Sportler des Jahres (Deutschland)
Seit 1947 wählen die deutschen Sportjournalisten, zunächst in den vier alliierten Besatzungszonen, ab 1949 der Bundesrepublik Deutschland an jedem Jahresende die deutsche Sportlerin des Jahres bzw. den Sportler des Jahres. Seit 1957 wird zusätzlich eine Mannschaft des Jahres ermittelt, seit 1964 eine Sportlerin des Jahres separat gewertet.[1] Initiiert wurde diese Wahl von Kurt Dobbratz, Gründer der Sportpresse-Agentur Internationale Sport-Korrespondenz, die auch heute noch als Veranstalter verantwortlich ist. Seit 1998 wird die Proklamation vom ZDF aus dem Kurhaus Baden-Baden übertragen, die beiden Jahre davor von der ARD.
In der DDR fand von 1953 bis 1989 eine Sportlerwahl (siehe Sportler des Jahres (DDR)) im Rahmen einer Leserumfrage der Tageszeitung Junge Welt statt. Eine DDR-Sportlerin des Jahres wurde erstmals 1958 ermittelt, ab 1959 dann auch eine DDR-Mannschaft des Jahres. Im Jahr 1990 erfolgte in Deutschland dann die erste gemeinsame Wahl der Sportler des Jahres.
In einzelnen Sportarten gibt es ebenfalls Wahlen zum herausragenden Sportler dieser Sportart, so werden in Deutschland die Basketballer des Jahres, Spieler des Jahres der Basketball-Bundesliga, Beachvolleyballer des Jahres, Fußballer des Jahres, Handballer des Jahres, Leichtathleten des Jahres, Radsportler des Jahres und Volleyballer des Jahres geehrt. Seit 2006 werden auch die Trainer des Jahres ausgezeichnet, die Auszeichnung wird vom Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) vorgenommen.
Im Rahmen der Ehrung für die Sportler des Jahres wird auch der Sparkassenpreis für Vorbilder im Sport vergeben.
Moderation
BearbeitenSeit Beginn der Fernsehübertragung führten folgende Personen durch das Programm:
- 1996: Carmen Nebel und Gerhard Delling
- 1997: Gerhard Delling
- 1998–2000: Wolf-Dieter Poschmann
- 2001–2006: Kristin Otto und Wolf-Dieter Poschmann
- 2007–2022: Katrin Müller-Hohenstein und Rudi Cerne
- seit 2023: Lena Kesting und Sven Voss[2]
Preisträger
BearbeitenEine Übersicht über die bisherigen Preisträger seit 1947[3] (Hinweis: während der Teilung Deutschlands organisierte die DDR zwischen 1953 und 1989 eine separate Wahl).
Häufigste Preisträger
Bearbeiten# | Jahre | Wer |
---|---|---|
10 | 1966, 1970, 1974, 1980, 1990, 1996, 2002, 2006, 2010, 2014 | Fußballnationalmannschaft der Männer |
8 | 2006, 2007, 2008, 2011, 2012, 2014, 2015, 2021 | Rollstuhlbasketballnationalmannschaft der Frauen |
6 | 1986, 1987 (2×), 1988, 1989, 1999 | Steffi Graf (fünfmal als Sportlerin, einmal als Mitglied der deutschen Fed-Cup-Mannschaft (1987)) |
1959, 1960, 1968, 1988, 1989, 2012 | Deutschland-Achter | |
5 | 1985, 1985, 1986, 1989, 1990 | Boris Becker (viermal als Einzelsportler, einmal als Mitglied der deutschen Daviscup-Mannschaft (1985)) |
2011, 2013, 2014, 2015, 2017 | Anna Schaffelhuber | |
4 | 1950, 1951, 1951, 1952 | Ria Baran-Falk (dreimal als Einzelsportlerin, einmal als Paar mit Paul Falk) |
1981, 1982, 1983, 1984 | Ulrike Meyfarth | |
1982, 1983, 1984, 1988 | Michael Groß | |
1963, 1972, 1992, 2008 | Hockeynationalmannschaft der Herren | |
1967, 2001, 2013, 2020 | FC Bayern München | |
3 | 1955, 1956, 1969 | Hans Günter Winkler (zweimal einzeln, einmal als Mitglied der Springreiter-Equipe (1969)) |
1969, 1970, 1971 | Hans Fassnacht | |
1979, 1982, 1987 | Harald Schmid (zweimal einzeln, einmal als Mitglied der 4 × 400-m-Staffel (1982)) | |
1994, 1996, 1998 | Katja Seizinger | |
1994, 1999, 2019 | Nationalmannschaft Skispringen | |
1973, 1976, 2000 | Bahnrad-Vierer | |
1993, 1995, 2002 | Franziska van Almsick | |
1997, 1997, 2003 | Jan Ullrich (zweimal einzeln, einmal als Mitglied von Team Telekom (1997)) | |
2004, 2005, 2008 | Kirsten Bruhn | |
2006, 2010, 2011 | Gerd Schönfelder | |
1957, 1995, 2011 | Borussia Dortmund | |
2007, 2011, 2012 | Magdalena Neuner | |
2012, 2013, 2014 | Robert Harting | |
2019, 2020, 2021 | Malaika Mihambo | |
1993, 2005, 2023 | Basketballnationalmannschaft der Männer | |
2 | 1947, 1948 | Gottfried von Cramm |
1954, 1956 | Ursula Happe | |
1962, 1963 | Gerhard Hetz | |
1965, 1966 | Helga Hoffmann | |
1967, 1969 | Liesel Westermann | |
1970, 1972 | Heide Rosendahl | |
1972, 1973 | Klaus Wolfermann | |
1971, 1975 | Borussia Mönchengladbach | |
1974, 1978 | Eberhard Gienger | |
1990, 1991 | Katrin Krabbe | |
1991, 1998 | 1. FC Kaiserslautern | |
2001, 2003 | Hannah Stockbauer | |
1995, 2004 | Michael Schumacher | |
2005, 2011 | Dirk Nowitzki (einmal einzeln, einmal als Mitglied Basketballnationalmannschaft (2005)) | |
2005, 2009 | Michael Teuber | |
2007, 2016 | Fabian Hambüchen | |
2016, 2017 | Niko Kappel | |
2016, 2017 | Laura Ludwig und Kira Walkenhorst | |
2016, 2018 | Angelique Kerber | |
2019, 2022 | Niklas Kaul | |
2017, 2023 | Léon Schäfer (einmal einzeln, einmal als Mitglied der 4-mal-100-Meter-Staffel (2017)) | |
2022, 2023 | Anna-Lena Forster |
Besonderes
BearbeitenUlrike Nasse-Meyfarth wurde als erste Sportlerin viermal hintereinander gewählt (1981–1984), was danach nur noch Steffi Graf (1986–1989) gelang, die mit zehn Jahren auch die größte Zeitdifferenz als Einzelsportlerin zwischen zwei Ehrungen aufweist (1989 und 1999). Bei Hans Günter Winkler lagen als Aktiver 13 Jahre zwischen zwei Ehrungen (1956 als Einzelsportler und 1969 als Mitglied der Springreiter-Equipe). Bei Berti Vogts waren es sogar 26 Jahre zwischen der Wahl als Aktiver der deutschen Fußballnationalmannschaft (1970) und der Wahl als deren Trainer (1996).
Viermal gelang es bisher Sportlern in einem Jahr sowohl alleine als auch in der Mannschaft gewählt zu werden: 1976 Gregor Braun, 1985 Boris Becker, 1997 Jan Ullrich und 1999 Martin Schmitt und einmal einer Sportlerin: 1987 Steffi Graf. Das Fed-Cup-Team war auch 1987 die erste reine Frauenmannschaft, die als Mannschaft des Jahres gewählt wurde.
Ein Kuriosum ist zudem die Wahl von Ria Baran-Falk, die 1951 sowohl zur Sportlerin des Jahres, als auch mit ihrem Mann Paul Falk zum Sportler des Jahres gewählt wurde.
Die Olympiasiegerin Ingrid Krämer aus Dresden wurde 1960 sowohl in der Bundesrepublik als auch in der DDR zur Sportlerin des Jahres gewählt. Mit Katrin Krabbe wurde 1990 im Jahr der Wiedervereinigung auch gleich eine Sportlerin aus den neuen Bundesländern gewählt. Die 2000 gewählte Heike Drechsler war bereits 1986 Sportlerin des Jahres in der DDR.
Während 1964 mit Roswitha Esser und Annemarie Zimmermann zwei Sportlerinnen gewählt wurden, die zusammen im Kajak-Zweier aktiv waren, wurden 1966 mit Helga Hoffmann und Karin Frisch zwei Sportlerinnen mit gleicher Punktzahl auf den ersten Platz gewählt.
1961 wurde Wolfgang Graf Berghe von Trips posthum zum Sportler des Jahres gewählt.
Jüngste Einzelpreisträger waren Wiltrud Urselmann 1957 mit 15 Jahren bei den Frauen und Boris Becker 1985 mit 18 Jahren bei den Männern. Älteste Einzelpreisträger waren Karl Kling 1952 bei den Männern und Birgit Fischer 2004 bei den Frauen mit jeweils 42 Jahren.
Mit Dirk Nowitzki wurde 2011 erstmals ein Mannschaftssportler als Sportler des Jahres ausgezeichnet. Nowitzki war bereits 2005 Zweiter und 2007 Dritter geworden. Die Ernennung zum Sportler des Jahres 2011 ist Nowitzkis zweite Auszeichnung, nachdem schon 2005 die deutsche Basketballnationalmannschaft der Herren zur Mannschaft des Jahres gewählt worden war.
Statistik nach Sportarten
Bearbeiten
|
|
|
Verleihungsorte
Bearbeiten- 1955: Ludwigsburg
- 1956: Stuttgart, Liederhalle
- 1957: Köln, Kölner Messehalle, Rheinsaal
- 1958: Dortmund, Kleine Westfalenhalle
- 1959: Hannover, Tellkampfschule
- 1960–1977: Baden-Baden, Kurhaus
- 1978–1980: Sindelfingen
- 1981–1983: Berlin
- 1984: München
- 1985–1995: Baden-Baden, Kurhaus
- 1996–1997: Ludwigsburg
- seit 1998: Baden-Baden, Kurhaus
Siehe auch
BearbeitenWeblinks
Bearbeiten- Sportler des Jahres
- Behindertensportler des Jahres
- Vor 60 Jahren machten die „Sportler des Jahres“ erstmals Station in Baden-Baden. Badische Neueste Nachrichten, 19. Dezember 2020.
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Historie auf der offiziellen Webseite
- ↑ ZDF tauscht Moderatoren bei „Sportler des Jahres“-Gala aus. In: Focus Online, 6. Dezember 2023.
- ↑ Ergebnisse seit 1947 auf der offiziellen Website