Toyota Racing war ein Motorsport-Rennteam und das Werksteam des japanischen Automobilherstellers Toyota in der FIA-Formel-1-Weltmeisterschaft, an der es von 2002 bis 2009 teilnahm. Im November 2009 gab das Team den Rückzug aus der Formel 1 bekannt. Sitz der Toyota Motorsport GmbH ist Köln-Marsdorf. Die Panasonic Corporation war dabei ein Sponsoringpartner.

Toyota
Name Panasonic Toyota Racing
Unternehmen Toyota Motorsport GmbH (TMG)
Unternehmenssitz Köln-Marsdorf (D)
Teamchef Vereinigtes Konigreich John Howett (d.f.)
Statistik
Erster Grand Prix Australien 2002
Letzter Grand Prix Abu Dhabi 2009
Gefahrene Rennen 139
Konstrukteurs-WM 0 – bestes Ergebnis: 4. (2005)
Fahrer-WM 0 – bestes Ergebnis: 6. (2005)
Rennsiege 0
Pole Positions 3
Schnellste Runden 3
Punkte 278,5

Geschichte

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Toyota TF104 beim Goodwood Festival of Speed

Sein Debüt hatte das Team 2002 beim Großen Preis von Australien in Melbourne mit Mika Salo und Allan McNish. In seiner ersten Saison belegte Toyota, trotz des größten Budgets von ca. 500 Millionen Euro, nur Platz zehn der Konstrukteurswertung mit zwei Punkten von Salo.

Kurz vor Ende der Saison 2002 entließ Toyota seine beiden Fahrer und holte Cristiano da Matta (zuvor Champ-Car-Meister) und Olivier Panis.

In den Saisons 2003 und 2004 schaffte es Toyota immerhin jeweils auf Platz acht, jedoch auch nur mit 16 bzw. neun Punkten. Zeitweise ersetzten Ricardo Zonta (Ungarn, Belgien, Italien, China 2004) und Jarno Trulli (Japan, Brasilien 2004) den zum Testfahrer degradierten Cristiano da Matta. Abseits der Rennstrecke fiel Toyota am Ende der Saison 2003 wegen eines Spionage-Verdachts auf.

 
Oliver Panis beim United States Grand Prix 2004 in Indianapolis

Von 2005 bis 2007 fuhr neben Jarno Trulli auch Ralf Schumacher für Toyota. Als Testfahrer waren unter anderem Ricardo Zonta und Olivier Panis tätig.

2005 war die erfolgreichste Saison des Teams. Trulli und Schumacher konnten regelmäßig Podestplätze einfahren sowie zwei Pole-Positions (Trulli beim Großen Preis der USA und Schumacher beim Großen Preis von Japan) und eine Schnellste Rennrunde (Schumacher beim Großen Preis von Belgien). Das Team beendete die Saison mit 88 Punkten auf Rang vier.

Erklärtes Ziel von Toyota war von Anfang an die Fahrt um die Weltmeisterschaft, nun schien sich der Erfolg mit dem von Mike Gascoyne konstruierten TF 105 einzustellen. Diesen Trend wollte man 2006 mit dem neuen TF 106, der bereits am 28. November 2005 präsentiert wurde, fortsetzen. Diese für Formel-1-Teams ungewöhnlich frühe Präsentation – fast drei Monate vor den meisten anderen Wettbewerbern – ist auf den Start der Konzeption im Juli 2005 zurückzuführen, obwohl man noch während der Formel-1-Weltmeisterschaft 2005 ein komplett überarbeitetes Chassis TF 105B erarbeitet hatte. Erfahrungsgemäß erlaubt dies die rasche Ausmerzung so genannter Kinderkrankheiten dank einer längeren Testphase, während die Konkurrenten im Winter meist mit Interimsmodellen (V8-Motor und altes Chassis) in Bahrain, Frankreich, Spanien und Südafrika testen. Jedoch erwies sich das Jahr 2006 als ein sehr schwieriges für Toyota. Nur 35 Punkte führten zu Platz 6 in der Konstrukteurswertung. Ein Rückschlag für die hochgesteckten Ziele. Schuld hieran war die schwankende Form des Autos, das während der Saison zahlreiche Ausfälle hatte.

Das Folgejahr verlief sehr enttäuschend für das Team. Ralf Schumacher und Jarno Trulli konnten nur selten punkten und so schloss man die Saison mit 13 Punkten auf Rang sechs ab.

Für die Saison 2008 wurde neben Jarno Trulli der Deutsche Timo Glock als Fahrer verpflichtet. Ralf Schumacher verließ das Team in Richtung DTM. Als Testfahrer arbeitet seit dieser Saison Kamui Kobayashi für das Team. Wieder gelang es nicht, die Ziele zu erfüllen. Bei den Testfahrten vor der Saison konnten nur durchschnittliche Rundenzeiten erreicht werden. Beim ersten Rennen der Saison schieden beide Fahrer aus. Jarno Trulli musste das Rennen nach einem technischen Defekt vorzeitig beenden, Timo Glock hatte einen schweren Unfall, den er aber unverletzt überstand. Im Vergleich zum enttäuschenden Vorjahr gelang aber die Etablierung im vorderen Mittelfeld. Die Saison beendete man auf Rang fünf mit 56 Punkten.

 
Trulli beim Großen Preis von Monaco 2009

Diesen Trend konnte man zu Beginn der Saison 2009 zunächst fortsetzen. Nach zwei dritten Plätzen in Australien (Trulli) und Malaysia (Glock) fuhr Trulli in Bahrain auf die Pole-Position und auch die Schnellste Rennrunde, konnte das Rennen aber nur als Dritter beenden. Anschließend gelang es dem Team aber nur noch selten zu punkten. Zum Saisonende konnten sie allerdings noch zwei zweite Plätze in Singapur und in Japan einfahren. In Japan hatte Glock in der Qualifikation einen schweren Unfall, sodass er in den letzten beiden Rennen vom bisherigen Testfahrer Kamui Kobayashi vertreten werden musste. Diesem gelang es im letzten Saisonrennen in Abu Dhabi überraschenderweise vom zwölften Startplatz auf den sechsten Platz zu fahren.

Am 4. November 2009 gab Toyota bekannt, das Formel-1-Programm ruhen zu lassen und sich auf das Kerngeschäft zu konzentrieren.[1] In den insgesamt 139 teilgenommenen Grand Prix erreichte Toyota 278,5 Punkte (2,0 Punkte/Rennen), wobei die meisten pro Grand Prix erreichten Punkte (13) beim Großen Preis von Bahrain 2005 eingefahren wurden (Trulli auf dem zweiten, Schumacher auf dem vierten Platz).

Industriespionage

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Einfahrt zum Fabrikgelände der Toyota Motorsport GmbH in Köln

Bei einer Razzia am 30. Oktober 2003 im Kölner Toyota-Formel-1-Sitz wegen des Verdachts der Industriespionage von Toyota bei Ferrari wurde deren Aerodynamik-Software „Elab“ gefunden. Toyotas eigenes Programm namens „Template“ solle sich als unzureichend herausgestellt haben, so dass der von Ferrari im Herbst 2001 abgeworbene Angelo Santini über den damaligen Chefdesigner Gustav Brunner den Chef-Aerodynamiker René Hilhorst dazu überredet haben soll, das Ferrari-Programm zu installieren. Das Unternehmen „Toyota Motorsport GmbH“ bestreitet die Kenntnis, es wurde auch nicht gegen die GmbH wegen Industriespionage ermittelt. Die Verantwortlichen und Mitwisser sollen neben Santini, Brunner und Hilhorst der damalige Teamchef Ove Andersson sein. Santini stand wegen des Falles in Modena vor Gericht, Gustav Brunner wurde wegen angeblicher Umstrukturierung entlassen und bestreitet jegliches Wissen über das Aerodynamik-Programm. Dieses soll mit einem unlöschbaren Ferrari-Emblem – dem springenden Pferd – geschützt gewesen sein. Der Grund für die vermutliche Industriespionage soll die Erfolglosigkeit des 2002er Modells gewesen sein, beim Nachfolger TF103 war die äußere Ähnlichkeit zum alten Ferrari-Siegermodell schon so deutlich, dass man in der Branche von Kopie sprach.

Toyota als Motorenlieferant

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Nachdem sich zuvor der Einsatz ausschließlich auf das eigene Werksteam beschränkt hatte, rüstete Toyota ab 2005 auch Kundenteams mit Motoren aus. Hintergrund war, dass sich aus den 2004 eingeführten Änderungen im technischen F1-Reglement hinsichtlich der verlangten Haltbarkeit der Motoren bei Toyota ein Überangebot an Aggregaten ergeben hatte, das die Übergabe von Motoren an andere Teams nunmehr erlaubte. Erste Motorenkunde war Jordan Grand Prix, der mit den Toyota-Motoren aber kaum nennenswerte Erfolge erzielen konnte. Das änderte sich auch 2006 nicht, als das Team zwar in Midland F1 umbenannt wurde, den Motorenvertrag jedoch beibehielt.

In der Saison 2007 trat Williams mit Toyota-Motoren an und war damit erfolgreicher. Nico Rosberg und Alexander Wurz konnten regelmäßig Punkte erzielen. Höhepunkt war Wurz' dritter Platz beim Großen Preis von Kanada des Jahres, und im Endergebnis konnte Williams sogar noch das in diesem Jahr enttäuschende Toyota-Werksteam deutlich hinter sich lassen. Die Partnerschaft zwischen Williams und Toyota wurde auch 2008 fortgeführt. Auch hier konnten die Williams-Piloten, bei denen Kazuki Nakajima Wurz ersetzt hatte, wieder zahlreiche Punkt- und sogar Podestplatzierungen erreichen. Am Ende allerdings hatte das Williams-Team in der Konstrukteurswertung gegenüber dem wieder stabilisierten Werksteam das Nachsehen. 2009 wiederum zeigte sich ein anderes Bild: Nico Rosberg konnte konstantere Ergebnisse erzielen als die Toyota-Piloten Trulli und Glock. Kazuki Nakajima enttäuschte dagegen und konnte keine einzige Punktplatzierung erreichen, sodass Williams am Ende wiederum hinter dem Toyota-Werksteam landete.

Mit dem Rückzug des Werksteams nach der Saison 2009 endete auch die Verfügbarkeit von Toyota-Motoren. Williams setzte damit ab der Saison 2010 wieder Cosworth-Motoren ein.

Zahlen und Daten

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Statistik in der Formel 1

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Saison Teamname Chassis Motor Reifen Grands Prix Siege Zweiter Dritter Poles schn. Runden Punkte WM-Rang
2002 Panasonic Toyota Racing Toyota TF102 Toyota 3.0 V10 M 17 2 10.
2003 Panasonic Toyota Racing Toyota TF103 Toyota 3.0 V10 M 16 16 8.
2004 Panasonic Toyota Racing Toyota TF104 Toyota 3.0 V10 M 18 9 8.
2005 Panasonic Toyota Racing Toyota TF105 Toyota 3.0 V10 M 18 2 3 2 1 88 4.
2006 Panasonic Toyota Racing Toyota TF106 Toyota 2.4 V8 B 18 1 35 6.
2007 Panasonic Toyota Racing Toyota TF107 Toyota 2.4 V8 B 17 13 6.
2008 Panasonic Toyota Racing Toyota TF108 Toyota 2.4 V8 B 18 1 1 56 5.
2009 Panasonic Toyota Racing Toyota TF109 Toyota 2.4 V8 B 17 2 3 1 2 59,5 5.
Gesamt 139 5 8 3 3 278,5

Alle Fahrer von Toyota Racing in der Formel 1

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Name Jahre Grands Prix Punkte Siege Zweiter Dritter Poles SR beste WM-Pos.
Italien  Jarno Trulli 2004–2009 90 129,5 3 4 2 1 06. (2004)
Deutschland  Ralf Schumacher 2005–2007 53 70 3 1 1 06. (2005)
Frankreich  Olivier Panis 2003–2004 33 12 14. (2004)
Deutschland  Timo Glock 2008–2009 32 49 2 1 1 10. (2008, 2009)
Brasilien  Cristiano da Matta 2003–2004 28 13 13. (2003)
Finnland  Mika Salo 2002 17 2 17. (2002)
Vereinigtes Konigreich  Allan McNish 2002 16 19. (2002)
Brasilien  Ricardo Zonta 2004 5 22. (2004)
Japan  Kamui Kobayashi 2009 2 3 18. (2009)

Ergebnisse in der Formel 1

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Saison Chassis Fahrer Nr. 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 Punkte Rang
2002 TF102                                   2 10.
Finnland  M. Salo 24 6 12 6 DNF 9 8 DNF DNF DNF DNF DNF 9 15 7 11 14 8
Vereinigtes Konigreich  A. McNish 25 DNF 7 DNF DNF 8 9 DNF DNF 14 DNF 11 DNF 14 9 DNF 15 INJ
2003 TF103                                 16 8.
Frankreich  O. Panis 20 DNF DNF DNF 9 DNF DNF 13 8 DNF 8 11 5 DNF DNF DNF 10
Brasilien  C. da Matta 21 DNF 11 10 12 6 10 9 11 DNF 11 7 6 11 DNF 9 7
2004 TF104/104B                                     9 8.
Brasilien  C. da Matta 16 12 9 10 DNF 13 6 DNF DSQ DNF 14 13 DNF
Brasilien  R. Zonta DNF 10 11 DNF
Italien  J. Trulli 11 12
Frankreich  O. Panis 17 13 12 9 11 DNF 8 11 DSQ 5 15 DNF 14 11 8 DNF 14 14
Brasilien  R. Zonta 13
2005 TF105/105B                                       88 4.
Italien  J. Trulli 16 9 2 2 5 3 10 8 DNF DNS 5 9 14* 4 6 5 DNF 13* DNF 15
Deutschland  R. Schumacher 17 12 5 4 9 4 6 DNF 6 PO 7 8 6 3 12 6 7 8 8 3
Brasilien  R. Zonta DNS
2006 TF106/106B                                     35 6.
Deutschland  R. Schumacher 07 14 8 3 9 DNF DNF 8 DNF DNF DNF 4 9 6 7 15 DNF 7 DNF
Italien  J. Trulli 08 16 9 DNF DNF 9 10 17* 11 6 4 DNF 7 12* 9 7 DNF 6 DNF
2007 TF107                                   13 6.
Deutschland  R. Schumacher 11 8 15 12 DNF 16 8 DNF 10 DNF DNF 6 12 15 10 DNF DNF 11
Italien  J. Trulli 12 9 7 7 DNF 15 DNF 6 DNF DNF 13 10 16 11 11 13 13 8
2008 TF108                                     56 5.
Italien  J. Trulli 11 DNF 4 6 8 10 13 6 3 7 9 7 5 16 13 DNF 5 DNF 8
Deutschland  T. Glock 12 DNF DNF 9 11 13 12 4 11 12 DNF 2 7 9 11 4 DNF 7 6
2009 TF109                                   59,5 5.
Italien  J. Trulli 09 3 4 DNF 3 DNF 13 4 7 17 8 13 DNF 14 12 2 DNF 7
Deutschland  T. Glock 10 4 3 7 7 10 10 8 9 9 6 14 10 11 2 DNS INJ INJ
Japan  K. Kobayashi PO 9 6
Legende
Farbe Abkürzung Bedeutung
Gold Sieg
Silber 2. Platz
Bronze 3. Platz
Grün Platzierung in den Punkten
Blau Klassifiziert außerhalb der Punkteränge
Violett DNF Rennen nicht beendet (did not finish)
NC nicht klassifiziert (not classified)
Rot DNQ nicht qualifiziert (did not qualify)
DNPQ in Vorqualifikation gescheitert (did not pre-qualify)
Schwarz DSQ disqualifiziert (disqualified)
Weiß DNS nicht am Start (did not start)
WD zurückgezogen (withdrawn)
Hellblau PO nur am Training teilgenommen (practiced only)
TD Freitags-Testfahrer (test driver)
ohne DNP nicht am Training teilgenommen (did not practice)
INJ verletzt oder krank (injured)
EX ausgeschlossen (excluded)
DNA nicht erschienen (did not arrive)
C Rennen abgesagt (cancelled)
  keine WM-Teilnahme
sonstige P/fett Pole-Position
1/2/3/4/5/6/7/8 Punktplatzierung im Sprint-/Qualifikationsrennen
SR/kursiv Schnellste Rennrunde
* nicht im Ziel, aufgrund der zurückgelegten
Distanz aber gewertet
() Streichresultate
unterstrichen Führender in der Gesamtwertung

Übersicht des letzten Personals

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Aufgabenbereich Name
Stammfahrer Italien  Jarno Trulli
Deutschland  Timo Glock
Testfahrer Japan  Kamui Kobayashi
Präsident Toyota Motorsport Vereinigtes Konigreich  John Howett
Teamchef Japan  Tadashi Yamashina
Teammanager Deutschland  Jens Marquardt
Technischer Direktor Frankreich  Pascal Vasselon
Chefingenieur Deutschland  Dieter Gass
Chefaerodynamiker Vereinigtes Konigreich  Mark Gillan
Renningenieur Trulli Italien  Gianluca Pisanello
Renningenieur Glock Mexiko  Juan Pablo Ramirez

Einzelnachweise

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  1. "Bekanntgabe des Rückzugs Toyotas aus der F1 (auf Japanisch)". (PDF; 62 kB) 4. November 2009, abgerufen am 5. November 2009.
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Commons: Toyota Racing – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien