Die Milliarden-Dollar-Frage
Die Milliarden-Dollar-Frage ist nicht etwa eine Art Über-Jauch, sondern gesucht ist die Zahl der Naturkatastrophen in einem Jahr, deren wirtschaftliche Gesamtschadenssumme höher ist als eine Milliarde US-Dollar. In den 1990er Jahren überschritten solche Naturereignisse nur in Ausnahmefällen diese Höhe. Etwa seit dem Jahr 2000 sind es jedes Jahr mehrere solche Ereignisse; ihre Zahl schwankt grob zwischen 15 und 40. Dabei werden diese Schadenssummen von verschiedener Seite beachtet und zur Diskussionsgrundlage gemacht. Die Klimaforscher wollen damit Trends feststellen oder bestätigen, die auf Verstärkung der Folgen von Wetterkatastrophen durch den Klimawandel hindeuten. Die Versicherungswirtschaft zieht sie zur Beurteilung ihres Geschäftsrisikos – und damit der Prämien – heran. Hier in der deutschsprachigen Wikipedia wird von mir damit seit einigen Jahren eine Beurteilung der Aktivität der wetterinteressierten Benutzer einerseits und der Community als ganzes versucht.
Dabei wäre eine Fehlannahme, die tendenziell vorhandene Zunahme hoher Schadenssummen bei Wetterkatastrophen ausschließlich auf den Klimawandel zurückzuführen. Gerade die Zunahme der Bevölkerung in den Küstengebieten und der höhere Industrialisierungsgrad in einigen Entwicklungsländern, darunter die Philippinen, die VR China, Vietnam, Bangladesch und Indien, führt zu höheren Schadenssummen. 2020 gilt dies etwa für Zyklon Amphan, der vor allem den indischen Bundesstaat Westbengalen und die in Bangladesch angrenzenden Gebiete getroffen hat und 128 Menschenleben forderte sowie einen Sachschaden von 13 Milliarden US-Dollar verursachte. Zyklon Amphan traf fast dasselbe Gebiet wie vor einem halben Jahrhundert der sogenannte Bhola-Zyklon, der 300.000 bis mglw. über 500.000 Menschen das Leben nahm, aber mit „nur“ 86,4 Millionen US-Dollar weitaus niedrigere Sachschäden verursachte. Die Zahlen sprechen für sich, trotz der etwas unsicheren Intensitätsangaben von 1970, trotz der über ein halbes Jahrhundert hinweg verbesserten Resilienz von Staat und Gesellschaft und trotz der rechtzeitigen Warnungen und Evakuierungen in der Gegenwart. Nicht nur sind weltweit küstennahe Bereiche stärker besiedelt, auch die dort vorhandenen Immobilien sind höherwertiger geworden und ihre Versicherungsrate hat zugenommen.
Im meiner kleinen Analyse ist mit der Milliardengrenze bei den Schadenssummen die Annahme verbunden, daß diese Über-Katastrophen nicht nur zweifelsfrei relevant sind, sondern auch ein umfangreiches Medieninteresse generieren, sodaß – theoretisch – Benutzer sich dadurch zum Schreiben eines Artikels animiert sehen und auch eine deutschsprachige Beleglage vorhanden ist.
Wie sich bereits im Sommer andeutete, war die Atlantische Hurrikansaison 2020 ein Ausnahmeereignis mit 30 benannten Stürmen, 13 Hurrikanen und sechs schweren Hurrikanen. Nahezu jeder einzelne tropische Wirbelsturm im Laufe der Saison war der jeweils früheste seit Beginn der Aufzeichnungen im Atlantik, und erst zum zweiten Mal überhaupt, nach 2005, mußte das National Hurricane Center auf griechische Buchstaben zurückgreifen. Die ungewöhnlich starke Aktivität war die Folge mehrerer begünstigender Faktoren, darunter eines sich im Saisonverlauf verstärkenden La-Niña-Effektes, der noch einige Monate anhalten wird und auch eine leicht überdurchschnittliche Australische Zyklonsaison 2020–2021 erwarten läßt. Es gab also theoretisch mehr als genug Möglichkeiten, individuelle Sturmartikel zu schreiben, doch erfolgte das nicht. Positiv zu vermelden ist das Engagement von vor allem Benutzer Andol und Rennrigor, die teils gemeinsam, teils jeder für sich die Abschnitte zu den einzelnen atlantischen Stürmen schrieben. Daß sich letzterer durch Sockenspielereien selbst ein Bein gestellt hat, ist für das Portal:Wetter und Klima keine gute Nachricht. Neue Benutzer in dem Themenbereich, so steht zu befürchten, stehen wohl für eine ganze Weile unter Generalverdacht. Das ist nämlich der eigentliche Schaden, den Sockenpuppenspielereien anrichten.
Jahr | Gesamtzahl | dazu bestehende Artikel | alle Wetterkatastrophen** |
2013 | 41 | 4 (davon DACH: 3) | 13 (davon DACH: 3) |
2014 | 25 | 3 (davon DACH: 1) | 13 (davon DACH: 2) |
2015 | 30 | 3 (davon DACH: 1) | 11 (davon DACH: 4) |
2016 | 29 | 4 (davon DACH: 1) | 11 (davon DACH: 2) |
2017 | 29 | 6 (davon DACH: 0) | 15 (davon DACH: 5) |
2018 | 39 | 10 (davon DACH: 5) | 14 (davon DACH: 6) |
2019 | 40 | 8 (davon DACH: 1) | 19 (davon DACH: 3) |
2020* | 45 | 4 (davon DACH: 2)† | 13 (davon DACH: 3) |
* vorläufige Werte zum 30.11. ** in Kategorie:Naturkatastrophe nach Jahr, ohne Saisonartikel † DE-WP hat einen Artikel für vier eigenständig relevante Waldbrandkomplexe. |
Die Tabelle nennt in den linken Spalten die Zahl der Wetterkatastrophen mit einer Schadenssumme von mehr als einer Milliarde US-Dollar und die Zahl der dazu bestehenden Artikel (in Klammern solche, die zumindest in Teilen den deutschen Sprachraum betroffen haben) und in der letzten Spalte die Zahl aller Artikel zu Wetterkatastrophen ohne Saisonartikel (in Klammern wieder solche, die den deutschen Sprachraum betroffen haben). Bei den vier Multimilliarden-Schadensereignissen, für die es in unserer Sprachversion Artikel gibt, handelt es sich um das Alpenhochwasser 2020 (3,2 Mrd. USD), Orkan Sabine (2,7 Mrd. USD) sowie mehrere Feuerkomplexe in Kalifornien, die – äquivalent zu en:2020 California wildfires – unter Waldbrände in Kalifornien 2020 zusammengefaßt sind, nämlich das Glass Fire (3,75 Mrd. USD), die CZU Lightning Complex Fires (3,5 Mrd. USD), die LNU Lightning Complex Fires (3,0 Mrd. USD) und das North Complex Fire (1 Mrd. USD). (Die hier genannten Lemmata entsprechen der Ansetzung in der englischen Wikipedia und beruhen auf den von der Behörde Cal Fire verwendeten amtlichen Namen.) Und die Buschbrände in Australien 2019/2020. Die vollständige Liste der Wetterkatastrophen von 2020 mit einer Schadenssumme von mehr als einer Milliarde US-Dollar sollte in der zweiten Januarhälfte 2021 verfügbar sein.
2020 entstanden hierzuwiki keine Artikel zu den Wetterkatastrophen des Jahres, die die höchsten Sach- bzw. Personenschäden erzeugten, nämlich die Überschwemmungen in China 2020 (32 Mrd. USD Sachschaden) und die Monsunfluten in Indien 2020 (1925 Tote).
Von den 2020 geschriebenen Artikeln zu einzelnen Wetterkatastrophen seien zwei indiviudell erwähnt: Zum einen hat Benutzer:Andol mit Überschwemmungen im Sudan 2020 gezeigt, daß auch für Naturkatastrophen in Afrika reputable Quellen existieren und daraus resultierende Artikel ihren Platz in der deutschsprachigen Wikipedia haben, und zum anderen Alpenhochwasser 2020, weitgehend die Arbeit von Benutzer:Arkelin, der vor allem in der allemannischen und der französisch-provenzalischen Wikipedia aktiv ist. Letzteres Sprachgebiet überschneidet sich mit der am meisten betroffenen Region dieses Alpenhochwassers. Die beiden anderen Sprachversionen, Englisch und Französisch, die auch einen Artikel über dieses Ereignis haben, führen diesen als Artikel über einen Sturm.
Bei den Saisonartikeln sieht es gemischt aus. Der Artikel zur Atlantischen Hurrikansaison 2020 wurde quasi in Echtzeit erstellt und ist auf einem guten Zwischenstand. Unbefriedigend ist der Zustand der Artikel für die Pazifische Taifunsaison 2020 und die Pazifische Hurrikansaison 2020 sowie die Zyklonsaison im Nordindik 2020. Die „Saisonmäntel“ hatte ich zum jeweiligen Saisonbeginn erstellt. Allerdings fanden die betreffenden Entstehungsgebiete nicht genügend Interessenten, die die jeweilige Saison begleitet hätten. Nicht vorhanden sind die Saisonartikel für die Südhalbkugel, weder für das abgelaufene, noch für das noch bis zum 30. Juni 2021 laufende Zyklonjahr der Südhalbkugel. Aus diesem Grund konnte etwa in der Woche vor Weihnachten der die Fidschi-Inseln verwüstende Zyklon Yasa nicht auf der Hauptseite verlinkt werden. Das Portal:Wetter und Klima blieb auch 2020 ein Nischenportal mit einer Handvoll aktiven Benutzern.
Addendum und Erratum: Die Katastrophendatenbank EM-DAT, die vom Centre for Research on the Epidemiology of Disasters (CRED) an der französischsprachigen Université catholique de Louvain gepflegt wird, hat im vergangenen August seine Statistik 2019 (PDF) veröffentlicht. Demnach haben die Hitzewellen in Europa 2019 die höchsten Opferzahlen aller Wetterkatastrophen von 2019 verursacht. Ex post erscheint der seinerzeitige Löschantrag so als pure Trollerei. Mehr als 2500 Menschen sind vor allem in Frankreich, Belgien und den Niederlanden infolge der hohen Temperaturen von teils deutlich über 40 °C gestorben. In der laufenden Berichterstattung tauchen solche Zahlen nicht auf, erst die Übersterblichkeit in den Sterbestatistiken verrät das Ausmaß solcher Ereignisse, und auch deswegen sind Hitze und Dürre der am meisten unterschätzte Typ von Naturkatastrophen. 2020 war in Europa zwar das wärmste Jahr seit Beginn der Aufzeichungen, aber die Extremwerte des Sommers 2020 waren weniger extrem als 2019.
Jahr | Abrufzahl von Übersterblichkeit |
2016 | 3.075 |
2017 | 6.192 |
2018 | 5.847 |
2019 | 2.789 |
2020 1–11 |
189.925 |
Der Begriff „Übersterblichkeit“ dürfte vor der COVID-19-Pandemie vielen Wikipedia-Lesern unbekannt gewesen sein. Diese Kennzahl wird vor allem dann zur Ermittlung von Opferzahlen einer Naturkatastrophe verwendet, wenn anderweitig keine genaueren Zahlen festgestellt werden können, so etwa bei der Hitzewelle in Europa 2003 oder bei Hurrikan Maria 2017. COVID-19 dominiert spätestens seit März 2020 weltweit die Übersterblichkeit, sodass diese Methode zur Ermittlung von Opferzahlen bei Naturkatastrophen einstweilen nicht aussagekräftig herangezogen werden kann.
Inwieweit COVID 19 und die damit verbundenen Einschränkungen das Editverhalten von Wikipedia-Benutzern beeinflußt – sowohl quantitativ als auch qualitativ – wird sicher noch zur Genüge untersucht werden. Der Verfasser dieser Zeilen hat bei sich ganz subjektiv eine Verlangsamung seiner Wikipedia-Aktivität festgestellt. Anderen mag es genauso gehen, wieder andere beobachten bei sich vielleicht das Gegenteil. Allen gemeinsam ist wohl der Wunsch, diesen Mist hinter sich zu lassen. In diesem Sinne, bleibt gesund und auf Wiedersehen 2021. MaB 31.12.
Sockenspielereien
Kommentar: Und wieder ist einer aufgeflogen. Das ist nun der wievielte Fall? Warum ist das so? Ist es die Eitelkeit? Ist es der Glaube, die eigene Meinung sei so wichtig, dass man auch das Recht hat, die Regeln zu brechen? Was auch immer es ist, ich glaube, es ist auch so, dass wir als Projekt es solchen Leuten zu leicht machen. Sockenspielerei wird von noch zu vielen als Kavaliersdelikt angesehen. Oder dann schöngeredet, wenn es nur die richtige Person ist, die Socken spielt. Und dann werden immer wieder Ausreden gesucht und gefunden: „… hätte ja alles nicht so weit kommen müssen, hätte man das arme Sockenspieler-Opfer doch nur besser behandelt“. Im Dienste der passenden Moral ist von noch zu vielen hier akzeptiert, dass halt die ein oder andere Socke vorgehalten wird.
Ich halte Socken für eine echte Pest (und möchte sie ausdrücklich von Zweitaccounts unterschieden wissen, die etwa aus nachvollziehbaren Gründen genutzt werden, etwa am Arbeitsplatz oder in bestimmten Themenfeldern, wo man nicht mit dem Klarnamensaccount auftreten will oder kann – aber hier werden diese Konten im Allgemeinen auch streng getrennt und nie doppelt in Diskussionen eingesetzt, zu Abstimmungen verwendet etc., und auch von deklarierten Zweitkonten). Sie sorgen für ein ständig vorhandenes latentes Mißtrauen und untergraben die Projektmoral. Sockenspielereien müssten immer und zwingend, verbindlich, zu einer indefiniten Sperre für alle beteiligten Accounts, alle anderen Accounts dieser Person und alle Nachfolgeaccounts führen. Egal wie groß die Verdienste sind. Egal, ob man sich für einen „Kritiker“ hält.
Der oben angesprochene Fall hat mal wieder dazu geführt, dass eine Adminkandidatur nachträglich verändert werden musste. Ich will gar nicht darüber nachdenken, wieviele Socken dort noch abgestimmt haben. Und es ist ja nun auch nicht das erste Mal, dass Wahlen manipuliert wurden, bis hin zu anderen Wahlausgängen. Wikipedia ist keine Demokratie. Aber die demokratischen Elemente, die wir haben, sollten nicht durch den Egoismus von Sockenspielern ad absurdum geführt werden. Wer so etwas in der „echten Welt“ tut, ist kriminell.
Ganz ehrlich: ich bin es so leid. Sockenspieler sollten in diesem Projekt immer und für immer ausgeschlossen werden. Es gibt keine Rechtfertigung, es gibt keine Entschuldigung für solchen Betrug.MC 27.12.
Wenn’s fließet und schwappet, oft naß es ist
Im Mittelpunkt dieses Artikels steht eine Statistik zu den Artikeln über Überschwemmungen in der deutschsprachigen Wikipedia. Dieser Beitrag ist gewissermaßen die Replik auf die im November im Kurier rezensierte Studie zur Schieflage bei der Abdeckung von Überschwemmungen in der englischsprachigen Wikipedia. In einem normalen Jahr wäre dies wahrscheinlich ein WikiCon-Vortrag geworden, der die Situation in unserer Sprachversion beleuchtet. Aber dieses Jahr ist kein normales Jahr, und die deutschsprachige Wikipedia kennt onwiki kein anderes Forum für derartige Betrachtungen als den Kurier. Dies möge der werte Leser bei seinen allfälligen Mißfallensbekundigungen berücksichtigen.
Die nachfolgende Statistik ist insofern quick’n’dirty weil sie nur auf einer Auswertung der Kategorien beruht und so zwangsläufig Überschwemmungen übergeht, die nur im Rahmen von Ortsartikeln oder in Wirbelsturmartikeln erwähnt werden. Deswegen sind die nachfolgenden Zahlen nur bedingt vergleichbar mit denen in der Studie.
Zum Zeitpunkt 14. Dezember 2020 präsentierte sich die Kategorie:Hochwasserereignis wenig stringent. Sie hat drei Unterkategorien, von denen die beiden Kategorien für Stauanlagenunfälle bzw. Tsunamis hier nicht von Interesse sind. Von den 73 direkt eingetragenen Artikeln sind zwei als Hauptartikel inhaltsdefinierend, und zwei weitere sind Listen von Hochwasserereignissen; dazu kommen drei nur inhaltlich verwandete Artikel (Windstau (Hydrologie), Dammwache und Arkstorm), die in die Kategorie gar nicht gehören. Zwei kategorisierte Weiterleitungen leiten auf Artikel weiter, in denen Hochwasserereignisse Nebenthema im Artikel sind, z.B. Starzelhochwasser 2008 leitet auf Starzel (Neckar)#Starzelhochwasser 2008.
Wäre das hier Dalli Dalli, so würde Brigitte Xander noch abziehen: Altai-Flut, Bonneville-Flut und Missoula-Fluten, alle im Zusammenhang mit der letzten Eiszeit, desweiteren Atraḫasis-Epos, Nimuš und Sintflut als Geschehnisse aus dem Reich der Sagen und Legenden, gleichwohl nicht ausgeschlossen werden kann, daß ein reales historisches Ereignis den Kern der Dichtung bildet. Abzuziehen wäre wohl auch Clermont (Queensland), weil in diesem Ortsartikel eine konkrete Überflutung des Ortes (nämlich 1915) in nur einem Satz Erwähnung findet. Und Lac de Saint-Laurent als Vertreter einer katastrophalen Überflutung nach dem Brechen eines Bergsturz-Stausees. Außerdem auch Zwin als vermutlich 1134 infolge einer Sturmflut entstandener Flußarm und Mount-Polley-Dammbruch als falsch eingetragener Stauanlagenunfall. Abziehen sollte man auch Überschwemmungen am Bristolkanal 1607, weil es sich dabei wohl eher um einen Tsunami und nicht um eine Sturmflut gehandelt hat. Das ergibt dann 127.550 Schilling, pardon, 52 Artikel.
Hinzu kommen etwa genausoviele Artikel in den Unterkategorien nach Flußsystem, wobei hier einige Übersichtsartikel wie Hochwasser in Minden und Irrläufer wie Hochwasserschutz in Dresden abzuziehen wären. Alles in allem dürften wir per 14. Dezember 2020 etwa 95 dedizierte Hochwasserartikel haben, deren Lemma man in folgende Typen gruppieren kann:
- Lemma beinhaltet Fluß/Flußgebiet und Hochwasser oder Flut (z.B. Oderhochwasser 2010)
- Lemma beinhaltet Region und Hochwasser, Überschwemmung oder Flut (z.B. Hochwasser in Mitteleuropa 2009)
- Lemma beinhaltet Region/Land und Unwetter (z.B. Unwetter im Alpen-Adria-Raum im Herbst 2018)
- Lemma hat den Namen eines Sturms (z.B. Medicane Numa, Hurrikan Katrina)
- Lemma beinhaltet den Heiligen des betr. Datums (z.B. Magdalenenhochwasser 1480) oder kirchlichen Feiertags (z.B. Fronleichnamsflut)
- Sonderformen wie Große Flut von 1862
- atypische Lemmatisierungen wie Winter 1783/84
Die ersten beiden Typen sind in der Regel einer Flußsystem-Unterkategorie zugewiesen, die übrigen im allgemeinen nicht.
Am Alpenhochwasser 2020 wird deutlich, warum eine Sortierung nach Flußsystem nicht generell sinnvoll ist. Die betroffenen Gebiete entwässern nämlich über Rhein, Rhone, Vésubie, Pò und Inn/Donau in Nordsee, Löwengolf, Ligurisches Meer, Adriatisches Meer und Schwarzes Meer, hinzu kommen mehrere Küstenflusse in den Seealpen. Aus Gründen der Arbeitsökonomik müssen hier Überschwemmungen durch tropische Wirbelstürme unberücksichtigt bleiben, gleichwohl einige bekannte Hurrikane der letzten Jahre umfassende und gleichzeitig unterschiedliche Überschwemmungen ausgelöst haben, siehe obige Abbildungen.
Im Vergleichszeitraum zur EN:WP-Studie (2016 bis 2019) hat unsere Sprachversion folgende Überschwemmungsartikel:
- 2016: Unwetter in Europa im Frühjahr 2016
- 2017: Hitze und Unwetter in Europa 2017, Unwetter in Sierra Leone 2017, Medicane Numa und Hochwasser im Harz und Harzvorland (2017)
- 2018: Unwetter in Japan 2018, Unwetter im Alpen-Adria-Raum im Herbst 2018, Flutkatastrophe im Sudan 2018
- 2019: Unwetter in Spanien im September 2019
Räumlich gegliedert betreffen diese
- nur Deutschland (11 %)
- DACH in Europa und/oder Europa (55 %)
- Afrika (22 %)
- Asien (11 %)
Was sagen uns diese Zahlen? Zuallererst, soweit erinnert sich der Verfasser dieser Zeilen an seine Statistik-Vorlesungen im Grundstudium, ist die Stichprobe zu klein, um konkrete Aussagen und Vergleiche machen zu können, abgesehen vielleicht von der Feststellung, daß diese Zahlen dem Fazit von Lorini/Rando/Saez-Trumper/Castillo für die englischsprachige Wikipedia diametral entgegen stehen. Daran ändert sich nur wenig, wenn man den Untersuchungszeitraum ausweitet. Eine Zeitreihe ergibt folgende Artikelzahlen für die angegebenen Jahre (Abtippfehler vorbehalten):
2001 | 2002 | 2003 | 2004 | 2005 | 2006 | 2007 | 2008 | 2009 | 2010 | 2011 | 2012 | 2013 | 2014 | 2015 | 2016 | 2017 | 2018 | 2019 | 2020 |
0 | 2 | 1 | 0 | 2 | 2 | 2 | 2 | 6 | 3 | 5 | 1 | 4 | 3 | 1 | 1 | 4 | 3 | 1 | 4 |
Auffallend ist, daß diese Verteilung nicht der Entwicklung der schreibenden Benutzerzahlen entspricht. Offensichtlich ist dieses Artikelthema entgegen anderslautender Beteuerungen doch nicht das Interessensgebiet der Horden von Newstickerautoren, die angeblich unsere Enzyklopädie verunstalten. Eine von mir nur kursorisch vorgenommene räumliche Gliederung der Artikel ergibt ein völliges Fehlen von Artikeln zu Überschwemmungen in der Volksrepublik China und eine nur geringe Zahl von Artikeln zu Überschwemmungsereignissen in Nordamerika. Die interessierte Benutzerschaft dürfte jedenfalls anders fokussiert sein, als die eher internationale Benutzerschaft der englischsprachigen Wikipedia. Eine genauere Erforschung dürfte weitreichende synoptische Analysen zumindest der zehn oder zwölf größten Wikipediasprachversionen erfordern, ohne die notorischen Botpedien und vielleicht auch ohne Berücksichtigung der katalanischen Sprachversion, die sich etwa bei afrikanischen Themen an anderer Stelle als wenig brauchbar gezeigt hat.MaB 16.12.
Ein Streifzug durch die Wikipedia Library
Ist jedem schon die Wikipedia Library bekannt? Nein? Dann wird es höchste Zeit, denn dahinter verbirgt sich ein kostenloser Zugang für Wikipedianer zu umfangreicher, hochwertiger Wissensliteratur. Alles was man tun muss, um diesen Zugang zu erhalten, ist ein einziger Klick, der die Zugangsberechtigung prüft: 500 Bearbeitungen insgesamt, die letzten 6 Monate aktiv gewesen sein, 10 Bearbeitungen im letzten Monat, keine aktiven Sperren und schon kann es los gehen.
Was erwartet hier einen? Ohne weitere Bewerbung erhält man auf Anhieb Zugang zu aktuell 25 Partnern aus dem überwiegend englischsprachigen Raum mit klangvollen Namen wie Annual Reviews, JSTOR oder Oxford Reference. Für jeden dürfte etwas dabei sein. Ganz besonders interessieren mich hier die Biographien und wissenschaftlichen Lexika. Nehmen wir z.B. das Oxford Dictionary of National Biography mit derzeit über 60.000 Biographien. Über die äußerst praktische Oberfläche lässt sich nach Geschlecht, Lebensdaten, Beruf und Religion filtern, wir können uns die zuletzt verstorbenen Personen ansehen und finden dort z.B. eine vorzügliche Biographie zu dem 2016 verstorbenen Sänger George Michael (mit ausbaufähigem Wikipedia-Artikel). Ähnlich aufgebaut und aktuell ist die American National Biography, mit jedoch erst 19.000 Biographien.
Für Kunst- und Musikliebhaber dürften Oxford Music Online und Oxford Art Online von Interesse sein. Letzteres Sammelwerk beinhaltet über 200.000 von Fachautoren geschriebene und aktualisierte Einträge. Auch hier kann man sich seinen Lieblingsbereich auswählen, wie wäre es z.B. mit afrikanischer, präkolumbischer oder Film- und Videokunst?
Von etwas anderer Art, aber nicht weniger interessant ist Oxford Bibliographies. Für die verschiedensten Fachbereiche erhält man zu ausgewählten Themen einen Überblick zum aktuellen Forschungsstand, quasi ein Wegweiser durch den Literaturdschungel. Welche Fragen werden aktuell diskutiert, wer hat zu welchen Details einer Biographie etwas geschrieben oder welche literarischen Werke analysiert? Allein zum afrikanischen Schriftsteller Chinua Achebe habe ich eine Unmenge an bibliographischen Informationen gefunden, die den Wikipedia-Artikel dazu wahrscheinlich sprengen würden.
Doch kommen wir nun zu Oxford Reference Online, für mich das Herzstück der Zugänge. Hier finden wir nochmals über 400 frei zugängliche Lexika und Enzyklopädien bzw. über 1 Million Einträge. Für mich besonders interessant ist die Oxford Encyclopedia of Archaeology in the Near East und die Oxford Encyclopedia of Ancient Egypt, aber natürlich dürfte auch jeder andere geisteswissenschaftliche Bereich auf seine Kosten kommen, mitunter treffen wir hier auch die Oxford Encyclopedia of Maritime History, die Oxford International Encyclopedia of Peace oder die Oxford Encyclopedia of Children's Literature.
Und das ist nur ein Teil der Schätze, die anderen Zugänge, mitunter auch mit vielen wissenschaftlichen Zeitschriften und Artikeln, dürften nicht weniger wertvoll sein. Bleibt noch die Hoffnung, dass noch weitere und vor allem deutschsprachige Partner hinzukommen, aber meine Bedürfnisse für die nächsten paar Jahre (oder gar Jahrzehnte) dürften ausreichend gedeckt sein. S20, 03.12.
WP:VM (offline)
Ich mag Kunst im öffentlichen Raum, vor allem Brunnen, Bronzeplastiken und Skulpturen, die Alltagsszenen niedlich und detailreich darstellen – Kinder, Tiere, Märchen aber auch Mahnmale.
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Segelflieger
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Schirmkinder
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Denkmal für Opfer des Faschismus
Spektakuläre Kunstraube wie der Einbruch in das Grüne Gewölbe in Dresden oder der Maple-Leaf-Diebstahl im Berliner Bode-Museum haben ein großes mediales Echo und werden wahrgenommen. Doch auch die kleinen und weniger bekannten Kunstwerke im öffentlichen Raum sind Diebstahl und Vandalismus ausgesetzt. Im August habe ich die Bronzeplastik einer Turnerin vor einer Sporthalle fotografiert. Ich gestehe, ich habe auch ihren Po fotografiert, doch darum geht es jetzt nicht. Gestern wurde ich von einem anderen Autoren auf der Category-Diskussion informiert, dass die Plastik Anfang November gestohlen und zerstört wurde. Der Dieb wurde zwar mit Teilen der Plastik gefasst, als er sie bei einem Schrotthändler abgeben wollte. Das Kunstwerk ist aber zerstört und der Kopf fehlt. Virtuell ist sie gerettet, aufgrund meiner mäßigen Handyfotos unter freier Lizenz. So wie der Turnerin ergeht es immer wieder Kunstwerken, sie werden wegen des Materialwerts gestohlen, einfach so zerstört oder mit Farbe vandaliert.
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Das war sie, die Turnerin
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Jaguarskulptur – Farbvandalismus
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Relief zur Berliner Geschichte – Farbvandalismus
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Badende Jungen – gestohlen
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Sitzender Akt – gestohlen
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Mutter mit Kind – beschädigt
Viele der Kunstwerke wollte ich noch einmal fotografieren, sie besser in Szene setzen und Details aufnehmen, da sich meine Fotofähigkeiten verbessert haben. Aufgeschoben ist nicht aufgehoben, dachte ich. Doch Metalldiebe und Vandalen machten mir einen Strich durch die Rechnung.
Ich hoffe, dass ich diesen Artikel ruhig und unaufgeregt geschrieben habe, obwohl mich das Thema sehr bewegt. Ich möchte damit eine Bitte an euch richten: Macht Fotos von Kunstwerken im öffentlichen Raum! Schaut sie an und erfreut euch daran aber haltet sie digital fest! Z t, 01.12.
(Kein) Entwurf der Movement Charter
Chris Keating (The Land) hat auf verschiedenen Kanälen wie der Wikimedia-Mailingsliste seinen Input zur Charta der Bewegung (Movement Charter) beworben und bittet um Rückmeldungen aus der Bewegung (deutsche Übersetzung). Die Charta, insbesondere die Rechte von Wikipedia-, Commons- und Wikidatafreiwilligen war Thema bei der Umfrage zur Priorisierung und Chris ist als ehemaliger Vorsitzender von Wikimedia UK und Mitglied der Arbeitsgruppe „Roles & Responsibilities“ (Rollen und Verantwortlichkeiten) im Strategieprozess sicher kein Leichtgewicht, daher könnte sein Entwurf bei der Erarbeitung der Charta eine Rolle spielen. Es dürfte daher sinnvoll sein, sich frühzeitig zu beteiligen. CJ (WMDE), 31.12.
Bebilderung dank Heinrich-Böll-Stiftung
Durch Zufall stieß ich auf den Flickr-Fotostream der Heinrich-Böll-Stiftung. Ich war positiv überrascht, dass die meisten Fotos dort mit einer für uns passenden Lizenz veröffentlicht werden. So konnte ich in den letzten Tagen diverse unserer Personen-Artikel erst- oder neubebildern. Da die Politikerartikel in der Regel schon mit guten Fotos versehen waren (eine Ausnahme bildete Sybille Volkholz), traf meine Aktion stattdessen Artikel zu Wissenschaftlern wie Harald Müller, Ingrid Hentschel und Jan Plamper, zu Journalisten wie Karl-Heinz Meier-Braun, Matthew Karnitschnig und Marvin Oppong, zu Schriftstellern wie Ghassan Zaqtan, Mira Magén und Dorit Rabinyan und zu Kulturschaffenden wie Frank Riede, Iris Böhm und Oliver Reese. Bei anderen, wie Hanna Gersmann und Christoph von Marschall, konnten unzureichende Bilder ausgetauscht werden. Manches Foto fand bei uns keinen passenden Artikel, konnte dafür aber anderssprachige Artikel bebildern, zum Beispiel den en-Artikel zu Rama Thiaw oder den fr-Artikel zu Dawid Danilo Bartelt. Wieder andere fanden bisher nur Wikidata-Einträge ohne Wikipedia-Artikel, z. B. Alina Polyakova und Henri Tiphagne. Im Fotostream der Heinrich-Böll-Stiftung gibt es aber nicht nur Fotos von Personen, sondern auch Fotos von Landschaften und Ereignissen (auch aus Übersee) sowie diverse Grafiken und Statistiken. Ein Blick kann also lohnenswert sein. Sollte jemand Bilder finden, die er gern auf Commons sehen würde, kann ich das Tool Flickr2Commons empfehlen, das ganz gute Dienste leistet. Auch das CropTool für die Erstellung von Bildausschnitten ist sehr hilfreich. Rr, 30.12.
Kleine Freude: Jimmy Wales im Interview über das Klexikon
Ob er als Kind auch eine Enzyklopädie hatte? Und welchen Unsinn sich Eltern ausdenken? Darüber sprach Wikipedia-Gründer Jimmy Wales mit dem Klexikon, dem Online-Lexikon für Kinder. Das Video ist auf Englisch mit deutschen Untertiteln. Z., 29.12.
Wärme und Freundlichkeit ohne Urheberrechtsschutz!
Da wir hier in der Wikipedia auch recht viel mit Urheberrechtsfragen zu tun haben, mögen die einen oder anderen doch erleichtert sein, aus dem Guardian zu erfahren, dass die Erben von Arthur Conan Doyle eine Klage gegen Netflix fallengelassen haben, in der sie argumentierten, dass die Darstellung der Figur des Sherlock Holmes im Film Enola Holmes ihre Rechte verletze, da er darin auch Freundlichkeit und menschliche Wärme zeige. Diese Eigenschaften seines Charakters habe Doyle nur in späteren Erzählungen beschrieben, die in den USA immer noch unter das Copyright fallen (in Europa sind die gesamten Werke von Doyle bereits gemeinfrei, da er vor über 70 Jahren gestorben ist). Netflix argumentierte dagegen, dass Emotionalität und Respekt selbst dann, wenn diese Eigenschaften spezifisch einem urheberrechtlich geschützten Werk eigen wären, nicht schutzfähige Ideen seien. „Das Urheberrecht ermöglicht kein Eigentum an generischen Konzepten wie Wärme, Freundlichkeit, Empathie oder Respekt“. Davon liessen sich nun offenbar auch Doyles Erben überzeugen. Und wir dürfen hier hoffentlich weiterhin auch freundlich sein, ohne dafür verklagt zu werden. ;-) Gestumblindi, 27.12.
Pakistan droht Wikipedia
Pakistan droht Google und Wikipedia wegen Sakrilegen
Nachdem Pakistan bereits im Frühjahr ein Gesetz verabschiedet hat, das Fake-News und Terrorismus unter Strafe stellt und von Kritikern als weiterer Schritt zur Zensur gewertet wird, ist am 25. Dezember von der Pakistan Telecommunication Authority ein Schreiben auf Twitter veröffentlicht worden, das es Google untersagt, „nicht authentische Ausgaben“ des Koran und Mohammed-Karikaturen bereitzustellen. Wikipedia wird untersagt, Mirza Masrur Ahmad, das Oberhaupt seiner religiösen Gemeinschaft, in Artikeln einen Muslim zu nennen. In Pakistan ist es dieser Minderheit bei Strafe verboten, sich als Muslime zu bezeichnen. Pakistan droht bei Nichtbeachtung mit weiteren Schritten nach dem Prevention of Electronic Crimes Act 2016 (#PECA) und den Regularien von 2020. CJ WMDE 27.12.
Von 15. Jänner bis 15. Januar
Runde Geburtstage von Berühmtheiten verursachen ratternde mediale Bilanzen über dekorierten Häuptern, denen die Spaßfrage zur Pflichtfrage wird. Der bevorstehende 20. Geburtstag der Wikipedia am 15. Jänner ist keine Ausnahme. Wie man da mit Würde und Freude wieder herauskommt, damit befasst sich das österreichische Festkomitee. Der Kalender mit Einfällen für den Konnex zur außerwikipedianischen Wirklichkeit auf 20.wikipedia.at (frisch!) füllt sich. Hier zu den Interna. Das WP20-Geburtstagswichteln wurde dadurch geadelt, dass es kurz vor einem Jänner-Januar-Edit-War stand. Demokratisch wichtiger ist die Tatsache, dass noch bis 15. J. dazu Gelegenheit ist, anderen Projektbeteiligten ein Geschenk zu machen und selbst etwas davon zu haben. Dabei auch einmal über ungewohnte Themenfelder zu schreiben kann eine wohlige Mischung aus Vorfreude und Panik bewirken, wie der Autor dieser Zeilen bestätigen kann. Die Prominenz, die manche Wikipedianerinnen und Wikipedianer innerhalb des Projekts genießen, spiegelt sich nur selten außerhalb wieder. In einer Porträt-Serie anlässlich des Jubiläumsjahrs werden diese Menschen nach und nach vor den Vorhang geholt. Vielleicht ist es auch innerhalb des Kollegiums interessant zu erfahren, für wie wichtig eine Poupou l’quourouce den persönlichen Austausch hält oder wie ein M2k~dewiki die Zukunft des Projekts sieht. Noch ein Wort zu den Partyvideokonferenzen. Es gibt am Abend des 15. mehrere und die österreichische, die des Digitalen Themenstammtischs, jene aus Frankfurt und Ostfriesland sind nur eine kleine Auswahl. Communitys in der ganzen Welt treffen sich in ihren virtuellen Räumen. Die österreichische, die italienische, die polnische, die serbische und wahrscheinlich noch ein paar mehr Partys werden ab 20 Uhr MEZ für 15 min kurzzeitig zusammengelegt zum Hallo- und Happy-Birthday-Sagen. Das ist nämlich wirklich die viel strapazierte Chance in der Pandemie, bevor wir dann 2022, January 15th, zum 21. Geburtstag wieder auf unseren realen Stammtischen bei Schnitzel oder Cevapcici sitzen. Dann allerdings auch wieder relativ unbehelligt von der Medienöffentlichkeit. RL (WMAT), 23.12.
Von Stummeln und Samen
Ein gerade begonnener, noch unfertiger Artikel wird hierzulande bekannterweise als „Stub“ beschimpft, also als „Stumpf“ oder „Stummel“. Ein äußerst toter Begriff, der kaum noch Hoffnung gibt. „Stub“ steht auch für „Abriss“ oder als Verb für „roden“, „to stub out“ meint mitunter das Ausdrücken einer Zigarette. Wie freundlicher mutet dagegen die Swahili-Wikipedia an, die diese Artikel treffender als Mbegu, also Samen bezeichnet. Denn sie müssen ja noch wachsen, benötigen eine besondere Pflege und können erst durch beharrliche Recherchearbeit gedeihen und ihre ganze Pracht entfalten. S20, 21. Dezember 2020
Das Jahr 2020, ausgepackt
Das Jahr 2020 neigt sich seinem – von vielen ersehnten – Ende zu und an vielen Stellen findet man nun die Rückblicke auf die letzten zwölf Monate. Ein Jahr geprägt von der COVID-19-Pandemie und gebeutelt von vielen anderen Krisen und Katastrophen – gibt es da noch Gutes zu berichten? In unserem kleinen youtube-Format Unboxing Wikipedia möchten wir das Jahr positiv abschliessen und zeigen, was 2020 in der Wikipedia passiert ist. Welche Aktionen und Projekte gab es, was waren die Initiativen des Jahres? Wir haben versucht, die Lichtblicke herauszupicken. Feiert mit uns und lasst euch überraschen, was 2020 so alles passiert ist – und lasst euch von unseren Gästen erzählen, was für sie 2020 die wichtigsten und schönsten Momente waren und was sie sich für 2021 wünschen. Neugierig gemacht? Hier geht's lang!
Wir wünschen euch allen ein paar ruhige Tage zum Jahresende, ein paar nette Feiertage und einen schönen Übergang nach 2021. Darauf einen Eierlikör, euer Unboxing-Team elya, Raymond und Achim, 21. Dezember 2020
1700 Jahre
werden es 2021 sein. Solange ist jüdische Kultur auf dem heutigen Gebiet Deutschlands nachweisbar. Eine Urkunde des römischen Kaisers Konstantin I. aus dem Jahr 321 soll dies dokumentieren. Holger Plickert von WMDE hatte die Idee, dass dieses hoffentlich nicht nur virtuell stattfindende Festjahr auch seine Würdigung in der Wikipedia finden sollte. Da Jubiläen Autor*innen immer die Chance bieten, auch an bisher unbemerktes oder neues Material für enzyklopädische Arbeit zu gelangen, haben sich einige interessierte Leute zusammengetan, um Artikel zu dem Thema entweder neu zu schreiben oder, besonders wichtig, Bestehendes zu verbessern. Der 2018 in Köln gegründete Verein „321–2021: 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland e.V.“ setzt sich als Ziel, bundesweit Ausstellungen und Kulturevents zu organisieren und Schriften zur „Bedeutung der jüdischen Kultur und Geschichte für Deutschland und Europa“ herauszugeben. Das hört sich für die Wikipedia und ihre GLAM-Aktivitäten vielversprechend an. Ein erster Eindruck unserer Arbeit kann auf der Seite Wikipedia:GLAM/1700 Jahre gewonnen werden. Wir hoffen auf Interesse der Community und weitere Kolleg*innen, die entspannt mitmachen wollen. Sc, 17. Dezember 2020
Grüße zum Jahresende
Das Team Ideenförderung bei Wikimedia Deutschland bedankt sich auch nach diesem recht außergewöhnlichen Jahr wieder ganz herzlich bei der Community für das Engagement in den Wikimedia-Projekten und für die Zusammenarbeit. Das Team wünscht erholsame Feiertage sowie einen guten Start ins neue Jahr und freut sich darauf, die Community auch 2021 bei ihrem Einsatz für Freies Wissen zu unterstützen.
Zwischen dem 21. Dezember 2020 und dem 4. Januar 2021 ist das Team Ideenförderung nur eingeschränkt erreichbar.
Technische Wünsche zu Geoinformationen gesucht
Der Schwerpunkt „Bessere Unterstützung von Geoinformationen“ wurde in der Umfrage „Technische Wünsche 2020“ zum Gewinner gewählt.
Das bedeutet, das Team Technische Wünsche von Wikimedia Deutschland wird sich zwei Jahre mit diesem Themenfeld beschäftigen und verschiedene Probleme darin angehen. Als erster Schritt dafür läuft derzeit die Recherche nach Problemen und Bedarf. Dafür laden wir alle ein auf dieser Projektseite Probleme, Wünsche und Ideen zu sammeln, strukturieren, weiterentwickeln und diskutieren.
Um ein noch besseres Bild für die Probleme und Arbeitsweisen rund um das Thema Geoinformationen zu haben, suchen wir Freiwillige, welche sich für ein kurzes Interview bereit erklären. Wenn du Interesse hast, trag dich auf dieser Liste ein. M (WMDE), 16.12.
Über 3 Millionen mehrsprachige Motivangaben
Auf Commons arbeiten viele Helfer daran unser Medienarchiv besser nutzbar zu machen. Dazu gehört unbedingt auch die Angabe des Motives bei Bilddaten. Mit Commons:Strukturierte Daten hat man dafür auch eine Infrastruktur geschaffen, die auch die Mehrsprachigkeit unterstützt. Gerade erst wurde die Marke von 3.000.000 Motivangaben an Bilddaten überschritten. Wenn ich bei einem Bild unter dem Reiter "Strukturierte Daten" das deutsche Wort "Apfel" eingebe, dann kann dieses Bild auch bei einer Suche nach dem englischen "apple" oder polnischen "Jabłko" gefunden werden (Dank d:Q89 in Wikidata!). Jeder kann mithelfen Bilder mit Motivangaben zu versehen. Insgesamt warten noch 63.000.000 Dateien auf eine Motivangabe. Fangt am besten bei eurer Lieblingsort an (Beispiel: Bilder ohne Motiv in Dresden). Nutzt dazu gerne auch die Tools auf der Projektseite. Damit geht es flotter von der Hand. sk, 16.12.
Nachhaltigkeit, Fairness und Struktur
Die zweite Runde der globalen Gespräche über die Strategie Wikimedia 2030 wurde konkreter
Der abschließende Bericht über die Gespräche vom 5. und 6. Dezember wird erst im Laufe der Woche fertiggestellt und nach Veröffentlichung übersetzt, aber es gibt bereits einiges an Ergebnissen zu teilen. Obwohl die Atmosphäre nicht wie erhofft direkt zu Ansätzen der Umsetzung führte, sondern häufig mehr oder minder darauf gewartet wird, dass die Wikimedia Foundation voranmarschiert, haben sich allein am ersten Tag über 140 Wikipedia- und Wikimedianer*innen aus der ganzen Welt konkrete Gedanken zur Umsetzung der Strategie Wikimedia2030 gemacht. Wie im vorherigen Artikel über die erste Runde herausgestellt, ging es auch diesmal in thematisch gruppierten Workshops um Neulinge, regionale und thematische Knotenpunkte, die Charta der Bewegung und den globalen Rat – der zuerst in einer Interims-Form gebildet wird –, um technische Verbesserung der Oberfläche und von Tools, eine bessere Bekanntheit der Wikimedia-Projekte und ihrer Strukturen, Unterstützung von unterrepräsentierten Gemeinschaften und ökologische Nachhaltigkeit.Zu den Empfehlungen wurden auch aus einer größeren Anzahl von Einreichungen zehn Lightning-Talks ausgesucht, dreiminütige Vorträge zu einem konkreten Thema.
Die Diskussionen der Arbeitsgruppen sind sowohl in einer englischen Videozusammenfassung als auch über die Protokoll-Etherpads nachvollziehbar.
Ende Januar geht es mit globalen und thematischen Veranstaltungen weiter, ein Umsetzungsplan soll im Februar entworfen werden. Der Fokus wird hier auf der Planung, Erforschung, Besprechung und Umsetzung einzelner Maßnahmen wie dem globalen Rat und anderer Teilaspekte und Initiativen liegen, außerdem braucht es eine koordinierende Stelle.
Wer direkt über Entwicklungen auf der persönlichen Diskussionsseite informiert werden möchte, trägt sich bitte auf Wikipedia:Wikimedia2030/Interessierte ein. CJ (WMDE), 14.12.
Update Der englischsprachige Bericht ist jetzt online und weitestgehend übersetzt.
Wikipedia als Hörsaalersatz?
Einige werden sich noch an dieses Projekt aus dem Sommer 2019 erinnern, das vom Religionswissenschaftlichen Seminar der Universität Zürich in Zusammenarbeit mit WMCH organisiert wurde und Artikel mit erheblichem Überarbeitungsbedarf hervorbrachte. Die Veranstalter haben nun durch Linda Eichenberger auf academia.edu einen Bericht vorgelegt: Alternative Leistungsnachweise im Digital Flipped Classroom. Wikipedia als Plattform und Werkzeug universitärer Lehre Als besonderer Erfolg wurde registriert, daß der Artikel Der kleine Herr Hu. Ein Chinese in Paris es auf WP:SG? geschafft hat. Dem Text des Beitrags entnehme ich, daß die Organisatoren bei pandemiebedingter Schließung von Universitätsgebäuden Wikipedia als mögliche Alternative empfehlen. Das ebenfalls genannte Ziel, neue Autoren für WP zu gewinnen, wurde nicht erreicht: von den Accounts war keiner über den Zeitraum des Projekts hinaus aktiv. Das mag ja daran liegen, daß nicht alle Wikipedianer dem Projekt mit uneingeschränkter Begeisterung gegenüberstanden, einige Kritiker werden mit ihrem Benutzernamen genannt, zu denen ich auch gehöre. Daß die damaligen Diskussionen zu einem verbesserten Verständnis des Funktionierens unserer Enzyklopädie geführt haben, kann ich dem Bericht nicht entnehmen. Enz 14.12.
Blinde Leser brauchen deine Unterstützung
Wikipedia ist voll von Bildern, diese können auch für blinde Leserinnen das Erlebnis beim Erfassen unserer Artikel verbessern – wenn es einen Zusammenhang von Textteilen und deren Bebilderung gibt. Dafür ist eine professionelle Bildbeschreibung (Alt-Text) notwendig. Deine Stimme auf Meta kann ein weiterer Schritt in Richtung Barrierefreiheit sein. Herzlichen und verbindlichen Dank, weitere Diskussion gern hier. (con 12.12.).
20 Jahre Wikipedia – eine virtuelle Retrospektive sucht Geschichten aus der Community
Unter dem Motto „20 Jahre – 20 Objekte“ bereiten wir eine virtuelle Ausstellung anlässlich des 20-Jahre-Jubiläums der Wikipedia vor, koordiniert von Wikimedia Deutschland, Wikimedia Österreich und Wikimedia CH. Eröffnet wird die Schau am 16. März 2021 – dem Geburtstag der deutschsprachigen Wikipedia – im Portal DDBstudio der Deutschen Digitalen Bibliothek.
Im Mittelpunkt der Ausstellung steht die Würdigung der Community, mit einem Einblick in zwanzig exemplarische Geschichten, erzählt anhand von eingereichten Fotos, Texten und Mediendateien aus der Community. Für eine große Bandbreite im Geschichten-Fundus läuft bis zum 10. Januar 2021 der Aufruf, zu dem an dieser Stelle herzlich eingeladen sei. Es werden die spannendsten, informativsten oder unterhaltsamsten zwanzig Einsendungen gesucht, die anschließend Teil der Ausstellung werden. Wir, also das kuratorische Team (Elisabeth und Damaris von der Berliner Kultur-Agentur „Artefakt Kulturkonzepte“ und ich (Fuchs B)) setzen hier auf Vielfalt und exemplarische Momente, um Meilensteine und auch Kuriositäten zu zeigen.
„Gesucht werden Fotos (oder Videos), die einen besonderen Aspekt deiner Mitwirkung illustrieren. Wir denken da ganz weit, sowohl an T-Shirts von WikiCons, die WikiEulen oder Bilder von wikipedianischen Fototouren als auch an deinen ersten Wikipedia-Artikel oder einen Wiki-Beitrag, der dich besonders bewegt hat.“
Das Koordinationsteam der deutschsprachigen Wikimedia-Chapter und wir als kuratorisches Team freuen uns über eine möglichst weite Verbreitung und eine rege Teilnahme an dem Aufruf. FB für das Team, 10.12.
Städtemarathon → Weihnachts-Silvestermarathon 2020/21
Vom 21. Dezember 2020 bis zum 3. Januar 2021 läuft der vierte Wikipedia:Städtemarathon als Weihnachts-Silvestermarathon 2020/21. Es geht darum, viele neue Artikel zu einer oder mehreren Städten, Kleinstädten oder Dörfern zu schreiben. Man kann zum Beispiel über Denkmäler, Gebäude, Kirchen, Sport oder Straßen Texte verfassen. Aber es muss immer zugeordnet werden, um welche Stadt, Kleinstadt oder welches Dorf es sich handelt. Die genauen Regeln stehen auf der Hauptseite des Städtemarathons. Wer Lust hat, kann sich als Einzelkämpfer oder Team anmelden. Ich würde mich sehr freuen, wenn sich viele von euch am Städtemarathon beteiligen. कार 07.12.
Indien verfügt Löschung einer Karte
Wie die Hindustan Times mitteilt, hat Ajay Sawhne, indischer Secretary of the Ministry of Electronics and Information Technology, Wikipedia aufgefordert, eine Karte zu löschen, die Aksai Chin als chinesisches Gebiet zeige. Eine Weigerung ist strafrechtsbewehrt und kann, wie Offizielle mitgeteilt haben, zwei rechtliche Optionen nach sich ziehen: Es können entweder Maßnahmen nach dem Criminal Law Amendment Act eingeleitet werden, die zur Inhaftierung der Betroffenen führen können, oder Indien kann sich auf section 69A berufen, um den Zugang zu Wikipedia in Indien zu sperren. Eine englischsprachige Diskussion dazu findet auf Diskussion Bhutan–India relations statt. .CJ (WMDE), 04.12.
Umfrage zur WikiCon 2021
Trotz der Pandemiebedingungen soll weiterhin eine WikiCon 2021 vorbereitet werden. Wir, die Wikimedia-Chapter im DACH-Raum, bleiben optimistisch, dass eine WikiCon 2021 stattfinden kann. Sie wird vielleicht etwas kleiner ausfallen und angepasst sein an die zu der Zeit geltenden Bestimmungen, aber auf jeden Fall als Möglichkeit der Begegnung im echten Raum, ergänzt durch Möglichkeiten der teilweisen, digitalen Teilnahme. Damit das gelingen kann, stellen wir einen Vorschlag in einer Umfrage zur Abstimmung (bis zum 16. Dezember) und bitten um zahlreiche Beteiligung. Verena (WMDE), 03.12.
Wintersport-Saisonwettbewerb
Mit dem heutigen Tag geht der Saisonwettbewerb des Portals:Wintersport in seine mittlerweile vierte Runde. Gewertet werden Listen, Statistik-, Saison- und Wettkampfartikel und Biografien sowie (neu) Artikel zu Sportvereinen und Wettkampfstätten mit Bezug zum Wintersport. Bis zum 31. März 2021 sind alle herzlich eingeladen, daran teilzunehmen. Die Wettbewerbsseite mit den detaillierten Regeln findet sich hier. S., 01.12.
Virtuelle Weihnachtsgeschenke ...
... kann man ab jetzt wieder vorbereiten. Ideen dazu findet man auf dem Wikipedia-Weihnachtswunschzettel, wo auch jeder eigene Artikelwünsche eintragen darf. Die Artikel werden im Weihnachtsnamensraum vorbereitet, Heiligabend ist dann Bescherung. Das Christkind freut sich auf rege Beteiligung. bjs, 1.12.
100 Tage im Zeichen der Frauen
In exakt 100 Tagen ist der Internationale Frauentag und wie im letzten Jahr findet dieser auch in diesem Jahr Würdigung im Rahmen eines vom Team des Lokal K organisierten und heute gestarteten Autor*innenevents: 100 Tage lang wollen wir uns auf die Biografien und Leistungen von Frauen in unserer Gesellschaft konzentrieren, 100 Tage lang soll in diesem Projekt jeweils mindestens eine Biografie über eine Frau geschrieben und unserem Artikelbestand zugefügt werden – internationale, interdisziplinär, quer durch alle Zeiten und Epochen und von möglichst vielen Autor*innen beigesteuert.
Mit Sybil Connolly, Charlotte Cardin und Zenaide Maia haben sich am heutigen ersten Tag und in den ersten Tagesstunden bereits die ersten Protagonistinnen unserer #100womendays eingefunden. Wenn ihr mitmachen wollt, findet ihr alles Wichtige auf der Projektseite. Das Wichtigste: Bringt Freude am Schreiben mit. AR, 29.11.2020
Update: Bereits am Tag 6 wurde der erste Meilenstein erreicht – es wurden bis zu diesem Tag 100 neue Frauenbiografien eingestellt. AR, 5.12.2020