Kastel-Staadt
Kastel-Staadt ist eine Ortsgemeinde im Landkreis Trier-Saarburg in Rheinland-Pfalz. Sie gehört der Verbandsgemeinde Saarburg-Kell an.
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Koordinaten: | 49° 34′ N, 6° 34′ O | |
Bundesland: | Rheinland-Pfalz | |
Landkreis: | Trier-Saarburg | |
Verbandsgemeinde: | Saarburg-Kell | |
Höhe: | 330 m ü. NHN | |
Fläche: | 5,31 km2 | |
Einwohner: | 428 (31. Dez. 2023)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 81 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 54441 | |
Vorwahl: | 06582 | |
Kfz-Kennzeichen: | TR, SAB | |
Gemeindeschlüssel: | 07 2 35 057 | |
Gemeindegliederung: | 2 Ortsteile | |
Adresse der Verbandsverwaltung: | Schloßberg 6 54439 Saarburg | |
Website: | www.saarburg-kell.de | |
Ortsbürgermeister: | Reiner Schmitt | |
Lage der Ortsgemeinde Kastel-Staadt im Landkreis Trier-Saarburg | ||
Geographische Lage
BearbeitenKastel liegt auf einem Felsplateau hoch über der Saar. Zur Ortsgemeinde gehört der Ortsteil Staadt im Tal der Saar gegenüber von Serrig. Der Ort liegt etwa neun Kilometer nördlich des saarländischen Mettlach und vier Kilometer südlich von Saarburg und ist durch die Landesstraße 131 an das überregionale Straßennetz angeschlossen.
Zu Kastel-Staadt gehören auch Neufels und Staadt.[2]
Geschichte
BearbeitenBei Kastel-Staadt befand sich ein Oppidum der Treverer. Die Römer bauten vermutlich schon vor der Zeitenwende auf dem Hochplateau ein fast uneinnehmbares Kastell. Funde aus keltischer und römischer Zeit sind in der näheren Umgebung zahlreich dokumentiert. Auf dem Plateau von Kastel-Staadt wurde bei Ausgrabungen 2006–2008 ein römisches Theater mit 34 Sitzreihen im Halbrund und Platz für über 3.000 Zuschauer entdeckt,[3] seit 2013 ist die Anlage mit Sicht ins Saartal frei zugänglich. Der Ort Kastel wurde erstmals 1098 urkundlich erwähnt.
Am 18. Juli 1946 wurde Kastel-Staadt gemeinsam mit weiteren 80 Gemeinden der Landkreise Trier und Saarburg dem im Februar 1946 von der übrigen französischen Besatzungszone abgetrennten Saargebiet angegliedert, das zu der Zeit nicht mehr dem Alliierten Kontrollrat unterstand. Am 6. Juni 1947 wurde diese territoriale Ausgliederung bis auf 21 Gemeinden wieder zurückgenommen, damit kam Kastel-Staadt an das 1946 neugebildete Land Rheinland-Pfalz.
Bevölkerung
BearbeitenDie Entwicklung der Einwohnerzahl von Kastel-Staadt, die Werte von 1871 bis 1987 beruhen auf Volkszählungen:[4]
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Datenquelle: Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz
Politik
BearbeitenGemeinderat
BearbeitenDer Ortsgemeinderat in Kastel-Staadt besteht aus acht Ratsmitgliedern, die bei der Kommunalwahl am 9. Juni 2024 in einer Mehrheitswahl gewählt wurden, und dem ehrenamtlichen Ortsbürgermeister als Vorsitzendem.[5]
Bürgermeister
BearbeitenReiner Schmitt wurde am 25. Juni 2019 Ortsbürgermeister von Kastel-Staadt. Da bei der Direktwahl am 26. Mai 2019 kein Wahlvorschlag eingereicht wurde, oblag die Neuwahl des Bürgermeisters gemäß rheinland-pfälzischer Gemeindeordnung dem Rat, der sich auf seiner konstituierenden Sitzung für Schmitt entschied.[6] Bei der Direktwahl am 9. Juni 2024 wurde er als einziger Bewerber mit einem Stimmenanteil von 93,3 % für weitere fünf Jahre wiedergewählt.[7]
Schmitts Vorgänger waren Hubert Schommer (2014–2019) und Harald Lehnertz (2004–2014).[8][9]
Sehenswertes
BearbeitenDie Klause Kastel ist ein von Mönchen in die Felswand aus Sandstein geschlagenes Refugium auf einem Plateau über dem Saartal.
Unweit der Klause liegt eine natürliche schon von Kelten besiedelte und nach drei Seiten durch Buntsandstein und auf der vierten mit einem Wall vor Feinden geschützte Befestigung (Oppidum).
Oberhalb der Klause befindet sich der Ehrenfriedhof Kastel für die Gefallenen des Zweiten Weltkrieges.
Nahe der Klause steht die alte Kirche St. Johannes der Täufer, die bis 1442 Pfarrkirche mit weit reichendem Einzugsbereich war. Ihr Turm stammt aus dem 12. und das Kirchenschiff aus dem 13. Jahrhundert.
Die Traumschleife Kasteler Felsenpfad ist ein Premiumwanderweg, der sich rund um das Plateau schlängelt.[10]
Siehe auch: Liste der Kulturdenkmäler in Kastel-Staadt
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Klause mit Felskapellen und Grabkapelle
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Innenansicht der Grabkammer
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Ahnentafel an der Westwand der Grabkammer
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Alte Pfarrkirche St. Johannes d.T.
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Hauptkreuz auf dem Ehrenfriedhof Kastel
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Ehrenfriedhof Kastel
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Schinkelschule von 1840
Ausgestaltung der Umgebung durch Schinkel
BearbeitenDie Kirche steht inmitten eines Friedhofs, dessen Umfassungsmauer von Karl Friedrich Schinkel entworfen wurde. Über dem Eingang zum Friedhof ist eine Pietà zu sehen.
Schinkel entwarf außerdem auch die Grabkapelle für Johann von Böhmen, die Friedrich Wilhelm IV. in Auftrag gab. Sie befindet sich in unmittelbarer Nähe der Kirche St. Johannes der Täufer.[11] Schinkel nutzte für den Bau die Ruine der Klause Kastel, die um 1600 entstanden war und 1833 in den Besitz Friedrich Wilhelms IV. übergegangen war. Der Leichnam Johanns von Böhmen, den Friedrich Wilhelm IV. von Jean-François Boch in Mettlach erhalten hatte, befindet sich seit 1946 in Luxemburg;[12] der klassizistische Sarkophag ist seitdem leer. Zum Dank für die Überlassung der Gebeine Johanns von Böhmen beschenkte Friedrich Wilhelm IV. Boch mit einem Brunnen, dessen Figur von Schinkel entworfen wurde.[13]
Die Grabkapelle gehört zu den wichtigen Spätwerken Schinkels und gilt als bedeutendes Zeugnis der klassizistischen Neoromanik. Schinkel verzichtete darauf, das erhaltene Erdgeschoss der Ruine mit seinem gotisierenden Kreuzrippengewölbe aus dem 17. Jahrhundert zu verändern, und sorgte hier nur für eine bunte Fensterverglasung. Das neue Mauerwerk gestaltete er nach dem Muster des schon vorhandenen. Das Obergeschoss wurde mit einem Rundbogenfries und Fenstern in Form von Drillingsarkaden versehen; auf die Nordseite wurde ein Glockengiebel in italienischem Stil aufgesetzt.
In unmittelbarer Nähe der Kirche St. Johannes der Täufer schuf Schinkel außerdem den Aussichtspunkt „Elisensitz“ am Lieblingsplatz der Kronprinzessin Elisabeth von Bayern.[14] Innerorts wurde 1840 außerdem die sogenannte Schinkelschule errichtet, die allerdings möglicherweise nicht von Schinkel selbst geplant wurde.[15]
Wirtschaft
BearbeitenNeben den diversen Kleingewerben und -dienstleistungen wird im Ort im Wesentlichen Landwirtschaft, Weinbau und Obstanbau für den Viez betrieben. Wie in anderen Orten der Region bieten Wanderwege dem naturinteressierten Touristen zahlreiche Ausflugsmöglichkeiten.
Persönlichkeiten
Bearbeiten- Der Schriftsteller Arno Schmidt wohnte vom 3. Dezember 1951 bis zum 23. September 1955 mit seiner Frau Alice Schmidt in Kastel im Haus Nr. 63, heute Kirchstraße 18. Am Haus ist eine Gedenktafel angebracht.
- Der Romanist Peter M. Schon wurde 1912 in Kastel-Staadt geboren.
- Ebenfalls aus Kastel stammt der Maschinenbauingenieur Hermann Gehl (1927–2008)
Literatur
Bearbeiten- Josef Huerkamp: Der Landschafter auf der Höhe. Arno Schmidt in Kastel 1951–1955. Neisse Verlag, Dresden 2008.
- Alice Schmidt: Tagebuch aus dem Jahr 1954. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2004.
- Alice Schmidt: Tagebuch aus dem Jahr 1955. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2008.
Weblinks
Bearbeiten- Kastel-Staadt auf den Seiten der Verbandsgemeinde Saarburg-Kell
- Zur Ortsgemeinde Kastel-Staadt gibt es Einträge in der Datenbank der Kulturgüter in der Region Trier.
- Das Oppidum von Kastel-Staadt
- Castell im Kreise Saarburg und über einige frühere Besitzer desselben, insbesondere über König Johann von Böhmen, Grafen von Luxemburg, von Georg Baersch (1839)
- Castel (Clause) bei Saarburg aus Panorama von Trier und dessen Umgebungen (um 1840) via dilibri
- Linkkatalog zum Thema Kastel-Staadt bei curlie.org (ehemals DMOZ)
- Anna-Sophie Buchhorn: Kastel-Staadt – keltisches Oppidum und römischer Vicus. (PDF) Neue Ergebnisse zur Besiedlungsgeschichte.
- Literatur über Kastel-Staadt in der Rheinland-Pfälzischen Landesbibliographie
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz – Bevölkerungsstand 31. Dezember 2023, Landkreise, Gemeinden, Verbandsgemeinden (Hilfe dazu).
- ↑ Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz (Hrsg.): Amtliches Verzeichnis der Gemeinden und Gemeindeteile. Stand: Februar 2022. S. 119 (PDF; 3,3 MB).
- ↑ Römisches Theater Kastel-Staadt ( des vom 12. Juli 2018 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz: Mein Dorf, meine Stadt. Abgerufen am 17. Juli 2019.
- ↑ Bernd Thömmes (Wahlleiter): Bekanntmachung des Ergebnisses der Wahl zum Ortsgemeinderat Kastel-Staadt am 9. Juni 2024. In: Saarburger Kreisblatt, Ausgabe 25/2024. Linus Wittich Medien GmbH, Höhr-Grenzhausen, 14. Juni 2024, abgerufen am 15. Dezember 2024.
- ↑ Reiner Schmitt: Bekanntmachung. In: Saarburger Kreisblatt, Ausgabe 27/2019. Linus Wittich Medien GmbH, 26. Juni 2019, abgerufen am 29. April 2021.
- ↑ Kastel-Staadt, Ortsbürgermeisterwahl (Gemeinde) 09.06.2024. Landeswahlleiter Rheinland-Pfalz, abgerufen am 15. Dezember 2024.
- ↑ „Jeder soll seine Ideen einbringen“ – Neuer Ortschef für Kastel-Staadt. In: Trierischer Volksfreund. Volksfreund-Druckerei Nikolaus Koch GmbH, Trier, 28. Juni 2019, abgerufen am 29. April 2021 (Nur Artikelanfang frei zugänglich).
- ↑ Neuer Rat will schnelleres Internet. In: Trierischer Volksfreund. Volksfreund-Druckerei Nikolaus Koch GmbH, Trier, 13. Juli 2014, abgerufen am 29. April 2021 (Nur Artikelanfang frei zugänglich).
- ↑ Hermann Pütz: Auf Schusters Rappen zum Altfels. Trierischer Volksfreund, 2. Mai 2010.
- ↑ Der Ehrenfriedhof Kastel-Staadt. 22. April 2005, archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 14. September 2015; abgerufen am 31. Oktober 2015 (private Website).
- ↑ Ehemaliges Königsgrab an der Saar. Klause bei Kastel. Onlineportal Saar und Mosel, archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 4. März 2016; abgerufen am 31. Oktober 2015 (private Website).
- ↑ Mettlach – Schinkelbrunnen ( vom 12. Februar 2013 im Webarchiv archive.today)
- ↑ Aussichtspunkt Elisensitz in Kastel-Staadt. Onlineportal Saar und Mosel, archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 1. Dezember 2015; abgerufen am 31. Oktober 2015 (private Website).
- ↑ Kastel-Staadt – Schinkelschule ( vom 12. September 2012 im Webarchiv archive.today)