Michelbach (Westerwald)

Ortsgemeinde der Verbandsgemeinde Altenkirchen im Landkreis Altenkirchen (Westerwald)
(Weitergeleitet von Widderstein (Michelbach))

Michelbach (Westerwald) ist eine Ortsgemeinde im Landkreis Altenkirchen (Westerwald) in Rheinland-Pfalz. Sie gehört der Verbandsgemeinde Altenkirchen-Flammersfeld an. Ortsteile sind Michelbach und Widderstein.

Wappen Deutschlandkarte
Michelbach (Westerwald)
Deutschlandkarte, Position der Ortsgemeinde Michelbach (Westerwald) hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 50° 41′ N, 7° 40′ OKoordinaten: 50° 41′ N, 7° 40′ O
Bundesland: Rheinland-Pfalz
Landkreis: Altenkirchen (Westerwald)
Verbandsgemeinde: Altenkirchen-Flammersfeld
Höhe: 230 m ü. NHN
Fläche: 4,43 km2
Einwohner: 549 (31. Dez. 2023)[1]
Bevölkerungsdichte: 124 Einwohner je km2
Postleitzahl: 57610
Vorwahl: 02681
Kfz-Kennzeichen: AK
Gemeindeschlüssel: 07 1 32 070
Gemeindegliederung: 2 Ortsteile
Adresse der Verbandsverwaltung: Rathausstraße 13
57610 Altenkirchen
Website: michelbach-westerwald.de
Ortsbürgermeisterin: Alexandra Schleiden (seit März 2021)
Lage der Ortsgemeinde Michelbach (Westerwald) im Landkreis Altenkirchen (Westerwald)
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Karte
Michelbach: Alte Schule
Michelbacher Mühle
Mühlengraben und Wiedwanderweg
Stauwehr
Mühlengraben am Rand des alten Dorfkerns
Die Mittelstraße in Michelbach vor der Erneuerung Mitte der 1960er Jahre. Vorn rechts der ehemalige Dorfladen, hinten rechts Haus Neitzert (Foto: Hachenberg)

Geographische Lage

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Michelbach liegt etwa anderthalb Kilometer (Widderstein etwa drei Kilometer) östlich des Zentrums von Altenkirchen, unweit der Bundesstraße 8 und unterhalb der Landesstraße 414 im Tal der Wied. Der Fluss[2] fließt südlich unmittelbar an der Siedlung entlang, gesäumt vom Wiedwanderweg. Äcker, Wiesen und Mischwald umgeben die Ortsgemeinde. Der Michelbach durchfließt den Ort von Nord nach Süd und gelangt hier als rechter Nebenfluss in die Wied. Der Nadelwald zwischen Michelbach, Widderstein und Borod sowie nördlich des Ortes an der Bahnstrecke Limburg–Altenkirchen wird von einer Waldinteressentenschaft bewirtschaftet.

Der Ortsteil Widderstein (mit 15 Wohngebäuden und einem kleinen Dorfgemeinschaftshaus) liegt etwa zwei Kilometer östlich des Hauptdorfs im Wiedtal, eingerahmt von den ca. 300 Meter hohen Herzberg und Pfahlberg. Zwischen Michelbach und Widderstein liegen die Alte Schule, die Michelbacher Mühle und ein Aussiedlerhof (Heidehof).

Geschichte

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In vorgeschichtlicher Zeit lag auf dem Herzberg genannten Bergsporn oberhalb von Widderstein die Wallanlage Herzburg. Bodendenkmäler und Flurnamen geben Hinweise auf eine frühere Besiedlung. Diese Bergkuppe wird umflossen von der Wied und liegt strategisch günstig zwischen der alten „Köln-Frankfurter-Straße“ (heute Bundesstraße 8) und der alten Köln-Leipziger-Straße (heute Bundesstraße 414).

Das Haus Widderstein wurde 1346 erstmals urkundlich erwähnt. Damals hieß die Siedlung „Leckerrode“. In der Urkunde wird dem Ritter Albrecht von Wiederbach, später Widderstein, das Gut Leckerrode unterhalb von Ingelbach von dem Grafen Johann von Sayn als Lehen zugesprochen. Urkundliche Erwähnungen von Michelbach finden sich in dem Mirakelbuch von Hilgenroth von 1428 und 1432, in dem Bürger von „Mychelenbach“ bzw. „Mychelbach“ Erwähnung finden.

Die älteste Urkunde, die sich auf Einwohner aus Michelbach bezieht, stammt aus dem Jahre 1464 und betrifft den Austausch von Leibeigenen. Um 1520 besaß das Cassius-Stift in Bonn Grundrechte, die es 1573 an den Grafen Heinrich von Sayn verkaufte. Aus dem Jahr 1577 ist erstmals in Michelbach eine Mühle nachgewiesen,[3] zunächst eine Lohmühle, ab 1610 eine Schleifmühle. Um 1780 entst eine umfangreiche Korrespondenz zwischen der Thurn und Taxischen Postverwaltung der Kaiserlichen Reichspost und der Administration der Grafschaft Sayn-Altenkirchen wegen des Baus einer steinernen Brücke bei Michelbach, weil die Holzbrücken immer wieder vom Wied-Hochwasser fortgeschwemmt wurden.

1820 hatte Michelbach 22 Feuerstellen und 126 Einwohner, davon 22 Schulkinder;[4] Widderstein hatte 5 Feuerstellen und 27 Seelen, aber keine Schulkinder. Seit dem Jahr 1843 hatte Michelbach schließlich eine eigene Schule[5] Die beiden früher selbständigen Gemeinden Michelbach und Widderstein schlossen sich 1848 zu einer Schulgemeinde zusammen und 1938 zur Gemeinde Michelbach.[6]
Durch die Nähe zur Kreisstadt Altenkirchen stieg in den Jahren zwischen 1939 und 1961 die Einwohnerzahl des Ortes um 39,5 %.[7]

Die Anfang der 1980er Jahre durchgeführte Dorferneuerung veränderte den Charakter des Dorfes erheblich; dies war vor allem durch die Verlegung des oberen Abschnitts der Mittelstraße in Richtung Widderstein der Fall. Während die schmale Dorfstraße sich zuvor die Anhöhe hinauf schlängelte, ist dieser Abschnitt heute begradigt. Dazu wurden mehrere landwirtschaftliche Gebäude abgerissen. Heute befindet sich dort der große Spielplatz des Dorfes.
Eine Erweiterung der Einwohnerzahl erfuhr Michelbach in den 1970/1980er Jahren durch die Straßen „Im Schleedörn“/„Südweg“, „Im Beulsgarten“ und in den 2000er Jahren durch das Neubaugebiet „Oberer Dorfgarten“.

Bevölkerungsentwicklung

Die Entwicklung der Einwohnerzahl von Michelbach, die Werte von 1871 bis 1987 beruhen auf Volkszählungen:[8][1]

Jahr Einwohner
1815 149
1835 203
1871 259
1905 263
1939 248
1950 317
Jahr Einwohner
1961 346
1970 416
1987 404
1997 437
2005 578
2023 549

Bürgermeister

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Die Stelle des Bürgermeisters war anderthalb Jahre vakant; die Amtsgeschäfte wurden von der Ersten Beigeordneten Alexandra Schleiden sowie dem Beigeordneten Torsten Klein ausgeübt.[9] Bei der Direktwahl am 26. Mai 2019 war kein Bewerber angetreten, und auch bei der konstituierenden Sitzung des Ortsgemeinderats am 2. Juli 2019 fand sich zunächst kein Nachfolger für den bisherigen Bürgermeister Hans Kwiotek.[10][11][12] Seit 23. März 2021 ist Alexandra Schleiden Ortsbürgermeisterin von Michelbach.[13][14] Sie wurde im Juni 2024 wiedergewählt.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

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Sehenswürdigkeiten

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Wiedwanderweg
Die hier die von Altenkirchen nach Ingelbach führende Wanderroute führt am südlichen Ortsrand vorbei, mit zwei Fußgängerbrücken, Stauwehr, Mühlengraben der früheren Altenkirchener Mühle und Furt
Michelbacher Mühle
Das fünfstöckige Hauptgebäude von 1847 besitzt sechs Mahlwerke. Neben diesem Gebäude steht der historische Mühlenbau; hierzu gehört heute ein Wasserkraftwerk, das Wasser der Wied sorgt nach wie vor für die benötigte Energie – eine Turbine dreht sich im Wasserstrahl und erzeugt Strom für die elektrischen Mahlwerke. Die Michelbacher Mühle ist größter Mühlenbetrieb im Kammerbezirk Koblenz.[15] Sie ist beim jährlich bundesweit stattfindenden Mühlentag („Tag der offenen Tür“) zu besichtigen.[3]

Kulturdenkmäler

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Mittelstraße 50
Fachwerk-Quereinhaus, teilweise massiv bzw. verkleidet, um 1800
Mittelstraße 50a
Ehemalige Fachwerkscheune (Reetdach)
Mittelstraße 59
Alte Schule, Ehemaliges Schulgebäude, Krüppelwalmdachbau, teilweise verschiefert, um 1910 (Privatbesitz)
Meilenstein
Quaderpfeiler südlich der Ortslage an der Bundesstraße gelegen

Literatur

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  • Helmut Sander: Geschichte der Schule zu Michelbach. In: Heimat-Jahrbuch des Kreises Altenkirchen 50. 2007, S. 162–165.
  • Daniel Schneider: Das Mühlengewerbe in der Grafschaft Sayn-Altenkirchen. In: Heimat-Jahrbuch des Kreises Altenkirchen 59. 2016, S. 219–237.
  • Peter Hartgenbusch: Sonntag in Michelbach. In: Kreisarchiv Bergischgladbach. 1944.
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Commons: Michelbach – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise, Anmerkungen

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  1. a b Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz – Bevölkerungsstand 31. Dezember 2023, Landkreise, Gemeinden, Verbandsgemeinden (Hilfe dazu).
  2. Der Fluss, der im Ortsbereich bestaut ist, wird von den älteren Bürgern Michelbachs „Wiedbach“ genannt.
  3. a b Zur geschichtlichen Entwicklung der Mühlen in der Grafschaft Sayn vgl. Daniel Schneider: Das Mühlengewerbe in der Grafschaft Sayn-Altenkirchen, S. 219–239.
  4. Diese waren alle evangelisch und gingen nach Altenkirchen zur Schule
  5. Die erste Schule, ein zweistöckiges Bruchsteingebäude mit dem Schulsaal im oberen Stockwerk, bildet heute die linke Hälfte des Anwesens Hachenberg, Mittelstraße 38. Das Erdgeschoss wurde später zu einem Lebensmittelgeschäft ausgebaut, das bis in die 1980er Jahre bestand. Als zu Beginn des 20. Jahrhunderts diese Schule zu klein wurde, erfolgte damals um 1920 ein Neubau zwischen Michelbach und Widderstein in Höhe der Michelbacher Mühle, die heutige „Alte Schule“.
  6. Die Hinweise zur Geschichte Michelbachs und Widdersteins sind dem Heft „Michelbach – Notizen zur Geschichte“ (Hrsg. von Dieter Sommerfeld) entnommen.
  7. Nach: Land Rheinland-Pfalz (Hrsg.): Landkreis Altenkirchen (Westerwald) - Landeskundlich-statistische Kreisbeschreibung. Landratsamt Altenkirchen (Ww). 1969.
  8. Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz – Mein Dorf, meine Stadt: Bevölkerung
  9. Kein Bürgermeister: In Michelbach geht es ohne "Ortsoberhaupt". AK Kurier, 29. Januar 2020, abgerufen am 26. März 2021.
  10. Ortsgemeinde Michelbach: Gemeinderat. Abgerufen am 26. Dezember 2019.
  11. Der Landeswahlleiter Rheinland-Pfalz: Direktwahlen 2019. siehe Altenkirchen-Flammersfeld, Verbandsgemeinde, 38. Ergebniszeile. Abgerufen am 26. Dezember 2019.
  12. Mitteilungsblatt Verbandsgemeinde Altenkirchen: Aus der konstituierenden Sitzung des Ortsgemeinderats am 2. Juli 2019. Linus Wittich Medien GmbH, Ausgabe 34/2019, abgerufen am 26. Dezember 2019.
  13. Alex Schleiden bereit: Zeit ohne Ortschef geht in Michelbach bald zu Ende. Rhein Zeitung, 6. März 2021, abgerufen am 25. März 2021.
  14. Michelbach: Ortsgemeinderat wählt Ortschef(in) – Posten seit zwei Jahren vakant. Rhein-Zeitung, 23. März 2021, abgerufen am 26. März 2021.
  15. Handwerk Special: Michelbacher Mühle eine der größten im Kammerbezirk Koblenz. Magazin der Handwerkskammer Koblenz, 7. Oktober 2006, abgerufen am 26. Dezember 2019.