Weißenburg in Bayern

Große Kreisstadt in Bayern
(Weitergeleitet von Hohenmühle (Weißenburg))

Weißenburg in Bayern (amtlich Weißenburg i.Bay., früher Weißenburg im Nordgau, Weißenburg am Sand) ist eine Große Kreisstadt im mittelfränkischen Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen und der Sitz des Landratsamtes Weißenburg-Gunzenhausen.

Wappen Deutschlandkarte
Weißenburg in Bayern
Deutschlandkarte, Position der Kreisstadt Weißenburg i. Bay. hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 49° 2′ N, 10° 58′ OKoordinaten: 49° 2′ N, 10° 58′ O
Bundesland: Bayern
Regierungsbezirk: Mittelfranken
Landkreis: Weißenburg-Gunzenhausen
Höhe: 422 m ü. NHN
Fläche: 97,58 km2
Einwohner: 18.931 (31. Dez. 2023)[1]
Bevölkerungsdichte: 194 Einwohner je km2
Postleitzahl: 91781
Vorwahl: 09141
Kfz-Kennzeichen: WUG, GUN
Gemeindeschlüssel: 09 5 77 177
Kreisstadtgliederung: 27 Gemeindeteile
Adresse der
Kreisstadtverwaltung:
Marktplatz 19
91781 Weißenburg i.Bay.
Website: www.weissenburg.de
Oberbürgermeister: Jürgen Schröppel (SPD)
Lage der Kreisstadt Weißenburg i. Bay. im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen
KarteGunzenhausenAbsbergAlesheimMuhr am SeeBergen (Mittelfranken)BurgsalachDittenheimEttenstattHaundorfHeidenheim (Mittelfranken)HöttingenLangenaltheimMarkt BerolzheimMeinheimNennslingenPappenheimPfofeldPolsingenSolnhofenTheilenhofenTreuchtlingenWeißenburg in BayernWestheimRaitenbuchPleinfeldGnotzheimEllingenLandkreis Donau-RiesLandkreis RothLandkreis AnsbachLandkreis Eichstätt
Karte
Blick auf Weißenburg von der Wülzburg
Weißenburg in Bayern von Süden

Die Altstadt Weißenburgs zählt zu den beeindruckendsten Stadtkernen und Denkmalensembles der Region. Ausgehend von einer römischen Siedlung um das Kastell Biriciana – der Limes lag nur wenige Kilometer entfernt – und 867 erstmals urkundlich erwähnt, entstand die Stadt um einen karolingischen Königshof und erhielt im frühen 14. Jahrhundert den Status einer Freien Reichsstadt, den sie bis 1802 behaupten konnte.[2] Das historische Stadtbild wird geprägt von der weitgehend erhaltenen Stadtmauer, dem gotischen Rathaus, der Stadtkirche St. Andreas und dem Ellinger Tor.

Weißenburg in Bayern ist mit rund 19.000 Einwohnern die einwohnerreichste und mit einer Fläche von 97,55 Quadratkilometern die zweitgrößte Gemeinde des Landkreises Weißenburg-Gunzenhausen. Laut Planungsordnung zur Raumplanung in der Planungsregion Westmittelfranken (Region 8) ist die Stadt Weißenburg eines von sechs Mittelzentren Westmittelfrankens.[3]

Geografie

Bearbeiten
 
Der nahe Wülzburger Berg mit der Wülzburg

Weißenburg liegt in dem als Altmühlfranken bezeichneten Teil Westmittelfrankens, südlich von Nürnberg, nordwestlich von Ingolstadt, nördlich von Augsburg und südöstlich von Ansbach. Durch die Stadt fließt die Schwäbische Rezat, im Süden verläuft die Fossa Carolina. Andere Gewässer auf dem Gebiet der Stadt sind der Bösbach, der Weimersheimer Bach, der Hammerstadtgraben, der Kühlenbach und die Schambach. Rund vier Kilometer südlich von Weißenburg fließt die Altmühl vorbei. Sie wird durch die Europäische Hauptwasserscheide zwischen Weißenburg und Treuchtlingen nach Süden umgelenkt.

Die Stadt liegt im Naturpark Altmühltal und in der Weißenburger Bucht. Sie ist Namensgeberin der Weißenburger Alb, neben der Eichstätter Alb der zweite südwestliche Teil der Fränkischen Alb. Während sich im Westen und Norden die breite Offenlandschaft des Albvorlandes mit Wiesen und Feldern befindet, liegt im Süden und Osten der Albtrauf mit den Erhebungen Wülzburger Berg mit der Wülzburg, Auf der Ebene, Schroppenwinkel und der Rohrberg. Weitere Berge sind der Eichelberg, die Steinplatte und der Steinberg.

Rund einen Kilometer südlich der Altstadt erstreckt sich der Ludwigswald an der Ludwigshöhe, im Norden befinden sich Ausläufer des Ellinger Waldes. Weißenburg liegt im Fränkischen Keuper-Lias-Land. Zu diesem Gebiet gehören der Flüglinger Berg und der Trommetsheimer Berg. Im Süden befindet sich das Laubental. Durch Weißenburg führen die Bundesstraßen 13 und 2. Östlich der Stadt liegt das Naturschutzgebiet Quellhorizonte und Magerrasen am Albtrauf bei Niederhofen. Von Pappenheim umschlossene Exklaven der Stadt Weißenburg befinden sich zwischen Rothenstein und Bieswang.

Nachbargemeinden

Bearbeiten

Die Nachbargemeinden sind:

Ellingen Höttingen, Ettenstatt Bergen
Alesheim   Burgsalach
Treuchtlingen Pappenheim Raitenbuch Schernfeld (Landkreis Eichstätt)

Gemeindegliederung

Bearbeiten

Es gibt 27 Gemeindeteile (in Klammern ist der Siedlungstyp angegeben):[4][5]

Ferner gibt es die nicht als amtliche Gemeindeteile geführten Wohnplätze Am Laubenbuch, Am Siebenkreuzhof, Aumühle, Birkhof, Bosmühle, Glaserhaus, Habermühle, Hohenmühle, Kreuzwirtshaus, Lettenmühle, Rohrwalk, Silbermühle, Sommerkeller, Waldhof und Ziegelstadel.

Es gibt auf dem Gemeindegebiet die Gemarkungen Dettenheim, Emetzheim, Haardt, Holzingen, Kattenhochstatt, Neudorf (Gemarkungsteil 1), Oberhochstatt, Suffersheim, Weiboldshausen (Gemarkungsteil 1), Weimersheim, Weißenburg und Wülzburg.[6] Die Gemarkung Weißenburg hat eine Fläche von 31,634 km². Sie ist in 6730 Flurstücke aufgeteilt, die eine durchschnittliche Flurstücksfläche von 4700,44 m² haben.[7] In ihr liegt neben dem namensgebenden Ort der Gemeindeteil Häuser a.Wülzburger Berg und Laubenthal.[8]

Ausdehnung des Stadtgebiets

Bearbeiten

Die Nord-Süd-Ausdehnung des Stadtgebiets beträgt 11,8 Kilometer, in Ost-West-Richtung sind es 15,2 Kilometer. Die Stadt hat einen Umfang von rund 61 Kilometern. Die Gesamtfläche beträgt 97,55 Quadratkilometer, damit ist Weißenburg der Fläche nach die zweitgrößte Stadt im Landkreis. 6,26 Quadratkilometer sind mit Häusern bebaut. Die Landwirtschafts- und Grünflächen umfassen 49,79 Quadratkilometer, 5,34 Quadratkilometer werden als Verkehrsflächen genutzt und 35,75 Quadratkilometer sind Waldflächen. Die Wasserfläche beträgt 0,43 Quadratkilometer.[9]

Weißenburger Stadtwald

Bearbeiten

Der 1338 von Ludwig dem Bayern geschenkte Weißenburger Stadtwald an der Ludwigshöhe, östlich der Stadt, hat eine Fläche von 2540,1 Hektar. Im Jahre 1350 vergrößerte sich die Fläche durch eine zweite Waldschenkung. 1821 überließ König Maximilian I. Joseph den gesamten Wald der Stadt. Er ist jetzt ein Mischwald mit großem Fichten- und Buchenbestand und das Erholungs- und Wandergebiet der Weißenburger. Innerhalb des Waldes gibt es zwei Naturdenkmäler und er liegt teilweise in einem Landschaftsschutzgebiet. Die Jahres-Durchschnittstemperatur im Stadtwald beträgt 7 °C; der Jahresniederschlag 750 Millimeter.

 
Klimadiagramm von Weißenburg[10]

Weißenburg hat ein humides kühlgemäßigtes Übergangsklima, das weder sehr kontinental noch sehr maritim ausgeprägt ist. Die monatlichen Durchschnittstemperaturen schwanken zwischen −1,7 °C im Januar und 17,1 °C im Juli. Die jährliche Durchschnittstemperatur liegt bei 7,9 °C. Die jährliche Niederschlagsmenge beträgt 670 Millimeter, wobei es im März am trockensten und im Juli am feuchtesten ist. Wegen der Nähe zu den Bergen der Fränkischen Alb ist die Gegend um Weißenburg viel trockener als die Nachbargegenden.

Geschichte

Bearbeiten

Römische Besiedlung

Bearbeiten

Ein um das Jahr 100 errichtetes römisches Holz-Erde-Kastell wurde um die Mitte des 2. Jahrhunderts durch ein gemauertes Steinkastell von 3,1 Hektar Größe ersetzt. Nahe dem Kastell entstand eine Zivilsiedlung (Vicus) und eine Thermenanlage. Wohl um 253, spätestens 254, wurde das Kastell Weißenburg samt Vicus im Zuge der Alamanneneinfälle zerstört. Die Schlussmünzen aus einem Münzschatzfund an der Via principalis dextra datieren auf die Jahre 251 und 253. Das Kastell war bis auf eine kleinere Unterbrechung durchgängig von der Ala I Hispanorum Auriana (1. Spanische Kavallerie-Einheit Auriana) belegt. Eine ebenfalls in Weißenburg bezeugte Cohors IX Batavorum equitata milliaria exploratorum (9. Batavische teilberittene Aufklärungskohorte, 1000 Mann stark) muss dem zweiten, im Osten gelegene Holzkastell zugerechnet werden, das sich etwa 1,6 Kilometer östlich im Flurstück Breitung befand und nur vorübergehend in der zweiten Hälfte des 2. Jahrhunderts genutzt wurde (siehe Holz-Erde-Kastell auf der Breitung in Weißenburg).[11]

Im Winter 1867 wurde bei Bauarbeiten der Eisenbahnlinie Treuchtlingen-Pleinfeld von Bauarbeitern ein 15 cm großes Bronzetäfelchen gefunden. Dabei handelt es sich um das Militärdiplom vom 30. Juni 107 n. Chr. für den Soldaten Mogetissa, das die ehrenvolle Entlassung bekundet. Damals war seine Einheit Ala I Hispanorum Auriana in Weißenburg stationiert. Aus der Provinz Raetien sind bisher 70 solcher Diplome bekannt. Die ehrenvolle Entlassung nach 25 oder mehr Jahren aus der Armee waren der Grund für die Ausfertigung solcher Urkunden. Die Verleihung des römischen Bürgerrechts und das Recht zur Eheschließung waren damit verbunden. Letzteres war besonders wichtig, weil römische Soldaten während ihrer aktiven Dienstzeit ledig bleiben mussten.

Mogetissa ist mit seiner Frau Verecunda und der gemeinsamen Tochter Matrulla der erste namentlich bekannte Einwohner des heutigen Weißenburg.[12][13][14][15]

Entstehung des mittelalterlichen Ortes

Bearbeiten

Es gibt keine Belege für die direkte Fortführung der Siedlung um das Kastell nach dem Abzug der Römer. Vielmehr deuten Reihengräberfriedhöfe auf eine merowingische Neubesiedlung etwa 600 Meter östlich des ehemaligen Kastells hin. Dieses fränkische Dorf am heutigen Stadtbach oder Volkammersbach hob sich im 7. Jahrhundert nicht von den anderen Dörfern der Umgebung ab. Die erste Pfarrkirche St. Martin unterhalb der heutigen Schranne ist ein Hinweis auf ein Dorf in der späten Merowinger- und frühen Karolingerzeit. Neben diesem Dorf entstand um das Ende des 7. Jahrhunderts im Westen ein Königshof, der wahrscheinlich zur sogenannten Regnitz-Rezat-Linie gehörte. 793 n. Chr. hielt sich vermutlich Karl der Große in der Stadt während des Baus der Fossa Carolina weiter südlich auf.

Die erste urkundliche Erwähnung von Weißenburg war am 14. Juni 867 als „Uuizinburc“ in der Schenkungsurkunde König Ludwigs des Deutschen an das Kloster Metten.[16] Im Jahre 1028 wurde die Stadt Königsgut der Salier, später der Staufer.[17] In dieser Zeit wurde das Benediktinerkloster Peter und Paul auf dem Wülzburger Berg gebaut.

Mittelalter, Reformation und napoleonische Zeit

Bearbeiten
 
Um 1725 entstandener Kupferstich von Johann Baptist Homann, der als Prospekt und Grundriss von Weißenburg diente.
 
Schießgrabenmauer
 
Seeweihermauer

Die erste Stadtmauer stammt aus dem 12. und 13. Jahrhundert (Obertor = 1110, Spitaltor = 1152). Im 14. Jahrhundert wurde mit einem kaiserlichen Steuerprivileg die Stadtmauer nach Süden hin verlagert. Zusätzlich zur Mauer wurde noch ein 30 Meter breiter Graben um die Stadt angelegt, der im südlichen Teil mit Wasser gefüllt war und noch heute ist. Die Stadtmauer hatte mehrere Dutzend Türme, von denen nur noch 38 erhalten sind. Die meisten Türme haben eine viereckige Grundform. Der Scheibleinsturm ist der einzige noch erhaltene runde Turm; der Fünfeckturm ist der einzige fünfeckige Turm.

Die Stadtwerdung erfolgte im 12. Jahrhundert. Im Jahre 1188 wurde burgus Wicenburch cum omnibus suis pertinenciis (dt. die befestigte Stadt Weißenburg mit all ihrem Zubehör) in einem Vertrag zwischen Kaiser Friedrich I. Barbarossa und König Alfons VIII. von Kastilien, in dem die Ehe zwischen Friedrichs Sohn Konrad und Alfons Tochter Berengaria vereinbart wurde, erwähnt. Die Stadt gehörte mit weiteren 29 staufischen Gütern zur Morgengabe der Braut. Allerdings wurde diese Heirat niemals vollzogen.[18]

In der Reichssteuer-Matrikel von 1241 wird Weißenburg benannt (66. Item de Wizenburc XL mr).[19] In einem Krieg zwischen den Herzögen von Oberbayern und den Marschällen von Pappenheim wurde Weißenburg im Jahr 1262 durch Ludwig den Strengen völlig zerstört. 1296 wurde das wieder aufgebaute Weißenburg eine Reichsstadt, die die ärmste fränkische Reichsstadt war. 1322 nahm vermutlich eine Gruppe von Weißenburgern an der Schlacht bei Mühldorf unter Seyfried Schweppermann teil. Im Jahre 1327 wurde die St.-Andreas-Kirche, die Stadtkirche Weißenburgs, geweiht. 1338 schenkte Ludwig der Bayer der Stadt den Stadtwald, der jahrhundertelang die wichtigste Geldquelle der Stadt war. Im Jahre 1377 wurde die Ratsverfassung verfasst, wodurch im Rat der Stadt das Patriziat vom Bürgertum abgelöst wurde. Im Jahre 1447 wurde der Stadt ein bürgerliches Spital gestiftet, welches mit dem Spital der Karmeliter konkurrierte. 1481 überschuldete sich die Stadt so sehr, dass der König den gesamten Rat ins Gefängnis werfen ließ und einen neuen Rat einsetzte. 1490 schien die Finanzkrise überwunden zu sein, weshalb ein Umbau der Stadtkirche geplant war, der aber wegen Geldmangels kürzer gesetzt werden musste. Von 1449 bis 1450/51 verzögerten sich mehrere Bauprojekte wegen des süddeutschen Städtekriegs. Ab 1500 gehörte Weißenburg zum Fränkischen Reichskreis.

Am 15. November 1530 wurde mit einer großen Mehrheit in der St.-Andreas-Kirche beschlossen, die Confessio Augustana anzunehmen und dadurch evangelisch zu werden. 454 Bürger waren zur Abstimmung gekommen und entschieden sich mit überwältigender Mehrheit für den evangelischen Glauben. Lediglich sieben Bürger wollten weiter bei ihrem katholischen Glauben bleiben und verließen schon bald darauf die Stadt.[20] Wegen der möglichen Konsequenzen war das, wie auch in Windsheim, ein gewagter Schritt für diese kleinen Reichsstädte.[21] Um diese Zeit besuchte Philipp Melanchthon zweimal nachweislich die Stadt. Als eine der ersten Reichsstädte erklärte sie auf dem Reichstag in Augsburg 1530 öffentlich ihr Bekenntnis zur Confessio Augustana. Von 1588 bis 1610 baute das Fürstentum Ansbach das Kloster auf dem Wülzburger Berg zur Artilleriefestung Wülzburg um, trotz des Widerstands des Deutschen Ordens, des Bistums Eichstätt, der Marschälle von Pappenheim und der Reichsstadt Weißenburg.[17] 1590 ließ der Rat auf der Grundlage eines theologischen Gutachtens die angebliche Hexe Margarethe Seybold foltern und hinrichten, ebenso wie die Magd Anna Frank. Eine weitere Frau starb 1591 an den Folgen der ‚peinlichen Befragung‘.

 
Die Festung Wülzburg 1656

Im Dreißigjährigen Krieg wurde die Stadt wegen der nahen Festung Wülzburg mehrfach belagert, beschossen und geplündert, am folgenschwersten im Januar 1647. Im Jahre 1631 wurde die Festung von den Truppen von Tilly eingenommen und 1634 niedergebrannt. 1688, 40 Jahre nach dem Ende des Krieges, standen immer noch 29 Gebäude in Weißenburg leer und erst am Ende des 17. Jahrhunderts wurden Neubauten erstellt. Trotzdem gelang es der Stadt, nach dem Friedensschluss alle früheren Rechte zurückzuerhalten. Während der Koalitionskriege wurde die Stadt wiederholt besetzt. 1798 wurden die Räuber der Großen Fränkischen Diebes- und Räuberbande in der Wülzburg inhaftiert, darunter Franz Troglauer. Einige wurden hingerichtet, andere wurden ins Zuchthaus gebracht. Ab 1801 verkaufte Weißenburg aus Geldnot seine Stadtmauer. Im September 1802 verlor die Stadt ihre Reichsfreiheit, kam zuerst an Kurbayern, dann 1804 an Preußen und 1806 endgültig zum Königreich Bayern. Erst im 19. Jahrhundert wuchs Weißenburg über seine mittelalterlichen Mauern hinaus.

Die erweiterte Namensbezeichnung der Stadt, die vor allem zur Unterscheidung von dem elsässischen Weißenburg diente, änderte sich von Weißenburg am Sand oder Weißenburg am Nordgau (18. Jahrhundert)[22] zu Weißenburg in Bayern. Weißenburg lag am Nordgau, gehörte jedoch nicht dazu.[23] Das Sandgebiet, das sich von Bamberg über Nürnberg aus nach Süden bis Weißenburg erstreckt, gab in jener Zeit auch Roth am Sand seinen Namen.[24]

Jüngere Geschichte

Bearbeiten

Im Jahre 1808 wurde das Landgericht Weißenburg errichtet, das zunächst zum Altmühlkreis, ab 1810 zum Oberdonaukreis und ab 1817 zum Rezatkreis gehörte, der 1838 in Mittelfranken umbenannt wurde. Die Landgerichte von Ellingen und Pappenheim bildeten ab 1862 mit dem Landgericht Weißenburg das Bezirksamt Weißenburg. Die Stadt Weißenburg schied 1863 aus dem Bezirksamt Weißenburg aus und wurde eine kreisunmittelbare Stadt. Im Rahmen der Gemeindegebietsreform 1972 wurden der Landkreis Weißenburg in Bayern, der Landkreis Gunzenhausen sowie die bisher kreisfreie Stadt Weißenburg zu einem neuen Landkreis vereinigt mit dem Namen Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen.

 
Postkarte von 1914 mit französischen Kriegsgefangenen auf der Wülzburg

Im 19. Jahrhundert wurden viele Gebäude in der Altstadt abgerissen, zum Beispiel das Frauentor (1878), das Obertor (1874), der Schrecker-Turm (1824/1825) und ein Teil der Schanzmauer (1874). Der geplante Abriss des Ellinger Tors und des Alten Rathauses wurden nie realisiert. Im Jahre 1882 kaufte die Stadt Weißenburg fast die gesamte Wülzburg auf, die seit Jahren leer stand. Am 29. Juli 1821 unterschrieb König Maximilian I. Joseph ein Edikt, mit dem die Stadt den nahen Stadtwald als Kommunaleigentum erhielt. 1904 wurde der Namenszusatz in Bayern gewählt; der Zusatz in Franken war nie im Gespräch. Die Festung Wülzburg war während des Ersten und Zweiten Weltkriegs ein Gefangenenlager. Im Jahre 1918 war der spätere französische Präsident Charles de Gaulle Kriegsgefangener in der Wülzburg.

Der Erste Weltkrieg forderte von den Einwohnern des Stadtgebietes Weißenburg 174 Todesopfer, von denen der heutigen Gemeindeteile nochmal 126 Tote. Die meisten davon starben auf den Schlachtfeldern in Frankreich und Belgien.[25] Der einzige Bombenangriff während des Zweiten Weltkrieges auf Weißenburg fand am 23. Februar 1945 gegen 12:30 Uhr im Zuge der Operation Clarion statt. Ein Bomber vom Typ Boeing B-17 „Flying Fortress“ der United States Army Air Forces hatte den Anschluss an seine Staffel verloren und warf seine eigentlich für das benachbarte Ellingen bestimmte Bombenlast von 1800 kg Splitterbomben auf den südlichen Bereich des Platzes Am Hof ab. Dabei wurden 22 Menschen getötet, darunter neun Kinder. Ein Gedenkstein am Südfriedhof erinnert an die Opfer.[26] Kriegsende war in Weißenburg am 23. April mit dem kampflosen Einmarsch der US Army. Von 1946 bis 1947 wurden während des Weißenburger Pogromprozesses 57 Personen verurteilt, darunter der damalige Weißenburger Bürgermeister Michael Gerstner.[27] Weißenburg gehörte zur Amerikanischen Besatzungszone. Etwa 6000 Heimatvertriebene aus dem Sudetenland und Schlesien ließen sich in Weißenburg nieder.

Einwohnerentwicklung

Bearbeiten
 
Einwohnerentwicklung von Weißenburg von 1840 bis 2017 nach nebenstehender Tabelle
Jahr Einwohner[28]
1840 7.952
1871 8.238
1900 9.638
1925 10.952
1939 11.634
1950 18.112
1961 17.591
1970 18.076
Jahr Einwohner
1987 17.445
1991 18.029
1995 17.987
2000 17.763
2005 17.699
2010 17.513
2015 17.976
2017 18.328

Weißenburg ist die größte Stadt im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen. Im Jahr 2009 waren 9103 Einwohner weiblich und 8416 männlich. Es gab 130 Lebendgeborene, 246 Verstorbene, 756 Zuzüge und 738 Wegzüge. In der Stadt gibt es 4398 Wohngebäude mit 8593 Wohnungen. Die Einwohner haben durchschnittlich eine Wohnfläche von 44,97 Quadratmeter zur Verfügung, was leicht über dem bayrischen Durchschnitt von 42 Quadratmeter liegt. Gut 53 % der Bevölkerung gehören dem evangelischen Glauben, knapp 29 Prozent dem katholischen Glauben und rund 17 Prozent anderen Glaubensrichtungen an, hauptsächlich der islamischen, oder keiner.

Eingemeindungen

Bearbeiten

Die Eingemeindungen im Rahmen der Gemeindegebietsreform fanden am 1. Juli 1972[29] und am 1. Mai 1978[30] statt. Von der am 1. Mai 1978 aufgelösten Gemeinde Weiboldshausen kam der Gemeindeteil Hagenbuch mit etwa 250 Einwohnern zu Weißenburg.

Ehemalige Gemeinde Eingemeindungsdatum
Dettenheim 1. Juli 1972
Emetzheim 1. Mai 1978
Haardt 1. Mai 1978
Holzingen 1. Juli 1972
Kattenhochstatt 1. Juli 1972
Oberhochstatt 1. Mai 1978
Rothenstein 1. Juli 1972
Suffersheim 1. Mai 1978
Weimersheim 1. Juli 1972
 
Altes Rathaus

Stadtrat

Bearbeiten

Zusammensetzung des Stadtrates (Stand Kommunalwahl am 15. März 2020):

Oberbürgermeister der Stadt

Bearbeiten
 
Georg Voltz

Patenschaft

Bearbeiten

Im Jahre 1955 wurde die Patenschaft für die vertriebenen Sudetendeutschen aus den Städten Kaaden, Duppau und Klösterle an der Eger sowie dem Kreis Kaaden übernommen. Zum 50-jährigen Jubiläum der Patenschaft wurde 2005 das Haus Kaaden im Reichsstadtmuseum eröffnet.

Städtepartnerschaften und -freundschaften

Bearbeiten

Weißenburg hat nach Angaben des Stadtarchivars „keine offiziellen Städtepartnerschaften“. Zu einigen Städten gibt es freundschaftliche Beziehungen, die nach Auskunft der Stadtverwaltung „derzeit ruhen“ (Stand November 2022).[33]

Darüber hinaus ist der Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen mit einer finnischen Kleinstadt verpartnert:

 
Blasonierung: „In Rot eine silberne Burg mit zwei Zinnentürmen, darüber schwebend ein goldener Schild mit schwarzem Doppeladler.“[35]
Wappenbegründung: Der schwarze Doppeladler ist der Reichsadler und weist auf das Heilige Römische Reich hin, als Weißenburg eine Freie Reichsstadt war. Von 1808 bis 1835 stand im kleinen Schild anstelle des Adlers ein großes W.

1481 erhielt Weißenburg vom Kaiser Friedrich III. sein Stadtwappen.[36]

Sehenswürdigkeiten

Bearbeiten

Bauwerke

Bearbeiten
 
Ellinger Tor
 
Die Römermaske von Roland Ottinger an der Bundesstraße nach Augsburg
  • Das Bergwaldtheater Weißenburg ist eine Freilichtbühne. Es wurde 1928 nach Plänen des Gartenarchitekten Bernhard Nill in einem ehemaligen Steinbruch errichtet und 1929 mit einer Aufführung des Weißenburger Waldspiels von Johanna Arntzen eingeweiht.
  • Die Fossa Carolina war eine im Jahr 793 gebaute Verbindung zwischen den großen Flusssystemen von Rhein/Main und Donau. Sie ist damit in gewisser Weise Vorläufer des Ludwig-Donau-Main-Kanals und des Main-Donau-Kanals. Einige Überreste des Bauwerkes befinden sich auf dem Stadtgebiet.
  • Seit 1882 ist die gut erhaltene Renaissance-Festung Wülzburg auf einem nahen Berg oberhalb der Stadt im Besitz Weißenburgs. Sie war ursprünglich ein Benediktinerkloster, das 1588 in eine Festung umgewandelt wurde. Seit 1968 hat sie den Rang eines National bedeutenden Baudenkmals.
  • Am 3. August 2015 wurde an der Bundesstraße 2 Richtung Augsburg an der Ausfahrt Römerbrunnenweg die Römermaske des Künstlers Roland Ottinger aufgestellt.[37]
 
Innenraum der Stadtkirche St. Andreas

Die Urpfarrei St. Martin entstand um 700 im ältesten Teil der Altstadt. Im Jahre 1329 wurde die Martinskirche als Stadtkirche von der St.-Andreas-Kirche abgelöst. Im Zuge der Reformation im Jahr 1534 wurde sie profaniert. Im Jahre 1863 wurde sie abgebrochen und durch einen von Eduard Bürklein entworfenen Neubau, die heutige Schranne, ersetzt. Eine weitere, nicht mehr existierende Kirche wurde 1182 vermutlich auf den Grundmauern einer Kapelle gebaut und 1290 abgerissen. 1520 war anstelle der Synagoge eine hölzerne Marienkapelle geplant, die wegen der Reformation nie gebaut wurde.

Die gotische evangelische Stadtpfarrkirche St. Andreas wurde 1327 geweiht, um 1400 erweitert, 1891 erhöht und 1958 in ihre ursprüngliche gotische Gestalt zurückverwandelt. Der Hallenchor der denkmalgeschützten Kirche ist relativ hoch und gilt als herausragendes Werk der süddeutschen Spätgotik.

Im Jahre 1447 wurde die evangelische Spitalkirche zum Heiligen Geist errichtet und 1729 durch Gabriel de Gabrieli barockisiert. Sie bildete eine wichtige Geldquelle für die Reichsstadt.

Die katholische St.-Willibalds-Kirche wurde 1871 geweiht und mehrmals renoviert und restauriert.

Die katholische Heilig-Kreuz-Kirche vom Architekten Alexander von Branca wurde in den 1960er Jahren in Form eines griechischen Kreuzes erbaut.

Die evangelisch-methodistische Kirchengemeinde von Weißenburg hat ein eigenes Kirchengebäude, die Christuskirche.

Siehe auch: Liste von Sakralbauten im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen

Klöster

Bearbeiten
 
Das Karmeliterkloster

Das älteste Kloster der Stadt wurde 1238 als Frauenkloster nach den Regeln des Augustinus außerhalb der Stadtmauer gegründet. 1276 zogen die Nonnen nach schweren Schäden am Kloster im Städtekrieg 1262 nach Adlersberg. Durch die Stadterweiterung befand sich das leerstehende Gebäude mitten in der Kernstadt und wurde 1331 Spital, 1536 Sitz des markgräflichen Verwalters und ist seit 1812 ein Teil des Bezirksamts, jetzt Landratsamt Weißenburg-Gunzenhausen.

1325 zogen die Karmeliter nach Weißenburg und gründeten das Kloster Weißenburg. Das barockisierte Kirchengebäude ist seit 1983 das Kulturzentrum der Stadt.

 
Die Stadtbibliothek Weißenburg ist in der Alten Post untergebracht

Büchereien

Bearbeiten

Die Stadtbibliothek Weißenburg befindet sich in der Alten Post neben dem Landratsamt. Auf einer Fläche von 1000 Quadratmetern verfügt sie über einen öffentlichen Internetanschluss und über 42.000 Medieneinheiten.[38] Nach einer Renovierung und Erweiterung wurde die Bücherei im Juli 2001 wiedereröffnet.

Die katholische öffentliche Bücherei Weißenburg in der Heilig-Kreuz-Kirche hat über 9000 Bücher.

Im Ellinger Tor befindet sich die Historische Ratsbibliothek Weißenburg, die jedoch nicht öffentlich zugänglich ist.

Parkanlagen

Bearbeiten

Der Klostergarten des Karmeliterklosters wurde früher als Brauereihof genutzt. 1976 erwarb die Stadt Weißenburg die gesamte Anlage samt Klostergebäude. Während das Kloster zu einem Kulturzentrum umgebaut wurde, wurde der 719 Quadratmeter große Klostergarten im Jahr 2000 eröffnet. Dort befinden sich eine Statue der heiligen Walburga von Ernst Steinacker und ein Brunnen als Nachbildung eines Brunnens im Reichsstadtmuseum.

Der Stadtgarten war früher die Gartenanlage des Krankenhauses und ist seit 1985 ein öffentlicher Park mit einer Größe von einem Hektar. Der Stichvillenpark, auch Seeweiherpark genannt, wurde 1835 um die klassizistische Stichvilla im Stil der Englischen Gärten angelegt. Die Parkanlage befindet sich an der Seeweihermauer und ist 1,3 Hektar groß.

 
Apothekenmuseum

Im Apothekenmuseum in den Kellergewölben des Blauen Hauses an der Rosenstraße wird eine Apothekeneinrichtung aus der Zeit Ende des 19. Jahrhunderts gezeigt. Der Betreiber ist die 1979 gegründete Stiftung Kohl’sche Einhorn-Apotheke zur Erinnerung an den Apotheker und Limesforscher Wilhelm Kohl.[39]

Das Römermuseum mit dem 1979 entdeckten Weißenburger Römerschatz ist ein Zweigmuseum der Archäologischen Staatssammlung München. Schwerpunkte der Ausstellung sind die vor- und frühgeschichtlichen Kulturen der Region. Im Römermuseum befindet sich das Bayerische Limesinformationszentrum. Das Reichsstadtmuseum mit den Themenbereichen Musik und Wissenschaft, Handel, Kirche, Handwerk und Zünfte macht die Geschichte der ehemaligen Reichsstadt Weißenburg anschaulich. 2005 wurde das Museum mit der Abteilung Haus Kaaden erweitert, das die Vertreibung der Deutschen aus der Tschechoslowakei nach dem Zweiten Weltkrieg und deren Integration im Raum Weißenburg thematisiert.

Das Brauereimuseum der Brauerei Schneider zeigt historische Braugeräte.

Gedenkstätte Fallgarten/Russischer Friedhof

Bearbeiten
 
Gedenkstein an Erwin Schulhoff auf dem Russischen Friedhof

Von den während des Zweiten Weltkriegs auf der Wülzburg als Zwangsarbeiter untergebrachten sowjetischen Kriegsgefangenen verloren über 40 ihr Leben. Sie wurden im Fallgarten begraben, an sie erinnert ein Mahnmal ohne nähere Angaben zum Sachverhalt.[40]

Kulturzentrum Karmeliterkirche

Bearbeiten
 
Das Kulturzentrum (links) vom Kaiser-Ludwig-Brunnen aus gesehen

1325 gründeten die Karmeliter ein Kloster in Weißenburg. 1544 kaufte die Reichsstadt Weißenburg das Kloster. Eine Barockisierung fand 1729 statt. 1976 erwarb die Stadt Weißenburg das einsturzgefährdete Gebäude und ließ es von 1981 bis 1983 renovieren. Am 15. Oktober 1983 wurde das Kulturzentrum Karmeliterkirche als Tagungs-, Ausstellungs- und Kongressgebäude der Stadt eröffnet.

Kunst, Theater und Literatur

Bearbeiten
 
Die „Kunstschranne

Neben Konzerten, Theateraufführungen und Sportveranstaltungen, die die Kreisverwaltung und die Stadt sowie die zahlreichen Vereine und Gruppierungen in Hallen, Museen und Bühnen wie dem Bergwaldtheater Weißenburg oder der Luna Bühne organisieren, ist in Weißenburg auch die Kunstszene aktiv. Immer wieder veranstalten Privatpersonen und Kunstvereine Vernissagen, Ausstellungen und Veranstaltungen, beispielsweise in der Weißenburger Schranne. Mit Carpe Diem existiert in der Region ein lokales Kulturmagazin. Die Stadt verleiht den Johann-Alexander-Döderlein-Kulturpreis.

Weißenburger Kirchweih

Bearbeiten

An der Kerwa (Kirchweih) vom dritten bis vierten Sonntag im August treffen sich Weißenburger aus der ganzen Welt. Die erste urkundliche Erwähnung der Kirchweih war 1455. Der Kirchweihfestzug findet am vierten Augustsonntag statt. Mit geschätzten 70.000 Besuchern ist die Weißenburger Kirchweih das größte Volksfest im südlichen Franken. Die Auswanderer nach Amerika feierten im 19. Jahrhundert die Weißenburger Kirchweih in New York City.

Sport und Vereinswesen

Bearbeiten

In Weißenburg gibt es viele Möglichkeiten, sich sportlich zu betätigen. So bieten die Sportvereine in ihren Sparten Sportarten von Basketball und Volleyball über Leichtathletik bis hin zu Schach und Tischtennis an. Zu den beliebtesten Sportarten gehört der Fußball. Die Fußballsparte des 1860 gegründeten TSV 1860 Weißenburg spielte 1974/75 in der Hauptrunde des DFB-Pokals.[41] Im Zuge der touristischen Erschließung entstanden zahlreiche Wanderwege, die für Jogging und Nordic Walking benutzt werden können. In Weißenburg hat die German Golf Teachers Federation ihren Sitz.

Außerhalb des Sports sind die Bewohner in zahlreichen Schützenvereinen, Naturschutzorganisationen, Kirchenvereinigungen, Parteien und Jugendorganisationen aktiv. Viele organisieren sich in den Feuerwehren. Die Freiwillige Feuerwehr Weißenburg wurde 1867 gegründet.[42]

Ein im September 2019 gegründeter Stadtmarketingverein ist ein Zusammenschluss von Einzelhandel, Industrie, Kulturschaffenden und im Bereich Tourismus tätigen Personen, Unternehmen und Vereinen. Er soll Weißenburgs Attraktivität erhalten und ausbauen.[43]

Religion

Bearbeiten
 
Statue Martin Luthers am Vorplatz der Stadtkirche

Christentum

Bearbeiten

Ursprünglich gehörte Weißenburg zum Bistum Eichstätt. Am 15. November 1530 wurde mit einer großen Mehrheit unter Peter von Preu (1464–1550) als Herr des Innern Rates und Wahlherr in der St.-Andreas-Kirche zu Weißenburg beschlossen, die Confessio Augustana anzunehmen und evangelisch zu werden. Seit den 1850er Jahren stieg der Anteil der Katholiken in Weißenburg an: 1860 hatte die Stadt 156 Katholiken, 1872 waren es bereits 470 und 1970 lebten 5.844 Katholiken und 11.690 Protestanten in Weißenburg. Der starke Anstieg an Katholiken sowie an Konfessionslosen und Methodisten nach dem Zweiten Weltkrieg beruht auf den rund 6000 Heimatvertriebenen, die nach Weißenburg kamen.

Zirka 2010 gehörten gut 53 % der evangelischen Konfession, knapp 29 % der katholischen Kirche und rund 17 % anderen Glaubensrichtungen an, hauptsächlich dem Islam.

Judentum

Bearbeiten

Ende des 13. Jahrhunderts siedelten sich die ersten Juden in Weißenburg an. 1298 wurden mehrere Juden während der Rintfleisch-Verfolgung umgebracht. 1348 und 1349 gab es wegen der Pest ebenfalls eine Judenverfolgung. Die noch bestehende Judengasse wurde 1514 erstmals erwähnt. Nach der Vertreibung der Juden 1520 ist in Weißenburg mit Ausnahme während des Dreißigjährigen Krieges keine jüdische Gemeinde mehr nachweisbar, jedoch in den Nachbardörfern. An die Juden der Stadt erinnert ein Grabstein mit hebräischer Inschrift im Reichsstadtmuseum.

Christliche Gemeinden

Bearbeiten
  • Fatih Camii der Türkisch Islamischen Gemeinde Weißenburg

Wirtschaft und Infrastruktur

Bearbeiten

Wirtschaft

Bearbeiten
  • Industrie- und Handelskammergremium Weißenburg

Bei Weißenburg treffen die Bundesstraßen B 2 und B 13 aufeinander, die gemeinsam eine Ortsumgehung östlich des Ortes bilden. Im Westen befindet sich der 1869 eröffnete Bahnhof Weißenburg an der Bahnstrecke Treuchtlingen–Nürnberg. Der öffentliche Personennahverkehr wird vom Verkehrsverbund Großraum Nürnberg betrieben.

Durch den Ort führt der Deutsche Limes-Radweg. Er folgt dem Obergermanisch-Raetischen Limes über 818 km von Bad Hönningen am Rhein nach Regensburg an der Donau.

 
Gerichtsgebäude Niederhofener Straße

Behörden und Institutionen

Bearbeiten

Neben der Stadtverwaltung selbst befinden sich noch folgende Behörden in der Stadt:

Große ansässige Unternehmen

Bearbeiten
 
Hauptgebäude der Gutmann AG, des größten Arbeitgebers Weißenburgs

In Weißenburg erscheinen folgende Medien:

  • Weißenburger Tagblatt, örtliche Tageszeitung
  • Wochenzeitung Altmühlfranken, wöchentliche kostenlose Zeitung
  • Carpe Diem, vierteljährliches Kulturmagazin
  • Weissenburg Aktuell, Online-Stadtmagazin[45]
 
Haupteingang des Werner-von-Siemens-Gymnasiums

Hochschulen und Universitäten

Bearbeiten

In Weißenburg wurde 2015 der Kunststoffcampus Bayern mit seinem Technologie- und Studienzentrum für Kunststofftechnologie als zweiter Hochschulstandort im Landkreis eröffnet. Er wird gemeinschaftlich von der Hochschule für angewandte Wissenschaften Ansbach und der Technischen Hochschule Deggendorf geleitet.

Die nächsten Universitäten befinden sich in Erlangen-Nürnberg, Eichstätt-Ingolstadt sowie Augsburg und Bamberg.

Klinik Weißenburg

Bearbeiten

Die Kreisklinik Weißenburg ist eines von drei Krankenhäusern im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen und gehört seit 2002 zusammen mit der Klinik Gunzenhausen zum selbständigen Kommunalunternehmen Klinikum Altmühlfranken, das seit März 2013 unter diesem Namen firmiert.[46] Das Krankenhaus dient der Grund- und Regelversorgung. Die Weißenburger Klinik hat 190 Betten und 350 Beschäftigte (Stand 2014)[47] in den Fachabteilungen Innere Medizin, Interdisziplinäres Bauchzentrum, Intensivmedizin, Allgemein-, Viscural- und Thoraxchirurgie, Gynäkologie, HNO-Heilkunde, Onkologie und Urologie. Jährlich werden rund 8000 Patienten behandelt und 5000 operative Eingriffe vorgenommen. Die Klinik gibt es seit 1985,[48] nachdem das Städtische Krankenhaus nach 100 Jahren seinen Betrieb eingestellt hatte.

Persönlichkeiten

Bearbeiten

Ehrenbürger

Bearbeiten
  • Georg Adam Bauer (1828–1901), Bauingenieur
  • Karl Berger (1806–1891), Lehrer
  • August Schmidtkunz (1820–1895), Kammmacher, Magistratsrat
  • Leonhard Götz (1840–1919), Studienrat, Rektor des Progymnasiums
  • Wilhelm Troeltsch (1840–1925), Kaufmann, Fabrikant
  • Hans Doerfler (1863–1942), Chirurg
  • Karl Knöll (1873–1954), Sanitätsrat, prakt. Arzt
  • Emil Kipfmüller (1885–1977), Direktor der HAPAG
  • Hermann Gutmann (1907–1987), Unternehmer
  • Richard Stücklen (1916–2002), Politiker (NSDAP, später CSU)

Söhne und Töchter der Stadt

Bearbeiten

Personen mit Bezug zu Weißenburg

Bearbeiten

Literatur

Bearbeiten
Bearbeiten
Commons: Weißenburg in Bayern – Sammlung von Bildern und Audiodateien
Wikisource: Weißenburg in Bayern – Quellen und Volltexte

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. Genesis-Online-Datenbank des Bayerischen Landesamtes für Statistik Tabelle 12411-003r Fortschreibung des Bevölkerungsstandes: Gemeinden, Stichtag (Einwohnerzahlen auf Grundlage des Zensus 2011) (Hilfe dazu).
  2. Weißenburg in Bayern, Bayerische Denkmalliste, Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege (PDF)
  3. Raumstruktur: Karte 1 (pdf; abgerufen am 6. April 2015)
  4. Gemeinde Weißenburg in Bayern in der Ortsdatenbank der Bayerischen Landesbibliothek Online. Bayerische Staatsbibliothek, abgerufen am 25. Dezember 2019.
  5. Gemeinde Weißenburg i.Bay., Liste der amtlichen Gemeindeteile/Ortsteile im BayernPortal des Bayerischen Staatsministerium für Digitales, abgerufen am 29. November 2021.
  6. Gemarkungs- und Gemeindeverzeichnis. (zip; 85 kB) Landesamt für Digitalisierung, Breitband und Vermessung, 14. Juli 2020, archiviert vom Original am 2. Februar 2021; abgerufen am 29. April 2021.
  7. Gemarkung Weißenburg i.Bay. (093735). In: geoindex.io. Geoindex Aktiengesellschaft, abgerufen am 22. Oktober 2024.
  8. Webkarte. ALKIS®-Verwaltungsgrenzen – Gemarkungen. In: BayernAtlas. LDBV, abgerufen am 22. Oktober 2024.
  9. Werte auf baylink.de
  10. Geoklima 2.1
  11. Claus-Michael Hüssen, Das Holz-Erde Kastell auf der Breitung in Weißenburg i. Bay. Gebr. Mann Berlin 2019.
  12. Nürnberger Nachrichten vom 21. Mai 2015, Seite 14
  13. Mogetissa-Therme, abgerufen am 31. März 2017
  14. Seite mit lateinischem Text und deutscher Übersetzung
  15. Bahnhof Weißenburg, abgerufen am 31. März 2017
  16. Urkunde Ludwig des Deutschen vom 14. Juni 867 (Bayer. Hauptstaatsarchiv, Kaiserselekt U 41): ad nostram villam quae vocatur Uuizinburc (= zu unserem Hof, der Weißenburg genannt wird)
  17. a b Stadtgeschichte im Überblick, abgerufen am 31. März 2017
  18. Peter Koblank: Vertrag von Seligenstadt 1188 auf stauferstelen.net. Abgerufen am 9. April 2017
  19. Von Weißenburg 60 Mark
  20. Konfessionsbild, abgerufen am 31. März 2017
  21. Die Orgel in St. Kilian Bad Windsheim, abgerufen am 31. März 2017
  22. Weißenburg am Nordgau
  23. Geschichtliche Beziehungen zwischen dem Weißenburger Raum und den Sudetenländern, abgerufen am 31. März 2017
  24. Übersichtskarte mit Orten und Projektplätzen
  25. Villa Nostra – Weißenburger Blätter. Ausgabe 03/2018, S. 21
  26. Artikel im Weißenburger Tagblatt vom 21. und 23. Februar 2015 zu den Bombenangriffen auf Städte im Altlandkreis vor 70 Jahren
  27. Weißenburger Pogromprozess von 1946: www.wugwiki.de; abgerufen am 18. März 2013
  28. Statistik für die Stadt, abgerufen am 25. September 2015 (PDF; 1,3 MB) 2014
  29. Wilhelm Volkert (Hrsg.): Handbuch der bayerischen Ämter, Gemeinden und Gerichte 1799–1980. C. H. Beck, München 1983, ISBN 3-406-09669-7, S. 602.
  30. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 731 (Digitalisat in: Statistische Bibliothek des Bundes und der Länder [PDF]).
  31. [1]
  32. Oberbürgermeister. Gemeinde Weißenburg in Bayern, abgerufen am 21. November 2020.
  33. Suchergebnis Partnerschaften. Deutsche Sektion des Rates der Gemeinden und Regionen Europas (RGRE), abgerufen am 13. November 2022.
  34. International cooperation. Valka, abgerufen am 13. November 2022.
  35. Eintrag zum Wappen von Weißenburg in Bayern in der Datenbank des Hauses der Bayerischen Geschichte
  36. fraenkisches-seenland.bayern-online.de
  37. Florian Handl: Neue Römermaske aufgestellt. In: stadtzeitung-weissenburg.de. Abgerufen am 25. September 2015.
  38. senatsbibliothek.de
  39. Eckart Roloff, Karin Henke-Wendt: Rezepte und Pillen im Zeichen des Einhorns. (Das Apothekenmuseum in Weißenburg) In: Besuchen Sie Ihren Arzt oder Apotheker. Eine Tour durch Deutschlands Museen für Medizin und Pharmazie. Band 2, Süddeutschland. Verlag S. Hirzel, Stuttgart 2015, S. 151–152, ISBN 978-3-7776-2511-9
  40. Gedenkstätten für die Opfer des Nationalsozialismus. Eine Dokumentation. Band 1. Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn 1995, ISBN 3-89331-208-0, S. 198
  41. TSV 1860 Weißenburg auf fussballdaten.de, abgerufen am 4. April 2018
  42. Geschichte der Freiwilligen Feuerwehr Weißenburg (Memento vom 19. Juni 2013 im Internet Archive), abgerufen am 15. April 2015
  43. www.stadtmarketing-weissenburg.de
  44. Kultusminister Spaenle: Wir siedeln das Landesamt für Schule und das Prüfungsamt des Ministeriums in Gunzenhausen sowie die Landesstelle für die nichtstaatlichen Museen in Weißenburg an – rund 150 Beschäftigte, www.bayern.de, Bayerische Staatsregierung, abgerufen am 27. Juni 2016
  45. Weissenburg Aktuell. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 27. September 2014; abgerufen am 17. Oktober 2014.
  46. „Klinikum Altmühlfranken“ als neue Marke, nordbayern.de vom 6. Februar 2013
  47. Qualitätsbericht 2014 Klinikum Altmühlfranken Weißenburg, S. 7f
  48. Geschichte des Krankenhauses