FDP-Bundesparteitag 1954
Koordinaten: 50° 5′ 5″ N, 8° 14′ 51″ O
Titel | 5. ordentlicher Bundesparteitag |
Ordnungsnummer | 5 |
Ort | Wiesbaden |
Bundesland | Hessen |
Halle | Kurhaus Wiesbaden |
Beginn | 5. März 1954 |
Dauer (in Tagen) | 3 |
Delegierte | 228 |
Den Bundesparteitag der FDP 1954 hielt die Freie Demokratische Partei vom 5. bis 7. März 1954 in Wiesbaden ab. Es handelte sich um den 5. ordentlichen Bundesparteitag der FDP in der Bundesrepublik Deutschland. Der Parteitag fand im Kurhaus Wiesbaden statt.[1]
Verlauf
BearbeitenDie personell wichtigste Entscheidung auf dem Bundesparteitag war die Wahl des einstigen Bundesjustizministers Thomas Dehler gegen den Widerstand des bisherigen Amtsinhabers Franz Blücher zum neuen Parteivorsitzenden der FDP. Dehler wurde hierin unterstützt von Friedrich Middelhauve und Reinhold Maier.
Zum Jahreswechsel 1953/54 belasteten einerseits innerparteiliche Flügelkämpfe zwischen „Nationalliberalen“ und sogenannten „Alt-Liberalen“ die FDP, andererseits blickte sie zufrieden auf ihre gemeinsam mit der CDU betriebene Regierungspolitik zurück. Vorzuweisen hatten sie wirtschaftspolitische Erfolge, wovon bei der Bundestagswahl vom September 1953 jedoch insbesondere der größere Regierungspartner profitierte. Für den Stimmenrückgang von 11,9 auf 9,5 Prozent wurde innerparteilich vornehmlich der Vorsitzende und Vizekanzler, Franz Blücher, verantwortlich gemacht, dem mangelndes Profil und zu große Nähe zu Bundeskanzler Konrad Adenauer vorgeworfen wurde. Als liberaler Hoffnungsträger galt dagegen der nicht mehr ins Kabinett zurückgekehrte vorherige Justizminister Thomas Dehler, ein Vertreter des „altliberalen“ Flügels, der in den 1920er Jahren in der bayerischen DDP aktiv gewesen war. Er übernahm zunächst den Vorsitz der Bundestagsfraktion und wurde mit fast 95 Prozent der Stimmen zum neuen Vorsitzenden gewählt.[2] Mit Dehler hatte sich die FDP für eine Strategie des Konfliktes mit dem größeren Koalitionspartner entschieden. Eine Definition des Begriffes „liberal sein“ findet sich in seiner Grundsatzrede „Auftrag und Verantwortung der freien Demokratie“, die er zum Schluss des Bundesparteitags hielt.[3]
Delegiertenschlüssel
BearbeitenDer Delegiertenschlüssel wurde gemäß § 13 Ziff. 2b der Satzung ausschließlich auf Grund der Ergebnisse der letzten Bundestagswahl vom 6. September 1953 (Berlin: Wahl zum Abgeordnetenhaus vom 3. Dezember 1950) berechnet. Die Mitgliederzahlen blieben unberücksichtigt. Je 15.000 Wählerstimmen stand den Landesverbänden ein Delegierter zu; ab 7.501 wurde aufgerundet. Den Landesverbänden stand darüber hinaus eine Grundzahl von vier Mandaten zu.
Nach den Wählerstimmen ergab sich folgender Delegiertenschlüssel:
Delegiertenrechte zum Bundesparteitag | ||||
---|---|---|---|---|
Landesverband | Delegierte nach Wählerstimmen | Grundmandate | Summe | |
Baden-Württemberg | 455.535 | 30 | 4 | 34 |
Bayern | 315.494 | 21 | 4 | 25 |
Berlin | 196845 | 13 | 4 | 17 |
Bremen | 26.777 | 2 | 4 | 6 |
Hamburg | 108.722 | 7 | 4 | 11 |
Hessen | 502.548 | 34 | 4 | 38 |
Niedersachsen | 260.900 | 17 | 4 | 21 |
Nordrhein-Westfalen | 682.902 | 46 | 4 | 50 |
Rheinland-Pfalz | 214.805 | 14 | 4 | 18 |
Schleswig-Holstein | 61.486 | 4 | 4 | 8 |
Bundesgebiet mit Berlin | 2.629.169 | 188 | 40 | 228 |
Bundesvorstand
BearbeitenDem Bundesvorstand gehörten nach diesem Parteitag an:
Vorsitzender | Thomas Dehler |
Stellvertretende Vorsitzende | Friedrich Middelhauve, Hermann Schäfer, Carl-Hubert Schwennicke |
Schatzmeister | Hans Wolfgang Rubin |
Beisitzer | Herta Ilk, August-Martin Euler, Wolfgang Haußmann, Erich Mende, Willy Max Rademacher, Joachim Strömer |
Beisitzer Gesamtvorstand | Konrad Frühwald, Hermann Kessler, Paul Luchtenberg, Marie-Elisabeth Lüders, Wolfgang Mischnick, Hans Wellhausen, Hans Dieter Wendt |
Vertreter der Landesverbände | Otto Gönnenwein (Baden-Württemberg), Otto Bezold (Bayern), Alfred Günzel (Berlin), Georg Borttscheller (Bremen), Edgar Engelhard (Hamburg), Oswald Kohut (Hessen), Winfrid Hedergott (Niedersachsen), Willi Weyer (Nordrhein-Westfalen), Wilhelm Nowack (Rheinland-Pfalz), Bernhard Leverenz (Schleswig-Holstein) |
Mitglieder per Amt | Franz Blücher (Bundesminister), Fritz Neumayer (Bundesminister), Victor-Emanuel Preusker (Bundesminister) |
Siehe auch
BearbeitenWeblinks
BearbeitenQuellen
Bearbeiten- Franz Blücher: Die politischen Aufgaben. Rede vor dem Bundesparteitag am 6. März 1954 in Wiesbaden, Röger, Bonn 1954.
- Bundesparteitag 5. bis 7. März 1954. Grußworte Franz Blücher, August-Martin Euler, Viktor Emanuel Preusker, hrsg. von der FDP-Bundesgeschäftsstelle, Wiesbaden 1954.
- Thomas Dehler: Auftrag und Verantwortung der freien Demokratie. Rede gehalten am 6. März, vor dem Bundesparteitag in Wiesbaden 1954, Röger, Bonn 1954.
- Mit halber Kraft gegen den Strom. Nachwort zum FDP-Parteitag. In: Sozialdemokratischer Pressedienst, H. 55, 8. März 1954, S. 1.
Literatur
Bearbeiten- Jürgen Dittberner: Die FDP. Geschichte, Personen, Organisation, Perspektiven. Eine Einführung, VS Verlag für Sozialwissenschaften, 2. Aufl., Wiesbaden 2010, ISBN 978-3-531-17494-5.
- Peter Juling: Programmatische Entwicklung der FDP 1946 bis 1969. Einführung und Dokumente. Anton Hain Verlag, Meisenheim 1977, ISBN 3-445-01529-5.
- Heino Kaack: Zur Geschichte und Programmatik der Freien Demokratischen Partei. Grundriß und Materialien, Anton Hain Verlag, Meisenheim 1976, ISBN 3-445-01380-2.
- Holger Löttel (Bearb.): Adenauer und die FDP. Ferdinand Schöningh, Paderborn usw. 2013 (= Adenauer. Rhöndorfer Ausgabe), ISBN 978-3-506-77874-1.
- Volker Stalmann (Bearb.): Die FDP-Fraktion im Deutschen Bundestag. Sitzungsprotokolle 1949–1969, 2 Halb-Bde., Droste, Düsseldorf 2017, ISBN 978-3-7700-5338-4.
- Udo Wengst (Bearb.): FDP-Bundesvorstand. Die Liberalen unter dem Vorsitz von Theodor Heuss und Franz Blücher. Sitzungsprotokolle 1949–1954. Zweiter Halbband: 1953/54, Droste, Düsseldorf 1990, ISBN 3-7700-5159-9.
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Informationen aus: Archiv des Liberalismus (www.freiheit.org/content/archiv-des-liberalismus)(ADL), Bestand FDP-Bundesparteitage, A1–1.
- ↑ Juling, Programmatische Entwicklung der FDP 1946 bis 1969, Meisenheim 1977, S. 25 f.; Kaack, Zur Geschichte und Programmatik der Freien Demokratischen Partei, Meisenheim 1976, S. 18 f.
- ↑ Was bedeutet „liberal sein“? ( des vom 9. August 2016 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. , Auszüge aus der Rede von Thomas Dehler auf den Seiten der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit. Sie ist im Bonner Verlag Rüger gedruckt erschienen: Thomas Dehler: Auftrag und Verantwortung der freien Demokratie. Rede gehalten am 6. März, vor dem Bundesparteitag in Wiesbaden 1954, Bonn 1954.