Nick Tandy

britischer Autorennfahrer

Nicholas „Nick“ Tandy (* 5. November 1984 in Bedford, England) ist ein britischer Autorennfahrer und Teamchef. Er wurde 2011 Gesamtsieger des Deutschen Porsche Carrera Cups und errang 2015 den Gesamtsieg beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans.

Nick Tandy
Der von Nick Tandy beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans 2023 gefahrene Porsche 963
Porsche 911 GT3 R mit Nick Tandy auf dem Nürburgring in der ADAC GT Masters 2012

Karriere als Rennfahrer Bearbeiten

Tandy begann seine Motorsportkarriere 1996 mit Short-Oval-Minitox-Rennen. In dieser Sportart blieb er bis 2000 aktiv. Unter anderem wurde er 1998 Vizeweltmeister in dieser Kategorie. Von 2001 bis 2004 war er in der Mini Se7en Meisterschaft aktiv.

2005 wechselte Tandy in den Formelsport und gewann auf Anhieb die BRDC-Single-Seater-Meisterschaft. Dabei gewann er 11 von 14 Rennen. Die nächsten zwei Jahre war Tandy in der britischen Formel Ford aktiv. Dabei bestritt er die meisten Rennen für das Team seines Bruders Joe Tandy Racing. In seiner ersten Saison erzielte er den zweiten, in der zweiten Saison den dritten Meisterschaftsplatz. Nach der Saison 2007 nahm Tandy auch an der Herbsttrophäe der Formel Palmer Audi teil. Dabei wurde er mit zwei Siegen Siebter.

2008 wechselte Tandy in die britische Formel-3-Meisterschaft, in der er erneut für das Team seines Bruders startete. Er wurde zweimal Dritter und einmal Zweiter. Am Ende der Saison lag er auf dem neunten Platz der Fahrermeisterschaft. Darüber hinaus absolvierte er bei einigen Formel-Ford-Veranstaltungen sowie im britischen Porsche Carrera Cup Gaststarts. Im britischen Porsche Carrera Cup gewann er sein Debütrennen. 2009 begann Tandy die Saison in der britischen Formel 3. Nachdem er beim Saisonauftakt zwei Podest-Platzierungen erzielt hatte, folgte am dritten Rennwochenende sein erster Formel-3-Sieg. Nach dem vierten Rennwochenende stieg Tandy allerdings aus dieser Meisterschaft aus. Am Saisonende war er Zehnter in der Fahrerwertung. Tandy startete anschließend zu sechs von zehn Veranstaltungen der Formel-3-Euroserie für Kolles & Heinz Union. Dabei blieb Tandy ohne Punkte.

Nachdem Tandy 2009 insgesamt drei Gaststarts für Konrad Motorsport im deutschen Porsche Carrera Cup sowie im Porsche Supercup absolviert hatte, ging er 2010 in diesen Rennserien an den Start. Im deutschen Porsche Carrera Cup gewann er fünf von neun Rennen und wurde mit 121 zu 142 Punkten Vizemeister hinter Nicolas Armindo. Auch im Porsche Supercup hatte er in dieser Saison Titelchancen. Tandy entschied drei Rennen für sich und beendete die Saison mit 146 Punkten auf dem zweiten Gesamtrang. Der Meister René Rast hatte sechs Punkte mehr auf dem Konto. 2011 blieb Tandy bei Konrad Motorsport. Im deutschen Porsche Carrera Cup gewann Tandy drei Rennen und entschied mit 138 zu 130 Punkten die Meisterschaft vor Sean Edwards für sich.[1] Im Porsche Supercup gelang Tandy ein Rennsieg. Mit insgesamt sechs Podest-Platzierungen schloss er diese Meisterschaft auf dem fünften Platz ab. Darüber hinaus nahm Tandy an vier Rennen des britischen Porsche Carrera Cups teil. Dabei gewann er deren drei. Außerdem debütierte Tandy in der Grand-Am Sports Car Series und startete zum 24-Stunden-Rennen von Le Mans 2011.

2012 startete Tandy mit einem Porsche 911 GT3 R von Schütz Motorsport in der ADAC GT Masters. Zusammen mit Christian Engelhart und Sean Edwards, der ihn bei zwei Rennläufen vertrat, erreichten sie Platz 3 der Teamwertung. Tandy erreichte Platz 7 der Fahrerwertung, obwohl er an zwei Rennläufen nicht teilnahm, da er in anderen Rennserien startete. So war er beispielsweise in der American Le Mans Series unterwegs und konnte in der International GT Open den Titel des Vizemeisters erringen. Sein Teamkollege im Team Manthey Racing war Porsche Werksfahrer Marco Holzer.[2] Er wurde daraufhin am Jahresende als bester Porsche Privatfahrer mit dem Porsche Cup ausgezeichnet.[3]

Im Dezember 2012 wurde bekannt gegeben, dass Tandy ab der Saison 2013 in den Kader der Porsche Werksfahrer aufgenommen wird. Sein erster offizieller Renneinsatz war das 24-Stunden-Rennen von Daytona.[4] Als Werksfahrer bestritt er Einsätze in der European Le Mans Series für das Team Proton Competition und erreichte dort den dritten Platz im Gesamtklassement, zudem trat er erneut in der American Le Mans Series an. Im Jahr 2014 lag sein Schwerpunkt in der United SportsCar Championship Serie, dort konnte er mit seinem Team den ersten Platz beim 24-Stunden-Rennen von Daytona in der GTLM-Klasse erreichen.[5]

Angesichts guter Leistungen wurde ihm ein Test im Porsche 919 Hybrid angeboten, auf Grund dessen er ein Cockpit im dritten Porsche Le-Mans-Prototyp gewann.[6] Überraschend konnte er dann 2015 mit seinen in Le Mans unerfahrenen Teamkollegen Nico Hülkenberg und Earl Bamber das 24-Stunden-Rennen an der Sarthe gewinnen.[7]

Karriere als Teamchef Bearbeiten

Ab der Saison 2012 fungierte Tandy zudem als Teamchef von Joe Tandy Racing. Das Team wurde von seinem 2009 bei einem Autounfall verstorbenen Bruder Joe Tandy gegründet.[8][9]

Statistik Bearbeiten

Karrierestationen Bearbeiten

  • 1996–2000: Short Oval Minitox
  • 2001–2004: Mini Se7en Meisterschaft
  • 2005: BRDC-Single-Seater (Meister)
  • 2006: Britische Formel Ford (Platz 2)
  • 2007: Britische Formel Ford (Platz 3)
  • 2007: Formel Palmer Audi, Herbsttrophäe (Platz 7)

Le-Mans-Ergebnisse Bearbeiten

Jahr Team Fahrzeug Teamkollege Teamkollege Platzierung Ausfallgrund
2011 Deutschland  Team Felbermayr-Proton Porsche 997 GT3 RSR Saudi-Arabien  Abdulaziz Al Faisal Vereinigte Staaten  Bryce Miller Ausfall Motorschaden
2014 Deutschland  Porsche AG Team Manthey Porsche 911 RSR Frankreich  Patrick Pilet Deutschland  Jörg Bergmeister Rang 36
2015 Deutschland  Porsche Team Porsche 919 Hybrid Deutschland  Nico Hülkenberg Neuseeland  Earl Bamber Gesamtsieg
2016 Vereinigte Staaten  Porsche Motorsport North America Porsche 911 RSR Frankreich  Patrick Pilet Frankreich  Kévin Estre Ausfall Motorschaden
2017 Deutschland  Porsche LMP Team Porsche 919 Hybrid Schweiz  Neel Jani Deutschland  André Lotterer Ausfall kein Öldruck
2018 Deutschland  Porsche GT Team Porsche 991 RSR GTE Frankreich  Patrick Pilet Neuseeland  Earl Bamber Rang 27
2019 Deutschland  Porsche GT Team Porsche 991 RSR GTE Frankreich  Patrick Pilet Neuseeland  Earl Bamber Rang 22
2020 Russland  G-Drive Racing with Algarve Oreca 07 Irland  Ryan Cullen Vereinigtes Konigreich  Oliver Jarvis Ausfall Elektrik
2021 Vereinigte Staaten  Corvette Racing Chevrolet Corvette C8.R Vereinigte Staaten  Tommy Milner Vereinigtes Konigreich  Alexander Sims Rang 44
2022 Vereinigte Staaten  Corvette Racing Chevrolet Corvette C8.R Vereinigte Staaten  Tommy Milner Vereinigtes Konigreich  Alexander Sims Ausfall Unfall
2023 Deutschland  Porsche Penske Motorsport Porsche 963 Brasilien  Felipe Nasr Frankreich  Mathieu Jaminet Ausfall kein Benzindruck

Sebring-Ergebnisse Bearbeiten

Jahr Team Fahrzeug Teamkollege Teamkollege Teamkollege Platzierung Ausfallgrund
2013 Deutschland  Team Falken Tire Porsche 997 GT3 RSR Vereinigte Staaten  Bryan Sellers Deutschland  Wolf Henzler Rang 17
2014 Vereinigte Staaten  Porsche North America Porsche 911 RSR Osterreich  Richard Lietz Frankreich  Patrick Pilet Rang 20
2015 Vereinigte Staaten  Porsche North America Porsche 911 RSR Osterreich  Richard Lietz Frankreich  Patrick Pilet Neuseeland  Earl Bamber Rang 14
2016 Vereinigte Staaten  Porsche North America Porsche 911 RSR Frankreich  Kévin Estre Frankreich  Patrick Pilet Ausfall Defekt
2018 Vereinigte Staaten  Porsche GT Team Porsche 911 RSR Frankreich  Frédéric Makowiecki Frankreich  Patrick Pilet Rang 10 und Klassensieg
2019 Vereinigte Staaten  Porsche GT Team Porsche 911 RSR Frankreich  Frédéric Makowiecki Frankreich  Patrick Pilet Rang 10 und Klassensieg
2020 Vereinigte Staaten  Porsche GT Team Porsche 911 RSR-19 Frankreich  Frédéric Makowiecki Neuseeland  Earl Bamber Rang 12 und Klassensieg
2021 Vereinigte Staaten  Corvette Racing Chevrolet Corvette C8.R Vereinigte Staaten  Tommy Milner Vereinigtes Konigreich  Alexander Sims Rang 12
2023 Deutschland  Porsche Penske Motorsport Porsche 963 Vereinigte Staaten  Dane Cameron Frankreich  Mathieu Jaminet Ausfall Unfall
2024 Deutschland  Porsche Penske Motorsport Porsche 963 Frankreich  Frédéric Makowiecki Frankreich  Mathieu Jaminet Rang 9

Einzelergebnisse in der FIA-Langstrecken-Weltmeisterschaft Bearbeiten

Saison Team Rennwagen 1 2 3 4 5 6 7 8 9
2014 Manthey-Racing Porsche 911 RSR Vereinigtes Konigreich  SIL Belgien  SPA Frankreich  LEM Vereinigte Staaten  AUS Japan  FUJ China Volksrepublik  SHA Bahrain  BAH Brasilien  SAO
8 36 16 16 16
2015 KCMG
Porsche Team
Oreca 05
Porsche 919 Hybrid
Vereinigtes Konigreich  SIL Belgien  SPA Frankreich  LEM Deutschland  NÜR Vereinigte Staaten  AUS Japan  FUJ China Volksrepublik  SHA Bahrain  BAH
19 6 1 7 DNF 11 8
2016 Porsche North America Porsche 911 RSR Vereinigtes Konigreich  SIL Belgien  SPA Frankreich  LEM Deutschland  NÜR Mexiko  MEX Vereinigte Staaten  AUS Japan  FUJ China Volksrepublik  SHA Bahrain  BAH
DNF
2017 Porsche Team Porsche 919 Hybrid Vereinigtes Konigreich  SIL Belgien  SPA Frankreich  LEM Deutschland  NÜR Mexiko  MEX Vereinigte Staaten  AUS Japan  FUJ China Volksrepublik  SHA Bahrain  BAH
3 4 DNF 2 2 2 3 3 3
2018/19 Porsche GT Team Porsche 991 RSR GTE Belgien  SPA Frankreich  LEM Vereinigtes Konigreich  SIL Japan  FUJ China Volksrepublik  SHA Vereinigte Staaten  SEB Belgien  SPA Frankreich  LEM
27 22
2019/20 G-Drive Racing Aurus 01 Vereinigtes Konigreich  SIL Japan  FUJ China Volksrepublik  SHA Bahrain  BAH Vereinigte Staaten  AUS Belgien  SPA Frankreich  LEM Bahrain  BAH
DNF
2021 Corvette Racing Chevrolet Corvette C8.R Belgien  SPA Portugal  POR Italien  MON Frankreich  LEM Bahrain  BAH Bahrain  BAH
44
2022 Corvette Racing Chevrolet Corvette C8.R Vereinigte Staaten  SEB Belgien  SPA Frankreich  LEM Italien  MON Japan  FUJ Bahrain  BAH
18 18 DNF 15 22 18
2023 Team Penske Porsche 963 Vereinigte Staaten  SEB Portugal  POR Belgien  SPA Frankreich  LEM Italien  MON Japan  FUJ Bahrain  BAH
DNF

Weblinks Bearbeiten

Commons: Nick Tandy – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. „Wertungen und Ergebnisse“ (porsche.com; abgerufen am 28. Dezember 2011)
  2. http://www.motorsport-server.de/gtmasters/news/adac-gt-masters-pilot-nick-tandy-wird-porsche-werksfahrer_41327.html
  3. http://www.speedweek.de/art_30713.html
  4. http://www.motorsport-magazin.com/mehr-sportwagen/news-159351-nick-tandy-wird-zehnter-porsche-werksfahrer-ein-traum-geht-in-erfuellung.html
  5. https://www.driverdb.com/drivers/nick-tandy
  6. http://www.total911.com/whats-it-like-to-drive-the-porsche-919-hybrid-nick-tandy-tells-us
  7. Daniel Johnson: Nick Tandy rises from the farm to taste sweetest victory at Le Mans. In: telegraph.co.uk. 14. Juni 2015, abgerufen am 6. Februar 2024 (englisch).
  8. „Tandy: Carrera-Cup-Champion - und nun?“ (Motorsport-Total.com am 28. Oktober 2011)
  9. “Motorsport boss dies in collision” (bedfordtoday.co.uk am 14. Mai 2009)