Mission: Der Kurier ist das Boulevardblatt der Wikipedia-Gemeinschaft. Nicht neutral, nicht enzyklopädisch, aber hoffentlich unterhaltsam und informativ berichtet er, was die Wikipedia gerade bewegt.
Wikipedia.de in neuem Gewand
Endlich ist es soweit: Unter der Adresse www.wikipedia.de ist ab sofort ein Suchportal erreichbar, das die bisherige semi-automatische Weiterleitung auf die offizielle deutschsprachige Adresse der Wikipedia ablöst. In der Vergangenheit hatte die Domain direkt nahtlos auf die offizielle Adresse http://de.wikipedia.org verlinkt.
Um der ungewünschten Verbreitung der inoffiziellen Adresse entgegenzuwirken, wurde am 13. November 2005 die nahtlose Weiterleitung von Links gekappt. Nur die Hauptseite wurde weiterhin direkt auf die Einstiegsseite der deutschsprachigen Wikipedia durchgereicht.
Die Einhaltung der offiziellen Benamung ist durchaus sinnvoll: Sie folgt international dem Schema ISO-Sprachcode.wikipedia.org, wobei in Deutschland der ISO-Sprachcode mit der Top-Level-Domain (TLD) übereinstimmt. Dies ist jedoch bei weitem nicht bei allen Land-/Sprachkombinationen der Fall. So ist beispielsweise die englischsprachige Wikipedia unter en.wikipedia.org zu erreichen, die schwedische unter sv.wikipedia.org und die dänische unter da.wikipedia.org.
Die Philosophie dahinter ist folgende:
- Die gemeinsame Domain wikipedia.org verdeutlicht die Zusammengehörigkeit der verschiedenen Wikipedias und unterstreicht den internationalen Charakter des Projektes.
- Die Verwendung der ISO-Sprachcodes als Subdomain verdeutlicht den wichtigen Unterschied, dass die einzelnen Wikipedia-Ableger nach Sprache und nicht etwa nach Ländern aufgeteilt sind.
Hingegen verfestigt die Verwendung der TLD .de die Annahme, dass es sich um die deutsche Wikipedia handeln würde und nicht um ein internationales deutschsprachiges Projekt, - womit wir sowohl intern als auch extern zu kämpfen haben. Abgesehen davon sind gerade die Österreicher und Schweizer verständlicherweise wenig davon begeistert.
Ein weiterer nicht unwichtiger Grund ist auch die technische Ausfallsicherheit des Wikipedia-Zugangs: So ist die technische Infrastruktur hinter wikipedia.de weniger redundant ausgelegt als die von wikipedia.org.
Wie sehr sich die inoffizielle Adresse durch die lange Nutzung in den Köpfen vieler Personen verfestigt hat, konnte man in der Vergangenheit gut beobachten. Als die Domain wikipedia.de aus verschiedenen Gründen (technisch, juristisch) nicht zugänglich war, las man sowohl in der Blogosphäre als auch in der Presse vielfach, dass „die Wikipedia nicht erreichbar sei“, was definitiv falsch war.
Unter der Adresse http://www.wikipedia.de bietet der Wikimedia Deutschland e.V. nun anstatt einer einfachen Weiterleitung auf die Hauptseite der deutschsprachigen Wikipedia ein Suchportal an, mit dem man in verschiedensprachigen Wikipedias suchen kann. (Um genau zu sein in der deutschsprachigen sowie der friesischen, dänischen und sorbischen Version. Die letzten drei stellen in Deutschland offiziell anerkannte Minderheitensprachen dar.) Ebenso ist es möglich eine herkömmliche Wikipedia-interne Suche oder eine Wikipedia-Suche über Drittanbieter (momentan T-Online, Web.de, Exalead) zu starten.
Ein großer Vorteil gegenüber der Wikipedia-internen Suche ist die type-ahead-Funktionalität der Suchfunktion. Schon während man den Suchbegriff eintippt, wird eine Liste mit passenden Lemmata aus der Wikipedia angezeigt.
Der Ansatz eines Portals unter der Adresse www.wikipedia.TLD wird übrigens auch in anderen Ländern verfolgt. Dies bietet sich gerade bei mehrsprachigen Ländern an. So existiert beispielsweise bereits seit langer Zeit das Portal http://www.wikipedia.ch. (Ava, 26. 6.)
Bundesministerium fördert WikiProjekt Nawaro
Weltweit erstmalig ist es gelungen, für den Ausbau der Wikipedia die Unterstützung der öffentlichen Hand zu gewinnen. Das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz fördert hierbei gezielt den Ausbau des Artikelbereichs der Nachwachsenden Rohstoffe (Nawaro) durch eine projektgebundene Mittelvergabe. Ausgehend von der Initiative des nova-Institut in Kooperation mit Vertretern des Verein Wikimedia Deutschland e.V. wurde heute das auf drei Jahre angelegte WikiProjekt Nachwachsende Rohstoffe gestartet und soll die Zusammenarbeit des Fachinstitutes mit den interessierten Wikipedianern koordinieren und dabei auch neue, bislang externe, Fachleute des Themengebietes gewinnen. Eigens für diese Funktion wurde auch die Stelle eines Ansprechpartners beim Wikimedia e.V. geschaffen, die in naher Zukunft öffentlich ausgeschrieben und besetzt werden soll. Florian Gerlach vom nova-Institut betont in seiner Mail an die deutschsprachige Mailliste, dass das Projekt nur dann erfolgreich und eine Bereicherung für die Wikipedia sein kann, wenn es Teil der Initiative der Community wird, freies Wissen auszubauen. (nec, 25. 6.)
Mittlerweile ist die Stelle des Ansprechpartners ausgeschrieben. Gesucht sind erfahrene Wikipedianerinnen oder Wikipedianer, Bewerbungen mit den üblichen Unterlagen bitte bis zum 9. Juli an Wikimedia Deutschland schicken. Mehr Informationen finden sich unter http://www.wikimedia.de/stellenauschreibung-nawaro/. PB 29. 6.
Wikipedia wird Kunst
Die documenta 12 zeigt in diesem Sommer über 500 Arbeiten von mehr als 100 Künstlern aus der ganzen Welt der Öffentlichkeit. Die „wichtigste Kunstausstellung der Welt“ wurde natürlich auch schon von Kurier-Lesern besucht. Und tatsächlich: Auch die Wikipedia ist vertreten - zwar nicht als Einzelkunstwerk, aber immerhin als Teil einer Skulptur. Die Arbeit „Siegesgärten“ der österreichischen Künstlerin Ines Doujak, die sich gegen den Missbrauch des Patentschutzes auf Lebewesen und traditionelles Wissen („Biopiraterie“) richtet, gibt den Artikel über die indische Umweltaktivistin Vandana Shiva als Quelle an. In einem auf dürren Stelzen stehenden Pflanzkasten stecken große Samentüten an Pflanzstäben im Gras, die verschiedene Aspekte der Biopiraterie-Problematik beleuchten. Wer sich selbst ein Bild machen will, kann das noch bis zum 23. September in der Kasseler Karlsaue tun. Vorsicht ist jedoch geboten: Aufmerksame Aufseher wachen darüber, dass kein Besucher das Wiki-Prinzip an den Kunstwerken anwendet. Wem Kassel zu weit ist: Die Zeitschrift Max hat ein Foto der Skulptur, der Radiosender Ö1 eine Reportage darüber. (Gnom, 24. 6.)
Sommerzeit - Spielezeit
Seit mittlerweile drei Tagen läuft in der Wikipedia ein neues Spielchen für Autoren, die sich nicht mit stubs und substubs zufrieden geben. In Schreibduellen treten mittlerweile 16 Schreiberlinge gegeneinander an und zeigen ihre Flexibilität beim Verfassen von Texten zu ihnen vorher nur peripher oder gar nicht vertrauten Wissensgebieten. So laufen aktuell etwa Duelle zu mythologischen Themen, Kanada, den 1920ern, Maritimem oder der Sonne - wenn auch die Beiträge zu letztem Thema sehr frei gewählt wurden.
Niederschlag finden die Ergebnisse in einer zentralen Rangliste, Ziel ist es wie bei anderen Aktionen wie dem Schreibwettbewerb natürlich, das Entstehen guter Artikel mit dem Spaß am Schreiben zu verbinden. Wer Lust hat, kann jederzeit einsteigen, Voraussetzung ist die Hauptautorenschaft an mindestens einem lesenswerten Artikel vor der Teilnahme. • nec 17.6.
Was wäre, wenn Wikipedia doch aus Papier wäre …
Auf der Seite Fragen zur Wikipedia werden immer wieder die wirklich wichtigen Fragen gestellt. Am Nachmittag des 6. Juni 2007 beispielsweise, wie viele DIN-A4-Seiten benötigt würden, möchte man die deutschsprachige Wikipedia ausdrucken. Ausgehend vom letzten SQL-Dump rechneten die Experten die wichtigsten Fakten aus.
Der letzte SQL-Dump hatte eine Größe von 3.319.344.050 Bytes; wenn auf eine DIN-A4-Seite 5000 Zeichen passen, so sind wir bei 663.869 Seiten. Normales 80g/m²-Papier hat eine Dicke von etwa 0,08 Millimetern, das ergibt einen 3.319 Kilogramm schweren Stapel von etwas über 53 Metern Höhe und dieser verbraucht 3,313 m³ Raum. Oder etwas plastischer: Setzt schon mal 8 „Ivar“-Regale mit einer Höhe von 1,79 Meter auf euren Einkaufszettel.
Derzeit wird noch gestritten, ob und wie sich der massenhafte Ausdruck der Wikipedia auf das Weltklima und die Preise von Toner, Tinte und Papier auswirken würde, wie lange der Stapel brennen würde und wem es nutzt …
Denn geht man von 663.869 Seiten und einer durchschnittlichen Lesegeschwindigkeit von 5 Minuten pro Seite aus, dann benötigt man zum Lesen des Gesamtwerkes 12 Jahre und 8 Monate. Da sich während dieser Zeit am Inhalt der Wikipedia wohl das eine oder andere unwesentliche Detail noch ändern könnte, ist es wohl doch ganz gut, dass Wikipedia nicht aus Papier ist. • ach 7.6.
Wikipedia als Quelle für med. Fachliteratur
Auch viele medizinische Artikel der Wikipedia erreichen mittlerweile ein Niveau, das es offensichtlich erlaubt, sie in Publikationen für Fachkreise zu zitieren.
Die Cardio News, offizielles Organ der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie, ist eine Fachzeitschrift für Internisten und Kardiologen. In der aktuellen Mai-Ausgabe beginnt der Artikel „In der Tintenfischfalle - Tako-Tsubo-Kardiomyopathie“[1] unverkennbar mit den einleitenden Sätzen des als „lesenswert“ gekennzeichneten Wikipedia-Artikels Stress-Kardiomyopathie. Diese sind als Zitat zwar nicht gekennzeichnet, im Wikipedia-Artikel aber bereits in der Version vom Juni 2006 enthalten, so dass die „Richtung“ der Textspende klar ist. Wir freuen uns über diese Anerkennung und sehen sie als Ansporn, den bisherigen Anspruch auch der Redaktion Medizin zu bekräftigen: Die Wikipedia soll eine seriöse und valide Enzyklopädie sein, die auch beim Fachpublikum einen guten Ruf als Informationsquelle genießt. (jh, 3.6.)
- ↑ Wedekind H.: In der Tintenfischfalle - Tako-Tsubo-Kardiomyopathie. CardioNews (2007) 5:22. online als PDF, abgerufen am 3. Juni 2007
Enteignete Wikipedia-Autoren?
Deutsche Richter nutzen Wikipedia gerne als Quelle – der Kurier berichtete bereits im vergangenen Juni darüber. Während die meisten Gerichte jedoch allenfalls ein oder zwei Sätze zitieren, hat das Landgericht München I die Vorteile von Copy and Paste voll ausgenutzt.
In einem einstweiligen Verfügungsverfahren hatte die Gegnerin den Artikel Usenet als Anlage eingereicht. Dem Gericht gefiel dieser Eintrag anscheinend so gut, dass es ihn fast zur Hälfte in seinem Urteil vom 19. April 2007 (Az. 7 O 3950/07, JurPC Web-Dok. 69/2007) wiedergegeben hat. Der Auszug umfasst rund 8000 Zeichen, das sind ausgedruckt mehr als zwei DIN-A4-Seiten.
Die Autoren könnten sich nun eigentlich geehrt fühlen, von einem Gericht zitiert worden zu sein. Doch wie sieht es in urheberrechtlicher Hinsicht aus? Gerichtsentscheidungen sind bekanntlich amtliche Werke und damit gemäß § 5 UrhG gemeinfrei. Haben die Autoren also ihren Urheberrechtsschutz verloren? – Wer sich jetzt die Hände reibt, weil er auf Schadensersatz aus § 839 BGB in Verbindung mit Art. 34 GG wegen eines enteignungsgleichen Eingriffes hofft, muss enttäuscht werden: Da der Auszug deutlich als Zitat gekennzeichnet ist, geht der Text nicht in dem amtlichen Werk auf (so die wohl herrschende Meinung, GRUR 1977, 766, 769). Wer die zitierten Abschnitte ohne Zusammenhang zum Urteil verwenden möchte, kommt an der GFDL also nicht vorbei.
Dennoch bleibt fraglich, ob das Gericht mit der Textwiedergabe gegen die Urheberrechte der Autoren verstoßen hat. Die Lizenzbestimmungen wurden jedenfalls nicht eingehalten, ebenso wird in diesem Fall das Zitatrecht nicht greifen. (kh, 19.5.)
Kabylische Wikipedia online
Nach mehreren Monaten Testphase hat die Wikipedia-Ausgabe in Kabylischer Sprache nun Serienreife erreicht. Seit dem 6. Mai ist unter kab.wikipedia.org das neue Mitglied der Wikipedia-Familie erreichbar, das in der von 5,5 Millionen Menschen in Algerien gesprochenen Berbersprache verfasst ist. Die kabylische Wikipedia ist die erste, deren Einrichtung nach den neuen Richtlinien für neue Sprachen erfolgt ist und von dem neu eingerichteten Language subcommittee (langcom) begleitet wurde.
In der Vergangenheit waren oftmals durch einfache Abstimmung neue Wikipedia-Ausgaben eingerichtet worden, ohne dass zuvor eine Gemeinschaft von interessierten Muttersprachlern ihr Interesse angemeldet hätte. In der Folge existieren mittlerweile zahlreiche verwaiste Wikis, die oftmals von Spammern und Vandalen missbraucht werden. Der Bekämpfung dieses Missbrauchs hat sich das Small Wiki Monitoring Team verschrieben.
Die aktuellen Richtlinien sollen sicherstellen, dass zukünftige Projekte von einer aktiven Nutzergemeinschaft getragen und betreut werden. Dazu verlangen sie unter anderem, dass vor der Einrichtung einer neuen Wikipedia-Ausgabe ein erfolgreicher Test im sogenannten Inkubator-Wiki stattzufinden hat. Mindestens fünf Autoren sollten an diesem beteiligt sein. Das Team der kabylischen Wikipedia hat so in den vergangenen Monaten mehrere hundert Artikel erstellt. Ihr Testprojekt übertrifft an Inhalt und Gestaltung viele der existierenden kleinen Wikis. Auch andere Wikipedia-Babys sind in diesem „Brutkasten“ bereits weit gediehen, so die niedersorbische, die jakutische und die krimtatarische Wikipedia.
Für Unmut sorgten unter den Autoren dieser und anderer Sprachen die mehrmonatigen Verzögerungen, bis das Language subcommittee endlich seine Arbeit aufnahm. Kritiker bezeichneten es auf der Mailingliste der Wikimedia Foundation zwischenzeitlich als ‚Sprachverhinderungsausschuss‘ (language prevention committee). Mittlerweile scheinen jedoch die Anlaufschwierigkeiten weitgehend überwunden zu sein.
Neben der kabylischen Wikipedia hat das langcom auch der Einrichtung der Ausgaben in niedersorbischer und jakutischer Sprache seine bedingte Zustimmung ausgesprochen. Allerdings müssen bis zur endgültigen Einrichtung dieser Ausgaben noch die Mediawiki-Benutzeroberflächen vollständig in die jeweiligen Sprachen übersetzt werden.
Um Nachwuchs braucht sich die Wikipedia-Familie im Übrigen auch weiterhin keine Sorgen zu machen. Zu den jüngsten Neuzugängen im Brutkasten gehört eine Wikipedia-Ausgabe in altpreußischer Sprache, also jenem Idiom, das bis zu seinem Aussterben im 17. Jahrhundert von den Ureinwohnern Ostpreußens gesprochen wurde. Neu ist ebenfalls ein Antrag auf Einrichtung eines Wiktionary in Neusprech. Dieser hat wahrscheinlich ähnlich geringe Erfolgsaussichten wie der zwischenzeitlich abgelehnte Vorschlag für eine Wikipedia in indogermanischer Ursprache..--Johannes Rohr 7.5.
Fehler in Wikipedia entdeckt!
Dank knallharter Recherche ist es der internationalen Presse jetzt gelungen, Wikipedia einen Fehler nachzuweisen: Das Logo enthält Zeichen, die es gar nicht gibt. Aber eigentlich ist das auch nichts neues... (08-15, 29.6.)
Mentorenprogramm findet Interessenten
Nach dem das vor kurzem eröffnete Mentorenprogramm am Anfang zu scheitern drohte, hat das Projekt doch jetzt einige Neulinge gefunden die das Projekt nutzen wollen. Es sind weiterhin stets neue Mentoren gefragt, die vielleicht einen Posten übernehmen wollen. Wikipedianer, die diese Aufgabe übernehmen wollen, mögen sich bitte auf der Seite des Mentorenprogramms eintragen. (Guide, 21.6.)
600.000
... und Keinen interessiert's? Die Universität Dundee ist der 600.000. Artikel der deutschen Wikipedia, aber so rechtes Interesse diesen "Artikel-Anfang" zu etwas zu machen scheint keiner zu haben. Bei 500.000 und auch 400.000 war das noch etwas anders. Interessantes nebenbei: sowohl der 400.000 als auch der 600.000. wurden von Firefox13 geschrieben ...Sicherlich Post
Kirchenaustritt auf islamisch
Die Frage, ob der „Abfall vom Islam“ ein nach den Regeln des Islams mit dem Tod zu bestrafendes Delikt ist und wie dies in dem entsprechenden Artikel Apostasie im Islam darzustellen ist, hat zu einer selbst für Wikipediamaßstäbe aus dem Ruder gelaufenen strittigen Diskussion geführt.
Ebenso umstritten ist die vorgebliche rechtliche Grundlage für solche Entscheidungen über die Todesstrafe gemäß der Schari'a, denn der Koran, die Hadithen, diverse islamische Rechtsgutachten sowie die irdischen Gesetze treffen hierzu unterschiedliche Aussagen - oder gar keine. Mit diesen für viele Betroffene nicht ganz unwesentlichen Fragen befasst sich die derzeit aktivste Diskussion der deutschsprachigen Wikipedia: Diskussion:Apostasie im Islam.
In nur fünf Tagen (02.06.-07.06.) wurden fast 250 Beiträge (86 Kilobyte) geschrieben, verfasst von nur einer Handvoll Wikipedianer. Die Wikipedia-Gemeinschaft erwartet mit Spannung eine mögliche Antwort auf die Frage, ob Islam-Konvertiten weiterhin um ihr Leben fürchten müssen, oder ob gar von Wikipedia ein Impuls für eine (bereits postulierte) islamische Ablehnung dieser Praxis ausgehen könne.
Mitte Juni spitzte sich der Streit dann zu; insbesondere die Frage, ob die Position eines Dachverbandes deutscher Moscheevereine oder diejenige solcher islamischer Außenseiter, wie bestimmten Religionslehrern in Saudi-Arabien, Pakistan, Sudan und dem Iran, als „Mainstream“ der innerreligiösen Rechtsauffassung anzuführen sei, ist umstritten. (mk 08.06. / syrcro am Siebenschläfertag / Horst 27.06.)
Fotogalerie und Bilderpirsch in Google Earth
Dank der tatkräftigen Unterstützung vieler Helfer sind jetzt international über 200.000 Artikel durch das WikiProjekt Georeferenzierung mit Geokoordinaten versehen worden. Jetzt wurden diese Informationen genutzt, um die größte Fotogalerie der Wikipedia in Google Earth zu generieren. Mit diesem Link bekommt man jeweils 80 Fotos zu den bedeutsamsten Wikipedia-Artikeln in Google Earth angezeigt (Screenshot).
Da noch nicht alle Artikel mit Fotos ausgestattet sind, hilft diese KML-Datei, alle Artikel in der näheren Umgebung zu finden, die noch keine Fotos besitzen. So kann man die nächste Fotosafari für Wikipedia sehr effizient planen. (Kol. und sk, 31.5.)
Nachtrag: Auch auf den Commons wird für Bilder jetzt auf Koordinatenjagd gegangen. (Kol. 09.6.)
Was ist Kirche?
Das WikiProjekt Begriffsklärungsseiten – das sind die, die sich darum kümmern, dass Eure Artikel auch gefunden werden – hat ein Fließband eingerichtet, auf dem problematische Begriffsklärungen eingetragen werden können. Nun haben wir aber einen Fall, der nicht einfach gelöst werden kann: Kirche, über 1500 Links zielen auf diese Begriffsklärungsseite, das ist Platz 6 der Liste der meistverlinkten BKS. Es hilft nichts, da müssen alle 1500 Links von Hand korrigiert werden. Also, wenn Ihr irgendwo über einen Link Kirche stolpert, schaut nach, ob die Gemeinde Gottes oder das Haus Gottes gemeint ist. (W!B: 03.06.)
Fragebogenaktion der TU Graz
Im Rahmen einer Bakkalaureatsarbeit an der TU Graz werden die Benutzer der Wikipedia zu einer Online-Befragung eingeladen. Die Befragung dient der Evaluation des Benutzerverhaltens in Community-Anwendungen (Wikis oder Blogs) am Institut für Wissensmanagement. (ST 03.06.)
Tests aus Infoboxen generieren
Seit der neulich erschienenen Version (0.2.0) von Quizdrill (Lizenz: GPL) beinhaltet dieser quiz_builder, der ein Quiz aus einer vorher heruntergeladenen Wikipedia-Datenbank generieren kann. Dadurch lassen sich diese ähnlich zu Vokabeltests abfragen, lediglich eine kleine Beschreibungsdatei mit welcher Vorlage und Feldern (bzw. Kategorien) und den Metadaten ist nötig. Na, wer kann schon alle Hauptstädte Ländern, Gemälde Malern, Opern Komponisten und Muskeln Funktionen (die einen Artikel haben) zuordnen? (bb, 29.5.)
Schau rein beim Verein ...
... in Frankfurt am Main. Denn hier findet am 1. Juli wieder die jährliche Mitgliederversammlung von Wikimedia Deutschland statt. Am Tag zuvor (30.6.) wird es mehrere Workshops geben, die u.a. auch zum Engagement im Verein motivieren sollen; natürlich sind hierzu auch Nichtmitglieder eingeladen. Infos zum Ablauf, den Workshops und zur Anmeldung stehen auf Meta. Übernachtungsplätze im Veranstaltungsort, dem von der Wikimania 2005 bekannten "Haus der Jugend", können noch bis zum 1.6. über Wikimedia gebucht werden. (KJ, 28.5.)
Eine gute Idee erhält Zuwachs
Die Creative Commons breiten sich immer weiter aus. Jüngstes Land, in dem Werke nicht nur nach dem klassischen Urheberrecht und Public Domain veröffentlicht werden können, ist die Schweiz. Durch die Aktivitäten des Vereins Digitale Allmend haben Juristen von Openlaw die Lizenz den Schweizer Gegebenheiten angepasst. Heute Samstag, 26. Mai steigt im Zürcher Technopark die grosse Party um die Lancierung der CC-ch Lizenzen. Natürlich kann auch hier aus verschiedenen Lizenzbausteinen ausgewählt werden um nach eigenem Gusto die eigenen Werke zu lizenzieren. (flyout, 26.5.)
Was haben Bibliothekare zu verbergen?
Am 24.5. war Jimmy Wales bei The Colbert Report zu Gast – der Sendung, in der Comedian Stephen Colbert letzten August für eine Elefantenflut in Wikipedia sorgte. Natürlich lief das Interview nicht ganz ernsthaft ab und Colbert ließ es sich auch nicht nehmen, beiläufig kreative Änderungen vorzuschlagen – etwa über die Einblendung “Librarians are hiding something” („Bibliothekare haben etwas zu verbergen“), was auch prompt mehrfach in dem entsprechenden Artikel Einzug hielt, bevor dieser gesperrt wurde. Ein Video des Interviews ist auf der Website der Sendung verfügbar (Flash und Toleranz gegenüber US-Verbraucherinformationen vorausgesetzt). (Dapete, 25.5.)
Ein neuer Mitstreiter
Das Portal:Lebewesen bekommt möglicherweise demnächst virtuelle Unterstützung in dem Plan, die Welt umfassend mit Wissen über die Organismen unseres Planeten zu versorgen. Die Encyclopedia of Life will Daten zu bekannten Lebewesen in eine Datenbank einpflegen und somit der Öffentlichkeit zugänglich machen. Der Aufbau der neuen Enzyklopädie soll nach dem Vorbild der Wikipedia geschehen. Bis zur Fertigstellung sind zehn Jahre veranschlagt Sicherlich Post , nec, 9.5.
Wahl des Schiedsgerichts begonnen
Bis zum 21. Mai kann die Community über die Besetzung des ersten Schiedsgerichts entscheiden. Aus 44 Kandidaten sollen 10 Benutzer gewählt werden, die während der Probephase bis November langwierige Konflikte zwischen Benutzern lösen sollen. Um die Wahl erfolgreich zu bestehen, müssen die Kandidaten eine Dreiviertelmehrheit der Stimmen bekommen. Der Wahl ist im April ein Meinungsbild vorangegangen, in dem sich 170 Benutzer für die Errichtung eines Schiedsgerichts aussprachen. (sebmol, 8.5)
Nachtrag: Nach einer zweiwöchigen Abstimmungszeit ging die Wahl zum Schiedsgericht zu Ende. Gewählt wurden zehn Benutzer, die in den nächsten sechs Monaten das Meinungsbild zum Schiedsgericht mit Leben füllen werden. Vielen Dank an alle Benutzer, die sich an der Wahl beteiligt haben. (sebmol, 22.5)
Anonymer Komiker
Nachdem das Landgericht Berlin einer Zeitung verboten hat, über den bürgerlichen Namen des Menschen hinter der Figur Atze Schröder zu berichten, will dieser seinen Namen auch aus dem Internet verschwinden lassen. Im März 2007 verklagt er den Wikimedia-Geschäftsführer Arne Klempert als Privatperson auf Unterlassung; dieser lässt – über die Anwaltskanzlei, die auch in der Auseinandersetzung über die Namensnennung des Hackers Tron eingeschaltet war – darauf hinweisen, dass dafür weder er noch der Verein der richtige Adressat sind. Jetzt berichtet Klempert, dass der Komiker seine Klage kurz vor dem Verhandlungstermin zurückgenommen, dabei aber beantragt hat, dass Klempert die Kosten des Verfahrens tragen soll.
Solange das (noch nicht rechtskräftige) Berliner Urteil im Raum steht, wird der Name in der deutschen Wikipedia nicht genannt. Blogger fragen sich unterdessen, ob wohl als nächstes das Deutsche Patent- und Markenamt verklagt wird. (08-15, 12.05.)
Wie sicher ist dein Passwort?
Am 7. Mai kam es in der englischen Wikipedia zu vier Übernahmen von Adminkonten, die alle sehr einfach zu erratende Passwörter benutzt haben (darunter „password“ und „fuckyou“). Innerhalb kürzester Zeit wurden die Konten benutzt, um andere Admins zu sperren, die Hauptseite zu löschen und ein Schockbild in die projektweite „Sitenotice“ einzubinden. Es wird allen Benutzern und speziell den Admins geraten, sichere Passwörter zu verwenden, um den Erfolg solcher Attacken zu verhindern. (sebmol, 7.5)
Welcome back Jcornelius
Die Abschiedsparty von Jcornelius im vergangenen Jahr war für viele Wikipedianer das Highlight der Saison 2006 – nun folgt ein Revival 2007: Welcome back, Jcornelius! Interessierte und Neugierige Wikipedianer sollten sich hier umschauen. Als Willkommensgeschenk läuft zudem die Aktion Artikel für Cornelius auf der benannten Seite. (nec, 4.5.)
Wiktionary-Übersetzungsforum
Das Wiktionary bietet ab sofort ein Forum für Übersetzungen kurzer Texte und erweitert damit seine Nutzungsmöglichkeiten um eine interessante Funktion. Unter anderem sollen dadurch auch weitere Nutzer und Bearbeiter auf Wiktionary und dessen Möglichkeiten aufmerksam gemacht werden. (Mg, 2.5., Text von StMH)
Tschüs Anonymität
Die Foundation hat beschlossen, dass Stewards, Checkuser, OTRS-Freiwillige und Server-Administratoren sich zukünftig Wikimedia gegenüber identifizieren werden müssen. Die Resolution sieht zwar vor, dass alle Betroffenen dies innerhalb von 60 Tagen nach der Annahme des Beschlusses am 11. April erledigen müssen, das genaue Verfahren ist jedoch noch unklar. Unklar ist ebenfalls, was mit den bisherigen OTRS-Mitarbeitern unter 18 Jahren geschehen soll, die von der neuen Altersregelung betroffen sind. OTRS-Administratorin Sannse hat auf der Mailingliste ihren Rücktritt angekündigt, nachdem ihr echter Name zuvor durch Unachtsamkeit von Wikimedia-Mitarbeitern in die Öffentlichkeit gelangt war. (Sicherlich, elian, 1.5.)