Edgar Barth

deutscher Autorennfahrer

Wilfried Edgar Barth (* 26. Januar 1917 in Herold; † 20. Mai 1965 in Ludwigsburg) war ein deutscher Automobilrennfahrer.

Edgar Barth
Edgar Barth
Nation: Deutschland Demokratische Republik 1949 DDR (1953)
Deutschland BR BR Deutschland (1957–1964)
Automobil-Weltmeisterschaft
Erster Start: Großer Preis von Deutschland 1953
Letzter Start: Großer Preis von Deutschland 1964
Konstrukteure
1953 EMW · 1957–1960 Porsche · 1964 Rob Walker Racing
Statistik
WM-Bilanz: keine WM-Platzierung
Starts Siege Poles SR
5
WM-Punkte:
Podestplätze:
Führungsrunden:

Karriere Bearbeiten

Barth begann seine Karriere 1934 mit Motorradrennen der Marken DKW und BMW. Nach dem Zweiten Weltkrieg lebte er in Ostdeutschland und begann in den frühen 1950er Jahren wieder ins internationale Renngeschehen einzugreifen. 1953 siegte er auf der Autobahnspinne Dresden. Beim Großen Preis von Deutschland 1953 vertrat er auf EMW die DDR in der Fahrerweltmeisterschaft. Beim Eifelrennen 1955 fuhren er und Paul Thiel für das AWE Rennkollektiv einen Doppelsieg in der Klasse Rennsportwagen bis 1500 cm³ ein. 1957 siedelte er in den Westen über und wurde daraufhin von Porsche unter Vertrag genommen.

In den folgenden Jahren fuhr er sowohl Formel-2-, Sportwagen- als auch Bergrennen. Zu seinen Siegen zählten unter anderem Platz eins der Formel-2-Wertung beim Großen Preis von Deutschland 1957 auf dem Nürburgring, die Targa Florio 1959 und der dreimalige Gewinn der Europa-Bergmeisterschaft in den Jahren 1959, 1963 und 1964, wobei sein Titelerfolg im Jahr 1963 besonders eindrucksvoll war, denn er gewann sechs der insgesamt sieben Wertungsläufe.[1]

 
Edgar Barth im Porsche 904-8 beim Training zum 1000-km-Rennen 1964 auf dem Nürburgring im Streckenabschnitt Brünnchen

Die Targa Florio gewann er zusammen mit Wolfgang Seidel auf einem Porsche 718 RSK. Dieses Rennen ging über 14 Runden bzw. 1008 km, die das Team in 11:02:21,8 Stunden bzw. mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 91,3 km/h zurücklegte.[2] Beim Training zu seinem vorletzten Rennen auf dem Nürburgring, dem 1000-km-Rennen 1964, verunglückte er mit einem Porsche 904-8 nach dem Wechsel der Bremsbeläge spektakulär. Er hatte versäumt, vor dem Abfahren das Bremspedal mehrmals zu betätigen, um Bremsdruck aufzubauen. Dadurch trat er beim Bremsen vor der Südkehre gewissermaßen ins Leere. Der Wagen geriet mit großer Wucht in den Graben am Rand der Strecke und Barth wurde samt Sitz hinausgeschleudert[3], verletzte sich jedoch kaum und sollte am Sonntag in einem Ersatzwagen starten. Barth kam aber nicht zum Einsatz, da sein Partner Colin Davis bereits nach zehn Runden verunglückte und ausschied.[4][5]

In der Formel 1 trat Barth nur sporadisch an. Beim Großen Preis von Deutschland 1958 auf dem Nürburgring erreichte er mit einem Formel 2 Porsche 718 RSK sein bestes Grand-Prix-Ergebnis, einen 6. Platz. Zuletzt fuhr er – schon von seiner Krebserkrankung gezeichnet – einen Cooper-B.R.M. des Rob Walker Racing Teams beim Großen Preis von Deutschland 1964, fiel allerdings früh mit einem Kupplungsschaden aus.[6]

Seinen letzten internationalen Erfolg als Fahrer[7] erzielte er beim 1000-km-Rennen von Paris 1964, das er gemeinsam mit Colin Davis in einem Porsche 904/8 Coupé auf Gesamtrang 3[8] und mit dem Klassensieg in der Prototypenklasse bis 2.0 Liter Hubraum beendete.[9]

1965 erlag der 48-Jährige seiner Krankheit. Sein Sohn Jürgen Barth wurde ein bekannter Langstreckenfahrer und konnte 1977 das 24-Stunden-Rennen von Le Mans gewinnen.

Statistik Bearbeiten

Statistik in der Automobil-Weltmeisterschaft Bearbeiten

Diese Statistik umfasst alle Teilnahmen des Fahrers an der Automobil-Weltmeisterschaft, die heutzutage als Formel-1-Weltmeisterschaft bezeichnet wird.

Gesamtübersicht Bearbeiten

Saison Team Chassis Motor Rennen Siege Zweiter Dritter Poles schn.
Rennrunden
Punkte WM-Pos.
1953 Rennkollektiv EMW EMW R2 EMW 2.0 L6 1
1957 Dr. Ing. F. Porsche KG Porsche 550 RS Porsche 1.5 F4 1
1958 Dr. Ing. F. Porsche KG Porsche RSK Porsche 1.5 F4 1
1960 Dr. Ing. F. Porsche KG Porsche 718 Porsche 1.5 F4 1
1964 Rob Walker Racing Team Cooper T66 Climax 1.5 V8 1
Gesamt 5

Einzelergebnisse Bearbeiten

Saison 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11
1953                  
DNF
1957                
12
1958                      
6
1960                    
7
1961                
DNS DNS
1964                    
DNF
Legende
Farbe Abkürzung Bedeutung
Gold Sieg
Silber 2. Platz
Bronze 3. Platz
Grün Platzierung in den Punkten
Blau Klassifiziert außerhalb der Punkteränge
Violett DNF Rennen nicht beendet (did not finish)
NC nicht klassifiziert (not classified)
Rot DNQ nicht qualifiziert (did not qualify)
DNPQ in Vorqualifikation gescheitert (did not pre-qualify)
Schwarz DSQ disqualifiziert (disqualified)
Weiß DNS nicht am Start (did not start)
WD zurückgezogen (withdrawn)
Hellblau PO nur am Training teilgenommen (practiced only)
TD Freitags-Testfahrer (test driver)
ohne DNP nicht am Training teilgenommen (did not practice)
INJ verletzt oder krank (injured)
EX ausgeschlossen (excluded)
DNA nicht erschienen (did not arrive)
C Rennen abgesagt (cancelled)
  keine WM-Teilnahme
sonstige P/fett Pole-Position
1/2/3/4/5/6/7/8 Punktplatzierung im Sprint-/Qualifikationsrennen
SR/kursiv Schnellste Rennrunde
* nicht im Ziel, aufgrund der zurückgelegten
Distanz aber gewertet
() Streichresultate
unterstrichen Führender in der Gesamtwertung

Le-Mans-Ergebnisse Bearbeiten

Jahr Team Fahrzeug Teamkollege Platzierung Ausfallgrund
1957 Deutschland  Porsche KG Porsche 718 RSK Italien  Umberto Maglioli Ausfall Unfall
1958 Deutschland  Porsche KG Porsche 718 RSK Belgien  Paul Frère Rang 4 und Klassensieg
1959 Deutschland  Porsche KG Porsche 718 RSK Deutschland  Wolfgang Seidel Ausfall Getriebeschaden
1960 Deutschland  Porsche KG Porsche 718 RS60 Deutschland  Wolfgang Seidel Rang 11
1961 Deutschland  Porsche System Engineering Porsche 718 RS61/4 Spyder Deutschland  Hans Herrmann Rang 7
1962 Deutschland  Porsche System Engineering Porsche 356 B Abarth Deutschland  Hans Herrmann Rang 7 und Klassensieg
1963 Deutschland  Porsche System Engineering Porsche 718/8 WRS Spyder Deutschland  Herbert Linge Rang 8 und Klassensieg
1964 Deutschland  Porsche System Engineering Porsche 904/8 Deutschland  Herbert Linge Ausfall Kupplungsschaden

Sebring-Ergebnisse Bearbeiten

Jahr Team Fahrzeug Teamkollege Platzierung Ausfallgrund
1958 Deutschland  Porsche K. G. Porsche 718 RSK Frankreich  Jean Behra Ausfall Kraftübertragung
1959 Deutschland  Porsche Auto Company Porsche 718 RSK Vereinigte Staaten 48  John Fitch Rang 5
1961 Deutschland  Porsche Auto Porsche 718 RS 61 Deutschland  Hans Herrmann Ausfall Motorschaden
1962 Deutschland  Porsche System Engineering Porsche 356B Carrera Abarth GTL Deutschland  Paul-Ernst Strähle Rang 9
1963 Deutschland  Porsche System Engineering Porsche 356B Carrera Abarth GTL Deutschland  Herbert Linge Rang 10
1964 Deutschland  Porsche System Engineering Porsche 718 RS Spyder Deutschland  Herbert Linge Rang 19

Einzelergebnisse in der Sportwagen-Weltmeisterschaft Bearbeiten

Saison Team Rennwagen 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22
1956 VEB AWE R3/55 Argentinien  BUA Vereinigte Staaten  SEB Italien  MIM Deutschland  NÜR Schweden  KRI
7
1957 Porsche Porsche 550
Porsche 718 RSK
Argentinien  BUA Vereinigte Staaten  SEB Italien  MIM Deutschland  NÜR Frankreich  LEM Schweden  KRI Venezuela  CAR
4 DNF 5
1958 Porsche Porsche 550
Porsche 718 RSK
Argentinien  BUA Vereinigte Staaten  SEB Italien  TAR Deutschland  NÜR Frankreich  LEM Vereinigtes Konigreich  RTT
5 DNF DNF 6 4 4
1959 Porsche Porsche 718 RSK Vereinigte Staaten  SEB Italien  TAR Deutschland  NÜR Frankreich  LEM Vereinigtes Konigreich  RTT
5 1 DNF DNF 12
1960 Porsche Porsche 718 RSK Argentinien  BUA Vereinigte Staaten  SEB Italien  TAR Deutschland  NÜR Frankreich  LEM
DNF 5 DNF 11
1961 Porsche Porsche 718 RSK Vereinigte Staaten  SEB Italien  TAR Deutschland  NÜR Frankreich  LEM Italien  PES
DNF 3 DNF 7 2
1962 Porsche
Scuderia Serenissima
Robert Buchet
Porsche 356 Vereinigte Staaten  DAY Vereinigte Staaten  SEB Vereinigte Staaten  SEB Italien  MAI Italien  TAR Deutschland  BER Deutschland  NÜR Frankreich  LEM Frankreich  TAV Italien  CCA Vereinigtes Konigreich  RTT Deutschland  NÜR Vereinigte Staaten  BRI Vereinigte Staaten  BRI Frankreich  PAR
9 10 6 7 14 18
1963 Porsche Porsche 356
Porsche 718 WRS
Vereinigte Staaten  DAY Vereinigte Staaten  SEB Vereinigte Staaten  SEB Italien  TAR Belgien  SPA Italien  MAI Deutschland  NÜR Italien  CON Deutschland  ROS Frankreich  LEM Italien  MON Deutschland  WIS Frankreich  TAV Deutschland  FRE Italien  CCE Vereinigtes Konigreich  RTT Schweiz  OVI Deutschland  NÜR Italien  MON Italien  MON Frankreich  TDF Vereinigte Staaten  BRI
10 3 4 1 8 6 1 1
1964 Porsche Porsche 356
Porsche 718 RS
Porsche 904
Elva Mk.7
Vereinigte Staaten  DAY Vereinigte Staaten  SEB Italien  TAR Italien  MON Belgien  SPA Italien  CON Deutschland  NÜR Deutschland  ROS Frankreich  LEM Frankreich  REI Deutschland  FRE Italien  CCE Vereinigtes Konigreich  RTT Schweiz  SIM Deutschland  NÜR Italien  MON Frankreich  TDF Vereinigte Staaten  BRI Vereinigte Staaten  BRI Frankreich  PAR
6 19 6 5 DNF 1 DNF DNF 1 DNF 3

Literatur Bearbeiten

  • Edgar Barth †. In: Christophorus. Zeitschrift für die Freunde des Hauses Porsche, Jg. 14 (1965), Nr. 75, S. 48.

Weblinks Bearbeiten

Commons: Edgar Barth – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Michael Behrndt, Jörg-Thomas Födisch, Matthias Behrndt: Deutsche Rennfahrer. Porträts, Bilder und Erfolge aus 100 Jahren. Heel, Königswinter 2008, ISBN 978-3-86852-042-2, S. 89.
  2. World Sportscar Championship
  3. Bilder in: auto motor und sport. Heft 13, 1964, ISSN 0005-0806, S. 15.
  4. Michael Behrndt, Jörg-Thomas Födisch, Matthias Behrndt: Deutsche Rennfahrer. Porträts, Bilder und Erfolge aus 100 Jahren. Heel, Königswinter 2008, ISBN 978-3-86852-042-2, S. 48 und S. 209.
  5. auto motor und sport. Heft 12, 1964, S. 36–38.
  6. auto motor und sport. Heft 17, 1964, S. 28.
  7. Edgar Barth (DDR) - All Results (page 2) - Racing Sports Cars. Abgerufen am 19. März 2024.
  8. Jürgen Barth, Patrick Albinet, Bernhard Weigel: Porsche 904: Die komplette Dokumentation - Entwicklung, Evolution, Fahrzeughistorie. Hrsg.: Tobias Aichele. Heel, Königswinter 2003, ISBN 978-3-89880-115-7, S. 109.
  9. Paris 1000 Kilometres 1964 - Race Results - Racing Sports Cars. Abgerufen am 19. März 2024.