Gemünden am Main
Gemünden am Main [Stadt im unterfränkischen Landkreis Main-Spessart und ein staatlich anerkannter Erholungsort. Laut Landesentwicklungsprogramm Bayern ist Gemünden am Main als Mittelzentrum ausgewiesen.
] (amtlich: Gemünden a.Main) ist eineWappen | Deutschlandkarte | |
---|---|---|
| ||
Basisdaten | ||
Koordinaten: | 50° 3′ N, 9° 42′ O | |
Bundesland: | Bayern | |
Regierungsbezirk: | Unterfranken | |
Landkreis: | Main-Spessart | |
Höhe: | 160 m ü. NHN | |
Fläche: | 75,06 km2 | |
Einwohner: | 10.012 (31. Dez. 2023)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 133 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 97737 | |
Vorwahlen: | 09351, 09354, 09357 | |
Kfz-Kennzeichen: | MSP | |
Gemeindeschlüssel: | 09 6 77 131 | |
Stadtgliederung: | 16 Gemeindeteile | |
Adresse der Stadtverwaltung: |
Scherenbergstr. 5 97737 Gemünden am Main | |
Website: | www.stadt-gemuenden.de | |
Erster Bürgermeister: | Jürgen Lippert (BfB) | |
Lage der Stadt Gemünden am Main im Landkreis Main-Spessart | ||
Geographie
BearbeitenGeographische Lage
BearbeitenDie Stadt liegt etwa 40 Kilometer mainabwärts von Würzburg.
In der Stadt mündet die Sinn in die Fränkische Saale und diese dann in den Main. Aus diesem Grund wird Gemünden am Main auch als „Drei-Flüsse-Stadt“ oder „fränkische Dreiflüssestadt“ bezeichnet. Der Main ändert in Gemünden seine Richtung von Nordwest auf West, um vom Maindreieck, das bei Gemünden endet, ins Mainviereck bei Lohr am Main überzugehen. Im Stadtteil Wernfeld mündet zudem das Flüsschen Wern in den Main. Im Osten liegt das Fränkische Weinland, im Westen der Spessart und im Norden die Rhön. Der topographisch höchste Punkt der Stadt befindet sich im Spessart mit 519 m ü. NHN (Lage) an der Sohlhöhe, am Oberbecken des Pumpspeicherkraftwerkes Langenprozelten, der niedrigste liegt im Main auf 152,4 m ü. NHN (Lage) .
Gemünden liegt an der Birkenhainer Straße, einem uralten Handelsweg von Unterfranken ins heutige Rhein-Main-Gebiet und am Fränkischen Marienweg.
Gemeindegliederung
BearbeitenEs gibt 16 Gemeindeteile (in Klammern ist Siedlungstyp und die Einwohnerzahlen (Hauptwohnsitz; Gesamt), Stand 31. Dezember 2013, angegeben):[2][3][4]
- Adelsberg (Kirchdorf, 934; 990)
- Aschenroth (Kirchdorf, 49; 52)
- Gemünden (Hauptort, 4630; 4906)
- Harrbach (Kirchdorf, 129; 131)
- Hofstetten (Pfarrdorf, 414; 430)
- Hohenroth (Dorf, 183; 214)
- Kleinwernfeld (Dorf, 52; 56)
- Langenprozelten (Pfarrdorf, 1949; 2033)
- Massenbuch (Pfarrdorf, 183; 206)
- Neutzenbrunn (Dorf, 74; 89)
- Reichenbuch (Weiler, 21; 23)
- Schaippach (Kirchdorf, 358; 393)
- Schönau (Kirchdorf, 95; 99)
- Seifriedsburg (Kirchdorf, 425; 447)
- Wernfeld (Pfarrdorf, 1004; 1065)
- Zollberg (Einöde)[5]
Name
BearbeitenEtymologie
BearbeitenDer Ortsname stammt dem althochdeutschen Wort gimundi ab, das Flussmündung bedeutet. Dies bezieht sich auf die Mündungen der Sinn in die Fränkische Saale und deren Mündung in den Main.[6] Der Zusatz am Main unterscheidet die Stadt von weiteren gleichnamigen Orten. Ab 1339 wurde zeitweise zwischen Stadt- und Weniggemünden oder Groß- und Kleingemünden unterschieden.
Seit dem 13. Juni 1961 lautet der amtliche Gemeindename Gemünden am Main.[7]
Frühere Schreibweisen
BearbeitenFrühere Schreibweisen des Ortes aus diversen historischen Karten und Urkunden:[6]
|
|
Geschichte
BearbeitenBis zur Gemeindegründung
BearbeitenDer Ort wurde 1243 erstmals urkundlich in einem Vertrag zwischen dem Würzburger Bischof Hermann I. von Lobdeburg und Gräfin Adelheid von Rieneck erwähnt. Es wird aber vermutet, dass Gemünden bereits vor 1243 von den Grafen von Rieneck zur Stadt erhoben worden war. Die örtliche Überlieferung geht von einer Fischersiedlung aus, die Ursprung der späteren Stadt war.
Im Jahr 1317 erhielt der Graf Ludwig von Rieneck († 1333) von Bischof Gottfried III. von Hohenlohe die Stadt und die Burg Gemünden.[8]
Seit dem Jahr 1326 war in Gemünden nach Daten der Gesellschaft für Leprakunde ein mittelalterliches Leprosorium nachweisbar, dessen Lage als leprosorum iuxta aquam dictam Raemse beschrieben wurde.[9]
Gemünden war Sitz des Amtes Gemünden. Gemünden gehörte ab dem Jahr 1469 endgültig zum Hochstift Würzburg. Ab 1500 war das Würzburger Hochstift ein Teil des Fränkischen Reichskreises. Fürstbischof Rudolf II. von Scherenberg baute es zur Bastion gegen die angrenzenden Territorien Kurmainz und Hochstift Fulda. Im Jahr 1641 stand das teilweise bis vor die Tore Würzburgs plündernde und raubende Heer von Jean Baptiste Budes de Guébriant bei Gemünden.[10] Infolge des Reichsdeputationshauptschlusses 1803 wurde das Fürstbistum Würzburg von Bayern annektiert. Gemünden wurde eine bayerische Kreisstadt.
Im Zuge der Verwaltungsreformen in Bayern entstand mit dem Gemeindeedikt von 1818 die heutige Gemeinde.
19. und 20. Jahrhundert
BearbeitenDer Eisenbahnanschluss erfolgte 1854 mit der Ludwigs-West-Bahn, heute Main-Spessart-Bahn. Gemünden wurde zum Bahnknotenpunkt; 1872 erfolgte die Eröffnung von Gemünden – Elm, 1879 von Gemünden – Schweinfurt und 1884 von Gemünden – Hammelburg.
In der Zeit des Nationalsozialismus wurde während des Novemberpogroms 1938 die Synagoge der Jüdischen Gemeinde in der Plattnersgasse von SA-Männern zerstört. Während des Zweiten Weltkrieges mussten zahlreiche sowjetische Kriegsgefangene Zwangsarbeit in kriegswichtigen Anlagen verrichten.
Wenige Wochen vor Kriegsende wurden 65 % der Bausubstanz der Stadt durch Luftangriffe der US-Army Air Forces im März 1945 und durch Kampfhandlungen im April 1945 vernichtet.[11] Die flächenhaften Zerstörungen erfassten den gesamten westlichen und mittleren Altstadtbereich, der eine geschlossene Bebauung aus dem 16. und 17. Jahrhundert aufgewiesen hatte (Marktplatz mit Rathaus, Fischmarkt, Badgasse, Kärrnersgasse und Wirthsgasse). Zerstört wurden die Pfarrkirche St. Peter und Paul, der Hexenturm, das Mühltor, das historische Rathaus (nach der Besetzung im April ganz abgerissen), das Adelmann-Haus und das Haus Wurzgarten.[12]
Nach Planierungen erfolgte der Wiederaufbau von 1946 bis 1950 im Altstadtbereich mit einfach verputzten Bauten. Die Straßenführungen wurden stark verändert, das Rathaus auf dem Marktplatz wurde nicht wieder aufgebaut. In den 1980er Jahren wurde die Altstadt umfassend erneuert.
Am 1. Juli 1972 wurde der Landkreis Gemünden am Main aufgelöst. Durch die Eingemeindung von 14 neuen Ortsteilen zwischen 1971 und 1978 stieg die Fläche der Stadt um das Siebenfache. Eine Brücke über den Main für eine Straßenverbindung mit den linksmainischen Gemeindeteilen wurde 1974 eröffnet und 2018 durch einen Neubau ersetzt.
Eingemeindungen
BearbeitenIm Zuge der Gebietsreform in Bayern wurden am 1. Januar 1971 die Gemeinden Adelsberg, Hofstetten und Massenbuch eingegliedert. Am 1. Juli 1971 folgten Schaippach und Seifriedsburg und am 1. Januar 1972 kam Harrbach hinzu. Aschenroth wurde am 1. Juli 1972 eingegliedert.[13] Zudem wurden Wernfeld am 1. Januar 1976 und Langenprozelten am 1. Januar 1978 eingemeindet.[14]
Einwohnerentwicklung
BearbeitenIm Zeitraum 1988 bis 2018 stagnierte die Einwohnerzahl, konkret sank sie von 10.133 auf 10.119 um 14 Einwohner bzw. um 0,1 %.
Politik
BearbeitenStadtrat
BearbeitenDer Stadtrat besteht seit der Kommunalwahl am 15. März 2020 aus 24 Ratsmitgliedern, die sich seit der Wahl folgendermaßen auf die einzelnen Listen verteilen:[15]
Partei / Liste | Sitze | +/− |
---|---|---|
CSU | 5 | − 1 |
SPD | 4 | ± 0 |
Freie Wähler – Freie Bürger (FW–FB) | 5 | ± 0 |
Bündnis für Bürgernähe (BfB) | 5 | + 2 |
Freie Wählergemeinschaft (FWG) | 2 | − 2 |
Öko-Kreis | 2 | − 1 |
Neue Bürgergemeinschaft (NBG) | 1 | + 1 |
Wahlbeteiligung: 59,33 % (2014: 63,88 %) |
Bürgermeister
BearbeitenErster Bürgermeister ist Jürgen Lippert (Bündnis für Bürgernähe) wurde im zweiten Wahlgang am 30. März 2014 mit 50,5 % der Stimmen gewählt und am 15. März 2020 mit 94,9 % der Stimmen für weitere sechs Jahre im Amt bestätigt.[16]
Wappen
BearbeitenBlasonierung: „In Blau über einer rot gedeckten silbernen Zinnenmauer mit seitlichen Türmen, offenem Tor und goldenen Torflügeln ein silberner Turm mit zwei Erkertürmchen, alle mit roten Spitzdächern.“[17] | |
Wappenbegründung: Die Stadt Gemünden […] wird 1243 von Graf Ludwig II. von Rieneck (1216 bis 1243) gegründet und war zusammen mit der Scherenburg, die heute noch als Ruine erhalten ist, im Besitz der Grafen von Rieneck. Obwohl der Ort bereits Anfang des 14. Jahrhunderts städtischen Charakter hatte, stammt das früheste bekannte Siegel der Minuskelumschrift zufolge erst aus der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts. Seitdem hat sich das Bild nicht wesentlich geändert. Die Farben sind seit 1544 belegt. Zinnenmauer und Tor stellen den Stadtcharakter von Gemünden dar. |
Städtepartnerschaften
BearbeitenKultur und Sehenswürdigkeiten
BearbeitenGemünden am Main ist ein Treffpunkt für Radler und Wanderer, da in dieser „Drei-Flüsse-Stadt“ mehrere überregionale Radwege (Main-Radweg, Main-Tauber-Fränkischer Rad-Achter, Rhön-Sinntal-Radweg, der Wern-Radweg einige Kilometer südlich in Wernfeld) sowie Fernwanderwege (Maintalhöhenringweg, Birkenhainer Straße) zusammenlaufen. Zentrum der nach den schweren Kriegszerstörungen vereinfacht wiederaufgebauten Altstadt ist der Marktplatz mit einer Reihe von Cafés und Restaurants, neuem Rathaus, erneuertem Marktbrunnen und wiederaufgebauter Stadtpfarrkirche St. Peter und Paul; in der Obertorstraße gibt es noch vereinzelte Fachwerkhäuser.
Museen
Bearbeiten- Museum zur Stadtgeschichte von Gemünden im Huttenschloss[18][19]
- Film-Photo-Ton Museum im Huttenschloss[20][21]
- Monis Steinwelt[22]
Musik
BearbeitenVon 2000 bis 2007 wurde im Ort Gemünden jährlich das Heavy-Metal-Festival Up from the Ground veranstaltet.
Seit Sommer 2013 findet jedes Jahr das Festival Tanzinsel am Schutzhafen statt.
Bauwerke (Auswahl)
BearbeitenBurgen und Stadtbefestigung
BearbeitenScherenburg
BearbeitenAuf einem Felsen über dem Stadtkern von Gemünden ragt die Ruine der Scherenburg heraus, auch Schloss Scherenberg genannt, das spätestens seit 1243 – wahrscheinlich aber schon früher – den Grafen von Rieneck gehörte, 1469 jedoch mit dem endgültigen Übergang an Würzburg den Namen des Fürstbischofs annahm. Bis 1598 diente die Burg als Amtskeller. Seit Ende des 18. Jahrhunderts wurde sie nicht mehr genutzt und verfiel. Als Ruine erhalten sind das Burgtor im Südosten, ein Teil der Schildmauer (einst verbunden mit der Stadtmauer zu einer zusammenhängenden Ringmauer), der runde Bergfried (Fledermausquartier und deshalb nicht mehr besteigbar), eine Giebelwand des unterkellerten Palas und davor ein kleiner Zwinger (Aussichtsterrasse über das Main- und Saaletal sowie in den Spessart). Bereits seit 1908 finden in der Ruine jeden Sommer Theaterspiele statt.[23] Seit den 1990er Jahren finden im Sommer im Innenhof der Burgruine die Scherenburgfestspiele (Freilichtschauspiel) statt.
Slorburg
BearbeitenSchwer zugänglich auf steilem Pfad im Wald oberhalb der Scherenburg befinden sich stark bemooste Grundmauern der älteren Slorburg (Bodendenkmal). Sie stammt aus der Zeit Hermann I. von Lobdeburg und wurde 1243 geschleift, als Würzburg und Rieneck sich vertraglich einigten und ihre Herrschaft teilten.
Stadtbefestigung
BearbeitenVon der Stadtbefestigung sind eines von zwei Stadttoren (das Mühltor), zwei Wehrtürme (Eulenturm und Hexenturm) sowie einige von Wohnhäusern überbaute Mauerreste erhalten bzw. wiederaufgebaut worden. Das Obertor existiert nicht mehr. Am Hexenturm bildet das so genannte „Amtsschreiber-Pförtchen“, überbaut durch Fachwerk, einen Zugang durch die Stadtmauer in die Altstadt.
Sakralbauten
BearbeitenStadtpfarrkirche St. Peter und Paul
BearbeitenSie wurde 1488 auf den Mauern der noch älteren Peterskirche im gotischen Baustil errichtet. Sie wurde 1945 bis auf die Grundmauern zerstört; übrig blieb nur das Turm-Untergeschoss. Das heutige Langhaus mit Uhr und Stadtwappen sowie der Turm mit achtseitigem Spitzhelm und vier Ecktürmchen ist eine 1948 vollendete Rekonstruktion. Dieser Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg wurde betont schlicht gehalten. Im Inneren gibt es zwei Skulpturen der Heiligen Petrus und Paulus sowie ein monumentales Epitaph von 1601 mit Hinweis auf Simon Hügel. 1956/57 erfolgte die Rekonstruktion des Turmes mit Aufstockung.
Evangelische Christuskirche
BearbeitenSie wurde 1909/1910 erbaut und befindet sich in unmittelbarer Nähe des Bahnhofes. Der asymmetrische Jugendstilbau weist auf der Nordwest-Seite einen kleinen Frontturm auf, der im Widerpart zum zurückgesetzten, deutlich höheren und massiven Glockenturm steht. Das Gebäude erfuhr zwischen 1960 und 2008 mehrere Umbauten und Renovierungen innen und außen.
Dreifaltigkeitskirche
BearbeitenIm Osten der Stadt wurde 1954 die katholische Dreifaltigkeitskirche vom Würzburger Dombaumeister Hans Schädel in Form eines Trapezes mit zum Altarraum hin fallender Decke gebaut. Das moderne Altargemälde (Kreuz mit Korpus) und das Deckengemälde, das die göttliche Dreifaltigkeit in stilisierter Form darstellt, wurden von Georg Meistermann geschaffen.
Kloster der barmherzigen Schwestern vom heiligen Kreuz
BearbeitenWeithin sichtbar ist das „Kloster der barmherzigen Schwestern vom heiligen Kreuz“. Die aus Böhmen vertriebenen Provinzschwestern dieses Ordens erbauten hier 1957 mit dem Architekten Hans Beckers ihr neues Provinzhaus Bayern, eine imposante Klosteranlage. Sie beherbergt neben einer Kindertagesstätte sozialpädagogische Einrichtungen. Das ehemalige Mädchenbildungswerk, eine weit über die Grenzen des Landkreises Main-Spessart bekannte Mädchenschule, wird als Theodosius-Florentini-Schule, die auch für Jungen geöffnet wurde, fortgeführt.[24]
Kloster Schönau
BearbeitenDrei Kilometer nördlich der Stadt Gemünden liegt im Tal der fränkischen Saale das Franziskanerkloster Schönau. Es wurde ursprünglich als Zisterzienserinnen-Kloster gegründet.
Profanbauten
BearbeitenHuttenschloss
BearbeitenDer einzige Schlossbau der Stadt ist das 300 Jahre alte Huttenschloss auf der rechten (Kleingemündener) Saaleseite. Dies ist nach lokalhistorischer Überlieferung möglicherweise der Teil von Gemünden, der im Teilungsvertrag von 1243 im Besitz der Grafen von Rieneck verblieb. 1711 (Datierung über dem Haupteingang) erbaute der Rieneck’sche Amtmann Christian Stern das dreigeschossige Gebäude mit Ecktürmen und Garten als Rentamt;[25] seine Erben veräußerten es an Ludwig von Hutten zu Stolzenberg; 1726 wurde es Würzburger Besitz unter Fürstbischof Christoph Franz von Hutten, dessen Wappen über dem Portal angebracht ist[26]. Das Schloss erfuhr verschiedene Nutzungen (Rentamt, Lager für den Reichsarbeitsdienst und Unterfränkisches Verkehrsmuseum). Heute sind in diesem Bau das Film-Photo-Ton Museum und die Ausstellungsräume des Naturparkes Spessart untergebracht.
Zollhaus Zwing
Bearbeitenvon 1714 an der Straße nach Wernfeld/Würzburg. [27][28]
Sonstige
BearbeitenDas in den Jahren 1585 bis 1596 im Stil der Renaissance auf dem seinerzeitigen Fischmarkt errichtete Rathaus wurde im Zweiten Weltkrieg völlig zerstört und nicht wiederaufgebaut. Der Grundriss wurde auf dem Marktplatz nachgezeichnet. Ein Denkmal am ehemaligen Standort erinnert an den historischen Bau.
Der Rathaus-Neubau (an anderer Stelle am Markt) ist zwar ebenfalls ein Giebelbau mit Dachreiter, nicht rekonstruiert wurden jedoch die verlorenen architektonischen Formelemente wie Volutengiebel, Fialen, Halbsäulen und Portal. Vielmehr ist die Fassade mit großen Rechteckfenstern schlicht und schmucklos.
In den 1980er Jahren wurde eine flächendeckende Altstadtsanierung durchgeführt; wenige Fachwerkbauten des 17. und 18. Jahrhunderts – beispielsweise Obertorstraße 2, 8 und 16, Mühltorstraße 4 und 10, Marktplatz 8, Plattnersgasse 8 – konnten wiederhergestellt werden.
Nicht wiederaufgebaut wurden das Adelmann-Haus (ab 1597 als hochstiftlich-würzburgisches Amtshaus errichteter vierstöckiger Fachwerkbau mit Steinerdgeschoss, an der Auffahrt zur Saale-Brücke am Fischmarkt gelegen) und das Haus Wurzgarten am Marktplatz (ehemaliges Halsgericht, erbaut ab 1568 mit Steinerdgeschoss und zwei Fachwerkobergeschossen).
Pumpspeicherkraftwerk
BearbeitenDas Kraftwerk befindet sich in Langenprozelten.
Denkmale
BearbeitenGedenktafel
BearbeitenAn die während des Novemberpogroms 1938 schwer beschädigte und 1945 abgerissene Synagoge erinnert eine Gedenktafel. Ein weiteres Mahnmal, welches an die umgekommenen sowjetischen Zwangsarbeiter erinnert, befindet sich Richtung Rieneck.[29]
Kriegsgräberstätte
BearbeitenSie befindet sich auf dem Einmalberg Richtung Burgsinn/Jossa. Hier sind 1193 gefallene Soldaten mehrerer Nationen aus den beiden Weltkriegen beigesetzt. Die schlichten Gräber nennen den Namen des Gefallenen; die Gedenkstätte zeigt einen gefesselten Mann in kniender Haltung.
Denkmal am Standort des Alten Rathauses
BearbeitenAuf dem Marktplatz. Bild des Rathauses und Inschrift: „Hier, mitten auf dem Marktplatz, stand das Alte Rathaus der Stadt Gemünden am Main. 1585 bis 1590 unter Fürstbischof Echter erbaut. Gesprengt nach Einnahme der Stadt im April 1945“.
Ehrensäule für Elias Hügel
BearbeitenSteinmetzmeister Elias Hügel wurde in seiner Geburtsstadt 1996 von Ferenc Gyurcsek nach den Plänen von Friedrich Opferkuh eine Ehrensäule errichtet, die dem weitgehend zerstörten Original von 1740 in Kaisersteinbruch nachgebildet wurde.
Baudenkmäler
BearbeitenVereine
Bearbeiten- WWC White Water Company Gemünden am Main e. V.: Kanusportverein mit Schwerpunkt Wildwasser/Breitensport.
- Festspielverein der Stadt Gemünden e. V.
- ESV Bavaria Gemünden (Fußball, Triathlon, Schach, Volleyball, Ringen, Turnen, Tischtennis, Darts, Karate)
- FV Gemünden/Seifriedsburg: Fußballverein (ESV Bavaria Gemünden und SV Seifriedsburg)
- TC Gemünden: Tennisverein
Regelmäßige Veranstaltungen
BearbeitenDie Scherenburgfestspiele finden alljährlich im Juli und August im Innenhof der Ruine Scherenburg statt.
Infrastruktur
BearbeitenWirtschaft
BearbeitenGemünden fehlen arbeitsplatzstarke Industrieunternehmen, sodass viele Arbeitnehmer in die Nachbarstädte Lohr und Würzburg auspendeln. Vorwiegend kleinere Industriefirmen und eine Reihe von Einzelhandelsmärkten sowie zwei Pflegeheime sorgen für Arbeitsplätze.
Die Stadt ist durch die bayerische Staatsregierung als Mittelzentrum ausgewiesen.
Im Jahr 2020 gab es im Stadtgebiet 2977 sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze und von der Wohnbevölkerung übten 4055 Personen eine versicherungspflichtige Tätigkeit aus. Von den 266 Betrieben sind 7 Betriebe im verarbeitenden Gewerbe und 11 Betriebe im Bauhauptgewerbe tätig sowie 12 Beherbergungsbetriebe mit jeweils mindestens 10 Gästebetten und 41 landwirtschaftliche Betriebe. Diese bewirtschaften ein Fläche von 1700 ha, darunter 900 ha Dauergrünland.[30]
Im Gewerbegebiet Steinäcker-Weizenäcker im Stadtteil Langenprozelten haben sich vermehrt mittlere Betriebe (Heizöl Gumpp, Getränke Volpert, Euronics xxl tvg etc.) und Verkaufsgeschäfte (u. a. Möbel Berta, Hagebaumarkt, Tegut etc.) angesiedelt. Hier bekommt man nahezu alle Artikel, die man zum täglichen Leben braucht. Man könnte es fast als eine kleine „Einkaufsstadt“ bezeichnen.
In der Stadt befinden sich vier Gewerbe- u. Industriegebiete. Diese sind im Einzelnen im Bereich Steinäcker-Weizenäcker im Stadtteil Langenprozelten, an der schwarzen Brücke in Wernfeld und in der Kernstadt die Bereiche Hofweg, und Keßlerbrücke mit den Firmen auf dem ehemaligen Gelände der Fa. Mörtl -jetzt Ziegler sowie der Fa. Hamm und entlang der Wernfelder Str. wo Filialisten angesiedelt sind.
Verkehr
BearbeitenGemünden war Anfangspunkt des vor dem Ersten Weltkrieg geplanten und aufgegebenen Projektes eines Main-Fulda-Kanals.
Die Stadt ist ein wichtiger Eisenbahnknotenpunkt. Die Nord-Süd-Strecke Fulda–Würzburg vereinigt sich am Bahnhof Gemünden (Main) mit der West-Ost-Strecke von Aschaffenburg. Westlich der Stadt überquert die Schnellfahrstrecke Hannover–Würzburg mit der Maintalbrücke Gemünden den Main. Außerdem zweigt in Gemünden die Bahnstrecke Gemünden–Bad Kissingen ab; die Erfurter Bahn verbindet über diese Gemünden mit Schweinfurt. Dazu verbinden vor allem Regionalbahnen der DB AG Gemünden mit den Städten Würzburg und Aschaffenburg. Gemünden ist zudem ein wichtiger Knotenpunkt im Güterverkehr.
Gemünden liegt an der Bundesstraße 26.
Für die Schifffahrt gibt es Anlegemöglichkeiten am Hafen Gemünden am Main.
Soziales und Bildung
BearbeitenAuf dem ehemaligen Hofgut „Hohenroth“ hat sich seit 1978 die SOS-Dorfgemeinschaft Hohenroth niedergelassen, die zu SOS-Kinderdorf Deutschland gehört. Knapp 160 behinderte Menschen (Stand: 10/2007) leben dort in Familien, die sie betreuen, und arbeiten in eigenen Werkstätten (Molkerei, Bäckerei, Schreinerei, Schnitzerei und Metallwerkstatt), der Landwirtschaft sowie im Dorfladen. Die Zufahrt nach Hohenroth erfolgt über Rieneck.
2021 gab es nach der amtlichen Statistik[30]
- Neun Kindertageseinrichtung mit 637 genehmigten Plätzen und 525 Kindern
- Vier Volksschulen mit 470 Schülern
- Zwei Realschulen mit 652 Schülern und
- Zwei Gymnasien mit 581 Schülern.
Persönlichkeiten
BearbeitenKernstadt
- Johann Gallus Hügel (1664–1719), Steinmetzmeister
- Elias Hügel (1681–1755), kaiserlicher Hof-Steinmetz- und Kirchenbaumeister des Barock
- Georg Adam Kreß (1744–1788), Schulmeister und Komponist
- Sebastian Mantel (1792–1860), Forstmann
- Joseph Nikolaus von Mantel (1800–1872), Forstmann
- Caspar Haeusler (1854–1938), Offizier und Reichstagsabgeordneter
- Euchar Albrecht Schmid (1884–1951), deutscher Jurist, Schriftsteller und Verleger, der Mitbegründer und Geschäftsführer des Karl-May-Verlags
- Meier Kahn (1886–1943), Jurist, NS-Opfer
- Josef Mutzbauer (1886–1935), Kriminalbeamter und KZ-Funktionär
- Hermann Lippert (1898–?), Landrat im Landkreis Rosenheim
- Werner Wirsing (1919–2017), Architekt und Hochschullehrer
- Olga Knoblach-Wolff (1923–2008), Malerin und Grafikerin
- Anneliese Lussert (1929–2006), Wirtin zum „Goldenen Engel“, Dichterin
- Hans Michelbach (* 1949), CSU-Politiker, Bürgermeister von Gemünden
- Verena Ballhaus (* 1951), Kinderbuch-Illustratorin
- Heidrun Alzheimer (* 1959), Volkskundlerin
- Nadine Angerer (* 1978), Fußballweltmeisterin, Weltfußballerin des Jahres 2013
- Andreas Kümmert (* 1986), Singer und Songwriter, Gewinner der dritten Staffel der Gesangs-Castingshow The Voice of Germany
Gemeindeteile
- Jakob Mehling (1853–1905), Politiker, Landtagsabgeordneter
- Herbert Feser (1939–2020), Psychologe und Hochschullehrer
Literatur
Bearbeiten(chronologisch geordnet)
- Martin Zeiller: Gemünd. In: Matthäus Merian (Hrsg.): Topographia Franconiae (= Topographia Germaniae. Band 9). 1. Auflage. Matthaeus Merian, Frankfurt am Main 1648, S. 43 (Volltext [Wikisource]).
- Gemünden. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Band 7, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig/Wien 1885–1892, S. 76.
- Anneliese Lussert, Olga Knoblach-Wolff: Dir sing ich Gemünden mein Lied. Hofmann, Gemünden am Main 1982.
- Hans Michelbach: Main – Sinn – Saale. Fränkische Landschaft mit den schönsten Städten. Tykve, Böblingen 1992, ISBN 3-925434-67-4, S. 70 ff.
- Olga Knoblach-Wolff: Gemündener Türen und Tore. Impressionen und Erinnerungen in Bild und Wort. Historischer Verein Gemünden am Main und Umgebung, Gemünden am Main 1996, DNB 951981420.
Weblinks
BearbeitenEinzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Genesis-Online-Datenbank des Bayerischen Landesamtes für Statistik Tabelle 12411-003r Fortschreibung des Bevölkerungsstandes: Gemeinden, Stichtag (Einwohnerzahlen auf Grundlage des Zensus 2011) (Hilfe dazu).
- ↑ Gemeinde Gemünden a.Main in der Ortsdatenbank der Bayerischen Landesbibliothek Online. Bayerische Staatsbibliothek, abgerufen am 4. April 2021.
- ↑ Gemeinde Gemünden a.Main, Liste der amtlichen Gemeindeteile/Ortsteile im BayernPortal des Bayerischen Staatsministerium für Digitales, abgerufen am 7. Dezember 2021.
- ↑ Einwohnerzahlen
- ↑ Denkmäler – Zollberg 1
- ↑ a b Wolf-Armin von Reitzenstein: Lexikon fränkischer Ortsnamen. Herkunft und Bedeutung. Oberfranken, Mittelfranken, Unterfranken. C. H. Beck, München 2009, ISBN 978-3-406-59131-0, S. 80 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- ↑ Statistisches Bundesamt, Namens- und Gebietsänderungen 1.1.-31.12.1961 (eingesehen am 12. Dezember 2023)
- ↑ Christine Demel: Leinach. Geschichte – Sagen – Gegenwart. Gemeinde Leinach, Leinach 1999, S. 116.
- ↑ Mittelalterliche Leprosorien in Bayern, Gesellschaft für Leprakunde 1995, abgerufen am 5. Januar 2017 ( des vom 6. Februar 2015 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Christine Demel u. a.: Leinach. Geschichte – Sagen – Gegenwart. Gemeinde Leinach, Leinach 1999, S. 160–162 (Das Leinachtal im Dreißigjährigen Krieg 1618–1648), hier: S. 162.
- ↑ Gemünden am Main. In: Wiederaufbauatlas des Hauses der Bayerischen Geschichte. Abgerufen am 8. August 2024.
- ↑ Hartwig Beseler, Niels Gutschow: Kriegsschicksale Deutscher Architektur. Karl Wachholtz-Verlag, Neumünster 2000, ISBN 3-926642-22-X. Band 2, S. 1355, 1358.
- ↑ Wilhelm Volkert (Hrsg.): Handbuch der bayerischen Ämter, Gemeinden und Gerichte 1799–1980. C. H. Beck, München 1983, ISBN 3-406-09669-7.
- ↑ Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 762 (Statistische Bibliothek des Bundes und der Länder [PDF]).
- ↑ Bekanntmachung des abschließenden Ergebnisses der Wahl des Stadtrats am 15.03.2020. (PDF) Der Wahlleiter der Stadt Gemünden a.Main, 27. März 2020, abgerufen am 17. November 2020.
- ↑ Willkommen in Gemünden a.Main. Stadtverwaltung Gemünden am Main, abgerufen am 27. März 2021.
- ↑ Eintrag zum Wappen von Gemünden am Main in der Datenbank des Hauses der Bayerischen Geschichte
- ↑ Website des Museums zur Stadtgeschichte von Gemünden
- ↑ Museen im Huttenschloss. In: Stadt-Gemuenden.de. Abgerufen am 8. August 2024.
- ↑ Website des Film-Photo-Ton Museums
- ↑ Film-Photo-Ton Museum in Gemünden. In: Spessart-erleben.de. Abgerufen am 8. August 2024.
- ↑ Monis Steinwelt. In: Stadt-Gemuenden.de. Abgerufen am 8. August 2024.
- ↑ Martin Droschke: Gemünden am Main. In: Franken 2024. Franken-Wissen für das ganze Jahr. Emons Verlag, Köln 2023, ISBN 978-3-7408-1797-8, Blatt 3. Juli.
- ↑ Theodosius-Florentini-Schule
- ↑ Georg Höfling: Historisch-topographisch-statistische Notizen über das Städtchen Gemünden in Unterfranken und Aschaffenburg. Stahel, 1838, S. 109 (books.google.de).
- ↑ Tilman2007, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons
- ↑ Main-Post-Artikel zum Zollhaus Zwing
- ↑ Geschichte auf der Homepage der Zwing ( des vom 12. Oktober 2014 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Gedenkstätten für die Opfer des Nationalsozialismus. Eine Dokumentation, Band 1. Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn 1995, ISBN 3-89331-208-0, S. 141 f.
- ↑ a b Stadt Gemünden a.Main 09677131 Eine Auswahl wichtiger statistischer Daten. (PDF) In: Statistik kommunal 2019. Bayrisches Landesamt für Statistik, 31. Januar 2022, abgerufen am 26. Juli 2022.