Es gibt diese Menschen, die dich auf vielerlei Art beeindrucken und dir im Kopf und im Herzen bleiben. Hans Schneider, der in Wikipedia und Commons seit 2011 als Geyersberg mitarbeitete, war einer davon.

Als emeritierter Professor für Zoologie und mit über 80 Jahren startete er Anfang 2011 gleich mit seinem ersten Edit ein Mentorengesuch und wählte sich passend die Benutzerin Factumquintus aus dem Portal:Lebewesen als Mentorin. Im September des gleichen Jahres meldete er sich an für einen Einführungskurs zur Arbeit in der Wikipedia im Rahmen des Silberwissen in der Volkshochschule Bonn, geleitet von Achim Raschka. Zum ersten Kurstag kam er mit drei Leitz-Ordnern zum Kurs – voll mit dem ausgedruckten Regelwerk der deutschsprachigen Wikipedia, und bat um Hilfe beim Einstieg.

In aller Bescheidenheit ergänzte er, ein ausgewiesener wissenschaftlicher Experte für die Lautentwicklung von Froschlurchen und wissenschaftlicher Erstbeschreiber des Epirus-Wasserfrosches, die entsprechenden Artikel um fundierte Informationen. Die Rotbauchunke, die Gemeine Geburtshelferkröte und auch der Süßwassertrommler und der Warzenbeißer profitierten gleich zu Beginn davon. Aber das war nicht alles. Hans Schneider entdeckte Commons für sich, und trug seit 2012 systematisch knapp 9000 Fotos von Denkmälern bei, sowohl aus seiner ursprünglichen Heimat als auch seiner aktuellen Wohnregion Rheinland und Eifel. Das fiel sogar der lokalen Presse auf, die ihn mit den Worten zitierte „Meistens war ich viermal da, bis das Licht gestimmt hat“. Einige Male besuchte er das Lokal K in Köln und arbeitete sich mit Community-Hilfe akribisch in das vertrackte Kategoriensystem auf Commons ein. Für uns fielen dabei spannende Geschichten von seinen Forschungsreisen und Kurzvorträge zu Bioakustik ab (angereichert mit Super-8-Filmen und interessanten Lautimitationen).

Nachdem es mit abendlichen Fahrten nach Köln nicht mehr so einfach für ihn war, blieben wir schriftlich und telefonisch in Kontakt. Wenn er bemerkte, dass er Fotos in einem Ort machte, wo jemand von uns bereits Bilder hochgeladen hatte, fragte er höflich, ob er in „unserem Revier wildern“ dürfe. Verhedderte er sich – selten – in Straßen- und Ortskategorien auf Commons, kam eine Mail mit Betreff „Wieder einmal SOS“. Und zu Weihnachten und zwischendurch eine Karte mit Blumenmotiv und lieben Worten. Ein letztes Mal sprachen wir im November 2022, Telefon auf Lautsprecher, und das halbe Lokal K hörte fasziniert zu, wie wir gemeinsam einem schwierigen technischen Problem auf die Spur kamen. Auf den Stirnen war zu lesen: Wenn du später einmal so bist wie Hans Schneider, kannst du dich glücklich schätzen. Und prompt kam wieder eine gar nicht ironisch klingende Mail hinterher: „Nach den entbehrungsreichen Tagen war ich froh, dass ich mit meiner Wikipedia-Arbeit wieder fortfahren konnte“.

Sein letztes Foto – ein Denkmal im von der Flut gebeutelten Dorf Iversheim – lud „Geyersberg“ am 15. Dezember 2022 auf Commons hoch.

Wir sind glücklich und dankbar, dass wir ihn kennen durften, und Wikipedia darf sich glücklich schätzen, dass jemand von Hans Schneiders Kaliber seine „entbehrungsreichen“ Tage mit unserem kleinen Projekt zur Erstellung einer Enzyklopädie ausfüllte. elya / Achim Raschka

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