Das Landgericht Biedenkopf war ein erstinstanzliches Gericht der ordentlichen Gerichtsbarkeit in der Provinz Oberhessen des Großherzogtums Hessen mit Sitz in Biedenkopf.

Geschichte

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Gründung

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Ab 1821 trennte das Großherzogtum Hessen auch auf der unteren Ebene die Rechtsprechung von der Verwaltung.

In einem ersten Schritt geschah das zunächst in den Bereichen des Staates, in denen er die Hoheitsrechte in vollem Umfang ausübte (Dominiallande). Die bisher von den Ämtern wahrgenommenen Aufgaben wurden Landräten (zuständig für die Verwaltung) und Landgerichten (zuständig für die Rechtsprechung) übertragen.[1] Dabei wurde der Bezirk des Landgerichts Biedenkopf aus den Zuständigkeitsbereichen des bisherigen Amtes Battenberg, einigen Orten des Amtes Biedenkopf[Anm. 1] und Orten des Amtes Blankenstein gebildet. Hier hatte die Familie Breidenbach zu Breidenstein im Grund Breidenbach in einer von Gemeinden das Patrimonialgericht inne, das auch zunächst weiter bestand.[1]

Übergeordnete Instanz des Landgerichts Biedenkopf war das Hofgericht Gießen.

Weitere Entwicklung

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1823 wurden die noch bestehenden Rechte der Patrimonialgerichtsherren in Breidenbach und Breidenstein vom Staat übernommen, so dass das Landgericht Biedenkopf nun auch dort vorbehaltlos Recht sprechen konnte.[2]

Zum 1. August 1835 wurden eine Reihe von Gemeinden aus dem Bezirk des Landgerichts Biedenkopf ausgegliedert und zu dem eigenen Bezirk eines Landgerichts Battenberg zusammengefasst[3] (siehe: Übersicht).

1853 kam es in der Provinz Oberhessen umfangreich zu Änderungen der Zuschnitte der Gerichtsbezirke.[4] Die Neuordnung trat zum 15. Oktober 1853 in Kraft.[5] Das Landgericht Biedenkopf erweitert dabei seine örtliche Zuständigkeit (siehe Übersicht).

Nach dem verlorenen Krieg von 1866 musste das Großherzogtum mit dem Friedensvertrag vom 3. September 1866 Gebietsteile an Preußen abtreten. Dazu gehörte auch das Hessische Hinterland (der „Kreis Biedenkopf“) mit dem Bezirk des Landgerichts Biedenkopf.[6]

Im Juni 1867 passte Preußen in den erbeuteten Gebieten die Gerichtsorganisation an die eigene Struktur an: Die bisherigen Landgerichte wurden aufgehoben[7] und durch Amtsgerichte ersetzt.[8] Funktionaler Nachfolger des Landgerichts Biedenkopf wurde so das Amtsgericht Biedenkopf.

Gemeinde 1821/1823[9] 1853[10] Anmerkung
Achenbach × × Vom Amt Blankenstein, bis 1823 Patrimonialgericht
Allendorf × Vom Amt Battenberg; 1835 an das Landgericht Battenberg
Amelose (Gehöftgruppe) × Vom Landgericht Gladenbach
Battenberg (Stadt) × Vom Amt Battenberg; 1835 an das Landgericht Battenberg
Battenfeld × Vom Amt Battenberg; 1835 an das Landgericht Battenberg
Berghofen × Vom Amt Battenberg; 1835 an das Landgericht Battenberg
Biebighausen (Hof) × × Vom Amt Battenberg
Biedenkopf × × Vom Amt Biedenkopf
Breidenbach × × Vom Amt Blankenstein, bis 1823 Patrimonialgericht
Breidenstein × × Vom Amt Blankenstein, bis 1823 Patrimonialgericht
Bromskirchen × Vom Amt Battenberg; 1835 an das Landgericht Battenberg
Buchenau × × Vom Amt Biedenkopf
Dachsloch (Forsthaus) × × Vom Amt Battenberg
Damshausen × [11] × Vom Amt Biedenkopf, Oktober 1853 an das Landgericht Gladenbach[12]
Dautphe × Vom Landgericht Gladenbach
Dexbach × × Vom Amt Biedenkopf
Diedenshausen × [13] April 1853 vom Landgericht Gladenbach, Oktober 1853 an das Landgericht Gladenbach[14]
Dodenau × Vom Amt Battenberg; 1835 an das Landgericht Battenberg
Eckelshausen × × Vom Amt Biedenkopf
Eifa × Vom Amt Battenberg; 1835 an das Landgericht Battenberg
Elbrighausen (Forsthaus) × × Vom Amt Battenberg
Engelbach × × Vom Amt Biedenkopf
Friedensdorf × Vom Landgericht Gladenbach
Frohnhausen × Vom Amt Battenberg; 1835 an das Landgericht Battenberg
Gönnern × × Vom Amt Blankenstein, bis 1823 Patrimonialgericht
Hatzfeld (Stadt) × Vom Amt Battenberg; 1835 an das Landgericht Battenberg
Herzhausen × Vom Landgericht Gladenbach
Holzhausen × Vom Amt Battenberg; 1835 an das Landgericht Battenberg
Hommertshausen × Vom Landgericht Gladenbach
Katzenbach × × Vom Amt Biedenkopf
Kleingladenbach × × Vom Amt Blankenstein, bis 1823 Patrimonialgericht
Kombach × × Vom Amt Biedenkopf
Laisa × Vom Amt Battenberg; 1835 an das Landgericht Battenberg
Lindenhof (Hof) × Vom Amt Battenberg; 1835 an das Landgericht Battenberg
Mornshausen × Vom Landgericht Gladenbach
Niederdieten × × Vom Amt Blankenstein, bis 1823 Patrimonialgericht
Niedereisenhausen × × Vom Amt Blankenstein, bis 1823 Patrimonialgericht
Oberasphe × Vom Amt Battenberg; 1835 an das Landgericht Battenberg
Oberdieten × × Vom Amt Blankenstein, bis 1823 Patrimonialgericht
Obereisenhausen × × Vom Amt Blankenstein, bis 1823 Patrimonialgericht
Oberhörlen × × Vom Amt Blankenstein, bis 1823 Patrimonialgericht
Quotshausen × × Vom Amt Blankenstein, bis 1823 Patrimonialgericht
Reddighausen × Vom Amt Battenberg; 1835 an das Landgericht Battenberg
Rennertehausen × Vom Amt Battenberg; 1835 an das Landgericht Battenberg
Rhoda (Hof) × Vom Amt Battenberg; 1835 an das Landgericht Battenberg
Roth × × Vom Amt Blankenstein, bis 1823 Patrimonialgericht
Silberg × Vom Landgericht Gladenbach
Simmersbach × × Vom Amt Blankenstein, bis 1823 Patrimonialgericht
Steinperf × × Vom Amt Blankenstein, bis 1823 Patrimonialgericht
Wallau × × Vom Amt Blankenstein, bis 1823 Patrimonialgericht
Weisenbach × × Vom Amt Blankenstein, bis 1823 Patrimonialgericht
Wolfgruben × × Vom Amt Biedenkopf
Wolzhausen × × Vom Amt Blankenstein, bis 1823 Patrimonialgericht

Gebäude

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Das Landgericht Biedenkopf war in der heutigen Hainstraße 12 untergebracht.

Ab 1867 bestanden zwei Richterstellen am Amtsgericht.

  • 1821–1824: Landrichter Karl Friedrich Klingelhöffer
  • 1824–1836: Landrichter Ernst Philipp Fröhling
  • 1836–1848: Landrichter Karl Ferdinand Schulz
  • 1850–1873: Landrichter (ab 1867: Amtsrichter, ab 1868: Oberamtsrichter) Wilhelm Klingelhöffer[15]

Literatur

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  • L. Ewald: Beiträge zur Landeskunde. In: Grossherzogliche Centralstelle für die Landes-Statistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Grossherzogthums Hessen. Jonghaus, Darmstadt 1862 (opacplus.bsb-muenchen.de).
  • Otfried Keller: Die Gerichtsorganisation des Raumes Marburg im 19. und 20. Jahrhundert. Marburg 1982, ISBN 3-9800490-5-1, S. 97–102, 171–172.
  • Georg Schmidt von Rhein: Zur Geschichte der Gerichtsorganisation im Landgerichtsbezirk Limburg. In: Nassauische Annalen. Band 99, 1988, S. 75–87.

Anmerkungen

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  1. Es handelte sich um die links der Lahn gelegenen Teile des Amtes Biedenkopf und das rechts der Lahn gelegene Wolfsgruben. Quelle: Die Eintheilung des Landes in Landraths- und Landgerichtsbezirke betreffend vom 14. Juli 1821. In: Großherzoglich Hessisches Ministerium des Inneren und der Justiz. (Hrsg.): Großherzoglich Hessisches Regierungsblatt. 1821 Nr. 33, S. 403–415 (409) (Online bei der Bayerischen Staatsbibliothek).

Einzelnachweise

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  1. a b Die Eintheilung des Landes in Landraths- und Landgerichtsbezirke betreffend vom 14. Juli 1821. In: Großherzoglich Hessisches Ministerium des Inneren und der Justiz. (Hrsg.): Großherzoglich Hessisches Regierungsblatt. 1821 Nr. 33, S. 403 ff. (409) (Online bei der Bayerischen Staatsbibliothek).
  2. Breidenbach, Landkreis Marburg-Biedenkopf. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 16. Oktober 2018). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS). und Breidenstein, Landkreis Marburg-Biedenkopf. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 16. Oktober 2018). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  3. Bekanntmachung, die Constituirung eines neuen Landgerichts zu Battenberg betreffend vom 18. Juli 1836. In: Großherzoglich Hessisches Ministerium des Inneren und der Justiz. (Hrsg.): Großherzoglich Hessisches Regierungsblatt. 1836 Nr. 33, S. 340 (Online bei der Bayerischen Staatsbibliothek).
  4. Bekanntmachung betreffend,
    1) die Aufhebung der Landgerichte Großkarben und Rödelheim, und die Errichtung neuer Landgerichte zu Darmstadt, Waldmichelbach, Vilbel und Altenstadt, ferner die Verlegung des Landgerichtssitzes von Altenschlirf nach Herbstein;
    2) die künftige Zusammensetzung der Stadt- und Landgerichts-Bezirke in den Provinzen Starkenburg und Oberhessen
    vom 15. April 1853. In: Großherzoglich Hessisches Regierungsblatt Nr. 19, vom 26. April 1853, S. 221–230 (reader.digitale-sammlungen.de).
  5. Ziffer 2) Bekanntmachung,
    1) die Aufhebung der Großherzoglichen Landgerichte Großkarben und Rödelheim, und die Errichtung neuer Landgerichte zu Vilbel und Altenstadt, ferner die Verlegung des Landgerichtssitzes von Altenschlirf nach Herbstein;
    2) die künftige Zusammensetzung der Landgerichts-Bezirke in der Provinz Oberhessen betreffend
    vom 4. Oktober 1853. In: Großherzoglich Hessisches Regierungsblatt Nr. 44 vom 7. Oktober 1853, S. 640–641, hier 641 (reader.digitale-sammlungen.de).
  6. Art. 14 Friedens-Vertrag zwischen Preußen und Hessen vom 3. September 1866; Details regelte eine gesonderte Übereinkunfthttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A10510194~SZ%3D412~doppelseitig%3D~LT%3D%C3%9Cbereinkunft~PUR%3D zwischen den Vertragsschließenden vom gleichen Tag. In: Großherzoglich Hessisches Regierungsblatt Nr. 43 vom 2. Oktober 1866, S. 408–410.
  7. § 3 Verordnung über die Gerichtsverfassung in dem vormaligen Herzogthum Nassau und den vormals Großherzoglich Hessischen Gebietstheilen mit Ausschluß des Oberamtsbezirks Meisenheim. Vom 26. Juni 1867. In: Gesetz-Sammlung für die Königlichen Preußischen Staaten Nr. 64, 1867, S. 1094–1103 (hdl.handle.net).
  8. § 1 Verordnung über die Gerichtsverfassung in dem vormaligen Herzogthum Nassau und den vormals Großherzoglich Hessischen Gebietstheilen mit Ausschluß des Oberamtsbezirks Meisenheim. Vom 26. Juni 1867. In: Gesetz-Sammlung für die Königlichen Preußischen Staaten Nr. 64, 1867, S. 1094–1103 (hdl.handle.net).
  9. Soweit nicht anders vermerkt: Ewald, S. 51.
  10. Bekanntmachung betreffend,
    1) die Aufhebung der Landgerichte Großkarben und Rödelheim, und die Errichtung neuer Landgerichte zu Darmstadt, Waldmichelbach, Vilbel und Altenstadt, ferner die Verlegung des Landgerichtssitzes von Altenschlirf nach Herbstein;
    2) die künftige Zusammensetzung der Stadt- und Landgerichts-Bezirke in den Provinzen Starkenburg und Oberhessen
    vom 4. Oktober 1853. In: Großherzoglich Hessisches Regierungsblatt Nr. 19, vom 26. April 1853, S. 221–230, hier S. 226 (reader.digitale-sammlungen.de).
  11. Nach Damshausen, Landkreis Marburg-Biedenkopf. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 4. August 2020). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS). erst im April 1853 vom Landgericht Gladenbach an das Landgericht Biedenkopf.
  12. Nach Damshausen, Landkreis Marburg-Biedenkopf. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 4. August 2020). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  13. Nach Diedenshausen, Landkreis Marburg-Biedenkopf. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 4. August 2020). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS). erst im April 1853 vom Landgericht Gladenbach an das Landgericht Biedenkopf.
  14. Nach Diedenshausen, Landkreis Marburg-Biedenkopf. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 4. August 2020). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  15. Otfried Keller: Die Gerichtsorganisation des Raumes Marburg im 19. und 20. Jahrhundert. Marburg 1982, ISBN 3-9800490-5-1, S. 97–102, 171–172.

Koordinaten: 50° 54′ 43,13″ N, 8° 31′ 45,89″ O