Algebra über einem Körper

Vektorraum über einem Körper, der um eine mit der Vektorraumstruktur verträgliche Multiplikation erweitert wurde
(Weitergeleitet von Algebrenisomorphismus)

Eine Algebra über einem Körper , Algebra über oder -Algebra (früher auch als lineare Algebra bezeichnet)[1] ist ein Vektorraum über einem Körper , der um eine mit der Vektorraumstruktur verträgliche Multiplikation erweitert wurde. Je nach Kontext wird dabei mitunter zusätzlich gefordert, dass die Multiplikation das Assoziativgesetz oder das Kommutativgesetz erfüllt oder dass die Algebra bezüglich der Multiplikation ein Einselement besitzt.

Definition

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Eine Algebra   über einem Körper   oder kurz  -Algebra ist ein  -Vektorraum mit einer  -bilinearen Verknüpfung

 

Multiplikation genannt, die durch   oder   symbolisiert wird. (Diese Verknüpfung ist unabhängig von der Multiplikation im Körper und derjenigen von Körperelementen mit Vektoren; die Verwendung desselben Symbols führt jedoch nicht zu Verwechslungen, da aus dem Kontext hervorgeht, welche Verknüpfung gemeint ist.)

Explizit bedeutet die Bilinearität, dass für alle Elemente   und alle Skalare   gilt:

  •  
  •  
  •  

Ist der zugrundeliegende Körper der Körper der reellen Zahlen  , so nennt man die Algebra auch reelle Algebra.[2]

Verallgemeinerung

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Der Begriff der  -Algebra lässt sich durch Ersetzen des Körpers mit einem kommutativen Ring zu einer  -Algebra, der Algebra über einem kommutativen Ring, verallgemeinern. Hierbei ist in der Definition „Vektorraum“ durch „Modul“ auszutauschen.

Unteralgebren und Ideale

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Eine Unteralgebra   einer Algebra   über einem Körper   ist ein Unterraum von  , der neben der Addition und der Multiplikation mit einem Skalar, also einem Element von  , auch unter der in   definierten Multiplikation abgeschlossen ist, d. h.  . Dann ist   eine eigenständige Algebra. Fasst man die komplexen Zahlen als reelle Algebra auf, so bilden zum Beispiel die reellen, nicht aber die imaginären Zahlen eine Unteralgebra der komplexen Zahlen.

Ist darüber hinaus

 

mit einem beliebigen Element   von  , so heißt   ein linksseitiges Ideal von  . Entsprechend heißt   rechtsseitiges Ideal von  , falls

 .

Ist beides der Fall oder gar   kommutativ, so heißt   einfach ein Ideal von  . Falls die Algebra   keine nicht-trivialen Ideale besitzt, heißt sie einfach.

Weitere Attribute und Beispiele

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Assoziative Algebren

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Eine assoziative Algebra ist eine  -Algebra, in der für die Multiplikation das Assoziativgesetz gilt und die somit ein Ring ist. Beispiele:

  • Die Algebra der  -Matrizen über einem Körper; die Multiplikation ist hierbei die Matrizenmultiplikation.
  • Die Inzidenzalgebra einer partiell geordneten Menge.
  • Algebren von linearen Operatoren von einem  -Vektorraum in sich selbst; die Multiplikation ist hier die Hintereinanderausführung. Eine Algebra heißt zerfallend, wenn sie isomorph zu einer Matrixalgebra ist.
  • Die Gruppenalgebra   zu einer Gruppe  ; hierbei bilden die Gruppenelemente eine  -Basis des  -Vektorraums  , und die Algebra-Multiplikation ist die bilineare Fortsetzung der Gruppenmultiplikation.
  • Die Algebra   der Polynome mit Koeffizienten in   in einer Unbekannten  .
  • Die Algebra   der Polynome mit Koeffizienten in   in mehreren Unbekannten  .
  • Eine Funktionenalgebra erhält man, indem man einen Funktionenraum von Funktionen von einer Menge   in einen Körper   mit folgender punktweisen Multiplikation versieht:
     .
  • Eine Körpererweiterung von   ist eine assoziative Algebra über  . So ist z. B.   eine  -Algebra und   kann als  -Algebra oder als  -Algebra betrachtet werden.
  • Die Algebra   der Hamiltonschen Quaternionen ist eine vierdimensionale assoziative unitäre reelle Algebra, welche als Schiefkörper sogar eine Divisionsalgebra ist. Sie ist eine endlichdimensionale zentraleinfache Algebra (Azumaya-Algebra) über dem Körper  . Als echte Teilkörper enthält sie verschiedene Kopien   des Körpers   der komplexen Zahlen, die ihrerseits den echten Teilkörper   der reellen Zahlen enthalten, welcher das Zentrum ist:  . Dabei liefert jedes   mit   eine Einbettung   des Körpers   in  , dessen isomorphes Bild gerade   ist. Somit stattet zwar jede dieser Einbettungen die reelle Algebra   mit einer Struktur eines komplexen Vektorraums aus, doch ist die Multiplikation der Quaternionenalgebra bezogen auf diese komplexe Vektorraumstruktur nicht bilinear über  , sondern nur über  . Daher bilden die Quaternionen keine komplexe Algebra.

Kommutative Algebren

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Eine kommutative Algebra ist eine  -Algebra, in der für die Multiplikation das Kommutativgesetz gilt. Beispiele:

  • Im mathematischen Teilgebiet Kommutative Algebra werden Algebren betrachtet, die assoziativ und kommutativ sind. Dazu gehören die oben genannten Polynomalgebren, die Funktionenalgebren und die Körpererweiterungen.
  • Genetische Algebren sind kommutative Algebren mit einigen zusätzlichen Eigenschaften, in denen das Assoziativgesetz im Allgemeinen nicht erfüllt ist.

Unitäre Algebren

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Eine unitäre Algebra ist eine Algebra mit einem neutralen Element der Multiplikation, dem Einselement (vgl. unitärer Ring). Beispiele:

  • Matrizenalgebren mit der Einheitsmatrix als Einselement.
  • Eine Algebra von Vektorraumendomorphismen mit der Identität als Einselement.
  • Einselement einer Inzidenzalgebra ist die Funktion  
  • Jede Gruppenalgebra ist unitär: das Einselement der Gruppe ist auch Einselement der Algebra.
  • Das konstante Polynom 1 ist Einselement einer Polynomalgebra.
  • Der Körper K mit seiner Körpermultiplikation als Algebra-Multiplikation ist als  -Algebra assoziativ, kommutativ und unitär.

Wenn das aus dem jeweiligen Kontext klar ist, werden die Eigenschaften „assoziativ“, „kommutativ“ und „unitär“ in der Regel nicht explizit genannt. Hat eine Algebra kein Einselement, so kann man eines adjungieren; jede Algebra ist also in einer unitären enthalten.

Nicht-assoziative Algebren

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Manche Autoren bezeichnen eine  -Algebra als nicht-assoziativ, wenn das Assoziativgesetz nicht vorausgesetzt wird.[3] (Diese Begriffsbildung führt allerdings zu der etwas verwirrenden Konsequenz, dass insbesondere jede assoziative Algebra auch nicht-assoziativ ist.) Einige Beispiele für Algebren, die nicht notwendigerweise assoziativ sind:

  • Eine Divisionsalgebra ist eine Algebra, in der man „dividieren“ kann, d. h. in der alle Gleichungen   und   für   stets eindeutig lösbar sind. Eine Divisionsalgebra muss weder kommutativ noch assoziativ noch unitär sein.
  • Der Alternativkörper   der Cayleyschen Oktaven ist eine achtdimensionale unitäre reelle Algebra, welche die assoziative Algebra   der Hamiltonschen Quaternionen echt umfasst.
  • Eine Lie-Algebra ist eine Algebra, in der die beiden folgenden Bedingungen gelten (in Lie-Algebren wird das Produkt meist als   geschrieben):
    •  
    •   (Jacobi-Identität)
  • Der reelle Vektorraum   mit dem Kreuzprodukt. Diese reelle Algebra ist insbesondere eine Lie-Algebra.
  • Eine Baric-Algebra ist eine Algebra  , für die es einen nichttrivialen Algebrenhomomorphismus   gibt.

Algebrenhomomorphismen

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Die Homomorphismen zwischen  -Algebren, das heißt die strukturerhaltenden Abbildungen, sind K-lineare Abbildungen, die zusätzlich multiplikativ sind. Haben die Algebren Einselemente, so fordert man in der Regel zusätzlich, dass auch diese aufeinander abgebildet werden. Das heißt:

Eine Abbildung   zwischen zwei  -Algebren ist ein Homomorphismus, falls folgendes gilt:

  •     für alle    
  •     für alle    
  •     für alle    
  • Gegebenenfalls  ,   wobei mit 1 die Einselemente in den Algebren bezeichnet seien.

Es gelten dann die üblichen Sätze. Die Kerne von Homomorphismen sind genau die zweiseitigen Ideale. Ist   ein Homomorphismus, so gilt das Analogon zum Homomorphiesatz, das heißt die induzierte Abbildung

 

ist wohldefiniert und ein Algebrenisomorphismus  , das heißt ein bijektiver Algebrenhomomorphismus, die Umkehrabbildung ist automatisch ebenfalls ein Algebrenhomomorphismus. Damit lassen sich auch die Isomorphiesätze auf Algebren übertragen, denn die üblichen Beweise führen diese auf den Homomorphiesatz zurück.

Einzelnachweise

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  1. siehe z. B. bei Dickson (1905), https://mathshistory.st-andrews.ac.uk/Extras/Dickson_linear_algebras/
  2. Reelle Algebra. In: Guido Walz (Hrsg.): Lexikon der Mathematik. 1. Auflage. Spektrum Akademischer Verlag, Mannheim/Heidelberg 2000, ISBN 978-3-8274-0439-8.
  3. siehe z. B. R. Lidl und J. Wiesenbauer, Ringtheorie und ihre Anwendungen, Wiesbaden 1980, ISBN 3-400-00371-9