Ediger-Eller

Gemeinde in Deutschland

Ediger-Eller ist eine rheinland-pfälzische Ortsgemeinde im Landkreis Cochem-Zell. Sie gehört der Verbandsgemeinde Cochem an. Ediger-Eller ist gemäß Landesplanung als Grundzentrum ausgewiesen.[2]

Wappen Deutschlandkarte
Ediger-Eller
Deutschlandkarte, Position der Ortsgemeinde Ediger-Eller hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 50° 6′ N, 7° 9′ OKoordinaten: 50° 6′ N, 7° 9′ O
Bundesland: Rheinland-Pfalz
Landkreis: Cochem-Zell
Verbandsgemeinde: Cochem
Höhe: 99 m ü. NHN
Fläche: 19,18 km2
Einwohner: 909 (31. Dez. 2023)[1]
Bevölkerungsdichte: 47 Einwohner je km2
Postleitzahl: 56814
Vorwahl: 02675
Kfz-Kennzeichen: COC, ZEL
Gemeindeschlüssel: 07 1 35 024
Gemeindegliederung: 2 Ortsteile
Adresse der Verbandsverwaltung: Ravenéstraße 61
56812 Cochem
Website: www.ediger-eller.de
Ortsbürgermeister: Bernhard Himmen
Lage der Ortsgemeinde Ediger-Eller im Landkreis Cochem-Zell
KarteKalenborn (bei Kaisersesch)Eppenberg (Eifel)Laubach (Eifel)LeienkaulMüllenbach (bei Mayen)HaurothUrmersbachMasburgDüngenheimKaiserseschLandkernIllerichEulgemHambuchGamlenZettingenKaifenheimBrachtendorfUlmen (Eifel)AlflenAuderathFilz (Eifel)WollmerathSchmittBüchel (Eifel)Wagenhausen (Eifel)GillenbeurenGevenichWeiler (bei Ulmen)LutzerathBad BertrichUrschmittKlidingBeuren (Eifel)MoselkernMüden (Mosel)Treis-KardenLützLiegRoesMöntenichForst (Eifel)DünfusBrohlBinningen (Eifel)WirfusBriedenKailPommern (Mosel)BriedelAltlayPeterswald-LöffelscheidHaserichSosbergForst (Hunsrück)AltstrimmigReidenhausenMittelstrimmigBlankenrathPanzweilerWalhausenSchauren (bei Blankenrath)TelligHesweilerLiesenichMoritzheimGrenderichZell (Mosel)NeefBullaySankt AldegundAlfPünderichGreimersburgKlottenFaidDohrBremmBruttig-FankelSenheimNehren (Mosel)Ediger-EllerMesenichValwigErnst (Mosel)Beilstein (Mosel)Ellenz-PoltersdorfBriedernCochemLandkreis VulkaneifelLandkreis Bernkastel-WittlichLandkreis Mayen-KoblenzRhein-Hunsrück-Kreis
Karte
Ortsteil Ediger
Winter in Ediger
Moseltal

Geographie

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Ediger-Eller liegt an der Untermosel. Der Ortsteil Eller befindet sich am Fuße von Europas steilstem Weinberg Calmont an der Mündung des gleichnamigen Ellerbaches, der den Calmont gemeinsam mit der Mosel fast völlig umschließt.

Geschichte

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Die Geschichte der beiden Orte reicht gemäß einer urkundlichen Erwähnung mindestens ins Jahr 636 zurück. Gefundene Tonscherben aus einer römischen Manufaktur bei Trier lassen eine Existenz bereits im 2. bis 3. Jahrhundert n. Chr. vermuten.

Noch ältere Besiedelungsspuren – Überreste des Steinwalls einer Fliehburg aus keltischer Zeit – finden sich auf dem auf der gegenüberliegenden Seite der Mosel befindlichen Berg Hochkessel. Auf der dem Hunsrück zugewandten Seite der Mosel befindet sich ein römisch-gallisches Gräberfeld in der Nähe der Neefer Peters-Kapelle. Die spärlichen Überreste eines Garnisonsaußenpostens einer römischen Legion findet man auf dem Höhenzug des Calmont.

Der Ortsteil Eller war schon im 5. Jahrhundert zur Zeit der Merowinger Sitz eines Klosters, das dem Heiligen Fridolin geweiht war. Am spätromanischen Turm steht ein barockes Schiff mit guter Ausstattung, u. a. einer Stumm-Orgel. In der gegenüberliegenden St.-Arnulfs-Kapelle hängt das Wandbild Verspottung Christi aus dem 15. Jahrhundert, entstanden nach einer Zeichnung Martin Schongauers. Die Hofhäuser von Pyrmont und Kurtrier aus dem 16. Jahrhundert, bis zu Beginn des 21. Jahrhunderts im Besitz der Familie Trimborn-von Landenberg, unterstreichen die ehemalige Bedeutung von Eller.

Hinter der Eisenbahnbrücke steigt mit 65° Hangneigung der Calmont in reiner Südlage als steilster Weinberg der Welt bis auf 378 m. Eine Wanderung über den Klettersteig auf den Bergkamm gehört für viele zu den eindrucksvollsten Erlebnissen an der Mosel. Gegenüber auf der ehemaligen Insula Sankt Nicolai, steht die Ruine einer Klosterkirche des Augustinerinnenstifts Stuben, das 1137 gegründet wurde und zum Kloster Springiersbach gehörte. Es beherbergte von 1208 bis 1788 die berühmte Staurothek, ein kunsthistorisch wertvolles Behältnis mit angeblichen Holzpartikeln vom Kreuz Jesu, die heute zum Domschatz Limburg gehört.

Im Jahr 1794 erfolgte die Besetzung durch französische Revolutionstruppen, beide Orte bildeten eine Gemeinde. 1815 wurden die beiden Orte auf dem Wiener Kongress dem Königreich Preußen zugeordnet und wurden wieder selbständig. Seit 1877 endet in der Nähe von Eller der Kaiser-Wilhelm-Tunnel (seit seiner Fertigstellung bis 1987 mit einer Länge von 4.205 m der längste Eisenbahntunnel Deutschlands), der in Cochem beginnt und nach Kaiser Wilhelm I. benannt ist. Dieser Tunnel ist ein Teilstück der Moselbahn. Unweit des Tunnelportals, noch vor der Moselbrücke, befindet sich der Bahnhof Ediger-Eller.

Seit 1946 sind die beiden eigenständigen Gemeinden Eller (Mosel) und Ediger Teil des damals neuen Landes Rheinland-Pfalz. Am 7. Juni 1969 wurde im Rahmen der rheinland-pfälzischen Gebietsreform aus diesen die Gemeinde Ediger-Eller neu gebildet.[3]

Ende der 1960er Jahre plante RWE das große Pumpspeicherwerk Bremm. Dessen drei Kilometer langer Untersee wäre im Ellerbachtal nahe dem Südportal zum Kaiser-Wilhelm-Tunnel entstanden, das in dessen Unterlauf über einen Kilometer von der Moselmündung entfernt liegt. Unterhalb des Calmont sollte das Flusswasser zum Betrieb des Kraftwerkes entnommen werden und ebenso die Ableitung des Kraftwerkswassers erfolgen, für das am Eller Moselufer ein 400 Meter langes Leitbauwerk vorgesehen war.

Bevölkerungsentwicklung

Die Entwicklung der Einwohnerzahl von Ediger-Eller bezogen auf das heutige Gemeindegebiet, die Werte von 1871 bis 1987 beruhen auf Volkszählungen:[1][2]

Jahr Einwohner
1815 1.042
1835 1.524
1871 1.489
1905 1.772
1939 1.807
1950 1.892
Jahr Einwohner
1961 1.709
1970 1.662
1987 1.261
1997 1.174
2005 1.084
2023 909

Bürgermeister

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Bernhard Himmen (CDU) wurde am 1. Juli 2019 Ortsbürgermeister von Ediger-Eller.[4] Bei der Direktwahl am 26. Mai 2019 war er mit einem Stimmenanteil von 60,76 % für fünf Jahre gewählt worden.[5] Er wurde im Juni 2024 wiedergewählt.

Himmens Vorgängerin Heidi Hennen-Servaty hatte das Amt zehn Jahre ausgeübt.[6]

 
Kirche St. Martin in Ediger

Bauwerke

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Die sagenumwobene Dohrer Mühle ist heute Ruine.

Fachwerkhäuser in Ediger

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Wirtschaft und Infrastruktur

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Bedeutendste Wirtschaftszweige sind Weinbau und Tourismus. In den Weinbergen wird schwerpunktmäßig Riesling angebaut. Es steht eine Fläche von rund 22 ha für den Weinbau zur Verfügung, was allerdings aufgrund der Steigung sehr viel Handarbeit und Muskelkraft erfordert (→ Steillagenweinbau). Nachdem der Weinbau im Calmontmassiv aus Rentabilitätsgründen jahrzehntelang zurückging, sind seit 2005 wieder einige Winzer bereit, ihre Flächen neu zu bestocken. Zu den örtlichen Einzellagen gehören Ediger Elzhofberg, Ediger Osterlämmchen, Ellerer Calmont, Ellerer Höll und Ellerer Pfirsichgarten. Der Ort ist Etappenziel des Moselsteigs.

Am Bahnhof Ediger-Eller halten stündlich Regionalzüge der Linie RB 81 auf der Moselstrecke Koblenz–Trier.

Persönlichkeiten

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Söhne und Töchter der Gemeinde

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  • Nikolaus Moir (* um 1450; † nach 1518), Zisterzienser-Mönch und Prior in Linz am Rhein
  • Matthias Morsch (* Ende 15. Jahrhundert–1558), Zisterzienser und Abt im Kloster Himmerod
  • Martin Feiden (* um 1600 in Ediger; † 27. September 1675 in Trier), Abt der Benediktinerabtei St. Matthias in Trier
  • Hubert Joseph Pauly (* 24. August 1781 in Eller; † 8. März 1854 in Cochem), Kaufmann und Abgeordneter
  • Eduard David (* 11. Juni 1863 in Ediger; † 24. Dezember 1930 in Berlin), Politiker (SPD), MdR, MdL (Hessen), Reichsinnenminister
  • Friedrich Franzen (1893–1974), Pallottiner, Exerzitienmeister und Heimatschriftsteller, seit 1973 Ehrenbürger von Ediger
  • Heinz Balthes (* 1937 in Ediger/Mosel), Bühnenbildner
  • Manfred Probst (* 13. Dezember 1939 in Ediger), katholischer Theologe
  • Detlef Becker (* 21. März 1963 in Ediger; † 16. Oktober 1982 in Koblenz), Bankkaufmann, Opfer einer Geiselnahme

Literatur

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  • Alfons Friderichs, Karl-Josef Gilles, Wolfgang Wolpert: Ediger-Eller an der Mosel. In: Rheinische Kunststätten, Heft 212, 1978.
  • Friedrich Jos. Franzen: Geschichte der Pfarrei Ediger/Mosel. Selbstverlag Olpe 1963.
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Commons: Ediger-Eller – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz – Bevölkerungsstand 31. Dezember 2023, Landkreise, Gemeinden, Verbandsgemeinden (Hilfe dazu).
  2. a b Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz – Regionaldaten
  3. Amtliches Gemeindeverzeichnis 2006 (= Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz [Hrsg.]: Statistische Bände. Band 393). Bad Ems März 2006, S. 175 (PDF; 2,6 MB).  Info: Es liegt ein aktuelles Verzeichnis (2016) vor, das aber im Abschnitt „Gebietsänderungen – Territoriale Verwaltungsreform“ keine Einwohnerzahlen angibt.
  4. Aus der Niederschrift über die 1. Sitzung des Gemeinderates Ediger-Eller am 01.07.2019. In: Stadt- und Landbote, Ausgabe 34/2019. Linus Wittich Medien GmbH, abgerufen am 3. Oktober 2020.
  5. Der Landeswahlleiter Rheinland-Pfalz: Direktwahlen 2019. siehe Cochem, Verbandsgemeinde, siebte Ergebniszeile. Abgerufen am 3. Oktober 2020.
  6. Bernhard Himmen: Grußwort des Ortsbürgermeisters. In: Stadt- und Landbote, Ausgabe 28/2019. Linus Wittich Medien GmbH, abgerufen am 3. Oktober 2020.