Sandro Cortese

deutscher Motorradrennfahrer

Alessandro „Sandro“ Cortese (* 6. Januar 1990 in Ochsenhausen) ist ein ehemaliger deutscher Motorradrennfahrer. In der Saison 2012 startete er auf einer KTM im Team Red Bull Ajo Motorsport in der Moto3-Klasse der Motorrad-Weltmeisterschaft und wurde Weltmeister.

Sandro Cortese
Sandro Cortese (2012)
Nation: Deutschland Deutschland
Motorrad-Weltmeisterschaft
Startnummer: 11
Statistik
Starts Siege Poles SR
221 7 10 11
WM-Titel: 1
WM-Punkte: 1362
Podestplätze: 29
Stand: Saisonende 2017
Nach Klasse(n):
125-cm³-Klasse
Erster Start: Großer Preis von Spanien 2005
Letzter Start: Großer Preis von Valencia 2011
Konstrukteure
2005–2006 Honda • 2007–2008, 2011 Aprilia • 2009–2010 Derbi
WM-Bilanz
WM-Vierter (2011)
Starts Siege Poles SR
116 2 3 7
WM-Punkte: 736
Podestplätze: 11
Moto3-Klasse
Erster Start: Großer Preis von Katar 2012
Letzter Start: Großer Preis von Valencia 2012
Konstrukteure
2012 KTM
WM-Bilanz
Weltmeister (2012)
Starts Siege Poles SR
17 5 7 4
WM-Punkte: 325
Podestplätze: 15
Moto2-Klasse
Erster Start: Großer Preis von Katar 2013
Letzter Start: Großer Preis von Valencia 2017
Konstrukteure
2013–2016 Kalex • 2017 Suter
WM-Bilanz
Weltmeister (2021)
Starts Siege Poles SR
88
WM-Punkte: 301
Podestplätze: 3
Sandro Cortese in der Weltmeister-Saison 2012
Cortese 2011 beim Großen Preis von Tschechien

Werdegang

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Sandro Cortese ist als Sohn eines Italieners und einer Deutschen auf dem elterlichen Metallbaubetrieb in Berkheim an der Iller aufgewachsen. Er begann bereits im Alter von zweieinhalb Jahren[1] auf einem kleinen Motorrad Motocross zu fahren; später auch Pocket-Bike. In den Jahren 2003 und 2004 nahm der 1,69 m große Cortese an der Internationalen Deutschen Motorradmeisterschaft in der 125-cm³-Klasse teil. In der Endabrechnung der Meisterschaft belegte er die Plätze vier (2003) und zehn (2004). 2004 trat er unter anderem gegen Stefan Bradl an, der den fünften Gesamtrang belegte.

2005 absolvierte Cortese seine erste komplette Saison in der 125-cm³-Klasse der Motorrad-Weltmeisterschaft für das deutsche Team Kiefer-Bos-Sotin Racing der Gebrüder Kiefer auf Honda. Er belegte mit acht Punkten am Ende Rang 26 der Weltmeisterschaft.

Zur Saison 2006 wechselte Cortese zum Schweizer Elit-Team von Daniel Epp und wurde dort Teamkollege des Vorjahresweltmeisters Thomas Lüthi. Mit einer Vorjahres-Werks-Honda fuhr Cortese 23 Punkte ein und steigerte sich auf den 17. Platz in der Endabrechnung.

In der Saison 2007 startete Cortese wieder für sein Team aus dem Vorjahr, das nun Emmi-Caffe-Latte hieß und auf Aprilia startete. Einige Highlights konnte er im Qualifying zeigen, in den Rennen lief es aber meistens nicht so gut.

Für die Motorrad-Weltmeisterschaft 2008 bekam Cortese eine offizielle Werks-Aprilia, das gleiche Motorrad wie es Weltmeister Gábor Talmácsi zur Verfügung stand. Zu Beginn der Saison behinderte ihn eine Verletzung, aber Cortese steigerte sich von Rennen zu Rennen. Kurz vor Saisonabschluss schaffte er sein bis dahin bestes Ergebnis. Beim Großen Preis von Malaysia in Sepang verfehlte er als Vierter einen Podiumsplatz nur um 30 Hundertstelsekunden. In der Gesamtwertung belegte Sandro Cortese mit 141 Zählern Rang acht.

Beim Auftaktrennen der Saison 2009, dem Großen Preis von Katar in Losail, wurde Cortese, mittlerweile auf einer 125-cm³-Derbi des Teams Ajo Interwetten, mit dem der Franzose Mike Di Meglio im Vorjahr Weltmeister geworden war, in einem nach vier Runden wegen Regens abgebrochenen Rennen Dritter und fuhr damit seine erste Podiumsplatzierung in der Motorrad-Weltmeisterschaft ein. Im niederländischen Assen erfuhr er im Juni 2009 seine erste Pole-Position.

Im Mai 2011 gründete er die Sandro Cortese Junior Bike Schule, mit der er sich um Nachwuchsrennfahrer kümmert.[2] Am 14. August 2011 fuhr er in Brünn beim Großen Preis von Tschechien seinen ersten Grand-Prix-Sieg ein, nachdem er zuvor 108 Rennen in der WM sieglos geblieben war. Am Ende der Saison 2011 erreichte Cortese mit 225 Punkten den vierten Gesamtrang der Weltmeisterschaft in der 125-cm³-Klasse.

In der Moto3-Klasse, die 2012 die Achtelliter-Kategorie ablöste, gewann Cortese am 8. Juli 2012 als erster Deutscher seit 41 Jahren den Sachsenring-Grand-Prix und übernahm damit die Führung in der Weltmeisterschaft. Am 21. Oktober siegte er beim Großen Preis von Malaysia in Sepang, dem drittletzten Lauf der Meisterschaft, und wurde damit vorzeitig erster Weltmeister der Moto3-Klasse.[3] Am 17. November 2012 bereiteten ihm seine Heimatgemeinde und 7.000 Fans einen Empfang im Rathaus, bei dem er sich in das Goldene Buch eintrug. Auch MotoGP-Fahrer Stefan Bradl und DTM-Champion Mattias Ekström waren anwesend. Matthias Dolderer überflog bei nebligem Wetter mehrere Male im Tiefflug die Gemeinde Berkheim. KTM-Motorsportchef Pit Beirer schenkte ihm seine Maschine.[4][5]

Ab der Saison 2013 fuhr Cortese im neu gegründeten Team Intact GP unter Leitung von Jürgen Lingg, Wolfgang Kuhn und Stefan Keckeisen auf Kalex in der Moto2-Klasse. In seiner ersten Saison belegte er im Gesamtklassement Rang 20. Im zweiten Jahr in der Moto2-Weltmeisterschaft belegte er im Gesamtklassement den neunten Rang. 2015 beendete er die Saison auf Platz elf.

Zur Saison 2018 wechselte Sandro Cortese zum finnischen Rennstall Kallio Racing in die FIM-Supersport-Weltmeisterschaft.[6] Mit zwei Siegen und insgesamt 208 WM-Punkten sicherte er sich auf Anhieb den WM-Titel. In der Gesamtwertung hatte Cortese ab Saisonabschluss 23 Zähler auf den Titelverteidiger Lucas Mahias (Yamaha). Cortese wurde damit der erste Fahrer, der sowohl in einer Klasse der Motorrad-Weltmeischaft als auch in der Supersport-WM den Titel einfahren konnte.

Die Saison 2019 bestritt Cortese in der Superbike-Weltmeisterschaft für das italienische GRT Yamaha WorldSBK Team auf Yamaha. Er beendete sein erstes Jahr in der Superbike-WM auf Gesamtrang 12. 2020 fuhr er ebenfalls in der Superbike-WM, wechselte jedoch zum Team OUTDO Kawasaki TPR. Ein Unfall beendete die Saison frühzeitig.

2021 moderierte Cortese die ServusTV-Übertragungen der Superbike-Weltmeisterschaft. Seit 2023 ist er auch bei den MotoGP-Übertragungen dabei.

Im April 2022 gab er seinen Rücktritt als Rennfahrer bekannt.

Er lebt mit seiner Freundin Alina zusammen, mit der er eine Tochter namens Carlotta (* 2023) hat.

Statistik

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In der Motorrad-Weltmeisterschaft

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Saison Klasse Team Motorrad Rennen Siege Zweiter Dritter Poles Schn.
Runden
Punkte Ergebnis
2005 125 cm³ Kiefer Bos Racing Team Honda 16 8 26.
2006 Elit Emmi Caffé Latte 16 23 17.
2007 Emmi Caffé Latte Aprilia 17 66 14.
2008 17 1 141 8.
2009 Ajo Interwetten Derbi 16 1 2 1 2 130 6.
2010 Red Bull Ajo Motorsport 17 1 1 1 2 143 7.
2011 Racing-Team-Germany Aprilia 17 2 3 1 1 2 225 4.
2012 Moto3 Red Bull Ajo Motorsport KTM 17 5 5 5 7 4 325 Weltmeister
2013 Moto2 Dynavolt IntactGP Kalex 17 22 19.
2014 18 1 85 9.
2015 18 1 90 11.
2016 17 1 61 15.
2017 Suter 18 43 18.
Gesamt 221 7 10 12 10 11 1362 1 WM-Titel
Grand-Prix-Siege
Saison Klasse Rennen
2011 125 cm³ Tschechien  Australien 
2012 Moto3 Portugal  Deutschland  San Marino  Malaysia  Australien 
Rekorde in der Motorrad-Weltmeisterschaft
  • Moto3-Klasse
    • meiste Podestplätze in einer Saison: 15 (2013) 1

Anmerkungen:

1 
zusammen mit Maverick Viñales (2013) und David Alonso (2024)

In der Supersport-Weltmeisterschaft

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Saison Team Motorrad Rennen Siege Zweiter Dritter Poles Schn.
Runden
Punkte Ergebnis
2018 Kallio Racing Yamaha YZF-R6 12 2 4 2 3 7 208 Weltmeister
Gesamt 12 2 4 2 3 7 208 1 WM-Titel

In der Superbike-Weltmeisterschaft

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Saison Team Motorrad Rennen Siege Zweiter Dritter Poles Schn.
Runden
Punkte Ergebnis
2019 GRT Yamaha WorldSBK Team Yamaha YZF-R1 36 134 12.
2020 OUTDO Kawasaki TPR Kawasaki Ninja ZX-10 R 7 14 19.
Gesamt 43 0 0 0 0 0 148

Verweise

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Commons: Sandro Cortese – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. „Motorradfahren auf der Landstraße ist mir zu gefährlich“; Interview in der FAZ vom 20. Oktober 2012
  2. Künftig gibt es die Cortese Mini Bike Schule; Badische Neueste Nachrichten vom 23. Mai 2011 (PDF; 1,0 MB)
  3. Sandro Cortese zum ersten Mal Motorrad-Weltmeister; Focus Online vom 21. Oktober 2012
  4. Schwäbische Zeitung: Bildergalerie: Euphorischer Empfang für Weltmeister Cortese vom 18. November 2012, aufgerufen am 18. November 2012
  5. RP online: Empfang für Motorrad-Weltmeister - Cortese stellt Berkheim auf den Kopf vom 18. November 2012, aufgerufen am 18. November 2012
  6. Sandro Cortese to join Kallio Racing! - Kallio Racing. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 5. März 2018; abgerufen am 5. März 2018 (finnisch).