Piero Taruffi

italienischer Auto- und Motorradrennfahrer

Pierino Antonio Alberto „Piero“ Taruffi (* 12. Oktober 1906 in Albano Laziale; † 12. Januar 1988 in Rom) war ein italienischer Konstrukteur, Formel-1-, Sportwagen- und Motorradrennfahrer sowie Motorrad- und Sportwagenweltrekordler.

Piero Taruffi
Nation: Italien Italien
Automobil-Weltmeisterschaft
Erster Start: Großer Preis von Italien 1950
Letzter Start: Großer Preis von Italien 1956
Konstrukteure
1950 Alfa Romeo SpA • 1951–1955 Scuderia Ferrari • 1955 Daimler Benz AG • 1956 Officine Alfieri Maserati • 1956 Vanderwell Products Ltd.
Statistik
WM-Bilanz: WM-Dritter (1952)
Starts Siege Poles SR
18 1 1
WM-Punkte: 41
Podestplätze: 5
Führungsrunden: 46 über 334 km

Karriere Bearbeiten

Anfänge im Motorsport Bearbeiten

Taruffi verwandte seine Ingenieurkenntnisse jahrzehntelang dazu, das Gilera-Motorrad-Team technisch wie fahrerisch voranzubringen. Seine Rennfahrerkarriere startete er Anfang der 1920er-Jahre auf zwei Rädern, 1923 bestritt er mit einem Fiat sein erstes Autorennen.

An der Mille Miglia nahm er das erste Mal 1930 teil und verzeichnete drei Jahre später einen dritten Platz. Am Ende seiner Karriere konnte er bei diesem Rennen für Sportwagen auch einen Sieg erringen.

Im Jahr 1932 gewann Taruffi auf der Pista del Littorio in Rom auf einer von der Scuderia Ferrari[1] eingesetzten Norton die Motorrad-Europameisterschaft in der 500-cm³-Klasse.

 
Denkmalf für Piero Taruffi am Bolsenasee, Juli 2023

1937 gelang Taruffi auf einer Gilera Rondine der damalige Geschwindigkeitsweltrekord für Motorräder mit 274,181 km/h über den so genannten „fliegenden Kilometer“. In den 1950er Jahren erzielte er mit der Tarf verschiedene Weltrekorde.

Formel 1 Bearbeiten

Bei der Automobil-Weltmeisterschaft 1950 steuerte Taruffi einen Alfa Romeo Tipo 158 beim Grand Prix von Italien in Monza. Im folgenden Jahr – vor dem Rückzug Alfa Romeos aus der Weltmeisterschaft – wechselte Taruffi zum Konkurrenten Ferrari und belegte gleich beim Großen Preis der Schweiz hinter Juan Manuel Fangio in einem Alfa Romeo Tipo 159 einen zweiten Platz. Dank weiterer guter Platzierungen rangierte er im Endklassement auf der sechsten Position.

Die Automobil-Weltmeisterschaft 1952 wurde sein bestes Jahr. Beim Großen Preis der Schweiz erreichte Taruffi seinen einzigen Sieg. Dabei profitierte er von der Abwesenheit Alberto Ascaris, der beim Indianapolis 500 antrat, sowie vom Ausfall von Giuseppe Farina. Auch bei den anderen Rennen punktete Taruffi und erreichte in der Weltmeisterschaft mit 22 Punkten einen dritten Platz.

Nachdem er 1954 einen Vertrag mit Lancia unterzeichnet hatte, um mit dieser Marke Sportwagenrennen zu bestreiten, bestritt Taruffi nur noch sporadisch einige Formel-1-Rennen für Mercedes, Maserati und Vanwall. 1956 zog er sich vollständig vom Monoposto-Sport zurück.

Sportwagenkarriere Bearbeiten

1951, während seiner Ferrari-Zeit, gewann Taruffi die Carrera Panamericana.

Den Wechsel zu Lancia brauchte Taruffi nicht zu bereuen, da ihm 1954 sowohl der Sieg bei der Targa Florio und dem Giro di Sicilia gelang. Letzteres Rennen konnte er ebenso 1955 für sich entscheiden.

1957 gewann Taruffi die letzte Mille Miglia. Danach beendete er im Alter von 51 Jahren seine Rennfahrerkarriere und zog sich endgültig vom Rennsport zurück.

Sonstiges Bearbeiten

1958 verfasste Taruffi das Buch Stil und Technik des Rennfahrers: Erfahrungen eines Meisters im Rennsport (italienisch Tecnica e pratica della guida automobilistica da corsa).[2]

1959 wurde seine Tochter Prisca Taruffi geboren. Sie ist ebenfalls Rennfahrerin.[3]

Ihm zu Ehren heißt die Rennstrecke von Campagnano di Roma offiziell Autodromo Vallelunga – Piero Taruffi.[4]

Statistik Bearbeiten

Statistik in der Automobil-Weltmeisterschaft Bearbeiten

Grand-Prix-Siege Bearbeiten

Gesamtübersicht Bearbeiten

Saison Team Chassis Motor Rennen Siege Zweiter Dritter Poles schn.
Rennrunden
Punkte WM-Pos.
1950 Alfa Romeo SpA Alfa Romeo Typ 158 Alfa Romeo 1.5 L8s 1
1951 Scuderia Ferrari Ferrari 375F1 Ferrari 4.5 V12 5 1 10 6.
1952 Scuderia Ferrari Ferrari 500 Ferrari 2.0 L4 6 1 1 1 22 3.
1954 Scuderia Ferrari Ferrari 625 Ferrari 2.5 L4 1
1955 Scuderia Ferrari Ferrari 555 Supersqualo Ferrari 2.5 L4 1 6.
Daimler Benz A.G. Mercedes-Benz W196 Mercedes 2.5 L8 2 1 9
1956 Officine Alfieri Maserati Maserati 250F Maserati 2.5 L6 1
Vandervell Products Ltd. Vanwall VW2 Vanwall 2.5 L4 1
Gesamt 18 1 3 1 41

Einzelergebnisse Bearbeiten

Saison 1 2 3 4 5 6 7 8 9
1950              
DNF
1951                
2 DNF 5 5 DNF
1952                
1 DNF 3 2 4 7
1954                  
6 DNA
1955              
8 DNA 4 2
1956                
DNF DNF
Legende
Farbe Abkürzung Bedeutung
Gold Sieg
Silber 2. Platz
Bronze 3. Platz
Grün Platzierung in den Punkten
Blau Klassifiziert außerhalb der Punkteränge
Violett DNF Rennen nicht beendet (did not finish)
NC nicht klassifiziert (not classified)
Rot DNQ nicht qualifiziert (did not qualify)
DNPQ in Vorqualifikation gescheitert (did not pre-qualify)
Schwarz DSQ disqualifiziert (disqualified)
Weiß DNS nicht am Start (did not start)
WD zurückgezogen (withdrawn)
Hellblau PO nur am Training teilgenommen (practiced only)
TD Freitags-Testfahrer (test driver)
ohne DNP nicht am Training teilgenommen (did not practice)
INJ verletzt oder krank (injured)
EX ausgeschlossen (excluded)
DNA nicht erschienen (did not arrive)
C Rennen abgesagt (cancelled)
  keine WM-Teilnahme
sonstige P/fett Pole-Position
1/2/3/4/5/6/7/8 Punktplatzierung im Sprint-/Qualifikationsrennen
SR/kursiv Schnellste Rennrunde
* nicht im Ziel, aufgrund der zurückgelegten
Distanz aber gewertet
() Streichresultate
unterstrichen Führender in der Gesamtwertung

Le-Mans-Ergebnisse Bearbeiten

Jahr Team Fahrzeug Teamkollege Platzierung Ausfallgrund
1953 Italien  Scuderia Lancia Lancia D20 Italien  Umberto Maglioli Ausfall Motorschaden

Sebring-Ergebnisse Bearbeiten

Jahr Team Fahrzeug Teamkollege Teamkollege Platzierung Ausfallgrund
1954 Italien  Scuderia Lancia Lancia D24 Frankreich  Robert Manzon Disqualifiziert
1955 Vereinigte Staaten 48  Luigi Chinetti Ferrari 750 Monza Vereinigte Staaten 48  Harry Schell Rang 5
1956 Italien  Officine Alfieri Maserati Maserati 300S Frankreich  Jean Behra Italien  Cesare Perdisa Rang 5
1957 Vereinigte Staaten 48  Lindsay Hopkins Chevrolet Corvette SS Vereinigte Staaten 48  John Fitch Ausfall Aufhängung

Einzelergebnisse in der Sportwagen-Weltmeisterschaft Bearbeiten

Saison Team Rennwagen 1 2 3 4 5 6 7
1953 Lancia Lancia D20
Lancia D24
Vereinigte Staaten 48  SEB Italien  MIM Frankreich  LEM Belgien  SPA Deutschland  NÜR Vereinigtes Konigreich  RTT Mexiko  CAP
DNF DNF DNF 2
1954 Lancia
Floyd Clymer
Lancia D24
Ford 6
Argentinien  BUA Vereinigte Staaten 48  SEB Italien  MIM Frankreich  LEM Vereinigtes Konigreich  RTT Mexiko  CAP
DNF DNF 2 34
1955 Luigi Chinetti
Scuderia Ferrari
Ferrari 750 Monza
Ferrari 118LM
Ferrari 857S
Argentinien  BUA Vereinigte Staaten 48  SEB Italien  MIM Frankreich  LEM Vereinigtes Konigreich  RTT Italien  TAR
5 DNF 6
1956 Maserati Maserati 300S Argentinien  BUA Vereinigte Staaten 48  SEB Italien  MIM Deutschland  NÜR Schweden  KRI
5 DNF 1 DNF
1957 Lindsay Hopkins
Scuderia Ferrari
Chevrolet Corvette SS
Ferrari 315S
Argentinien  BUA Vereinigte Staaten 48  SEB Italien  MIM Deutschland  NÜR Frankreich  LEM Schweden  KRI Venezuela  CAR
DNF 1

Literatur Bearbeiten

  • Piero Taruffi: Stil und Technik des Rennfahrers. Motorbuchverlag, Stuttgart 1964

Weblinks Bearbeiten

Commons: Piero Taruffi – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Le Moto della Scuderia Ferrari 1932–1934. www.modelfoxbrianza.it, 9. Dezember 2005, abgerufen am 4. Mai 2010 (italienisch).
  2. Eintrag im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek. DNB, abgerufen am 31. März 2023.
  3. Who is Prisca. In: PriscaTaruffi.com. Abgerufen am 8. Februar 2024 (italienisch).
  4. Website der Rennstrecke (italienisch)