Die 5. Vierschanzentournee 1956/57 begann mit dem Springen in Oberstdorf am 29. Dezember und war schon nächsten Tag, dem 30. Dezember in Innsbruck zu Gast. Am 1. Januar folgte das traditionelle Neujahrsspringen in Garmisch-Partenkirchen, womit in nur 4 Tagen 3 Wettbewerbe durchgeführt wurden. Dann folgte zunächst eine längere Pause, bis am 6. Januar das Abschlussspringen in Bischofshofen durchgeführt wurde. Erstmals waren polnische Springer am Start. Die Finnen traten ohne ihren Olympiasieger von 1956 Antti Hyvärinen und den Tourneegewinner von 1954/55 Hemmo Silvennoinen an.[1] Trotzdem stellten sie mit Tourneuling Pentii Uotinen den Gesamtsieger. Von den übrigen Tourneesiegern war nur Vorjahressieger Kamenski aus der Sowjetunion am Start.

5. Vierschanzentournee
Sieger
Tourneesieger Finnland Pentti Uotinen
Oberstdorf Finnland Pentti Uotinen
Innsbruck Sowjetunion 1955 Nikolai Schamow
Garmisch-Partenkirchen Sowjetunion 1955 Nikolai Kamenski
Bischofshofen Finnland Eino Kirjonen
Teilnehmer
Nationen 10 (AUT, FIN, FRG, GDR, NOR,
POL, SWE, SUI, TCH, URS)
Sportler 57
1955/56 1957/58

Nominierte Athleten 56/57

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Nation Athleten
Deutschland BR  BR Deutschland Max Bolkart, Georg Thoma, Sepp Kleisl, Toni Brutscher, Edi Heilingbrunner, Sepp Hohenleitner, Hermann Anwander, Willi Fischer, Willy Gotthold, Helmut Ackermann, Alfred Winkler, Hans Kriner, Hias Winkler (13)
Deutschland BR  DDR Harry Glaß, Werner Lesser, Helmut Recknagel, Harald Pfeffer, Horst Lesser, Helmut Döbrich, Hugo Fuchs, Herbert Arnold (8)
Osterreich  Österreich Willi Egger, Walter Habersatter, Rudi Schweinberger, Otto Leodolter, Alois Leodolter, Walter Steinegger, Ferdl Kerber, Albin Plank, Heinz Winkler (9)
Finnland  Finnland Pentti Uotinen, Eino Kirjonen, Aulis Kallakorpi (3)
Norwegen  Norwegen Asbjørn Osnes, Kjell Kopstad, Arne Larsen, Toralf Engan (4)
Polen 1944  Polen Władysław Tajner, Józef Huczek, Jan Kula, Jakub Węgrzynkiewicz (4)
Schweden  Schweden Toivo Lauren, Arne Ström (2)
Schweiz  Schweiz Andreas Däscher, Francis Perret (2)
Sowjetunion 1955  Sowjetunion Nikolai Kamenski, Nikolai Schamow, Nikolai Trussow, Koba Zakadse, Juri Skworzow, Juri Moschkin, Waleri Kondratjew (7)
Tschechoslowakei  Tschechoslowakei Mojmír Stuchlík, Jáchym Bulín, Zdeněk Remsa, Drahomír Jebavý, Antonín Chraust (5)

Oberstdorf

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Zum dritten Mal in Folge gelang vor 10.000 Zuschauern den finnischen Springern ein Doppelsieg beim Auftaktspringen auf der Schattenbergschanze. Diesmal siegte der bis dahin nicht so in Erscheinung getretene Pentti Uotinen vor dem Olympiazweiten Aulis Kallakorpi. Platz 3 war mit Werner Lesser und Toni Brutscher gleich zweimal fest in deutscher Hand. Helmut Recknagel stürzte im ersten Durchgang und belegte so nur Platz 35. Geschmälert wurde der sportliche Wert des Springens durch das Fehlen der sowjetischen Springer, die noch im Vorjahr bei ihrer erstmaligen Teilnahme gleich den Tourneesieger stellten. Ihnen wurde von den bundesdeutschen Behörden die Einreise verweigert.[1]

Pos. Springer Land Punkte
01 Pentti Uotinen Finnland  Finnland 227,0
02 Aulis Kallakorpi Finnland  Finnland 223,0
03 Werner Lesser Deutschland Demokratische Republik 1949  DDR 218,5
Toni Brutscher Deutschland BR  BR Deutschland 218,5
05 Andreas Däscher Schweiz  Schweiz 218,0
06 Max Bolkart Deutschland BR  BR Deutschland 217,5
07 Kjell Kopstad Norwegen  Norwegen 215,5
08 Harry Glaß Deutschland Demokratische Republik 1949  DDR 212,5
09 Walter Steinegger Osterreich  Österreich 212,0
10 Asbjørn Osnes Norwegen  Norwegen 210,5
Toivo Lauren Schweden  Schweden 210,5
Georg Thoma Deutschland BR  BR Deutschland 210,5

Innsbruck

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Entgegen der normalen Reihenfolge wurde schon am Folgetag in Innsbruck gesprungen. Dabei überraschten die nun erstmals startenden sowjetischen Springer mit den ersten 2 Podiumsplätzen. Mit Platz 4 vervollständigte Koba Zakadse das Ergebnis seiner Mannschaft. Während die Finnen diesmal nicht in die Entscheidung eingriffen, zeigten die deutschen Springer eine gute Mannschaftsleistung mit den Plätzen 3, 4 und 6. Erstmals konnte dabei der erst 19-jährige Helmut Recknagel bei der Tournee mit Platz 6 auf sich aufmerksam machen. Auch in der Gesamtwertung zeigte sich nach 2 Springen die Stärke der deutschen Springer. Nach dem führenden Finnen Pentii Uotinen lagen Max Bolkart mit 3,5 und Werner Lesser mit 5,5 Punkten Rückstand noch sehr aussichtsreich im Rennen.

Zwischenstand nach 2 Springen
Pos. Springer Punkte
01. Uotinen 438,5
02. Bolkart 435,0
03. Lesser 433,0
Pos. Springer Land Punkte
01 Nikolai Schamow Sowjetunion 1955  Sowjetunion 221,5
02 Nikolai Kamenski Sowjetunion 1955  Sowjetunion 218,5
03 Max Bolkart Deutschland BR  BR Deutschland 217,5
04 Koba Zakadse Sowjetunion 1955  Sowjetunion 213,5
04 Werner Lesser Deutschland Demokratische Republik 1949  DDR 213,5
06 Helmut Recknagel Deutschland Demokratische Republik 1949  DDR 212,5
06 Eino Kirjonen Finnland  Finnland 212,5
08 Pentti Uotinen Finnland  Finnland 211,5
09 Zdeněk Remsa Tschechoslowakei  Tschechoslowakei 210,5
10 Aulis Kallakorpi Finnland  Finnland 209,0

Garmisch-Partenkirchen

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Nach Protesten, auch mit Unterstützung des westdeutschen Skiverbandes, durften nun auch in Garmisch vor 30.000 Zuschauern die sowjetischen Springer starten. Und auch beim Neujahrsspringen entschieden sie das Duell mit den Finnen für sich. Allerdings gewann Nikolai Kamenski hauchdünn mit 0,3 Punkten Vorsprung vor Eino Kirjonen. Nikolai Schamow gelang im zweiten Durchgang mit 91,5 m ein neuer Schanzenrekord. Die zweithöchste Weite betrug 83,5 m. Insgesamt erreichten 4 sowjetische Springer eine Platzierung unter den ersten Zehn. Von den deutschen Springern konnten einzig Max Bolkart und Harry Glaß mit Platz 7 und 8 mit den Führenden mithalten. Dennoch reichten die Ergebnisse dafür aus, dass Bolkart und Lesser ihre vorläufigen Podiumsplätze noch halten konnten. Der Finne Kirjonen hatte allerdings Boden gut gemacht und lag schon knapp hinter Lesser.

Zwischenstand nach 3 Springen
Pos. Springer Punkte
01. Uotinen 653,9
02. Bolkart 645,7
03. Lesser 633,1
Pos. Springer Land Punkte
01 Nikolai Kamenski Sowjetunion 1955  Sowjetunion 217,9
02 Eino Kirjonen Finnland  Finnland 217,6
03 Pentti Uotinen Finnland  Finnland 215,4
04 Nikolai Schamow Sowjetunion 1955  Sowjetunion 215,0
05 Koba Zakadse Sowjetunion 1955  Sowjetunion 212,3
06 Nikolai Trussow Sowjetunion 1955  Sowjetunion 211,8
07 Max Bolkart Deutschland BR  BR Deutschland 210,7
08 Harry Glaß Deutschland Demokratische Republik 1949  DDR 206,4
09 Toralf Engan Norwegen  Norwegen 205,8
10 Władysław Tajner Polen 1944  Polen 202,5

Bischofshofen

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Am Dreikönigstag stand wieder ein Finne auf dem Siegerpodest. Eino Kirjonen verwies mit neuem Schanzenrekord von 94 m und fast 10 Punkten Abstand die sowjetischen Springer Kamenski und Schamow auf die weiteren Podiumsplätze. Die deutschen Springer zeigten mit den Plätzen 4 bis 7 eine starke Leistung. Der aussichtsreich platzierte Max Bolkart verlor allerdings auf Platz 11 mit nur 204,5 Punkten sage und schreibe 26 Punkte auf den Tagessieger Kirjonen, so dass dieser ihn noch vom zweiten Platz in der Gesamtwertung verdrängte.

Pos. Springer Land Punkte
01 Eino Kirjonen Finnland  Finnland 230,5
02 Nikolai Kamenski Sowjetunion 1955  Sowjetunion 220,6
03 Nikolai Schamow Sowjetunion 1955  Sowjetunion 217,2
04 Helmut Recknagel Deutschland Demokratische Republik 1949  DDR 214,5
05 Georg Thoma Deutschland BR  BR Deutschland 213,6
06 Werner Lesser Deutschland Demokratische Republik 1949  DDR 212,1
07 Harry Glaß Deutschland Demokratische Republik 1949  DDR 211,8
08 Pentti Uotinen Finnland  Finnland 208,9
09 Walter Habersatter Osterreich  Österreich 208,2
10 Walter Steinegger Osterreich  Österreich 207,6

Gesamtstand

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Trotz eines fulminanten Auftritts von Eino Kirjonen in Bischofshofen reichte es am Ende nicht ganz für den Gesamtsieg. Pentii Uotinen rettete mit einem achten Platz auf der Paul-Außerleitner-Schanze noch 0,7 Punkte Vorsprung für den Tourneegewinn. Die deutschen Springer konnten sich mit 5 Athleten unter den ersten Zehn platzieren, wobei sich Helmut Recknagel schon in Oberstdorf mit seinem Sturz eine bessere Gesamtplatzierung verbaute. Zwischenzeitlich waren sogar 2 deutsche Springer in den Podiumsrängen. Am Ende gelang aber zumindest Max Bolkart mit Platz 3 die erste Podiumsplatzierung in der Tourneegesamtwertung für einen deutschen Springer. Das Abschneiden der sowjetischen Athleten wurde aufgrund des fehlenden Springens in Oberstdorf nicht berücksichtigt. Legt man nur die Punkte der letzten 3 Springen rein rechnerisch zugrunde, wäre die Reihenfolge Kirjonen, Kamenski, Schamow, Uotinen gewesen. Man kann also davon ausgehen, das die Gesamtwertung ohne das Einreiseverbot nach Oberstdorf anders ausgesehen hätte.

Rang
Name Nation Gesamt-
wertung
Oberst-
dorf
[6]
Inns-
bruck
[7]
Garmisch-
Partenk.-
[8]
Bischofs-
hofen
[9]
01 Pentti Uotinen Finnland  Finnland 862,8 227,0 / 01. 211,5 / 08. 215,4 / 03. 208,9 / 08.
02 Eino Kirjonen Finnland  Finnland 862,1 201,5 / 17. 212,5 / 06. 217,6 / 02. 230,5 / 01.
03 Max Bolkart Deutschland BR  BR Deutschland 853,6 217,5 / 06. 217,5 / 03. 210,7 / 07. 204,5 / 11.
04 Werner Lesser Deutschland BR  DDR 845,2 219,5 / 03. 213,0 / 05. 200,6 / 11. 212,1 / 06.
05 Harry Glaß Deutschland BR  DDR 827,3 212,5 / 08. 196,5 / 24. 206,4 / 08. 211,8 / 07.
06 Walter Steinegger Osterreich  Österreich 825,0 212,0 / 09. 208,0 / 11. 197,4 / 13. 207,6 / 10.
07 Aulis Kallakorpi Finnland  Finnland 821,1 223,0 / 02. 209,0 / 10. 191,5 / 20. 197,6 / ?
08 Georg Thoma Deutschland BR  BR Deutschland 812,0 210,5 / 10. 195,5 / 25. 192,4 / 18. 213,6 / 05.
09 Władysław Tajner Polen 1944  Polen 810,9 207,0 / 15. 201,5 / 15. 202,5 / 10. 199,9 / ?
10 Helmut Recknagel Deutschland BR  DDR 808,6 188,0 / 35. 212,5 / 07. 198,6 / 12. 214,5 / 04.

[5]

Einzelnachweise

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  1. a b ND vom 3. Januar 1957, S. 6.
  2. Finnentriumph in Oberstdorf. In: Arbeiter-Zeitung. Wien 30. Dezember 1956, S. 20.
  3. Überraschung beim Innsbrucker Springen. In: Arbeiter-Zeitung. Wien 1. Jänner 1957, S. 32.
  4. ND vom 2. Januar 1957, S. 4.
  5. a b Eindrucksvolle Revanche der Finnen. In: Arbeiter-Zeitung. Wien 8. Jänner 1957, S. 10.
  6. FIS-Resultatsliste
  7. FIS-Resultatsliste
  8. FIS-Resultatsliste
  9. FIS-Resultatsliste