „Simera“ ein.[5]
- Bevölkerungsentwicklung
Die Entwicklung der Einwohnerzahl von Simmertal, die Werte von 1871 bis 1987 beruhen auf Volkszählungen:[2]
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Politik
BearbeitenGemeinderat
BearbeitenDer Gemeinderat in Simmertal besteht aus 16 Ratsmitgliedern, die bei der Kommunalwahl am 9. Juni 2024 in einer personalisierten Verhältniswahl gewählt wurden, und dem ehrenamtlichen Ortsbürgermeister als Vorsitzendem.
Die Sitzverteilung im Gemeinderat:
Wahl | SPD | FWG | Gesamt |
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2024 | 6 | 10 | 16 Sitze[6] |
2019 | 7 | 9 | 16 Sitze[7] |
2014 | 9 | 7 | 16 Sitze[8] |
2009 | 7 | 9 | 16 Sitze |
2004 | 9 | 7 | 16 Sitze |
- FWG = Freie Wählergemeinschaft Simmertal e. V.
Bürgermeister
BearbeitenDas Amt ist derzeit vakant. Frank Nickel (SPD) wurde am 8. Juli 2024 Ortsbürgermeister von Simmertal.[9][10] Bei der Direktwahl am 9. Juni 2024 war er als einziger Bewerber mit einem Stimmenanteil von 62,7 % für fünf Jahre gewählt worden.[11] Frank Nickel trat jedoch bereits mit Wirkung zum 1. September 2024 aus persönlichen Gründen von seinem Amt als ehrenamtlicher Bürgermeister zurück. Bis zur Amtseinführung eines Nachfolgers werden die Amtsgeschäfte daher vom Ersten Beigeordneten Helmut Hein fortgeführt.[12] Für den 24. November 2024 ist eine Neuwahl des Ortsbürgermeisters angesetzt.[13]
Werner Speh (SPD) hatte am 21. März 2022 das Amt erneut übernommen.[14] Er hatte das Amt bereits bis 2019 für zehn Jahre ausgeübt.[15] Bei der durch die Amtsniederlegung der bisherigen Ortsbürgermeisterin ausgelösten Direktwahl am 28. November 2021 verfehlte zunächst der Erste Beigeordnete Jürgen Tatzke (FWG) als einziger Kandidat mit einem Stimmenanteil von 45,2 % die notwendige Mehrheit.[16][17] Bei der Wiederholungswahl am 6. März 2022 wurde der frühere Ortsbürgermeister Werner Speh mit einem Stimmenanteil von 83,74 % gewählt.[15] Werner Speh verstarb nach schwerer Krankheit am 1. Juni 2024 im Amt.[18]
Christina Bleisinger (SPD) war von 2019 bis 2021 Ortsbürgermeisterin. Bei der Kommunalwahl am 26. Mai 2019 wurde sie mit einem Stimmenanteil von 61,19 % gewählt und wurde damit Nachfolgerin von Werner Speh.[19] Am 30. August 2021 legte sie ihr Amt nieder.[20] Als Grund dafür nannte sie fehlenden Rückhalt des Gemeinderates, während sie sich regelmäßigen „Spaziergängen“ der Querdenker gegen Corona-Maßnahmen entgegenstellte. Bleisinger sagte, dass zwei führende Politiker der Freien Wählergemeinschaft (FWG), der im Gemeinderat größten Fraktion, personelle Verbindungen zu den „Spaziergängen“ haben.[21] Sie selbst wurde aufgrund ihrer Haltung massiv angefeindet, bedroht und diffamiert.[22]
Wappen
BearbeitenBlasonierung: „In goldenem, von blauen Wellenpfahl gespaltenem Schild vorne ein schwarzer, rotbewehrter, nach links schauender Adler, hinten ein roter, blaugezungter und bewehrter Löwe.“ | |
Wappenbegründung: Das Wappen ist in Anlehnung an das für das Jahr 1568 belegte Wappen im Gerichtssiegel von Simmern gestaltet, das Adler und Löwe in dieser Zusammenstellung zeigt. Der Löwe verweist auf die ehemalige Zugehörigkeit zur Wild-Rheingrafschaft, der Wellenpfahl symbolisiert den Simmerbach.
Der Gemeinderat beauftragte den Grafiker Brust, Kirn-Sulzbach, einen Entwurf für ein Gemeindewappen zu erarbeiten. In der Sitzung am 3. Februar 1971 nahm der Rat den vorgelegten Entwurf an.[5] |
Gemeindepartnerschaft
BearbeitenSeit 1988 besteht eine Gemeindepartnerschaft mit der französischen Gemeinde Oudon.
Wirtschaft und Infrastruktur
BearbeitenIn Simmertal gibt es einen Kindergarten und eine Grundschule. Der Ort ist unter anderem über die B 421, die hiesig auf die B 41 trifft, sowie über die Eisenbahnlinie Bingen–Saarbrücken zu erreichen. Über die zuerst genannte Bundesstraße ist in Richtung Nordwesten der Flughafen Frankfurt-Hahn angebunden.
Siehe auch
BearbeitenWeblinks
BearbeitenEinzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz – Bevölkerungsstand 31. Dezember 2023, Landkreise, Gemeinden, Verbandsgemeinden (Hilfe dazu).
- ↑ a b Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz – Regionaldaten
- ↑ Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz (Hrsg.): Amtliches Verzeichnis der Gemeinden und Gemeindeteile. Stand: Februar 2022. S. 23 (PDF; 3,3 MB).
- ↑ Chronik Gemeinde. In: gemeinde-simmertal.de. Archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 31. August 2021; abgerufen am 31. August 2021.
- ↑ a b Statistische Mappen, VG Kirn-Land, 2009
- ↑ Simmertal, Gemeinderatswahl 09.06.2024. In: Kommunalwahlergebnisse Simmertal. Landeswahlleiter Rheinland-Pfalz, abgerufen am 12. August 2024.
- ↑ Der Landeswahlleiter Rheinland-Pfalz: Gemeinderatswahl 2019 Simmertal. Abgerufen am 21. September 2019.
- ↑ Wahlband Kommunalwahlen 2014 (wahlen.rlp.de)
- ↑ Sitzung des Ortsgemeinderates. In: Mitteilungsblatt für den Bereich der Verbandsgemeinde Kirner Land, Ausgabe 27/2024. Linus Wittich Medien GmbH, Höhr-Grenzhausen, abgerufen am 12. August 2024.
- ↑ Simmertal. Bericht von der konstituierenden Sitzung 2024. In: Mitteilungsblatt für den Bereich der Verbandsgemeinde Kirner Land, Ausgabe 29/2024. Linus Wittich Medien GmbH, Höhr-Grenzhausen, abgerufen am 12. August 2024.
- ↑ Simmertal, Ortsbürgermeisterwahl (Gemeinde) 09.06.2024. In: Kommunalwahlergebnisse Simmertal. Landeswahlleiter Rheinland-Pfalz, abgerufen am 12. August 2024.
- ↑ Vertretung der Ortsgemeinde. In: Mitteilungsblatt für den Bereich der Verbandsgemeinde Kirner Land, Ausgabe 37/2024. Linus Wittich Medien GmbH, Höhr-Grenzhausen, abgerufen am 16. Oktober 2024.
- ↑ Helmut Hein: Bekanntmachung des Tages der Wahl der/des Ortsbürgermeisterin/Ortsbürgermeisters und über die Einreichung von Wahlvorschlägen. In: Mitteilungsblatt für den Bereich der Verbandsgemeinde Kirner Land, Ausgabe 37/2024. Linus Wittich Medien GmbH, Höhr-Grenzhausen, 6. September 2024, abgerufen am 16. Oktober 2024.
- ↑ Niederschrift über die Sitzung des Ortsgemeinderates Simmertal vom 21.03.2022. In: Mitteilungsblatt für den Bereich der Verbandsgemeinde Kirner Land, Ausgabe 13/2022. Linus Wittich Medien GmbH, Höhr-Grenzhausen, abgerufen am 2. April 2022.
- ↑ a b Wolfgang Bartels: Speh ist neuer Ortsbürgermeister von Simmertal. In: Allgemeine Zeitung. VRM GmbH & Co. KG, Mainz, 6. März 2022, abgerufen am 14. März 2022.
- ↑ Wolfgang Bartels: Simmertal: Keine Mehrheit für einzigen Bürgermeister-Kandidat. In: Allgemeine Zeitung. VRM GmbH & Co. KG, Mainz, 30. November 2021, abgerufen am 5. Dezember 2021 (Nur Artikelanfang frei zugänglich).
- ↑ SWR: Bürgermeisterwahl gescheitert. In: SWR Aktuell. Südwestrundkunk, 29. November 2021, archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 5. Dezember 2021; abgerufen am 5. Dezember 2021.
- ↑ Wolfgang Bartels: Trauer um Simmertals Ortsbürgermeister Werner Speh. In: Allgemeine Zeitung. VRM GmbH & Co. KG, Mainz, 5. Juni 2024, abgerufen am 12. August 2024 (Nur Artikelanfang frei zugänglich).
- ↑ Landeswahlleiter Rheinland-Pfalz: Direktwahlen 2019: Kirn-Land, Verbandsgemeinde. In: wahlen.rlp.de. Abgerufen am 21. September 2019.
- ↑ Christina Bleisinger: Rücktritt als Ortsbürgermeisterin mit der Bitte um Entlassung aus dem Ehrenbeamtenverhältnis. (pdf; 247 kB) In: gemeinde-simmertal.de. 30. August 2021, archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 31. August 2021; abgerufen am 31. August 2021.
- ↑ Bürgermeisterin von Simmertal tritt wegen Streit um Querdenker zurück. In: swr.de. Archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 6. Oktober 2021; abgerufen am 6. Oktober 2021.
Fabian Goebel: Querdenker-Proteste: Ortsbürgermeisterin schmeißt hin. In: Allgemeine Zeitung. 31. August 2021, abgerufen am 6. Oktober 2021. - ↑ Martín Steinhagen: Rücktritt wegen Querdenker-Demos: „Es wäre feige gewesen, nichts zu tun“. In: Zeit Online. 22. September 2021, archiviert vom am 22. September 2021; abgerufen am 22. September 2021.